23.Kapitel (Kommst du?)
Am nächsten Tag war Freitag und ich wusste das ich mich bei Adrian entschuldigen musste. Also wartete ich die Pause ab und ging zaghaft zu ihm und Ivan.
,,Kannst du uns mal kurz alleine lassen?" Sagte ich zu Ivan, der mit Adrian einen Blick austauschte und dann zu Markus hinüberschlenderte. ,,Ich wollte mich entschuldigen..." setzte ich an und war überrascht als er abwinkte. ,,Schon okay, deine Mutter hat mir gesagt was los war. Das hätte jeden umgehauen." ,,Dank- Was? Du hast mit meiner Mutter geredet?" Mein Mund stand offen. ,,Ja. Sie kann übrigens echt lecker kochen." Er lachte als er mein Gesicht sah. ,,Ich habe versucht mich rauszuschleichen als du nach 30 Minuten immer noch nicht kamst und da stand sie grade am Herd. Erst war sie ein bisschen erschrocken, aber dann meinte sie, sie hätte sich schon gefragt wem das Paar Schuhe gehörte." Stimmt ja. Sein Paar Schuhe am Eingang. ,,Ich hab mich vorgestellt und sie hat gefragt ob ich Hunger hätte. Den hatte ich. Und dann haben wir zusammen gegessen."
Ich versuchte zu verarbeiten was ich da grade hörte. ,,Du hast mit meiner Mutter zusammen gegessen?" ,,Ja es war echt lecker. Und wir haben uns gut miteinander unterhalten. Sie ist wirklich nett. " Ich konnte es nicht fassen. Dieser Junge steckte voller Überraschungen. ,,Und sie hat dir das mit dem Baby erzählt?" ,,Ja. Das muss wirklich ein Schock für dich gewesen sein." ,,Im Vergleich zu deinen Problemen ist es praktisch nichts." Antwortete ich zerknirscht. Adrian schüttelte den Kopf. ,,Es ist eine ganze Menge. Deine Mutter kriegt ein Baby und du kriegst eine neue Familie." Er nahm meine Hand. ,,Das wird schon, Fariba. Willst du sonst noch über was reden was gestern passiert ist?''
,,Nope. Das war ein Versehen. Im Prinzip war es sogar gut das meine Mutter kam, ich hätte eh kein Kondome da gehabt." Er hüstelte.
,,Ich aber. In meiner Jeanstasche, hab einen Kumpel aus der Oberstufe danach gefragt, als du mich zu dir nach Hause eingeladen hast."
Anscheinend war meine Nachricht genau so rübergekommen wie befürchtet. Aber okay, schließlich war es ja auch fast Realität geworden. Ich gab ihm einen Kuss und ging zu Ann und Sa rüber.
Sa's POV
Fa gesellte sich zu uns und holte tief Luft. ,,Leute. Ich muss euch was erzählen." ,,Du und Adrian sind jetzt endlich ein festes Paar?" Riet ich. Sie hatte mir und Ann anvertraut was zwischen ihr und dem hellblonden Jungen lief und ich war überrascht das sie nach all dem noch nicht offiziell zusammen waren. ,,Meine Mutter erwartet ein Baby und der Zahnpastatyp und sein Sohn sollen bei uns einziehen." Mir blieb die Luft weg. ,,Und wie findest du das?" Fragte ich sie, ihr Ton war ziemlich neutral gewesen. ,,Furchtbar. Natürlich. Aber ich werde wohl damit leben müssen und ein kleines bisschen gespannt auf mein Geschwisterkind bin ich schon." Ann nahm ihre Hände und hüpfte aufgeregt auf und ab. ,,Das ist der helle Wahnsinn! Oh Mann wie aufregend! Könnt ihr es nach mir benennen wenn es ein Mädchen wird?" ,,Musst du dir dann mit Luca ein Zimmer teilen?" Fragte ich. Ein ganz kurzes Grinsen huschte über Fa's hübsches Gesicht. ,,Nein, er kriegt das Gästezimmer und nein ganz sicher nicht. So schön ist der Name Annabella jetzt auch wieder nicht. Davon abgesehen kriegt es sicher eh einen persischen Namen." Ann's Augen sahen immer noch aus wie die einer Animefigur und sie machte begeistert Namensvorschläge.
