◀ Kapitel 28 ▶

Herzlich willkommen zu meinem absoluten Lieblingskapitel aus meiner gesamten Annie-Reihe. Sagt mir bitte unbedingt, wie ihr es findet! ^^



◀ Kapitel 28 ▶

Annie Irwin, Avengers HQ, 16.56 Uhr

Stöhnend komme ich wieder zu mir und sehe mich irritiert um. Alles um mich herum ist dunkel und ich spüre meine Beine nicht. Mein Blick gleitet meinen Körper runter und ich bemerke sofort, wieso ich meine Beine nicht spüren kann: Sie sind eingeklemmt unter Tonnen von Steinen. Das ist dann wohl das, was bis vor wenigen Minuten noch das Avengers HQ war.

Ich nehme mir einen kurzen Moment und versuche meinen Atem zu beruhigen, doch ich nehme ihn nur als Keuchen wahr und weiß, dass ich ein Problem habe, wenn ich hier nicht langsam wegkomme. Ich nehme die Schmerzen in meinen Beinen immer stärker wahr und zu meinem Keuchen kommen nun auch noch unterdrückte Schmerzenslaute hinzu. Neptuns Dreizack bohrt sich zusätzlich in meine Seite und ich versuche meinen Oberkörper ein Stück von ihm wegzubewegen, doch vergeblich.

Was ist hier eigentlich passiert? Eben noch waren wir alle friedlich dabei die Steine einzusetzen und wollten gerade jemanden kontaktieren, um herauszufinden, ob es geklappt hat. Und jetzt liegen wir hier unter der Erde. Ein böser Verdacht macht sich in mir breit und ich erstarre. Wenn wir in der Lage sind, durch die Zeit zu reisen, wieso sollten es andere nicht auch sein? Vielleicht habe ich Loki ein bisschen zu viel erzählt? Aber der würde niemals dieses ganze Gebäude einfach so in die Luft sprengen. Das ist doch gar nicht sein Stil, oder? Ich weiß, wessen Stil das hier ist und der Gedanke gefällt mir überhaupt nicht. Aber kann Thanos wirklich einfach so durch die Zeit reisen?

Meine Gedanken driften zu Nebula. Ob sie uns verraten würde? Ich dachte eigentlich, dass sie mittlerweile in unserem Team wäre... immerhin hatte sie Thanos verraten und kam zusammen mit Tony hier her. Und sie hat die letzten Jahre für die Avengers gekämpft...

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als ich den Schmerz auf meinen Beinen noch stärker wahrnehmen kann und spüre, dass mir Tränen in die Augen schießen. Ich konzentriere mich auf die Trümmerteile, die auf meinen Beinen liegen und versuche sie wegzuheben, doch nichts bewegt sich.

Ich erinnere mich an die Worte der Ältesten... „Verschließen Sie sich nicht immer vor Ihren Emotionen. Denn eines Tages, werden sie Ihnen sehr nützlich sein.". Als sie mir diese Worte vor ein paar Stunden gesagt hat, habe ich mir nicht viel dabei gedacht. Ich habe damit gerechnet, dass es einfach nur so ein mysteriöses Gelaber ist, um cool zu wirken. Doch plötzlich schießt ein Bild durch meinen Kopf. Und im Abschluss noch eins, dann ein weiteres und dann immer mehr.

Es sind Momente, in denen meine Kräfte besonders stark waren. Und all diese Momente hatten genau eine Sache gemeinsam: Ich habe besonders starke Emotionen gefühlt. Ob es nun positive oder negative waren. Doch wann immer ich meine Emotionen besonders zugelassen habe, habe ich mit meinen Kräften besondere Leistungen erzielt... Ich erinnere mich an das eine Mal, als ich bloß mein Handy zu mir fliegen lassen wollte. Die kleine Bewegung, die in meinem normalen Zustand mein Handy sanft hätte zu mir fliegen lassen, wurde durch meine Emotionen zu einer viel stärkeren Bewegung, ohne, dass ich mich viel dafür anstrengen musste...

