Kapitel 10.1
*Siiri*
„Na das glaube ich erst, wenn ich mich selber davon überzeugen konnte" schmunzelte ich kurz, folgte ihm in die Küche und setzte mich wieder auf die Arbeitsfläche, während ich ihm zusah. Es sah zumindest nicht so aus, als ob er es zum ersten Mal machte. Und schon nach kurzer Zeit roch es ziemlich lecker. Ich hatte nun wirklich Hunger. Das alles eben hatte mich ziemlich Kraft und Energie gekostet und das machte sich nun bemerkbar. Ich konnte es immer noch nicht glauben, dass ich es ihm erzählt hatte. Zwar nun einen kleinen Teil aus meinem Leben, aber selbst das hielt ich für gewöhnlich tief in mir verborgen. Ging es doch eigentlich niemanden etwas an. Es war mein Leben, meine Gedanken, meine Ängste. Und doch schaffte er es immer wieder, mich zu beruhigen. Mir für kurze Zeit Sicherheit zu geben und das Gefühl, dass ich nicht alleine wäre. Dabei kannte er mich doch gar nicht. Und was mich immer wieder am meisten wunderte, waren seine Reaktionen. Seine Reaktionen auf mein erzähltes. Seine Reaktion auf meine Unruhe und meine Panik. Dass er sie überhaupt mitbekam. Für gewöhnlich dachten die Menschen, ich würde frieren, weil sie nur mein Zittern wahrnahmen. Irgendetwas hatte er an sich, dass ich nicht erklären konnte. Er strahlte etwas Beruhigendes aus. Vor allem seine hellgrauen Augen zogen mich regelrecht in ihren Bann.
„Was für Eissorten magst du denn gerne?" holte er mich aus meinen Gedanken zurück, während er die fertigen Käsetoast auf zwei Teller verteilte.
„Da gibt es so einige. Erdbeere, Stracciatella, Joghurt-Kirsche, Zitrone und noch ein paar mehr. Nur Schokoeis und Nuss mag ich überhaupt nicht" teilte ich ihm mit, während ich den mir entgegen gehaltenen Teller nahm und an den Tisch setzte.
„Dann gibt es zum Nachtisch ein leckeres Eis, wenn du möchtest" setzte er sich und sah mich erwartungsvoll an.
„Und wie ich möchte. Ich liebe Eis. Da ist es mir auch egal, ob es Sommer oder Winter ist" grinsend biss ich vom Käsetoast ab und ließ es mir schmecken. „Ich muss dir leider Recht geben. Das schmeckt wirklich sehr lecker." Sofort bereitete sich ein zufriedenes Lächeln in seinem Gesicht aus und damit sah auch er zum Anbeißen aus. Wie kann man nur so verboten heiß aussehen? Ob er wusste, was er mit seinem Lächeln anrichten konnte? Ihm mussten doch die Frauen zu Füßen liegen.
„Es freut mich sehr, dass es dir schmeckt. Dann mache ich dir jetzt einen weiteren Vorschlag. Wann immer du Hunger oder Appetit auf ein leckeres Eis hast, kommst du einfach vorbei. Sieh es als eine Dauereinladung an. Und Carlos würde sich bestimmt auch sehr darüber freuen, wenn ihn seine neue Freundin besuchen kommt" biss er von seinem Käsetoast ab und schaute sehr interessiert auf seinen Teller. Bereute er diesen Satz schon? Oder hatte er Angst vor meiner Reaktion? Was wollte er damit bezwecken? Glaubte er wirklich, ich würde wegen einem Eis zu ihm kommen? Oder wegen einem Kater? Obwohl Carlos wirklich toll war.
