◀ Kapitel 26 ▶

◀ Kapitel 26 ▶

Annie Irwin, New York, 2012

Unsanft komme ich auf dem Boden auf und kann mich nur noch halten, da Steve mich vor meinem Fall bewahrt. Ich sehe ihn dankend an und sehe mich dann schnell um. Ich sehe momentan zum Glück niemanden von uns, der vor 2012 hier war, weswegen ich erleichtert durchatme. Dass wir von einer Alienarmee umgeben sind, die auch unser zukünftiges Ich gerne töten würde, ignoriere ich in diesem Moment völlig. Wir haben die Alienarmee schon einmal überlebt und damals waren wir definitiv noch nicht so gut wie jetzt.

Ich sehe mich um und entdecke die Spitze des Stark Towers. Dort sehe ich eine Person, von der ich behaupten würde, dass es Loki ist und ziehe eine Augenbraue in die Höhe. Kaum zu glauben, dass das die gleiche Person ist, wie der Loki, der mich zu Thor und sich zu Hilfe gerufen hat...

Gerade, als Steve zu reden beginnen will, hören wir einen wütenden Schrei neben uns und ducken uns alle gleichzeitig, als wir erkennen, wen wir da vor uns haben: Mich.

Ich sehe, wie mein Ich aus der Vergangenheit auf der Straße auftaucht. Ich wirbele mein Schwert in der Gegend herum und töte somit alles, was sich in meiner Umgebung befindet. Scott, der direkt neben mir steht, sieht mit großen Augen auf das, was sich dort vor uns abspielt.

Immerhin ist er der einzige hier, der mich noch nie hat kämpfen sehen. Mein 2012-Ich rollt sich elegant über den Boden, als ich zu Fall gebracht worden bin und wirft noch während der Drehung ihr Schwert. Sobald es zwei Chitauri durchbohrt hat, lässt sie es wieder zu sich fliegen und reißt es herum, wo es dann direkt die nächsten Chitauri trifft und diese mit einem Schrei zu Boden gehen.

Beinahe schon überrascht sehe ich auf das, was sich dort vor mir abspielt.

„Wow, ich war damals schon echt der Hammer.", kommentiere ich meinen Auftritt und obwohl mein dortiges Ich meinem jetzigen Ich kaum noch ähnlich sieht, sehe ich die wilde Entschlossenheit in meinem Blick. Die Annie vor mir hat noch blaue Haare, die ihr etwa bis zur Schulter gehen und ich erinnere mich noch gut an den Anzug, den ich damals getragen habe. Beinahe schon lächerlich im Gegensatz zu dem High-Tech-Anzug, den ich jetzt von T'Challa bekommen habe. Der Anzug, den ich dort trage, erinnert mich eher an das, was Natasha trägt.

Meine Haare sind mittlerweile ein ganzes Stück länger geworden, da ich sie die ganzen 5 Jahre so gut wie gar nicht geschnitten habe und ich habe mich von Blau zu Lila weitergearbeitet. Mein jetziger Anzug hat gar nichts mehr mit dem von damals zutun und sieht jetzt eher aus wie eine weibliche Version eines Black-Panther-Anzugs, nur nicht so Katzenartig.

Steve, Tony, Bruce und Scott sehen zu mir. In Scotts Blick liegt Unglauben und ein Hauch Bewunderung, Tony grinst, Bruce schaut kommentarlos wieder weg und Steve... ja, der sieht mich irgendwie so aus, als würde er mich am liebsten köpfen wollen. Wow, bei diesem Blick waren wir ja schon lange nicht mehr.

„Annie!", ermahnt er mich und ich verdrehe die Augen.

„Okay, Bruce, lass uns gehen. Diese Humorbremsen zerstören meine gute Laune.", zwinkere ich dem Hulk dann zu und umarme Steve, Tony und auch Scott zum Abschied.

„Gut, wir sehen uns gleich wieder. Versaut es nicht, Jungs.", zwinkere ich erneut, dann drehe ich mich zu Bruce um.

„Gut, was schlägst du vor? Laufen wir?", necke ich Bruce, der mich ansieht, als würde ich den Verstand verlieren, bis er versteht, dass ich einen Witz gemacht habe.

„Spring rauf.", fordert er, doch ich schüttele den Kopf.

