◀ Kapitel 5 ▶

◀ Kapitel 5 ▶

Annie Irwin, Titan, 20.35 Uhr

Ich halte das nicht mehr aus. Seit Stunden sitzen wir hier nun schon herum und warten darauf, dass Thanos den Planeten besucht. Wir trauen uns alle nicht zu schlafen, aus Angst, dass wir es verpassen, wenn Thanos auftaucht, aber ich merke zunehmend, wie mir die Augen zufallen.

Stephen, Tony und ich sitzen gemeinsam auf einem etwas abgelegenen Felsvorsprung und starren alle zusammen ins Leere. Die Guardians sitzen ein Stückchen entfernt von uns und Mantis scheint sich ganz gut mit Peter zu verstehen, die beiden reden nämlich schon seit fast einer Stunde über irgendwas, von dem wir natürlich nichts hören können. Dabei gleiten die Blicke der beiden immer mal wieder zu uns und ich vermute, dass sie über uns reden. Ich will gar nicht wissen, welche seltsamen Geschichten Peter dem Mädchen jetzt erzählen wird.

„Denkt ihr, dass er bald auftauchen wird?", frage ich leise und lehne meinen Kopf nach hinten.

„Ich weiß es nicht. Aber wenn er nicht bald auftaucht, sind wir alle so müde, dass wir sowieso gegen ihn verlieren werden.", kommentiert Tony und ich nicke.

„Ihr beide solltet etwas schlafen. Ich bin noch relativ wach, ich halte Wache.", bietet Stephen an und ich zögere. Sollte ich mich wirklich einfach so hier niederlassen, um zu schlafen? Auf der anderen Seite weiß ich, dass ich wirklich etwas Schlaf gebrauchen könnte, um meine Kräfte in vollem Umfang nutzen zu können, weshalb ich beschließe, wirklich etwas zu schlafen. Ich vertraue Stephen vollkommen und könnte mich tatsächlich entspannen. Zumindest so weit, wie das hier möglich ist.

„Okay, aber weck mich sofort, wenn du auch nur die allerkleinste Auffälligkeit bemerken solltest.", sage ich ihm und er nickt. Ich lege meinen Kopf auf Stephens Schulter ab und seufze. Vielleicht tut mir etwas Schlaf ja tatsächlich gut. Stephen legt sanft einen Arm um mich und ich schlafe schnell ein. Wenigstens bin ich umgeben von meinen Freunden und Verbündeten.

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Nach einer, wie mir scheint, viel zu kurzen Zeit, wache ich wieder auf. Ich sehe mich einen Moment lang irritiert um, denn ich höre ein leises Klingeln. Als ich realisiere, dass es mein Handy ist, das immer noch an der Kommunikationsanlage des Raumschiffs hängt, springe ich auf und sprinte in das Innere des Schiffes. Als ich an meinem Handy ankomme, werfe ich einen Blick auf das Display und sehe, dass mich Cho anruft. Seitdem Amadeus Cho den Supreme Five, meinem geheimen Team, beigetreten ist, wurde er sowas wie unser Computergenie. Er sitzt meistens in unserem Hauptquartier und hält die Stellung. Als Namor, Wade, Nathan, Logan und ich das Team damals gegründet hatten, musste das immer jemand von uns auf die Beine stellen. Seitdem ist allerdings viel passiert. Namor und ich leben auf dem Grund des Meeres. Oder lebten... ich zumindest. Cable ist irgendwo in der Zeit verschwunden und niemand weiß, in welchem Jahr er sich momentan befindet. Logan hat genug mit den X-Men zutun und Wade hat freiwillig gesagt, dass er sich nicht um mein Team kümmern will, da er ganz genau weiß, dass ich ihn umbringen werde, wenn er Mist baut. Also hat niemand wirklich Zeit, sich dauerhaft im HQ aufzuhalten und von dort aus alles zu regeln. Dazu kommt noch, dass die anderen Mitglieder, die ich über die Jahre noch zusätzlich aufgenommen habe (Steve, Stephen, Bucky, Sam, Wanda und Pietro Maximoff und Kurt Wagner alias Nightcrawler) alle Mitglieder eines anderen Teams sind. Die Supreme Five sollten schon immer ein geheimes Team sein, das nur zu besonderen Notfällen im Geheimen agiert und somit wäre es beinahe unmöglich, mit allen zusammen an einem Ort zu wohnen.

