Kapitel 11.1
*Siiri*
Ich wurde wach, weil mich etwas im Gesicht kitzelte und es direkt an meinem Ohr schnurrte. Verschlafen öffnete ich meine Augen und sah direkt in Carlos seine und er schien sich zu freuen, dass ich endlich wach war. Schnurrte er doch gleich viel lauter.
„Guten Morgen King Carlos" murmelte ich und drehte mich kraulend um, doch die Betthälfte neben mir war leer und kalt. Wo war er denn hin? Ob er unten war? Ich spitze die Ohren, doch es war nichts zu hören. Irgendwie missfiel es mir, dass er nicht neben mir lag. Fiel mir doch spontan ein paar Sachen ein, die ich jetzt gerne mit ihm machen würde. Oder hatte er schon wieder kein Bock auf Sex? Doch wenn ich da an die Silvesternacht dachte, konnte es daran wohl kaum liegen. Grummelnd drehte ich mich wieder zu Carlos um.
„Wo ist denn dein heißes Herrchen?" fragte ich ihn, als ob er mir antworten würde. Doch mehr als ein Mauzen kam von ihm auch nicht. So stand ich auf, nahm Carlos auf den Arm und machte mich langsam auf dem Weg nach unten.
„Sebu?" rief ich ihn, doch es kam keine Antwort und augenblicklich wurde mir ganz anders in der Magengegend. Auch nach dem zweiten Mal rufen war keine Antwort zu hören. Ich suchte das Loft nach ihm ab, doch ohne Ergebnis. Er hatte mich alleine gelassen. Alleine mit meinen Ängsten. Carlos sprang von meinem Arm runter, rannte in die Küche und mauzte mehrmals laut. Er hat bestimmt Hunger, dachte ich mir und folgte ihm. Er saß auf der Arbeitsfläche vor einem Zettel und schob diesen mit der Nase etwas in meine Richtung. Ich nahm ihn und las die Nachricht, die Sebu mir hinterlassen hatte. Er war wohl nur Joggen und so beschloss ich erstmal duschen zu gehen. Ich schnappte mir die Sachen, die er mir gestern gegeben hatte und verschwand unter die Dusche. Das warme Wasser half mir kurzzeitig beim Entspannen. Hoffentlich würde er bald wieder kommen. Ich fühlte mich alleine hier echt alles andere als besonders wohl. Eigentlich war das die perfekte Gelegenheit zu verschwinden. Einfach in den Fahrstuhl steigen, runterfahren und weg wäre ich. Doch das wäre ihm gegenüber vermutlich nicht fair. Hatte er sich doch gestern so lieb um mich gekümmert und es hat geholfen. Zumindest für diesen Moment. Und irgendwie war ich ihm sogar dankbar dafür. Auch wenn ich ihm das wohl nie sagen werde. Wobei, es interessiert mich eigentlich auch nicht, ob es ihm gegenüber fair war. Immerhin ist es mein Leben und wenn was anderes als Sex von mir erwartet, ist er bei mir an der falschen Adresse. Sowas wie gestern würde er nie wieder erleben. Und das wir alles andere nochmal wiederholen könnten, wäre wohl auch keine sehr gute Idee. Obwohl ich definitiv nicht abgeneigt wäre.
Nachdem ich im Bad fertig war, setzte ich mich in die Hängematte und rauchte eine. Carlos hatte es sich wieder in meinem Schoß bequem gemacht und genoss die Streicheleinheiten, die ich ihm schenkte. Schmunzelnd musste ich an letzte Nacht denken. Irgendwie hat der Kater schon ein leichtes Ding an der Klatsche, aber gerade das gefiel mir so an ihm. Ich zuckte zusammen, als ich den Fahrstuhl hörte und kurz danach stieg ein tanzender und summender Sebu aus dem Fahrstuhl. Ziemlich schnell verschwand er kurz in die Küche, um die mitgebrachte Tüte abzustellen. Durch die offene Küche konnte ich ihn beobachten und wie er da so stand, lächelnd, summend, tanzend und anscheinend in einer vollkommen anderen Welt, hatte schon seinen Reiz auf mich. Der Schweiß rann ihm seitlich an der Stirn herunter und aus welchen Gründen auch immer, machte mich das tierisch an. Er sah mit seinen verschwitzten, in allen Richtungen abstehenden Haaren einfach nur so unglaublich sexy aus und ich befürchte, der Kerl weiß das nicht mal. Wenn ich mir vorstelle, wie er da so unter mir liegt. Seine Haut von einem dünnen Schweißfilm überzogen und meinen Namen stöhnend... Gott, was stellte dieser Kerl, dieser wahnsinnig gutaussehende Kerl wohlgemerkt, hier nur mit mir an. Genauso schnell, wie er kam, war er auch schon im Bad verschwunden und kurz danach war das Wasser aus der Dusche zu hören. Und obwohl das Wasser nicht gerade leise war, hörte ich ihn fröhlich summen und musste unwillkürlich schmunzeln. Mit einmal waren alle Gedanken über das heimliche verschwinden meinerseits komplett vergessen und ich hatte es überhaupt nicht mehr eilig, hier wegzukommen. Wollte einfach nur bleiben und seine Anwesenheit genießen. Wollte seine unglaubliche rauchige Stimme hören und in seinen kristallklaren, hellblauen Augen versinken. Sie zeigten so viel Wärme und ließen mich für einen Moment alles andere vergessen. Holten mich ins hier und jetzt zurück und hatten etwas beruhigendes, vertrautes an sich. Gott Siiri, jetzt reiß dich mal zusammen. Ist schließlich nur ein Kerl. Ein Kerl von vielen und wenn ich nachher gehe, wird er nie wieder etwas von mir hören. Ich werde ihn nie wiedersehen und er wird genauso schnell vergessen sein, wie alle anderen.
