7. Kapitel (Baden: zweiter Teil vom zweiten Schritt)
Ich wusste nicht genau, wie lange wir im Wasser blieben. Als die Sonnenstrahlen die grünen Blätter langsam golden färbten, uns Mückenschwärme belauerten und mir entgültig zu kalt war, beschlossen Ivan und ich uns auf den Rückweg zu machen.
Mir fiel erst jetzt auf das ich mein Handy nicht dabei hatte, was villeicht nicht die beste Idee war wenn man mutterseelenallein mit einem Jungen, den man kaum kannte zu einem See mitten im Wald ritt.
Aber Ivan zog ein anscheinend wasserfestes Smartphone aus seiner völlig durchnässten Jeans. (Besaß er denn gar keine Reithose?!) ,,Es ist schon nach 6 Uhr. Wir sollten wirklich los."sagte er und ich stimmte zu und führte Ronny aus dem Wasser. Als wir uns komplett durchnässt wieder unsere Schuhe anzogen, bemerkte ich das sein Blick auf mir lag. Und zwar nicht auf meinem Gesicht. Ich sah an mir herunter und stellte fest das meine Befürchtungen, was mein rosa T-Shirt anging, wahr geworden waren. Es klebte wie eine zweite Haut an mir und ich war wirklich froh das ich einen SportBH anhatte. Man sah durch den nassen hellrosa Stoff nämlich ALLES. Da hätte ich auch gleich einen auf Ivan machen können und ohne T-shirt ins Wasser gehen können dachte ich ironisch und versuchte mein Oberteil notdürftig auszuwringen. Ivan wandte sich ab und zog sich sein eigenes, trockenes T-shirt über den Kopf.
Wir strichen den Pferden mit den Händen das Wasser aus dem Fell und wrangen ihnen Mähne und Schweif aus, so gut es eben ging. Dann schwang Ivan sich wieder auf den Rücken von King und ich schaffte es mithilfe von einem niedrigen Ast ebenfalls aufzusteigen. Auf dem Rückweg beeilten wir uns ziemlich und trabten die meiste Zeit, ich versuchte zweimal ein Gespräch anzufangen, aber ließ es dann sein. Ich war ziemlich kaputt und versuchte nicht daran zu denken das ich später noch Hausaufgaben machen musste. Obwohl mir kalt war genoss ich den Ritt durch den Wald.
Als wir am Hof ankamen, waren die Pferde schon fast wieder trocken, während meine Klamotten immer noch feucht waren. Ivan trug zwar ein trockes Tshirt, aber seine Jeans war auch noch ziemlich durchnässt und klebte ihm an den Beinen. Ich bemerkte neidisch, dass er ziemlich lange Beine hatte, aber okay vermutlich kam das als Bonus wenn man so groß war. Ivan war wirklich deutlich größer als ich, obwohl meine 1,63 cm gar nicht mal sooooo winzig waren. Trotzdem war ich unter meinen Freundinnen die Kleinste.
Wir versorgten die Pferde gemeinsam, während es langsam anfing zu dämmern. Ich gab mir Mühe mich an all die Sachen zu erinnern die laut des Tipps meiner Mädels attraktiv wirkten, also suchte ich öfter Blickkontakt, spielte mit meinen Haaren und biss mir auf die Unterlippe. Einmal bat ich ihn auch um Hilfe beim Tragen meines Putzkasten, laut Fa mochten Jungs es ,,die Stärkeren zu sein". Er schien bei der Aufforderung ziemlich verwundert, aber half mir den Kasten zum Fahrrad zu tragen. Als wir mit Allem fertig waren, war es dunkel.
Ich überlegte fieberhaft ob ich es schon wagen sollte ihn zum Abschied zu umarmen. War das zu früh? Es war wirklich nicht so das ich Berührungsängste hatte, meine Freundinnen und Familienmitglieder umarmte ich mehrmals täglich. Und auch bei Jungs mit denen ich befreundet war hatte ich keine Probleme mit Berührungen. Nur bei Ivan war es anders, bei dem Gedanken daran ihn zu umarmen oder von ihm umarmt zu werden brach mir regelrecht der Angstschweiß aus. Wiederte es mich so sehr an das er Is zum Weinen gebracht hatte? Oder war es etwas anderes? Wen man oberkörperfrei gesehen hat konnte man auch umarmen, oder?