Jahrzehnte lang habe ich eine Mauer um meine Gefühle gebaut. Habe darauf geachtet, dass man mir meine Gefühle nicht ansieht. Habe eine Mauer errichtet, die dafür gesorgt habe, dass ich kein schlechtes Gewissen hatte, wenn ich ein Leben genommen habe. Eine Mauer, die mir dabei geholfen hatte, die kalte Kriegerin zu sein, als die ich immer gemacht worden bin. Lange Zeit hatte ich diesen Titel akzeptiert, doch bin ich das noch? Bin ich immer noch diese kalte Mordmaschine, die tötet, ohne nachzudenken, und sich danach keinen einzigen Gedanken um das macht, das sie dort getan hat? Nein, oder? Bin ich nicht mittlerweile nur noch eine gebrochene Frau, die sich immer hinter ihrer selbst errichteten Mauer versteckt hat?

Und als diese Mauer vor 5 Jahren eingestürzt ist, hat sie mich völlig fertig gemacht. Ich hatte das Gefühl, von meinen eigenen Emotionen überrannt zu werden, als würden sie mich kontrollieren. Nach und nach habe ich meine Mauer wieder aufgebaut, Stein für Stein. Doch was ist, wenn es das gar nicht ist? Wenn ich gerade nicht wieder in alte Muster verfalle. Was ist, wenn ich die Mauer bewusst einreiße und selbst steuern kann, wie viel von der Mauer stehen bleibt und wie viel ich zulasse?

Der Schmerz an meinen Beinen verstärkt sich um ein vielfaches, als ich meine gedankliche Mauer in die Luft sprenge, doch gleichzeitig spüre ich ein Gefühl, als wäre auch die Mauer vor meiner Telekinese eingerissen worden sein. Ich blicke auf meine Adern, die stärker leuchten, als je zuvor. Meine Hände glühen förmlich und sehen aus, als würden sie in Flammen stehen. Es ist nicht das sanfte Glimmern, der sanfte Hauch von Lila, der sich sonst um meine Hände geschlungen hat. Nein, es ist ein beißendes, aggressives Lila, das mich an wilde Flammen erinnert. Einen Moment zögere ich, doch ich habe nicht das Gefühl, dass ich kurz davor stehe, die Kontrolle zu verlieren. Es fühlt sich so an, wie es sein soll: Meine Kräfte arbeiten nicht gegen mich, sie arbeiten mit mir.

Ich richte mich bis auf die Oberarme auf, dann schließe ich die Augen. Ich spüre die Energie um mich herum, ertaste mit meiner Telekinese gedanklich die Objekte, die Tonnen an Stein und Stahl, die sich um mich herum befinden. Dann spüre ich genau die Steine, die ich suche. Ich öffne die Augen wieder und konzentriere mich darauf, dass sich die Steine unter meinen Kräften bewegen. Doch schnell spüre ich, dass mir das nicht viel bringen wird. Ich fokussiere mich noch weiter auf die Umgebung, besonders auf die Steine, die alle über mir liegen. Ich öffne die Augen erneut, als ich spüre, was ich bewegen muss, um eine Schneise zu schaffen, durch die ich nach oben fliegen kann. Ich beginne die Steine anzuheben und spüre dieses Mal relativ schnell, dass der Druck auf meinen Beinen nachgibt. Allerdings verschwindet er nicht direkt. Ich strenge mich noch mehr an und lasse die Mauer noch ein Stückchen weiter einstürzen. Vor meinem Auge sehe ich Namor und Stephen, wie sie zu Staub zerfallen und ich spüre, dass meine Kräfte einen weiteren Anstoß bekommen. Trauer breitet sich in meinem Körper aus und ich beginne stärker zu leuchten. Es funktioniert! Ohne weiter darüber nachzudenken lasse ich die Bilder auf mich einströmen, die ich in den letzten 5 Jahren so gut es geht verdrängen wollte und die ich nie verarbeitet habe.

Ich sehe an meinem Körper herunter und stelle fest, dass ich komplett lila glühe. Es sieht wirklich so aus, als würde ich in Flammen stehen und ich sehe das Tageslicht von oben durch einen kleinen Spalt auf mich herab scheinen. Aber es ist noch nicht genug. Bilder von Namor schießen durch meinen Kopf und als ich sehe, wie er vor meinen Augen erneut zu Staub zerfällt, beginne ich zu schreien. Es tut weh meinen Körper so sehr zu strapazieren, doch es funktioniert. Ich sehe, dass die Schneise immer größer wird und richte meinen Blick nach oben. Dann hebe ich ab. Ich gleite mit einer fast schon eleganten Bewegung wieder ans Tageslicht und sehe als erstes Steve, Tony und Thor, die mit großen Augen zu mir sehen. Der Schock steht ihnen ins Gesicht geschrieben und Tony klappt die Kinnlade herunter, als ich mit einem sanften Ruck auf dem Boden aufkomme und dann zu den dreien gehe, während ich immer noch komplett lila leuchte. Einzig mein Gesicht ist frei. Mit einem bösen Grinsen, das gleichzeitig aber auch meine Entschlossenheit widerspiegelt, stelle ich mich zwischen Tony und Thor und schwinge den Dreizack angriffsbereit. Alle drei drehen den Kopf zu mir.

