6. Kapitel (Montag und der zweite Schritt)
Urgh, es war schon wieder Montag und es lagen ganze 7 Stunden vor mir, bevor ich zu Ronny fahren konnte.
Immerhin war meine Mutter so nett gewesen mich bis vor die Schule zu fahren. Von der Grundschule aus, in den meine kleine Schwester Ronja und mein kleiner Bruder Tom gingen, war es auch nur ein kleiner Umweg. Ich küsste sie zum Dank auf die Wange und ging zum Eingang, vor dem die Mädels auf mich warteten.
Schnell erzählte ich ihnen in Kurzform wie der erste Schritt der Mission gestern gelaufen war, sie lauschten gespannt. ,,Nice! Das lief doch gar nicht schlecht. Und ich sehe du hast das Outfit an was wir für heute geplant hatten. Du siehst mega hot darin aus." Sagte Is zufrieden.
Ich trug ein weißes Oberteil mit V-Ausschnitt und einen weiß-rosa karierten Faltenrock. Dazu glodene Schuhe mit Absatz, die gut zu meinen goldenen Ohrringen und meinen hochgesteckten blonden Haaren passten.
Alles zusammen sah elegant und ein wenig glamourös aus, was eigentlich auch mein bevorzugter Kleidungsstil war. Trotzdem fühlte es sich schäbig und falsch an. Wir hatten jedes einzelne Outfit für diese Woche geplant, damit ich auch ja Ivans Blicke auf mich zog. Mir missfiel der Gedanke mich für ihn zurechtzumachen, davon abgesehen waren wir doch eh nicht in derselben Klasse. Unsicher sah ich auf meine Füße. Villeicht war es eingebildet zu denken, dass ein paar schicke Klamotten und, bisher ziemlich einseitige, Gespräche genug wären um mich irgendwie auf Ivans Radar zu bringen.
,,Warte, ich trag dir deinen Schulranzen zu deinem Klassenraum. Der mildert das Bild etwas ab." Sagte Fa grinsend und nahm mir meinen Rucksack von der Schulter.
Ann stupste mich an und deutete unauffällig quer über den Schulhof, wo Ivan mit seinen Freunden und ein paar Mädchen stand. ,,Er hat gerade zu dir rüber geguckt." Murmelte sie erfreut. Ich sah zu ihm rüber und unsere Blicke begegneten sich kurz. Bevor ich es schaffte mir verführerisch durch die Haare zu fahren oder zu lächeln, senkte er aber schon wieder den Blick und konzentrierte sich auf sein lebhaftes Gespräch mit Leah, einem rothaarigen Mädchen aus meiner Klasse. Bei mir ist er gestern aber nicht so gesprächig gewesen, dachte ich säuerlich, bevor die Schulklingel ertönte und alle nach drinnen strömten.
Der Schultag verlief ohne besondere Ereignisse, obwohl die Anderen versuchten mich in den Pausen dazu zu bringen zu Ivan rüberzugehen und ein Gespräch mit ihm anzufangen. Ich schaffte es allerdings ihnen klarzumachen, dass er mit einer Gruppe von ca. Sieben ziemlich beliebten Leuten zusammen stand und ich mich bei dem Versuch nur blamieren würde.
Also blieb es bei dem Plan für heute Nachmittag. Ich sollte ihn wie zufällig auf dem Reiterhof abpassen und dann ein Gespräch aufbauen, was dazu führte das ich ihn fragte ob wir zusammen ausritten. ,,Das Wetter ist so schön." Würde ich sagen. ,,Alleine ausreiten ist langweilig und kann Unsicher sein. Komm doch bitte mit, ja? Ich zeig dir auch meine Lieblingsstrecke."
Das hatte ich tatsächlich vor, man muss schließlich Opfer bringen.
Ich zog mir ein rosa T-shirt und meine dunkelblaue Reithose an (wie mit den Anderen besprochen) und fuhr mit dem Fahrrad zum Hof.
Es schien so als hätte ich Glück, Ivan stand neben seinem Pferd im Offenstall und zog ihm grade das Halfter über als ich ankam. ,,Hallo! So ein Zufall." rief ich ,,Es ist so schönes Wetter, oder? Was machst du heute mit King?"
,,Ausreiten." Antwortete er. Wow. Gesprächig wie ein Fisch. Villeicht war er einfach kein Fan vieler Worte, obwohl das in der Schule immer ganz anders aussah. Mir wäre lieber er wäre einfach nur schweigsam, als in Betracht zu ziehen, dass er mich einfach nur nicht mögen könnte.