Amadeus ist der einzige, der dort dauerhaft wohnt, aber das auch erst seit ein paar Monaten. Zwischendurch war ich noch regelmäßig im HQ. Seitdem ich allerdings fest in Atlantis wohnte, hatte ich nicht mehr so viel Gelegenheit dazu. Deshalb bin ich ganz froh, dass Cho sich freiwillig für diese Aufgabe gemeldet hat. Außerdem vertraue ich ihm vollkommen, so wie jedem Mitglied meines Teams. Mein Hauptquartier wird mich wohl in den nächsten Monaten wieder etwas häufiger zu sehen bekommen. Vorausgesetzt ich überlebe das hier.

„Cho, was gibt's?", melde ich mich und lasse mich auf den Stuhl fallen, der hier vor der Kontrollzentrale steht. Ich hoffe, dass Cho einigermaßen im Bilde ist, was in den letzten Stunden so alles passiert ist. Aber so, wie ich ihn kenne, wird er auf allen Bildschirmen, die wir besitzen – und das ist echt ne Menge – parallel sämtliche Nachrichten laufen haben, die momentan etwas mit Thanos zutun haben.

„Du warst wieder in den Nachrichten.", entgegnet mir Cho am anderen Ende der Leitung und ich lache leise.

„Schon wieder? War es dieses Mal wenigstens positiv?", frage ich beinahe schon interessiert und lege die Füße hoch. Normalerweise werde ich in den Nachrichten immer nur mit diesen blöden „Mutanten sind das pure Böse!"-Diskussionen in Verbindung gebracht.

„Joah, ging so... gab schon schlimmere Berichte über dich.", erwidert er und ich schmunzele. Wann werden die Menschen endlich dankbar für das sein, das ich für sie tue? Nur, weil ich weiterentwickelt bin, heißt es noch lange nicht, dass ich die Menschheit tot sehen will.

„Okay, wieso rufst du an?", lenke ich dann endlich die Aufmerksamkeit auf das Thema, wegen dem er mich angerufen hat.

„Oh, ja! Steve hat mich angerufen!", beginnt er und sofort sitze ich aufrecht.

„Was wollte er?"

„Vision und Wanda wurden von zwei von Thanos Leuten angegriffen. Sie wollten den Infinity-Stein... die beiden wurden von Steve gerettet und die Gruppe befindet sich momentan im Avengers Hauptquartier. Aber morgen früh wollen sie sich auf den Weg nach Wakanda machen, um dort den Stein von Vision zu trennen und ihn damit zu zerstören. Und sie hätten dich gerne dort.", erklärt mir Cho und ich nicke. Okay, das ist eine Menge Input.

„Geht es Wanda und Vision gut?", ist allerdings das erste, das mich interessiert.

„Ja, bis auf ein paar Schrammen, geht's den beiden ganz gut soweit.", versichert mir Cho und ich nicke zufrieden, auch, wenn er es unmöglich sehen kann.

„Ich würde wirklich gerne helfen, aber ich bin auf dem Titan... weit weg von der Erde.", meine ich und seufze.

„Hast du noch den Teleporter an deinem Arm?"

„Ja, aber der ist mehr oder weniger zerstört worden.", meine ich niedergeschlagen. Cho seufzt.

„Das kann ich mir schwer vorstellen. Ich habe nur die besten Materialien aus deinem Büro geklaut, als ich ihn gebaut habe." – „Du hast was?"

