◀ Kapitel 23 ▶
◀ Kapitel 23 ▶
Steve Rogers, Sanctum Sanctorum, 09.27 Uhr, 1830 Tage nach Thanos
Ich war selten so nervös, als ich an Annies Tür geklopft habe und bin mir sicher, dass sie mir diese Unsicherheit auch ansehen könnte. Doch ich weiß, dass jeglicher Versuch so zu tun, als ob ich nicht aufgeregt wäre, sofort von Annie aufgedeckt werden würde. Ich weiß nicht, wann es passiert ist, doch ausgerechnet Annie Irwin ist meine beste Freundin, die mich besser kennt, als irgendjemand anderes. Als ich sie kennengelernt habe, hätte ich das nie gedacht, doch hier sind wir nun. Annie weiß mehr von mir, als der Rest dieses Teams und ich bin mir sicher, dass sie auf der gleichen Stufe steht wie Bucky. Es hatte mir das Herz gebrochen sie die letzten Jahre so zu sehen, doch ich weiß, dass es ihr jetzt wieder besser geht und das ist gut so.
Als mir die Tür geöffnet wird, sehe ich mich Cho gegenüber, der mich erfreut ansieht.
„Steve! Komm rein!", meint er motiviert und öffnet die Tür noch ein Stück weiter für mich. Ich trete ein und ziehe meine Jacke aus.
„Wir frühstücken gerade, wir haben bestimmt noch etwas für dich übrig!" Der Junge greift nach meiner Hand und zieht mich motiviert in die Küche. Dort sitzt Annie am Küchentisch und ich lächele, als ich sie sehe. Sie sieht um einiges besser aus, als die meisten Mal, wo ich sie die letzten Male gesehen habe. Sie sieht von ihrem Brötchen auf und ihr Blick erhellt sich, als sie mich sieht.
„Hey!", freut sie sich und steht auf, um mich in eine feste Umarmung zu schließen. Ich erwidere diese und als wir uns voneinander lösen sehe ich ein echtes Lächeln auf ihrem Gesicht.
„Hast du Hunger? Wir haben noch Brötchen übrig.", fragt sie mich und ich nicke.
„Gerne.", meine ich und Annie grinst. Sie macht etwas Platz auf dem Küchentisch und lässt, ohne sich umzudrehen, Besteck, einen Teller und die restlichen Brötchen auf den Tisch fliegen.
„Brauchst du noch was? Kaffee? Tee?", möchte sie wissen, doch ich winke ab.
„Danke.", meine ich dann noch und greife nach dem Brötchen. Stumm essen wir eine Weile, dann lege ich mein Messer weg, als ich komplett fertig bin und schiebe den Teller etwas von mir. Annie sieht mich mit einem nachdenklichen Blick an, der mich etwas unsicher zu ihr sehen lässt.
„Was ist?", frage ich sie zögerlich. Sie zieht einen Mundwinkel in die Höhe und sieht mich beinahe schon spöttisch an.
„Ich kenne dich. Worüber grübelst du, Rogers?", erkundigt sie sich und ich weiche ihrem Blick aus. Es hätte mir klar sein müssen, dass sie mir anmerkt, dass ich aus einem bestimmten Grund hier bin. Ich zögere bevor ich sie wieder ansehe. Sie sieht mich abwartend an und ich seufze innerlich.
„Ich... wir haben vielleicht einen Weg gefunden, um alles rückgängig zu machen.", beginne ich langsam und sehe, wie sie die emotionslose Maske wieder aufsetzt, die sie über die Jahre Stück für Stück mir gegenüber abgelegt hatte.
„Was?"
„Wir haben vielleicht -", wiederhole ich, doch Annie unterbricht mich direkt und erst da realisiere ich, dass sie mich ohne Probleme verstanden hatte. Innerlich verdrehe ich die Augen, wegen meiner Dummheit. Nach all den Jahren schafft sie es immer noch mich zu verunsichern.