„Was ist das denn?", stellt Tony seine Frage und ist damit für seine Verhältnisse nicht so intelligent, wie er es eigentlich sein könnte.

„Emotionen.", gebe ich nur trocken zurück und sehe, dass er leicht zu grinsen beginnt, fast so, als wäre er stolz auf mich. Doch dieser schöne Moment wird gestört, als mein Blick auf Thanos fällt. Ich sehe ihn auf einem Trümmerteil sitzen und sehe ihn angewidert an. Mir fällt auf, dass Thor nicht mehr in seinen Schlabberklamotten neben mir steht, sondern endlich wieder aussieht wie der Gott, den ich kennengelernt habe.

„Wollen wir?", frage ich nur auffordernd und deute in Richtung des Titanen. Fast zeitgleich setzen Thor, Steve, Tony und ich uns in Bewegung und gehen auf Thanos zu.

„Ihr konntet nicht mit eurem Versagen leben... und wohin hat euch das gebracht? Wieder zu mir.", beginnt Thanos und ich denke mir innerlich, dass auch der Thanos aus der Vergangenheit – denn das hier kann nur ein Thanos aus einer anderen Zeitlinie sein, der andere ist immerhin tot – schon wahnsinnig ätzend war.

„Ich dachte, wenn ich die eine Hälfte der Menschheit auslösche, würde die andere aufblühen... aber ihr habt mir gezeigt, dass das unmöglich ist." Meine Güte, muss der immer so dramatische Pausen machen? Das ist ja schrecklich nervig. Während Steve und Tony vor Thanos stehen bleiben, beginnen Thor und ich ihn einzukreisen, wie ein Raubtier seine Beute. Ich weiß, dass ihm das wahrscheinlich keine Angst machen wird, aber einen Versuch ist es wert.

„Und solange solche existieren, die sich an das erinnern, das war, werden auch immer jene existieren, die unfähig dazu sind, zu akzeptieren, was sein kann. Sie werden sich auflehnen.", bei diesen Worten sieht Thanos direkt zu Tony.

„Jap, wir sind Sturköpfe.", bestätigt dieser nur mit Stolz in der Stimme. Ich würde einen Mundwinkel in die Höhe ziehen, wenn ich diese Situation nicht so ernst finden würde.

„Ja... und ich bin dankbar. Denn jetzt weiß ich, was ich tun muss." Mit diesen Worten steht Thanos auf und ich verfolge ihm mit meinem Blick, um ihn bloß nicht aus den Augen zu verlieren.

„Ich werde dieses Universum bis auf das letzte Atom zerfetzen... um dann, mit den Steinen, die ihr für mich gesammelt habt, ein neues zu erschaffen. Strotzend vor Leben! Das nicht weiß, was es verloren hat, sondern nur, was ihm geschenkt wurde.", verkündet er und setzt sich seinen Helm auf, dann greift er nach seinem Schwert. Hässliches Ding, sieht aber äußerst gefährlich aus mit den zwei Klingen an jeder Seite. Thor schwingt Feindhammer und Mjolnir und auch ich beschließe, dass es an der Zeit ist, etwas zu tun. Ich lasse die Telekineseflammen, die eben etwas verschwunden sind, wieder vollständig aufleuchten und leite deren Energie dann zusätzlich in den Dreizack.

„Ein dankbares Universum.", lächelt Thanos dann noch.

„Erschaffen aus Blut.", stellt Cap fest und ich sehe zu ihm.