„Nein, ganz sicher nicht. Ich fliege selbst.", entgegne ich abwehrend und Bruce nickt.

„Gut, dann los. Komm nicht vom Weg ab." Bruce springt auf das erste Gebäude zu und ich hebe mit meiner Telekinese ab, dann folge ich ihm direkt.

„Weißt du überhaupt, in welcher Richtung das Sanctum liegt?", frage ich ihn und er dreht sich zu mir um.

„Da hinten.", deutet er in eine Richtung und ich schmunzele.

„Ne, da." Ich zeige in eine andere Richtung als Bruce und er sieht mich irritiert an.

„Sicher?", fragt er mich und ich nicke energisch.

„Da hinten ist mein Hauptquartier, das hier ist der Weg, den ich immer mit dem Auto fahre.", erkläre ich und Bruce nickt. Also scheint er mir zu glauben, gut. Denn wenn wir seinen Weg genommen hätten, dann wären wir so schnell wahrscheinlich nicht angekommen.

Bruce wechselt die Richtung und springt weiter auf ein Haus, während ich wieder abhebe. Ich folge ihm zügig und ganz in der Ferne kann ich die Spitze des Sanctums sehen – und dass jemand darauf Zauber ausführt. Das wird dann wohl die Älteste sein. Ich bin echt gespannt, wie sie so ist. Immerhin haben Stephen und Wong nur in den höchsten Tönen von ihr gesprochen.

Ich keuche auf, als ich plötzlich einen stechenden Schmerz in meiner Seite spüre und aus meiner Flugbahn gerate. Schmerzvoll komme ich auf einem Häuserdach auf, da ich nicht damit gerechnet habe, dass mich etwas von der Seite aus trifft und ich somit auch nicht damit gerechnet habe, dass ich meinen Fall bremsen muss.

Ich sehe schnell auf, um zu sehen, wer mich angegriffen hat, als ich ein blasses Gesicht mit schwarzen Haaren vor mir sehe.

„Loki", keuche ich aus einem inneren Reflex heraus und würde mir direkt danach am liebsten gegen die Stirn schlagen. Der Junge weiß immerhin, wie er heißt. Gerade, als er etwas sagen will, hält er inne. Dann greift er mich plötzlich an. Schnell bringe ich ihn zu Fall und hoffe, dass er aufgibt, doch wir reden hier immerhin noch von Loki Laufeyson.

Ich sehe mit großen Augen zu ihm hoch, als er auf mir sitzt und mich am Boden festpinnt.

„Solltest du nicht tot sein?", fragt er mich und ich höre den Hass in seiner Stimme. Mithilfe meiner Kräfte rolle ich uns herum, sodass ich nun auf ihm sitze. Ich pinne seine Hände mit meinem Füßen auf dem Boden fest und sehe ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an.

„Und solltest du nicht etwas netter zu mir sein? Immerhin bittest du mich in der Zukunft um meine Hilfe.", kontere ich und weiß im ersten Moment gar nicht, was ich hier eigentlich tue. Ich könnte ihn einfach ausknocken und mich dann weiter auf den Weg zum Sanctum machen.

„Was bei Odins Bart redest du da?!", fragt er mich irritiert und ich höre, dass er seine „Ich hasse euch alle und weiß alles besser, als ihr"-Stimme für einen Moment pausiert. Er wehrt sich immer noch ein bisschen, doch als ich meinen Druck auf seine Arme etwas verstärke, hört er auf zu zappeln.

„Man würde ja meinen, dass ihr Männer doch etwas aufmerksamer seid, als du es jetzt bist.", schüttele ich nur den Kopf und ziehe mein Messer aus dem Anzug, dann drücke ich es ihm gegen den Hals, sodass ich einen Arm von ihm entfernen kann, ohne dass er sich sofort befreien will. Dann öffne ich meinen Zopf und lasse meine lilanen, langen Haare über meinen Rücken fließen. Loki sieht mich kurz irritiert an, wieso ich mitten in der Schlacht meine Frisur verändere. Dann allerdings sehe ich einen Moment der Erkenntnis, gepaart mit leichter Skepsis über sein Gesicht huschen.

„Deine Haare sind anders.", stellt er fest. Aha, also war er doch aufmerksamer, als ich es gedacht habe.