„Sagte ich geklaut? Ich meinte... geborgt... ausgeliehen...", stottert Cho und ich grinse. Dieser Junge wird mich irgendwann noch den Verstand kosten.

„Auf jeden Fall, sollte man ihn ohne Probleme retten können. Zumindest Stark sollte das tun können... würde er dir helfen?", fragt er mich vorsichtig und ich überlege einen Moment.

„Doch, ich glaube schon... hoffe ich zumindest." Cho erklärt mir kurz, was Tony an dem Teleporter tun soll, falls er selber nicht drauf kommt, dann legen wir auf. Okay, ich hoffe ich enttäusche Cap nicht und tauche bald in Wakanda auf.

„TONY!", brülle ich und warte, dass er in das innere des Raumschiffs kommt. Der eben Genannte kommt panisch angerannt und sieht mich völlig irritiert an, als er merkt, dass ich auf dem Stuhl vor der Steuereinheit sitze und nicht in akuter Gefahr schwebe.

„Was ist los?", fragt er deshalb und sieht mich unsicher an.

„Du musst mir helfen, meinen Teleporter wieder zu reparieren.", meine ich und er sieht mich einen Moment lang ungläubig an.

„Wofür?"

„Steve braucht meine Hilfe-", beginne ich, doch Tony schnaubt schon alleine bei Steves Erwähnung.

„Nein, Tony, warte! Vision ist aufgetaucht. Wanda und er wurden von zwei von Thanos Handlangern angegriffen.", beginne ich zu erklären. Tony sieht mich wissend an.

„Sie spüren den Infinity-Stein.", stellt er fest und ich nicke. Wenigstens erkennt er, worum es geht.

„Sie brauchen meine Hilfe, Tony. Wenn die anderen in Wakanda auftauchen, dann werden sie Vision in die Finger kriegen... wir müssen in der Lage sein, den Stein zur Not zu zerstören.", energisch sehe ich ihn an und er nickt.

„Okay, gib mir den Teleporter.", fordert er und ich löse das, was von dem Teleporter noch übrig ist, von meinem Handgelenk. Tony nimmt ihn an sich und beginnt sogleich daran zu arbeiten.

„Wieso lösen wir den Stein nicht einfach so aus Vision?", fragt er mich, während er arbeitet.

„Weil wir ihn damit umbringen könnten. In Wakanda haben wir die Möglichkeit, Vision von dem Stein zu extrahieren, damit er weiterleben kann.", gebe ich ihm zurück und er nickt. Es geht scheinbar erstaunlich schnell, dass er den Teleporter repariert und ich nehme ihn wieder an mich.

„Danke, Tony. Wirklich."

„Es war mir von Anfang an bewusst, dass du bei der ersten Gelegenheit die Chance ergreifst und wieder zu Steve fliehst.", nuschelt er und sieht mich traurig an.

„Ich fliehe nicht zu Steve, Tony.", sage ich ruhig und er sieht mich spöttisch an.

„Ach nein? Als was würdest du das denn sonst bezeichnen?", fragt er mich und ich seufze.

„Der Infinity-Stein hier hat keine richtige Funktion mehr. Der in Wakanda schon. Wir könnten seine Macht gegen ihn verwenden. Wenn Thanos jetzt auf Infinity-Stein Jagd geht, dann soll er sich warm anziehen. Denn ich werde alles dafür tun, dass ich die Steine vor ihm bekomme. Zumindest die, die noch übrig sind.", versichere ich Tony entschlossen und er scheint einen Moment lang zu überlegen.

„Ich finde es ändert nichts an der Tatsache, dass du wie ein Feigling abhaust!"

„Tony, du weißt nicht, wo Thanos als nächstes auftauchen wird! Wenn er erst nach Wakanda geht und dort an den Stein kommt, dann sind unsere Chancen gegen ihn noch geringer, als sie es sowieso schon sind."

„Woher willst du das wissen?"

