16.Kapitel (the closet)
Über Adrians Schulter hinweg sah ich durch die Schlitze wie Frau Sittmann den Raum betrat. Sie setzte sich an den Schreibtisch, öffnete eine Schublade und holte den Jägermeister hervor. Dann nahm sie ein paar große Schlucke direkt aus der Flasche.
,,Ist das Frau Sittmann? Was macht sie?" Flüsterte mir Adrian ins Ohr. Er stand dicht an mich gepresst mit dem Rücken zur Schranktür.
,,Deinen Jägermeister trinken.'' Ich versuchte ein bisschen von ihm wegzurücken, aber da war einfach kein Platz. An meinem Rücken war die Schrankwand, an meiner Vorderseite Adrian, fast direkt an meinen Schultern waren schon die Schrankseiten und mein Hinterkopf streifte leicht die Decke. Adrian musste den Kopf ein bisschen eingezogen halten. ,,Hör auf dich so viel zu bewegen sie hört uns sonst noch." Flüsterte er in mein Ohr. Sein Atem kitzelte meinen Hals.
Einerseits war ich sehr froh das sie keinen von uns entdeckt hatte, andererseits stand ich hier grade, dicht an Adrian gepresst, in irgendeinem Aktenschrank. Ich musste ihm für seine Geistesgegenwart wohl oder übel dankbar sein, sonst hätte die Drachin gesehen das ich den Anorak abgenommen hatte und die Bibel das Regal krönte. Aber es war, nach dem was gestern passiert war irgendwie akward jetzt gegen seine Brust gekuschelt in einem engen Raum zu stehen. Er fühlte sich merkwürdig vertraut an und roch angenehm nach Minze. Die Wärme stieg von unseren beiden Körpern auf, Ich hatte das Gefühl es wurde mit jeder Sekunde heißer hier drin. Adrian stand so dicht an mich gepresst das ich seinen Herzschlag spüren konnte.
,,Warum bist du gestern einfach gegangen?" Fragte er plötzlich und seine Lippen streiften meine Ohrmuschel. Mir wurde noch wärmer. ,,Denkst du ernsthaft hier wäre ein guter Ort um das zu diskutieren?" Flüsterte ich.
,,Wieso nicht?! Solange wir leise sind. Also warum? Hat's dir nicht gefallen? Warst du sauer weil ich gesagt hab das Ivan und dein Bestie nicht zusammengepasst haben?" Ich wand mich unbehaglich. Verdammt, warum war es hier so eng! Und so heiß! ,,Das mit gestern war ein Fehler, wir waren beide nicht ganz nüchtern, sowas passiert auf Partys. Und gegangen bin ich weil du es anscheinend okay fandest wie dein Kumpel Is behandelt hat. Deinen kleinen Monolog muss ich wohl kaum wiederholen, oder?"
Er seufzte leise. Täuschte ich mich oder presste er sich noch ein bisschen näher an mich ran? ,,Es war also nur ein Fehler, ja? Also dafür schienst du es ziemlich zu genießen." Seine Stimme war noch leiser geworden und hatte wieder diesen rauen Ton angenommen. ,,Wir beide, alleine zu zweit, so wie jetzt... Und deine Lippen auf meinen..." Ich verteidigte mich: ,,Wenn du mich nicht angetanzt hättest..." ,,Wenn du nicht so verboten heiß ausgesehen hättest..." Seine Lippen streiften wieder mein Ohr, diesmal war ich mir sicher das es Absicht war. ,,Du riechst gut." Murmelte er. Jetzt berührten sie meinen Hals. ,,Kann ich...?" Ich zog zischend die Luft ein. Sollte ich? Vermutlich wäre das keine gute Idee. Zögernd nickte ich leicht. Er begann meinen Hals zu küssen. Seine eine Hand hatte er an der Schrankwand hinter mir abgestüzt, seine andere umklammerte meine Schulter. Ich legte ihm wie gestern die Arme um den Nacken, der sich genauso anfühlte wie ich ihn in Erinnerung hatte. Er hielt inne, ließ von meinem Hals ab und küsste mich auf den Mund, ich küsste zurück. Adrian hielt nochmals inne und grinste ,,Wenn die jetzt die Tür aufmachen würde, sie würd' glatt in Ohnmacht fallen." Ich musste bei dem Gedanken ebenfalls Grinsen und genoss das rebellische Gefühl, nach der Erniedrigung mit dem Anorak. Durch die Schlitze konnte ich sehen das die Drachin am Schreibtisch saß und irgendwelchen Papierkram durchguckte. ,,Tja wir dürfen uns wohl nicht erwischen lassen." hauchte ich ihm ins Ohr und biss vorsichtig hinein. Er schauderte leicht. Dann begann wir wieder uns zu küssen. Ich genoß die Nähe des Jungenkörpers, das Gefühl von den Händen auf meiner Haut, die Lippen auf meinen. Selbst die Hitze. Plötzlich bemerkte ich etwas hartes an meiner Hüfte und hörte überrascht einen Moment lang auf. ,,Sorry." Murmelte Adrian und versuchte ein Stück zurückzuweichen. Ich packte seine Hände und zog ihn wieder an mich.
Als es schließlich zum Pausenende klingelte, war mein Hals voller Knutschflecken, meine Lippen wund, mein Herz schlug viel zu schnell und ich hatte das Gefühl in der Hitze hier drin jeden Moment zu schmelzen. Trotzdem hätte ich für eine weitere Sekunde meine Seele verkauft. Adrian schien es nicht anders zu gehen.
Wiederwillig öffnete er die Schranktür, nachdem wir sicher waren das Frau Sittmanns Schritte sich entfernt hatten. Er tappte vorsichtig aus dem Schrank und hielt mich dabei immer noch an sich gepresst, als wolle er mich nicht loslassen. Das Büro war leer und die Flasche Jägermeister auf dem Schreibtisch war auch nicht mehr voll. Adrian schüttelte missbilligend den Kopf. ,,Da muss ich wohl ne neue besorgen. Na ja, sie schien's ja zu brauchen."
,,Ich gönne ihr all die gesundheitlichen Nachteile des Alkoholkonsums von vollem Herzen." Grinste ich, obwohl ich grade viel zu viele Schmetterlinge im Bauch hatte um weiterhin auf die Olle sauer zu sein.
Ich strich mir die Haare über die Schultern um die Knutschflecken zu verdecken. ,,Okay. Ich geh zuerst in die Klasse, du kommst nach 2 Minuten oder so nach." Alles in mir schrie danach, mit Adrian wieder in dem Schrank zu verschwinden und dort den Rest des Tages zu verbringen.
Aber die dritte Stunde fing gleich an und ich konnte unmöglich Arm in Arm mit Adrian in die Klasse laufen.
,,Och wieder so abweisend? Das sah vor ein paar Sekunden aber noch ganz anders aus." Flüsterte er mir ins Ohr.
Mein Herzschlag beschleunigte sich und mir wurde wieder heiß. Wir küssten uns noch einmal innig, dann machte ich mich schweren Herzens auf den Weg zum Klassenzimmer. Er sah mir nach.
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