„Was niemand weiß, weil ihr nicht mehr lebt, um davon zu erzählen." Ich kann förmlich sehen, dass Thanos am liebsten mit den Schultern zucken will. Mit Thanos Worten verliere ich meine Geduld. Ich forme einen Pfeil aus Telekinese und schleudere diesen Thanos mitten ins Gesicht. Sofort schlage ich mit dem Dreizack hinterher und drehe mich elegant aus dem Weg, als Thanos nach mir schlägt. Einen Moment lang treffen sich unsere Blicke, dann beginnt auch Thor zu brüllen und stürzt sich auf Thanos. Steve und Tony schließen sich uns ebenfalls an und ich bemerke wieder, weshalb wir so ein gutes Team sind. Unsere Bewegungen sind perfekt aufeinander abgestimmt und wir behindern uns nicht gegenseitig. Stattdessen wirkt es so, als würden wir uns ohne Worte verständigen. Thanos schlägt mit seiner Klinge nach mir und ich kann seinen Schlag gerade noch rechtzeitig mit Neptuns Dreizack parieren, damit ich nicht getroffen werde. Die Funken sprühen aus dem Dreizack, als er sich mit dem Schwert kreuzt. Mit einem wütenden Schrei schleudere ich die Klinge mitsamt Thanos von mir.

Thanos kommt sofort wieder auf die Beine und sieht mich mit einem wütenden Blick an.

„Du!", brüllt er genervt und ich grinse. Sofort schieße ich weitere Angriffe auf ihn, doch keiner davon hat den gewünschten Effekt und ich würde am liebsten frustriert aufseufzen. Ich reagiere nicht schnell genug, als Thanos Thor und Tony auf mich zuschleudert. Mit einem Stöhnen kommen wir auf dem Boden auf und ich sehe, dass Thanos direkt auf mich zukommt, kann mich allerdings nicht richtig bewegen. Ich kann nur zusehen, wie Thanos sich vor mir aufbaut und seine Klinge erhebt. Schnell verschränke ich die Arme und errichte eine Schutzbarriere, doch ich sehe, dass Thanos Schwert sich langsam einen Weg durch meine Barriere bahnt. Mit großen Augen sehe ich zu ihm, als er plötzlich von hinten von etwas getroffen wird. Moment, ist das Mjolnir? Der gerade in Steves Hand fliegt?!

Mit einem beinahe schon zufriedenen Grinsen sehe ich ihn an, als sich Thanos von mir abwendet und seinen Kampf mit Steve aufnimmt. Dieser scheint sich mit dem Hammer und seinem Schild sehr gut wehren zu können.

Schnell kämpfe ich mich wieder auf die Beine und leiste Steve Gesellschaft. Thanos drängt Steve gerade zu Boden und aus einem inneren Impuls heraus schleudere ich herumliegende Trümmerteile auf den Titanen, der dadurch ein Stück von uns weggeworfen wird. Sofort eile ich zu Steve und greife ihm unter die Arme.

„Steve, hey! Mach die Augen auf! Wir sind noch nicht fertig.", meine ich sanft und mit einer Spur Panik in meiner Stimme. Steves Blick trifft auf meinen und ich sehe die Entschlossenheit in seinem Blick.

„In all meinen Jahren der Eroberung, der Gewalt, des Tötens, war es nie was Persönliches." Während Thanos spricht, spüre ich, dass sich Steve langsam wieder aufrichten will und unterstütze ihn dabei.

„Doch ich sage euch beiden... was ich vorhabe zu tun, mit eurem sturen, lästigen, kleinen Planeten, das werde ich genießen. Und bis zum Letzten auskosten." mit diesen Worten machen die Mitglieder der Black Order einen filmreifen Auftritt, indem sie hinter Thanos auftauchen. Ebenso wie die größte Armee, die ich jemals gesehen habe. Größer als die in Wakanda.

Steve und ich tauschen einen letzten Blick, dann kämpfen wir uns wieder vollständig auf die Beine und stellen uns der Armee entgegen. Uns beiden ist mehr als klar, dass wir zu zweit keinerlei Chance haben, doch für uns beide ist das ein Symbol, dass wir nicht aufgeben. Dass wir kämpfen werden. Bis zum letzten Atemzug. Ich kralle meine Hand um den Dreizack und ich bin mir sicher, dass meine Knöchel weiß hervorstechen würden, wenn ich keine Handschuhe tragen würde. Meine Hand zittert leicht, doch ich weiß trotzdem, dass ich den nötigen Fokus habe.

Um unseren Standpunkt noch zu verstärken, gehen wir Thanos Armee entgegen, als ich plötzlich ein Knacken in meinem Ohr höre. Ist das einer der anderen? Clint? Rhodey? Scott? Oder doch Rocket?

Dann allerdings höre ichdiesen einen Satz, auf den ich 5 verdammte Jahre gewartet habe: „Hey Ann, hast du mich vermisst?"

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