„Ich habe dich verstanden. Aber du wärst nicht hier, wenn ich nichts damit zu tun hätte.", reißt sie mich dann aus meinen Gedanken und steht auf. Ich verfolge mit meinem Blick, wie sie die drei Teller abräumt und warte, bis sie mich wieder ansieht. Ihr Blick zeigt keinerlei Emotionen und ich würde alles dafür geben, zu sehen, was in ihren Gedanken gerade abgeht.
„Wir brauchen dich." Eindringlich sehe ich sie an und sehe, dass sie sich verspannt, als ich diese Worte ausgesprochen habe. Ihre gesamte Körperhaltung strahlt aus, dass sie sich eigentlich nicht anhören möchte, was ich ihr zu sagen habe, aber ich weiß, dass sie mir nicht vor den Kopf stoßen möchte und mich deshalb nicht direkt rausschmeißt.
„Steve..."
„Bruce ist dort. Und Tony auch. Tony hat einen Weg gefunden durch die Zeit zu reisen. Wir könnten in die Vergangenheit reisen und die Steine holen... damit wir alles rückgängig machen können." Annie knallt die Teller etwas zu laut in die Spüle und kurz glaube ich, dass sie zerbrechen müssten. Doch selbst, wenn sie das getan haben, dann wird es Annie nicht gestört haben, denn sie sieht mich nur mit einem undefinierbaren Blick an. Als sie sich komplett zu mir gedreht hat, verschränkt sie die Arme vor der Brust.
„Steve... ich habe fast drei Jahre gebraucht um mich wieder aufzuraffen und jetzt willst du, dass ich wieder mit euch kämpfe? Ich glaube nicht, dass ich es noch mal aushalte, wenn wir erneut versagen.", sagt sie leise und ruhig und ich blicke kurz auf den Tisch, dann wieder zu ihr, dieses Mal mit Entschlossenheit in meinem Blick.
„Ich weiß, dass du gelitten hast, Annie." Meine Stimme klingt nicht halb so sanft, wie ich es beabsichtigt habe, doch tief in mir drinnen spüre ich, dass Annie mir bei zu viel Sanftheit komplett blockieren würde.
„Und wie ich das habe, Steve... ich weiß nicht, ob ich das noch Mal schaffe. Wer kann uns garantieren, dass wir siegen?" Fragend sieht sie mich an und ich seufze.
„Garantieren kann es uns niemand. Aber denkst du nicht, dass es nur fair wäre, wenn wir es versuchen? Fair denen gegenüber, die nicht hier sind." Annie dreht sich mit einem verzogenen Gesicht weg von mir. Ich bin mir sicher, dass ihr gerade sämtliche Leute durch den Kopf gehen, die von uns gegangen sind und ich bin mir nicht sicher, ob die Erwähnung dieser Personen alles nur noch schlimmer machen würde, oder ob ich echt eine Chance hätte, Annie zu überreden. Aber ich weiß, dass sie mich sofort herausgeschmissen hätte, wenn sie absolut gegen die Sache wäre. Sie würde mir nicht die Möglichkeit bieten, sie zu überreden, wenn sie nicht tief in sich drinnen einen kleinen Schimmer Hoffnung haben würde. Ich hatte die letzten 5 Jahre über verfolgt, wie es ihr geht und ich kann verstehen, dass sie zögert, das kann ich wirklich. Aber ausnahmsweise brauche ich heute Mal nicht meine beste Freundin Annie, sondern die kalte Soldatin, die zu allem bereit wäre, während sie für das kämpft, das ihr wichtig ist. Aber ist diese Soldatin überhaupt noch irgendwo in ihr oder ist sie schon lange verschollen?
„Mach mir keine Hoffnung...", meint sie leise und ich höre den Schmerz in ihrer Stimme. Ich weiß, dass ich mit meinen nächsten Worten vielleicht alles schlimmer mache, doch ich muss es versuchen.
„Würdest du Peter und Stephen nicht zurück haben wollen?" Ich sehe, dass Annie sich verspannt.