„Weil ich Thanos kenne! Ich habe schon so viele Male gegen ihn gekämpft."

„Und doch bist du noch am Leben."

„Ja, weil sich andere für mich geopfert haben und er die Steine zu dem Zeitpunkt noch nicht hatte!" Beinahe schon wütend sehe ich ihn an. Ich dachte echt, dass er wissen würde, welche Opfer ich eingehen musste, damit ich leben kann.

„Lass gut sein, Annie. Geh einfach zu Steve und lass uns nicht schon wieder streiten. Wir sind gerade erst wieder auf einem guten Weg.", rudert er dann zurück und ich atme ein Mal tief durch. Er hat ja Recht, es bringt nichts, sich jetzt zu streiten.

„Ich verabschiede mich noch von Stephen und Peter."

Mit eiligen Schritten gehe ich auf Peter und Stephen zu, die gerade nebeneinandersitzen und sich angeregt über irgendwas unterhalten zu scheinen. Als sie meine Schritte hören, sehen mich beide fragend an.

„Ich muss gehen.", verkünde ich. Geschockt blicken sie zu mir.

„Was?", fragt Peter geschockt, während Stephen mich mit offenem Mund anstarrt.

„Wanda und Vision wurden angegriffen. Ein weiterer Stein ist in Wakanda. Steve möchte meine Hilfe, damit ich den Stein in die Luft sprenge, falls es nötig sein wird.", erkläre ich und Peter sieht mich nun ebenfalls mit offenem Mund an.

„Krasser Scheiß.", murmelt er. Ich beginne zu lächeln, dann ziehe ich Peter in meine Arme.

„Pass auf dich auf, Kleiner. Ihr schafft das schon!", murmele ich ihm zu und löse mich dann grinsend von ihm.

„Und wenn jemand fies zu dir ist, dann sag Stephen Bescheid und er tritt den anderen für mich in den Arsch.", zwinkere ich ihm zu. Peter lächelt.

„Ich hoffe wir sehen uns bald wieder, Annie.", lächelt er mir zu.

„Oh, hab ich da gerade Tony deinen Namen rufen hören?", frage ich Peter dann gespielt überrascht. Dieser sieht sich sofort suchend um.

„Wo ist denn Mister Stark?", fragt er mich eifrig.

„Ich glaube er ist noch im Schiff. Vielleicht braucht er ja deinen Verstand. Geh lieber schnell zu ihm.", zwinkere ich Peter zu.

„Das werd ich machen! Bis dann, Annie!", verabschiedet sich Peter und stürmt dann davon. Stephen sieht mich mit einem Schmunzeln an.

„Das war eine glatte Lüge.", stellt er amüsiert fest.

„Aber eine Lüge, die ihren Zweck erfüllt hat.", entgegne ich nur schulterzuckend. Stephen sieht mich unschlüssig an.

„Bist du dir sicher, dass du gehen musst?", fragt er mich und ich nicke.

„Ich will nicht gehen, aber meine Priorität liegt momentan bei den Steinen.", meine ich und Stephen nickt.

„Ich sollte mit dir-"

„Nein, Stephen. Du bleibst hier. Die andern wären doch verloren ohne dich.", zwinkere ich ihm zu und Stephen lächelt mich sanft an.

„Na gut. Aber versprich mir, dass wir uns bald wieder sehen.", fordert er und ich nicke.

„Natürlich, das werden wir." Stephen und ich umarmen uns ein letztes Mal, dann drehe ich mich um und laufe zwei Schritte von ihm weg, als ich wieder langsamer werde.

„Wenn wir all das hier überleben: Was hältst du von einem Supreme Five Urlaub? Irgendwo Schönes... Karibik oder so?", frage ich Stephen mit einem Zwinkern und er lacht leise.

„Fänd ich gut.", kommentiert er ebenso schelmisch und ich grinse.

„Danke, Stephen. Für Alles.", murmele ich leise, dann teleportiere ich mich davon. 

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