„Einen wunderschönen guten Morgen, minun kaunis. Ich hoffe, du hast gut geschlafen und etwas schönes geträumt. Sitzt du schon lange hier? Hab dich eben gar nicht gesehen" holte mich diese wundervolle Stimme ins hier und jetzt zurück.
„Morgen. Ja, ging so", er musste schließlich nicht wissen, dass ich so gut wie schon lange nicht mehr geschlafen hab. Ganz ohne schlechte Träume. Ganz ohne stundenlanges wach liegen und grübeln. Ganz ohne Angst... Sonst bildet er sich nachher noch etwas darauf ein. „ Ich dich dafür umso mehr. Hast eine wirklich sexy Show geboten, wie du Hüften schwingend durchs Loft getanzt bist". Oh Gott, wird er wirklich gerade etwas rot?
„Ich ähm ja also manchmal habe ich solche Anwandlungen..." verlegen grinsend fuhr er sich mit der Hand durch seine Haare und zündete für uns je eine Zigarette an. Dankend nahm ich sie und zog genüsslich daran. Er setzte sich neben mich und kraulte nun auch Carlos. Seinem Schnurren nach zu urteilen fühlt dieser sich wohl gerade im siebten Himmel. „Hast du Hunger? Ich habe frische Brötchen und Croissants mitgebracht und die Kaffeemaschine läuft auch schon". Und wie auf Kommando musste sich natürlich jetzt mein Magen melden. Konnte sich dieser nicht einmal raushalten?
„Damit dürftest du deine Antwort haben..." murmelte ich und es klang genervter, als ich eigentlich beabsichtigt hatte. Aber ob Sebu das nun auf sich und seine Frage bezog oder auf etwas anderes interessiert mich nicht. Obwohl, irgendwie ja doch. Aber es dürfte mich nicht interessieren.
„Na dann komm. Kannst dich schon mal an den Tisch setzen. Ich hole eben den Rest und dann können wir Essen" stand auf, drückte seine Zigarette aus und verschwand in die Küche. Ich tat es ihm gleich, setzte Carlos auf die Couch und ich nahm am Tisch Platz. Ich liebte den Geruch von Kaffee und frischen Brötchen am Morgen. Doch das musste ich ihm ja ebenfalls nicht unter die Nase reiben. Kurz danach schenkte er uns Kaffee ein und setzte sich ebenfalls.
„Dann lass es dir mal schmecken. Wenn du noch etwas brauchst, sag einfach Bescheid" und biss herzhaft von seinem Brötchen ab. Auch diese Bewegungen sog ich praktisch in mir auf und ich konnte nicht erklären, warum. Ist ja nun nicht so, dass ich noch nie Männer beim Essen gesehen hätte.
„Danke. Du dir auch" und fing an zu Essen.
„Was liegt denn heute bei dir so schönes an?" fragte er wie beiläufig und fand seinen Teller mit einem mal sehr interessant. Sollte das ein Versuch sein, den Tag mit mir zu verbringen? Das konnte er sich abschminken. Auch wenn ich es eben nicht wirklich eilig hatte, kann ich nicht länger bleiben. Ich darf einfach nicht.
„Ich muss gleich los. Die Arbeit ruft. Kennst das ja wahrscheinlich" log ich eiskalt und beschloss, gleich mal meinem Chef zu schreiben, ob irgendwas für heute anlag und wenn nicht, ob er etwas für mich klar machen konnte. Ich brauchte dringend Abwechslung und etwas zu tun. Ich konnte sehen, wie er schluckte, doch ließ er sich nichts anmerken.
„Ja klar, kenne ich das. Ist ja bei mir nicht anders..." war seine nicht sehr überzeugende Antwort darauf und ich wusste, wenn er nicht auf weitere dumme Ideen kommen soll, musste ich schnell das Thema wechseln.
„Wie kommt es, dass so ein heißer Kerl wie du Single ist? Noch nicht die richtige gefunden?" fragte ich daher, als ob ich an die Liebe glauben würde. Oder an den richtigen. Alles Märchen. Viel zu oft hatte ich verheiratete Männer im Bett. Familienväter, die ihrem Alltag entfliehen wollen.
„Ich bin seit 14 Jahren geschieden. Wir hatten sehr früh geheiratet und uns irgendwann auseinander gelebt. Wie es halt sehr oft vorkommt. Seitdem bin ich glücklicher Single und genieße mein Leben so wie es ist, viel zu sehr, um es für irgendetwas aufzugeben. Ich vermisse nichts, also warum suchen, was es vermutlich eh nicht gibt" nippte er an seinem Kaffee.
„Seit 14 Jahren? Wie alt bist du denn?" fragte ich unverblümt. Schmunzelnd schaute er mich an.
„Was schätzt du denn?"
„Ich hatte dich auf höchstens Anfang 30 getippt. Aber wenn du seit 14 Jahren geschieden bist, kann das ja nicht wirklich hinkommen" erwiderte ich.
„Ich fühle mich sehr geschmeichelt, aber ich bin schon, beziehungsweise noch 36 Jahre jung" und biss von seinem Brötchen ab. Die Wörter noch und jung hatte er extra betont.
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