1| traurige Premiere
Elea~
Herzhaft gähnend setzte ich das Wasser für meinen morgentlichen Tee auf und lehnte mich an die glänzende Tischentheke. Ich war mal wieder allein, wenn man von den zahlreichen Sicherheitsmännern absah, sie ihre stetigen Patroillen um unser riesiges Anwesen durchführten und sich dabei so lautlos bewegten, dass ich sie nicht einfach so bemerkt hätte.
Mein Stiefbruder ist gestern Nacht nicht zurückgekehrt und ich zweifelte daran, dass es an dem schweren Unwetter lag, welches New York in vergangender Nacht eingeholt hatte. Ein Blick auf mein Handy bestätigte meine Vermutung, dass Darren mir nicht mal eine Nachricht geschrieben hatte, wie es ihm ging, dabei wusste er ganz genau, wie sehr ich mich um ihn sorgte.
Erneut gähnte ich, was aber von einem lauten Seufzer unterbrochen wurde. Ihm würde es schon gut gehen.
"Miss, wir beginnen nun mit der Aufstockung von P1 und P2", riss mich unser Hauptsicherheitsleiter Coy aus den Gedanken und ich schreckte auf. Nie hörte ich unsere eigenen Angestellten kommen!
Müde nickte ich. "Danke, Coy", murmelte ich ohne ihn anzusehen, bekam aber aus dem Augenwinkel mit wie er achtungsvoll den Kopf neigte und dann strammen Schrittes den Ausgang aufsuchte.
Träge wendete ich mich wieder dem Wasserkocher zu und goss meinen grünen Tee auf. Jeden Tag verdoppelten sie nahezu die erste und zweite Patroille, da wir tatsächlich öfter tagsüber ungebetenen Besuch bekamen und Sicherheit hier das erste Gebot darstellte. Naja, vielleicht neben ich hinterfrage keine Befehle und ich opfere mein Leben für den Ranghöheren und ich tanze gefälligst nach der Pfeife von Darren Celebrá und Elea Terziêr.
Zugegeben, die Sicherheit hatte sich doch noch ein paar anderen Vorschriften unterzuordnen. Darren sagte zwar immer, die Rundumbewachung des Hauses würde unser aller Schutz sichern, aber wir wissen beide, dass diese Bewachung nur existiert, da Darren einfach Angst um mich hat. Die selbe Angst, die ich gerade verspürte.
Mit dem dampfenden Tee in der Hand schlürfte ich zur Tafel, setzte mich weniger anmutig hin und blätterte lustlos in der Tageszeitung. Drei blutleere Leichen in Manhatten aufgefunden und Messerstecherei in New Yorker U-Bahn waren nur einer der wenigen Schlagzeilen, die sich Darren und seine zahlreichen Gangmitglieder zuzuschreiben hatten.
Plötzlich schreckte ich hoch, jemand hatte den Schlüssel ins Schloss gesteckt und riss nun die Tür auf. Ein leiser Schrei entfuhr mir, als ich den weißen Haarschopf meines Bruders entdeckte, der mit feinen Regentropfen benetzt war. Erfreut sprang ich auf und warf mich in seine Arme, bevor er auch nur dazu kam, sich den Mantel von den Schultern zu streiften. Rau lachte er auf und schlüpfte aus dem Schuhen.
"Da freut sich aber jemand mich zu sehen", grinste er, schloss den Schlüssel weg und zog dann schließlich den Anorack aus. Zähneknirschend boxte ich ihm gegen die Schulter und hob mein Handy hoch, dessen Display keine SMS aufzeigte.
"Keine Nachricht, kein Anruf, nichts! Tickst du noch sauber, Brüderchen?", tadelte ich ihn, doch mein mürrischer Unterton entging ihm nicht. Mit einem kleinen Seufzen verschwand das Lächeln aus seinem Gesicht und er drängte sich an mir vorbei in das Wohnzimmer.
Fassungslos folgte ich ihm und sah zu, wie er sich unschlüssig durch die Haare fuhr und den ausgeschalteten Fernseher anstarrte.
"Elea, es ist kompliziert. Da gibt es so eine Bande in New York, Nine'o'clock, und die haben es darauf abgesehen, mich aus dem Weg zu schaffen. Es ist nicht leicht, weißt du, und hätte ich dich irgendwie kontaktiert und diese Jungs kommen an mein Handy, könnte ich mir das niemals verzeihen." Jetzt schaute er mich ernst an.
"Du bist das Heiligste, was mir nach Mutters Tod geblieben ist, und ich kann nicht zulassen, dass diese Wichser dich meinetwegen als Zielscheibe anpinnen." Langsam nickte ich und schluckte dann schwer.
"Darren, wir sind so viele, seit wann machst du dir Sorgen um irgendeine poplige Bande in New York?", sprach ich dann meine Gedanken aus und zog eine Augenbraue hoch, während er gequält den Kopf in den Nacken legte. Regentropfen prasselten aus seinen Haaren auf den teuren Marmorboden.
"Seit ich weiß, dass einer der Leader sich in unseren Reihen befindet", stöhnte er und mir fiel der Mund auf. Ein Maulwurf- bei uns, in unserer Gang! Ich glaub's nicht, eine traurige Premiere.
Darren spannte seine Kieferknochen an, als er meinen bestürzten Blick bemerkte. "Ich habe etwas angeordnet, wofür du mich wahrscheinlich hassen wirst, Kleine. Bitte verstehe mich, es geht nicht anders", seufzte er dann niedergeschlagen und forderte mich mit einer Geste auf, neben ihm Platz zu nehmen. Langsam ließ ich mich auf die weiße Ledercouch fallen und schaute ihn abwartend ab.
"Nikolai holt dich heute Abend ab, du wirst den Staat verlassen. Hier bist du nicht mehr sicher."
xxx
Vielen Dank, dass ihr mal in mein Buch geschnuppert habt (: ich weiß, es gibt zichtausend Mafiastorys aber naja, ich hatte auch mal Lust eine zu schreiben.
Feedback wäre unglaublich ♡
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