◀ Kapitel 24 ▶

◀ Kapitel 24 ▶

Tony Stark, Avengers HQ, 12.48 Uhr

„Was ist das denn für ne Braut?", höre ich Rockets irritierte Stimme neben mir und ich sehe in die Richtung, in die er guckt.

„Oh, wow.", fügt er dann noch hinzu, als er scheinbar erkennt, wen er vor sich hat.

Herein kommt Annie. Sie trägt einen schwarzen Mantel und Kniehohe Stiefel. Ihre Haare sitzen perfekt und sie trägt wieder ihr bekanntes dunkles Augen-Make-Up. Ihre Haut ist blass, aber ihre dunklen Augenschatten sind verschwunden. Die lilanen Augen treten perfekt aus ihrem Gesicht hervor. Ihre Haare sind länger geworden, seit ich sie das letzte Mal gesehen habe und ich bin erstaunt, wie gut sie aussieht. Nichts an ihr erinnert mehr an die gebrochene Frau, die sie bis vor wenigen Monaten noch war. Direkt hinter ihr geht ein asiatischer Junge, den ich als Cho erkennen kann. Annie sagt irgendwas zu ihm, dann nickt er ihr lächelnd zu und geht einen anderen Weg, als sie.

Als sie noch näher kommt und sich den Mantel mit der riesigen Kapuze auszieht, staune ich noch mehr. Zum Vorschein kommt ein schwarzes, kurzes Kleid, das perfekt zu den Lederstiefeln passt.

Ihre Schritte hallen auf dem Boden wieder und ich sehe sie fasziniert an.

„Annie Irwin, du hast einen Hang zu dramatischen Auftritten.", rufe ich ihr zu. Nichts hätte mehr „Hier bin ich, um Thanos fertig zu machen" schreien können, als dieser selbstsichere, leicht arrogante Auftritt.

„Ich bin so froh dich zu sehen.", meint sie, dann umarmt sie mich. Ich erwidere ihre Umarmung, dann deute ich auf Rocket.

„Das ist Ratchet.", meine ich.

„Rocket und ich kennen uns schon.", grinst Annie mich an und gibt dem Möchtegern-Waschbären doch allen ernstes einen High Five.

„Kann man euch helfen, Jungs?", fragt Annie dann und Rocket sieht sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an.

„In dem Kleidchen, Lady?", fragt er spöttisch und Annie sieht ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an.

„Das lass mal meine Sorge sein, Hamster.", erwidert Annie nur schlagfertig.

„Was ist denn ein Hamster?"

Mir fällt etwas an Annies Handgelenk auf, das ich fasziniert beobachte. Vorsichtig greife ich nach ihrem Arm und sehe es mir genauer an. Neben dem Armband, das sie von T'Challa bekommen hat, da es ihre Rüstung enthält, befindet sich ein zweites Armband.

„Was ist das?", frage ich sie interessiert, denn ich weiß, dass Annie nie freiwillig Schmuck getragen hat. Sie sieht kurz auf das Armband, dann sieht sie beinahe schon etwas peinlich berührt aus.

„Das ist von Namor.", gesteht sie.

„Was?"

„Ich habe es in seinem Kleiderschrank gefunden und es ist alles, was ich noch von ihm habe... aber genug Worte der Trauer, treten wir Thanos in den Arsch und machen diesen ganzen Scheiß wieder rückgängig! Und dann sage ich Namor, dass ich ihn liebe und nicht ohne ihn leben kann.", erklärt sie und meine Augen weiten sich.

„Annie Irwin, ich habe das Gefühl, dass ich dich gar nicht mehr wiedererkenne. Du hast ja Gefühle und du zeigst sie auch!", necke ich sie und Annie schmunzelt.

„Thanos hat Spuren hinterlassen.", zuckt sie nur mit den Schultern und ich lache.

„Ja und das scheinbar sogar welche, die für die zwischenmenschliche Interaktion mit dir, gar nicht so übel sind."

„Ich hasse dich, Tony.", lacht sie und schlägt mir leicht auf die Brust.

„Ich dich auch, Annie. Und jetzt hilf uns, okay?", bitte ich sie und sie nickt.

Annie Irwin, Avengers HQ, 17.19 Uhr

Gespannt stehe ich neben Cap und blicke auf die Stelle, auf der Clint gerade verschwunden ist. Die Sekunden, die vergehen, fühlen sich wie eine halbe Ewigkeit an.

Ich weiß, dass es naiv ist, wenn ich jetzt schon Hoffnung schöpfe. Die Jahre im Krieg haben mir gezeigt, dass es immer eine blöde Idee ist, Hoffnung zu schöpfen, wenn der Krieg noch nicht vorbei ist. Aber ich habe das Gefühl, dass wir so kurz vor dem Durchbruch stehen und kann förmlich schon Namor, Stephen und all die anderen vor mir sehen, die wir wieder zurückholen können.