„Wir schauen mal, was die Zeit so bringt..." erwiderte ich nur und hoffte irgendwie, er würde sich keine allzu großen Hoffnungen machen. Ich hatte nicht vor, hier noch mal herzukommen, nachdem ich morgen gegangen wäre. Auch wenn ich die meiste Zeit mit ihm genossen hatte, hatte alles schöne irgendwann ein Ende und das war spätestens morgen nach dem Aufstehen der Fall. Schließlich hatte ich auch noch ein eigenes Leben. Ohne ihn an meiner Seite und das würde auch so bleiben. Ich hatte nicht vor, daran etwas zu ändern. Nicht wegen ihm. Nicht wegen Carlos. Oder aus welchen Gründen auch immer. Niemals würde sich daran etwas ändern. Das sollte er doch so langsam auch verstanden haben. War schließlich nur Spaß abgemacht.
„Möchtest du noch ein Käsetoast oder gleich ein leckeres, unwiderstehliches Eis?" wechselte er wieder das Thema. Wofür ich dankbar war. Mit Essen konnte man nun nicht so viel falsch machen und so langsam spürte ich auch meine Kräfte wiederkehren.
„Für den Moment bin ich satt. Aber ein Eis passt immer rein. Wenn ich dir was helfen kann, sag Bescheid" und schob mir den letzten Bissen in mein Mund. Nun bot ich ihm schon meine Hilfe an... Irgendwas lief hier ganz gewaltig schief. Und doch passierte es ganz automatisch, dass mir solche Sachen bei ihm herausrutschten. Ich musste besser aufpassen, was ich sagte oder machte.
„Das ist doch schnell gemacht. Bleib sitzen und lass dich mal ein bisschen verwöhnen" schmunzelnd nahm er unsere Teller und verschwand in die Küche. Kurz danach hopste Carlos auf meinen Schoß und holte sich eine ausgiebige Streicheleinheit bei mir ab. Ich nahm ihn und setzte mich mit ihm auf die Couch. Der Fernseher war mittlerweile wieder aus, doch das störte mich nicht so. Ich war nicht so der Fernsehtyp. Laut schnurrte er zufrieden und rieb sein Köpfchen an meiner Hand.
„Dann lass es dir mal schmecken, Minun Kaunis" und reichte mir einen recht großen Eisbecher mit Sahne und bunten Streuseln.
„Dankeschön. Du dir auch. Schaut wirklich sehr lecker aus" und so schmeckte es auch. Es war keine Sprühsahne aus der Dose und das machte die Eisbombe noch leckerer. Immer wieder schaute ich unauffällig zu ihm rüber. Wie er sich mit der Zunge genussvoll über die Lippen leckte und sich das Eis schmecken ließ. Nachdem die Eisbecher geleert waren, hielt er wieder seine Arme für mich auf. Ich hätte ja viel eher Lust auf etwas anderes. Noch immer schwirrten mir die Bilder im Kopf, was er eben mit seiner Zunge angestellte hatte. Wie gerne würde ich sie jetzt auf meinem Körper spüren. Wollte wissen, was er damit noch anstellen konnte. Doch die Nacht war ja noch jung und was nicht ist, konnte ja noch werden. So legte ich mich in seine Arme und kraulte seinen Nacken. Zufrieden schnurrte er leise auf und dieses Geräusch machte mich unglaublich an.
„Du kannst fast so gut schnurren, wie Carlos" schmunzelte ich, während er wieder mit meinen Haaren spielte.
„Ich habe auch nur von dem besten gelernt" grinste er mich an. „Können wir heute Nacht einfach nur im Bett liegen, während ich dich im Arm halte? Du darfst mich auch gerne in den Schlaf kraulen" fragte er leise, ja fast verlegen würde ich sagen. War das sein ernst? Das war wie ein Schlag in die Magengegend. Erst scharf machen und dann kuscheln? Ich bin nicht der Kuscheltyp. Ich wollte Sex. Wilden, leidenschaftlichen Sex mit ihm und nicht wie verliebte Teenies kuscheln. Ich wollte jeden Zentimeter seines Körpers fühlen und schmecken. Wollte ihn in den Wahnsinn treiben und mich gleich mit.