„Richtig... umziehen kann man sich leicht, aber seine Haarfarbe mitten in der Schlacht ändern, geht wohl schlecht.", kommentiere. Ich sehe Loki irritiert an, als er Anstalten macht mit seinem Kopf näher zu kommen.

„Deine Augen sind lila. Bevor ich dich getötet habe, waren sie blau.", meint er. Ich nicke erneut. Ein Ruck geht durch uns und ehe ich mich versehe, liegt er wieder auf mir, allerdings weniger aggressiv, als eben noch.

„Was hat das alles zu bedeuten? Sprich!", fordert er mich auf und ich ziehe nur wieder eine Augenbraue in die Höhe.

„Du bist doch klüger, als ich gedacht habe.", kommentiere ich spöttisch, doch als Loki mich etwas fester in den Boden drückt, besinne ich mich eines besseren.

„Ist ja schon gut. Ich komme aus der Zukunft.", erkläre ich Loki dann, doch sehe, dass seine Skepsis noch nicht vollständig verschwunden ist.

„Kannst du mir das beweisen?", fragt er und ich schüttele den Kopf.

„Nein, kann ich nicht. Außer, indem ich dir sagen wie das Ganze hier ausgehen wird und was dann mit dir passieren wird.", stelle ich fest. Loki sieht mich auffordernd an und ich weiß, dass ich fortfahren soll.

„Wir gewinnen und du verlierst. Thor wird dich nach Asgard bringen und du wirst dort im Gefängnis verrotten, während Frigga getötet wird... dann versuchst du Thor zu helfen, aber irgendwie auch nicht, weil du wieder nur deinen eigenen Vorteil daraus haben willst. Du herrscht kurzfristig über Asgard und dein Vater stirbt... dabei wird dann Thors Schwester, die Göttin des Todes entfesselt, die euch beide umbringen will. Ihr könnt sie besiegen und du nimmst den Tesseract an dich. Asgard wurde durch Ragnarök komplett zerstört und Asgards Bevölkerung und du flieht auf einem Raumschiff... bis Thanos kommt und du mich um Hilfe rufst. Ich versuche euch zu helfen, doch Thanos ist zu mächtig für uns alle... bis du versuchst ihn zu töten... dabei tötet er dich und kommt somit dann an den Infinity-Stein, den er haben wollte...", erkläre ich ihm und während meiner Erzählung kann ich verschiedene Emotionen durch sein Gesicht laufen sehen.

„Das ist das Lächerlichste, das ich je in meinem ganzen Leben gehört habe!", spuckt er mir dann förmlich ins Gesicht. Ich zucke mit den Schultern.

„Das mag sein, aber das ist die Wahrheit. Du bist doch der Gott des Schabernacks, du müsstest doch erkennen, wenn ich dich anlüge.", meine ich und ich sehe, dass Loki zögert. Er erkennt also, dass ich ihn nicht anlüge.

„Und was tust du dann in dieser Zeitlinie?", fragt er mich skeptisch.

„Thanos kam an alle Infinity-Steine und hat die Hälfte der Bevölkerung ausgelöscht... wir sind hier, um die Steine zu leihen und damit alles wieder in Ordnung zu bringen.", antworte ich ihm ehrlich und ich weiß, dass ich langsam echt los sollte. Bruce wird zwar mit dem Plan weiter machen, weil wir uns vorher geschworen haben, dass es nur um den verdammten Stein geht und um nichts anderes, aber ich will ihn auch nicht noch länger warten lassen. Außerdem muss Loki in wenigen Minuten von den anderen gefangen genommen werden, damit sie ihm das Zepter abnehmen können und das hier alles klappt.

„Ich sollte dich töten, für diese lächerliche Geschichte!", faucht er und ich verdrehe die Augen. Mit einer geschmeidigen Bewegung schleudere ich ihn von mir, dann trete ich ihn das Dach herunter. Noch bevor er auf dem Boden ankommen kann, bremse ich seinen Fall, sodass er sanft zum Stehen kommt. Von dem Dach des Hauses sehe ich zu ihm. Er reißt den Kopf hoch und unsere Blicke treffen sich. Ich nicke ihm kurz zu, dann springe ich vom Dach und mache mich auf den Weg zum Sanctum.