Nachdenklich betrachte ich mein Armband. Tony hatte Recht. Ich habe mich verändert und das nicht gerade wenig. Ich habe für meine Verhältnisse wirklich lange gebraucht, um das Ganze zu verarbeiten. Scheinbar musste ich mir eingestehen, dass ich, trotz meiner Versprechen mit niemandem eine Bindung aufzubauen, doch so etwas wie einen starken Freundeskreis entwickelt hatte. Und über die Hälfte dieses Freundeskreises sterben zu sehen, fällt scheinbar auch mir nicht leicht.

Anfangs war ich völlig überfordert. Schon häufig habe ich Menschen sterben sehen, teilweise auch Menschen, die ich gut leiden konnte. Doch noch nie hatte mich das so mitgenommen.

Aber auf der anderen Seite, hätte ich mir vor wenigen Jahren auch nicht vorstellen können, dass ich mal so etwas wie eine Beziehung führen würde. Zumindest eine Beziehung, die lange hält. Von den kurzen Affären mit Männern wie Victor von Doom mal abgesehen.

Namor ist der einzige, mit dem ich mein Leben verbringen wollen würde und sämtliche Männer und Frauen in der Vergangenheit hatten mir gezeigt, dass sie mich nicht glücklich machen können. Und das nur, weil sie nicht Namor McKenzie sind.

Beinahe hätte ich spöttisch aufgelacht. Was tue ich hier eigentlich? Denke über solche momentan unwichtigen Sachen nach, wie eine Beziehung zu führen. Was ist nur mit mir geschehen? Freundschaften? Beziehungen? Die Tatsache, dass die meisten Menschen mich nicht mehr so sehr verachten, wie sie es einst getan haben? Ich bin echt weich geworden. Und freundlich... für meine Verhältnisse zumindest.

Ich erwache aus meinen Gedanken, als ich höre, dass Clint wieder zurück kommt. Sofort stürmen wir alle los, um ihn mit Fragen zu löchern. Und dann sagt er die einzig wichtigen Worte für mich in diesem Moment: „Es funktioniert." Freude breitet sich aus, doch legt sich schnell wieder, als sich Steve einmischt.

„Wir müssen einen Plan machen. Lasst uns in den Besprechungsraum gehen und dann über die Steine reden. Wir müssen jetzt das „Wann" klären, wo wir das „Wie" doch schon haben." Gemeinsam machen wir alle uns auf den Weg in den großen Besprechungsraum und setzen uns an den Tisch. Ich höre, dass Tonys Magen knurrt und ich selbst habe langsam auch echt Hunger bekommen.

„Gut, Annie. Du fängst an. Und ich bestelle uns was zu Essen. Chinesisch?", fragt Tony und ich stehe schon Mal auf, um zur Projektion zu gehen.

„Chinesisch klingt immer gut, oder Leute?", antworte ich, da niemand anderes scheinbar Anzeichen macht, auf Tonys Frage zu antworten.

„Ja. Essen klingt immer gut!", ringt sich Clint zu einer Antwort durch, weshalb Tony kurz bei Friday eine Bestellung aufgibt.

Mit selbstsicheren Schritten trete ich nach vorne auf die Wand zu, an der die Projektion stattfindet.

„Ehm ja... der Zeitstein, befand sich eigentlich immer im Auge von Agamotto.", beginne ich und danke Stephen dafür, dass er mir so viel über den Zeitstein erzählt hatte. Denn sonst würden uns jetzt wichtige Informationen hier fehlen.

„Der Zeitstein hat die Fähigkeit die Zeit zu verändern, auch an Orten, wo Zeit keine Rolle spielt. Also zum Beispiel in der dunklen Dimension.", fahre ich fort und sehe die anderen leicht unsicher an.

„Die dunkle Dimension?!", fragt Scott verwirrt und mit etwas Unglauben in der Stimme, doch ich ignoriere ihn.

„Ehm... als der Stein damals erschaffen wurde, hat der Magier Agamotto das Auge erschaffen, wie der Name schon sagt... damit waren Menschen in der Lage, den Stein zu kontrollieren. Allerdings war die Benutzung des Steins zuerst verboten. Nur Cagliostro durfte den Stein benutzen und ihn studieren. Er hat dann dieses Buch geschrieben „Das Buch von Cagliostro.", fahre ich fort und wische dann das Bild zur Seite. Vor mir erscheint ein Bild von Stephen und ich verkrampfe mich unwillkürlich. Dann reiße ich mich allerdings zusammen. Ich bin kein kleines, weinerliches Kind!

„Kannst du uns erzählen, was Strange alles mit dem Auge angestellt hat?", fragt Steve und ich schlucke kurz.