Ich atmete tief durch und sah zu Ivan, der neben mir den Weg vom Offenstall zur Sattelkammer hochlief. Wir hatten grade die Pferde weggebracht und mussten jetzt noch schnell die Halfter weghängen, bevor wir entgültig mit allem fertig waren. ,,Wie kommst du nach Hause? Bist du auch mit dem Fahrrad da?"fragte ich ihn. Er schüttelte den Kopf ,,mein Vater holt mich ab."
Nachdem wir die Halfter weggehangen hatten, standen wir einen Moment unschlüssig voreinander. ,,Also dann..." meinte er und wollte sich schon zum gehen wenden. Ich gab mir einen Ruck und umarmte ihn kurz. Nicht auf die innige Art, wo man dem Andern die Arme um den Hals schlingt und mehrere Sekunden so stehenbleibt, sondern nur eine freundschaftliche, kurze Umarmung von der Seite. Wie man sich von einem Kumpel verabschiedete. Seine Schultern waren breit und muskulös, der Stoff seines Tshirts fühlte sich weich an. Nach einem kurzen Moment erwiederte er die Umarmung und wir lösten uns voneinander. ,,Tschüss. Gute Nacht." Sagte ich und hatte auf einmal das Bedürfnis ihn nochmal zu umarmen. Er lächelte, seine weißen Zähne blitzen in dem schwachen Licht. ,,Gute Nacht, Sarah."
Am nächsten Morgen kam ich zu spät zur Schule, was fast nie passierte. Ich hatte schlecht geschlafen, die halbe Nacht hatte ich mich unruhig hin und her gewälzt. Ich bekam Ivan einfach nicht aus meinem Kopf raus. Ivan wie er oberkörperfrei auf King saß und sich halb zu mir umgedreht hatte. Ivan mit verstrubelten Haaren, die nass vom Seewasser waren, in seiner klatschnassen Jeans. Wie er ruhig auf seinem Pferd saß und die Abendsonne seine Haut golden färbte... Immer wieder versuchte ich mir Is am Abend der Party in Erinnerung zu rufen, der Tränen und Makeup über die Wangen liefen, weil Ivan sie verlassen hatte. Und er hatte sie ja nicht nur verlassen, er hatte sie betrogen und ihr ins Gesicht gesagt das ihre 2-monätige Beziehung eine Lüge gewesen war und er sie nie gemocht hatte! Er wirkte auf dem Reiterhof villeicht nur wie ein ruhiger, gutaussehender Junge, aber eigentlich war er ein kompletter Arsch!
Er hatte den Plan den wir vier geschmiedet hatten vollkommen verdient. Er verdiente es genau das zu fühlen was er Is angetan hatte. Also warum wurde mir beinahe schlecht, jedesmal wenn ich an Mission ISpossible dachte? Klar, es war bescheuert und kindisch, aber es war doch nur harmloser Spaß, oder nicht?!
Als ich dann endlich eingeschlafen war, träumte ich einen wirren Traum von Is, die einen See voller Tränen weinte während Ann und Fa ihr Taschentücher reichten, die zu weißen Pferden wurden. Dann lebte in dem See aufeinmal ein riesiges Ungeheuer, das eine nasse Jeans trug und immerzu fragte:,,Kommst du nicht mit rein? Kommst du nicht mit rein?"
Herr Merold war ziemlich überrascht über meine 8 minütige Verspätung und tadelte mich milde. Villeicht hätte ich es noch geschafft pünktlich zu kommen, wenn ich nicht wieder aufgebrezelt sein müsste. Heute trug ich, wie es der Plan sagte, ein enges dunkelblaues Kleid von einer Sportmarke. Es hatte weiße Streifen an den Ärmeln und bis auf die Tatsache, dass es bei jedem Schritt drohte sich hochzurollen und meinen Arsch zu entblößen gefiel es mir ziemlich gut. Dazu trug ich weiße Sneaker und ein weißes Basecap. Ich entschuldigte mich, winkte Ann, die ganz hinten am Fenster saß, verstohlen zu und huschte dann zu meinem Platz. Ich brannte darauf den Anderen von gestern zu erzählen, aber dafür musste ich wohl oder übel bis zur Pause warten.
Ich hatte ja angekündigt das eventuell auch ne Zeichnung hier abgebildet sein würde also * Trommelwirbel *hier ist eine. Und zwar das Outfit von Sarah.
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