Dort lasse ich mich mit einer geschmeidigen Bewegung auf das Dach fallen und komme neben Bruce zum Stehen. Ich bin schon so daran gewöhnt, die Astralform einer Person zu sehen, dass ich einen kurzen Moment brauche, um zu bemerken, dass ich neben dem menschlich aussehenden Banner stehe. Mein Blick fällt auf eine Frau mit Glatze, die in ein gelbes Gewand gekleidet ist. Das wird dann wohl die Älteste sein.

„Ich kenne Sie.", spricht sie mich an und ich sehe sie mit einem neutralen Blick an.

„Haben Sie mich kämpfen sehen?", frage ich sie nur und sehe sie fragend an. Die Älteste schüttelt den Kopf und ich lege fragend den Kopf schief.

„Sie sind Annie Irwin.", meint sie und ich nicke.

„Ja, ich weiß, wie ich heiße. Und Sie sehen scheinbar die Nachrichten.", kommentiere ich, denn ich weiß, dass ich 2012 gerne noch als negatives Beispiel einer Mutantin im Fernsehen gezeigt wurde.

„Ich kenne Sie nicht aus dem Fernsehen.", meint die Älteste ruhig.

„Nicht? Guckt man als Zauberer kein Fernsehen? Also ich bin der Meinung, dass Wong-", beginne ich nachdenklich und nur halb ernst gemeint, doch die Frau vor mir unterbricht mich.

„Sie sind uns vorgemerkt worden, Miss Irwin." Aha...? Als wäre damit jetzt alles geklärt, oder wie?

„Echt? Mache ich mal was Krasses? Irgendwas Böses? Was besonders Gutes?", frage ich und kann diese ganze Situation irgendwie nicht so ganz ernst nehmen. Ich verstehe, wieso Stephen und Wong so begeistert von dieser Frau sind, doch dieses ganze Geheimnistuer-Gerede nervt mich gerade schrecklich. Wir haben keine Zeit für so was.

„Nein. Sie sind die Frau, die einmal Stephen Stranges mächtigste Verbündete sein wird.", stellt sie fest und alles, was ich eben noch gedacht habe, ist aus meinem Kopf verschwunden. Sofort liegt meine gesamte Aufmerksamkeit auf ihr und das scheint sie auch zu merken, denn sie sieht mich mit einem kleinen Grinsen an.

„Also hört man nur Gutes über mich!", stelle ich grinsend fest und die Älteste lächelt mich beinahe großmütterlich an. Okay?

„Stephen braucht Sie.", stellt sie fest und ich lache spöttisch.

„Ja, ich brauche ihn auch, aber er ist tot!", gebe ich dann nur säuerlich zurück und ihr Blick fällt.

„Ich weiß... aber Sie können ihn retten. Und alle anderen gleich mit.", meint sie. Bruce neben mir sieht sie beinahe schon etwas sauer an.

„Ja, aber dafür brauchen wir den Zeitstein, den Sie nicht rausrücken wollen.", meint er leicht beleidigt und ich sehe sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an.

„Ich habe geschworen, den Zeitstein zu schützen.", meint sie.

„Stephen hat den Stein auch weggegeben!", fahre ich sie an. Das hier ist doch alles Blödsinn! Und uns geht wirklich langsam die Zeit aus. Beinahe schon erschrocken sieht die Älteste mich an.

„Was?", fragt sie. Ich rolle mit den Augen und erkenne in diesem Moment so viel von 2012-Annie in mir wieder. Wow, dabei dachte ich, dass diese Annie schon länger nicht mehr existiert.

„Stephen hat ihn Thanos gegeben.", mischt sich Bruce etwas sanfter ein. Ich sehe, dass ihr Blick nachdenklich wird, dann allerdings nickt sie. Vorsichtig löst sie den Stein aus dem Auge von Agamotto. Bruce nimmt ihn entgegen und ich sehe die Älteste dankbar an.

„Danke.", erwidern Bruce und ich. Gerade, als wir uns umdrehen wollen, um zu gehen, greift die Älteste nach meinem Handgelenk.

„Ich weiß, was für eine Art Mensch Sie sind, Annie. Verschießen Sie sich nicht immer vor Ihren Emotionen. Denn eines Tages, werden Sie Ihnen nützlich sein." Sie lässt meine Hand los und ich sehe sie kurz irritiert an, dann nicke ich.

„Okay."

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