,,Echt?! Ich und Ronny wollten auch ausreiten, es gibt einen richtig schönen See in der Nähe vom Wald. Da sind fast nie Leute und die Gegend ist der Hammer, deswegen reite ich da öfter hin. Kennst du den?"
Er schüttelte den Kopf.
Ich lächelte ,,Na dann verpasst du was. Wie wäre es wenn wir da gleich zusammen hinreiten? Ganz entspannt."
Er legte den Kopf schief und schien zu überlegen, was ziemlich heiß aussah. Mit angehaltenem Atem wartete ich seine Reaktion ab. Schließlich nickte er. ,,Klingt gut."
Ha!
Keine halbe Stunde später saßen wir auf unseren Pferden und ich ritt voraus und erklärte Ivan den Weg. Wir hatten zusammen unsere Pferde fertig gemacht und als ich gesehen hatte das er wieder ohne Sattel ritt, hatte ich ebenfalls auf einen verzichtet. Ich war schon länger nicht mehr ohne Sattel geritten, aber hatte mich schnell wieder an das Gefühl gewöhnt. Wir redeten nicht viel sondern konzentrierten uns auf den Weg und die Geräusche des Waldes. Nach etwa 40 Minuten hatten wir es geschafft und der kleine See lag vor uns. Die Sonne schien auf türkisblaues Wasser in das mehrere Bäche mündeten, man hörte nichts außer leises Geplätscher und Vogelzirpen.
,,Wow" sagte Ivan ,,Danke das du mir den Ort gezeigt hast. Es ist wirklich idyllisch hier." Er lächelte mich warm an.
Ich wurde ein bisschen rot und wollte etwas sagen, dann überrumpelte Ivan mich völlig indem er die Zügel auf Kings Hals ablegte und sich seine Turnschuhe auszog.
,,Äähhm Was machst du da?" Fragte ich ihn. ,,Na ich und King gehen schwimmen. Schau dir doch das Wasser an, da kann man ganz sicher drin baden." Er zog sich das Tshirt über den Kopf, nahm die Zügel wieder auf und trieb King ins Wasser. Dann sah er sich nach mir um. ,,Kommst du nicht mit rein?"
Es war überhaupt nicht so das mir die Wasserqualität Sorgen bereitete. Ich hatte hier schon ein paar Mal Leute baden sehen und war letzten Sommer auch selber einmal mit meiner Familie hier gewesen. (Danach allerdings nie wieder, denn der See war so abgelegen das man zu Fuß über eine Stunde hin und zurück laufen musste und meine Geschwister hatten sich endlos über den langen Weg beschwert.) Es war mir trotzdem unangenehm hier und jetzt mit Ivan und den Pferden baden zu gehen, ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet, dass er das vorschlagen würde.
Zögernd sah ich wieder zu Ivan der sich immer noch abwartend zu mir gedreht hatte. Die Sonne schien auf seinen nackten Oberkörper. Er war, in jeder Hinsicht, perfekt gebaut. Ich glaubte Fa aufs Wort das er in Sport immer nur Einsen hatte.
,,Doch doch ich komme." Antwortete ich und riss den Blick von seinem muskulösen Rücken los.
Worauf wartete ich noch?! Das hier war eine super Gelegenheit für Mission ISpossible! Die Anderen würden Augen machen wenn ich erzählte das Ivan und ich zusammen baden waren.
Mal ganz davon abgesehen sah der See wirklich einladend aus. Schnell zog ich mir Reitstiefel und Socken von den Füßen, den Rest ließ ich an. Dann folgte ich Ivan langsam ins Wasser. Als wir schon fast in der Mitte des Sees waren fingen die Pferde an zu schwimmen und ich glitt schnell von Ronnys Rücken und paddelte neben ihm her, wobei ich mich an seinem Hals festhielt. Das Wasser war ziemlich kalt aber glasklar.
Die Pferde schienen den Ausflug sehr zu genießen und auch Ivan und ich hatten unseren Spaß. Auf einmal war er völlig verändert und lächelte viel und ehrlich. Wir veranstalteten sogar eine Wasserschlacht, bis King sich vor einem der Spritzer erschreckte und sich von Ivan losriß, der hinterherkraulen musste um den Friesen wieder einzufangen. Ivan und ich redeten kaum, mir fiel nichts ein was ich sagen konnte und ihm anscheinend auch nicht. Aber das war gut so. Ich hatte die Nase gehörig voll von erzwungenen Gesprächen.
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