„Können wir machen..." brachte ich stattdessen nur zustande und bereute es, das ich zugesagt hatte, über Nacht zu bleiben. Warum schaffte er es immer wieder, meine Pläne zu durchkreuzen? Das immer das Gegenteil von dem, was ich wollte, passierte? Und warum hab ich ihm nicht einfach gesagt, was ich wirklich wollte? Sag doch sonst auch immer, was ich will und was ich nicht will. Warum klappte es bei ihm nicht?
„Dann lass uns mal langsam Bettfertig machen. Du kannst zuerst ins Bad. Dort liegen frische Handtücher und alles, was du sonst so brauchst. Im Schrank müsste auch noch eine Zahnbürste liegen. Ich werde in der Zeit die Zweite Decke beziehen und oben auf dich warten. Brauchst du noch etwas zu schlafen?" mit diesen Worten gab er mir einen kleinen, kurzen Kuss auf die Stirn, stand auf und ging hoch.
„Nur ein Shirt..." stand ebenfalls auf und ging ins Bad. Ich entledigte mich meiner Sachen und stellte mich in die offene Dusche. Er war wohl wirklich in allen Dingen sehr freiheitsliebend. Doch irgendwie gefiel mir das. Als das heiße Wasser auf meinen Körper niederprasselte, schweiften meine Gedanken schon wieder ab und so langsam war ich es leid. Ich wollte nur einmal einen freien, leeren Kopf haben. Nicht über alles Mögliche nachdenken, doch das war mir wohl nicht vergönnt. Nach dem Duschen hatte ich auch schnell die Zahnbürste gefunden und erledigte auch dies. Zum Schluss schaute ich in den Spiegel. Ich hatte auch eindeutig schon bessere Tage erlebt. Blass war ich und meine Augen schauten mich müde und leer entgegen. Ich spritzte mir etwas kaltes Wasser ins Gesicht, atmete noch einmal tief durch und ging die Treppe nach oben in das offene Schlafzimmer, wo das Bett schon fertig bezogen war.
„Ich habe dir ein T-Shirt aufs Bett gelegt. Wenn dir das nicht zusagt, kannst du dir gerne aus dem Kleiderschrank ein anderes aussuchen. Ich bin dann auch mal eben im Bad und gleich wieder da" schnappte sich seine Sachen und war schon auf den Weg nach unten. Kurz danach hörte ich das Wasser der Dusche und zog mir das Shirt von ihm an. Danach legte ich mich ins Bett und irgendwie spielte mein Herz seinen eigenen Rhythmus. Hat nur den Takt noch nicht gefunden... War ich etwa nervös? Oder warum schlug es so unregelmäßig? Er war doch nur ein Mann. Ok, ein Mann der gerade keinen Sex mit mir wollte. Irgendwie ging mir das gerade tierisch gegen den Strich. Hat er keinen Bock mehr auf mich? Denkt er jetzt, ich bin zerbrechlich? Nicht in der Lage ihn um den Verstand zu bringen?
„Da bin ich schon wieder" senkte sich plötzlich neben mir das Bett und ich schrak leicht zusammen, „Entschuldige Minun Kaunis. Ich wollte dich nicht erschrecken" schmunzelte er und kam zu mir rübergerutscht, während er mich gleichzeitig in seine starken Arme nahm.
„Schon ok. War nur etwas in Gedanken" murmelte ich abwesend.
„Magst du mir den Rücken kraulen?" fragte er zuckersüß und sah mich mit einem Blick an, der mich schier in den Wahnsinn trieb. Konnte er das nicht lassen? Ich bin hier diejenige, die andere in den Wahnsinn treibt und nicht umgekehrt. Das war so alles nicht geplant und doch konnte ich gar nicht anders. Er drehte sich etwas auf die Seite und sah mich weiterhin mit einem Dackelblick an, dem wohl niemand hätte widerstehen können.
„Aber nur, weil du mich so lieb gefragt hast, Tiger" schmunzelte ich kurz, legte meinen Arm um seinen Oberkörper und fing an, seinen Rücken zu kraulen. Sichtlich zufrieden schnurrte er vor sich hin, während er mit meinen Haare spielte. Das schnurren half auch nicht gerade, meine Gedanken unter Kontrolle zu bringen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top