Im Gegensatz zu Is und Fa mochten Ann und ich kleine Kinder. Ich war begeistert über die Neuigkeiten und freute mich für Nesrin, aber machte mir Sorgen um Fa. Das kam ja wirklich alles ziemlich plötzlich, sie hatte grade erst diesen Rolf und seinen Sohn kennengelernt und jetzt bekamen ihre Mutter und er schon ein Kind?! Aufmunternd lächelte ich sie an. ,,Du hast ja noch 9 Monate um dich drauf einzustellen. Sicher wird es toll." Sie nickte verdrießlich. Was Is wohl zu den Neuigkeiten gesagt hätte?
Hehe Ann als Animefigur
Nach der Schule fuhr ich so schnell wie möglich zu Ronny, ich wollte den letzten Tag der 2 Wochen alleine mit ihm nutzen und ausreiten gehen. Morgen würde Gina wiederkommen und sie sah es immer lieber wenn ich ihn auf dem Reitplatz bewegte anstatt auszureiten.
Obwohl ich mir Mühe gab jede Sekunde mit dem Haflinger zu genießen, war ich genauso niedergeschlagen wie gestern. Alles hier erinnerte mich an Momente mit Ivan. Ich hatte immer noch nicht mit ihm geredet, mir war klar das ich kein Recht dazu hatte ihn zu irgend etwas zu drängen. Wenn er Zeit brauchte um nachzudenken, brauchte er Zeit um nachzudenken. So einfach war das.
Ich sattelte Ronny und versuchte meine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken, es hatte keinen Sinn zu Grübeln. Aber als Ronnys Hufen den Waldweg berührten, beschloß ich meinem schweren Herzen nachzugeben und zum See zu reiten. Mich würden dort zwar Erinnerungen mit Ivan überschwemmen, aber irgendwie wollte ich das. Ich wollte all diese schönen Momente mit ihm nicht vergessen. Je näher wir dem Ziel kamen desto schneller klopfte mein Herz, auf eine schmerzhafte Weise. Als wir ankamen, zügelte ich Ronny und stieg ab.
Der See war so wunderschön wie immer, die Sonne schien, die Büsche und Bäume waren leuchtend grün. Ich sah ein paar Libellen und konnte einen Fisch in dem klaren Wasser erkennen. Meine Kehle tat weh und ich bemerkte wie mir die Tränen aus den Augen stiegen. Da war die flache Stelle wo wir mit den Pferden baden gegangen waren. Und ungefähr dort drüben hatten wir eine Wasserschlacht gemacht. An dieser Uferstelle hatte er mir von seinen Eltern erzählt. Ich vergrub das Gesicht in Ronnys Mähne und begann zu weinen. Er stand ganz still da, als würde er wissen das ich ihn jetzt brauchte. Nach einer Weile fing ich mich wieder. ,,Komm, Ronny." Sagte ich mit tränenerstickter Stimme und setzte einen Fuß in den Steigbügel. Warum war ich überhaupt hergekommen? Ich wusste doch das es dumm gewesen war.
Ronny hob auf einmal den Kopf und spitzte die Ohren. Ich nahm den Fuß wieder aus dem Bügel und sah mich um. Als ich 12 gewesen war hatte ich mir den Fuß verletzt weil ich aufgestiegen war, als sich das Pferd grade vor einer Taube erschreckt hatte. Seitdem scannte ich immer lieber einmal mehr die Umgebung bevor ich aufstieg. Mir blieb die Luft weg und ich krallte mich fest an Ronnys Zügel. Ich hatte gesehen was er bemerkt hatte, denn grade ritt Ivan auf seinem Friesen auf die Lichtung. Er ritt wieder ohne Sattel, seine dunkelbraunen Haare wippten bei jedem Schritt seines Pferdes, seine hellgrünen Augen leuchteten. Ivan glitt vom Pferderücken und führte King in meine Richtung ohne sein Pferd zwischendurch auch nur kurz anzuhalten. Dann blieb er direkt vor mir stehen. Wir sahen uns an. ,,Hey." Sagte ich unsicher. ,,Hey, Sarah." Er lächelte. Dann beugte er sich zu mir herunter und küsste mich. ,,Sorry das ich so lange gebraucht habe, es hätte mir von Anfang an klar sein sollen."
Meine Knie wurden weich. ,,Du bist nicht... wir sind wieder...? Er nickte grinsend. ,,Mir wäre es zwar immer noch lieber wir wären auf eine andere Art zusammengekommen, aber hauptsache wir sind zusammen. Ich habe dich echt vermisst." Mir kamen vor Freude fast die Tränen. ,,Ich hab dich auch vermisst. Reiten wir zusammen zurück?" ,,Klar doch." Er küsste mich noch mal auf die Wange und stieg wieder auf. ,,Kommst du?"
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