„Ich kann euch das erzählen, das Wong mir erzählt hat.", gestehe ich, doch das reicht für die anderen scheinbar schon.

„Der Zeitstein war lange Zeit noch im Kamar Taj, das ist der Ort, an dem Stephen ausgebildet wurde.", meine ich und überlege kurz.

„Es gab wohl einer Zauberin, die sich die Älteste nannte. Soll wohl eine tolle Frau gewesen sein, aber ich habe sie nie kennengelernt. Sie benutzte das Auge dazu, unsere Realität vor Bedrohungen zu beschützen. Sie war wohl 2012 auch in New York, ohne, dass wir es wussten.", meine ich und sehe, dass Natasha sich eifrig etwas notiert.

„Als Stephen anfing, im Kamar Taj zu trainieren, hat er laut Wong sehr schnell gegen die Regeln verstoßen und verbotene Bücher gelesen, unter anderem auch das Buch von Cagliostro.", meine ich und kann mir ein kleines Grinsen nicht verstehen.

„Und wie Stephen nun mal ist... war... hat er sich das Auge, das dort aufbewahrt wurde, direkt umgemacht und etwas herumexperimentiert." Tony und ich wechseln einen kurzen Blick, dann fahre ich fort.

„Wong meinte zu mir, dass Stephen damals beinahe das Raum-Zeit-Kontinuum zerstört hat, aber ich glaube, dass er einfach nur übertreibt." Ich lache leicht, als ich mich an den Gesichtsausdruck von Stephen erinnere, als Wong mir die Geschichte genau so erzählt hat.

„Stephen war natürlich direkt dazu in der Lage den Stein korrekt zu benutzen. Zu der gleichen Zeit wurden die Zauberer angegriffen und ein paar abtrünnige Zauberer wollten unsere Erde an Dormammu, den Herrscher der dunklen Dimension, ausliefern. Stephen hat das Auge von Agamotto bekommen und wurde oberster Zauberer, da die Älteste getötet worden ist. Dann hat er den Stein dazu benutzt, uns allen den Arsch zu retten, ohne, dass wir es überhaupt wussten.", beende ich meine Erzählung und kann in Steves Gesicht ein kleines Grinsen sehen.

„Du redest sehr gut von diesem Zauberer.", stellt Scott fest. Bevor ich etwas sagen kann, mischt sich Tony schon ein.

„Keine Sorge, ihr Herz gehört dem Fischmann.", lacht er gehässig. Böse sehe ich ihn an.

„Das heißt er war in New York?", mischt sich Nat ein, bevor ich etwas bezüglich Tonys Spitznamen für Namor sagen kann.

„Der Stein ja.", antworte ich. Sie nickt und schreibt sich wieder etwas auf.

„Wie groß ist unsere Wahrscheinlichkeit, dass wir in der Zeit zurückreisen, du ihm schöne Augen machst und er dir freiwillig den Stein gibt?", fragt Tony und ich grinse.

„Gleich null, denke ich. Wir reden hier immerhin von Stephen Strange persönlich.", gebe ich zurück. Tony stöhnt genervt auf.

„Gibt es noch irgendwas Interessantes über den Stein?", holt und Bruce aller wieder zu dem eigentlichen Thema zurück.

„Nein, nicht wirklich."

„Dann mach bitte mit dem Tesseract weiter.", bittet Bruce.

„Ok, der Raumstein... eigentlich wissen wir alle, was mit dem Raumstein ist. Cap hat ihn 1945 im Eis versenkt, 2011 hat SHIELD den Tesseract zusammen mit Cap aus dem Eis gefischt und angefangen illegale Experimente damit durchzuführen. Natürlich war SHIELD dumm genug und hat sich den Stein von Loki stehlen lassen, der übrigens gar nicht mehr der Böse ist, aber das ist eine andere Geschichte. Wir haben Loki den Stein wieder abgenommen und das Zepter an Hydra verloren, wo Wanda und ihr Bruder ihre Kräfte bekommen haben. Dann haben wir mit dem Stein Vision erschaffen und ihn dann mit Thor nach Asgard gehen lassen... wo Loki ihn wieder gestohlen hat... bis Thanos ihn bekommen hat.", rattere ich runter und Tony verkneift sich ein Lachen bei meiner Erzählung.

„Ja, so ungefähr war das, oder Thor?", frage ich. Thor schreckt aus seinem Halbschlaf auf und sieht mich geschockt an.

„Hä? Was?", fragt er verwirrt und fällt halb aus dem Stuhl.

„Du enttäuscht mich.", meine ich nur trocken.

„Erzähl uns doch wasüber den Äther, Gott des Bierbauchs." Ich trete kopfschüttelnd weg von derProjektion und mache den Platz für Thor frei. Das kann ja noch ein langer Abendwerden...

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