„Und Namor?", meine ich leiser. Annie dreht sich zu mir um. Ihr ganzer Ausdruck ist verspannt, doch ich spüre, dass sie kurz davor steht ja zu sagen.
„Also ich wäre dafür!", ertönt plötzlich eine aufgeregte Stimme hinter uns und Annie und ich fahren beide herum. Vor uns steht Cho und ich will gar nicht wissen, wie lange er schon da steht.
„Cho, was machst du hier?", fährt Annie ihn wütend an und ich weiß, dass sie nur so wütend ist, weil wir sie fast soweit haben.
„Hey, du kannst mich nicht immer nur als deinen Assistenten vor der Tür stehen lassen, nachdem du mich ausgebildet hast, zu kämpfen." Abwehrend sieht er sie an und ich schmunzele innerlich. Die beiden sind wirklich eine gute Kombi, das muss man schon sagen. Und ich wüsste nicht, wo Annie heute wäre, wenn Cho nicht gewesen wäre.
„Du wirst gar nicht kämpfen! Wir bleiben hier!", herrscht sie ihm ein und sehr zu meiner Überraschung zuckt Cho nicht mal zusammen. Ich erinnere mich noch gut an den kleinen Jungen, der sich von ihr hat einschüchtern lassen und ich bin positiv überrascht, dass er nicht mehr da ist. Doch ich bin mir sicher, dass das Annies Werk ist.
„Annie, das lasse ich nicht zu.", eindringlich sieht er sie an und Annie streicht sich genervt durchs Gesicht.
„Cho, ich kann das nicht. Nicht schon wieder. Wenn du gehen willst, dann halte ich dich nicht auf. Aber ich kann so eine Enttäuschung nicht erneut durchleben." Bitter schüttelt Annie den Kopf und macht sich auf, um die Küche zu verlassen. Cho und ich wechseln einen Blick. Ich sehe, dass der Junge wütend die Fäuste ballt und einen Schritt auf Annie zugeht.
„Okay, jetzt hör mir mal ganz genau zu!", ruft er wütend und Annie hält beinahe schon geschockt in ihrer Bewegung inne. Scheinbar kann sie es gar nicht fassen, dass er sich erdreistet, sie so anzumachen. Sie dreht sich zu ihm um und sieht ihn arrogant und mit verschränkten Armen an.
„Seit 5 Jahren sitzt du hier und verkriechst dich in deinem Hauptquartier. Du gehst fast nicht raus, bist ständig schlecht gelaunt und dein einziger, regelmäßiger sozialer Kontakt bin ich! Ich habe das all die Zeit stumm ertragen. Ich habe es hingenommen, als du mit Clint auf Verbrecherjagd gegangen bist. Ich habe es auch hingenommen, wenn du dich tagelang in deinem Zimmer verkrochen hast und dich in den Schlaf geweint hast. Und ich habe es auch hingenommen, als du alle kleinen Aufträge der Avengers abgelehnt hast-", fährt er sie mit einer mir bisher unbekannten Wut an.
„Es gibt keine Avengers mehr!"
„Aber du kannst sie wieder zusammen bringen! Zusammen mit Cap! Und mit Tony! Ihr alle zusammen.", wütend geht er einen Schritt weiter auf Annie zu, die seinen Blick eisern erwidert. Doch ich kann an ihren Augen sehen, dass ihr Innerstes gerade ganz anders aussieht und ich danke innerlich allen Göttern dieser Erde, dass Cho tatsächlich dabei ist, Annie zu überreden.
„Ich weiß nicht...", murmelt diese nämlich gerade leise und blickt kurz zu mir, dann wieder zu Cho.
„Das ist eure Möglichkeit alles wieder gerade zu biegen! Du weißt, wie wichtig du für die Avengers bist. Und auch, wenn ich das wirklich ungerne sage, weil ich dein Ego nicht weiterhin stärken will, weil es schon zu groß ist, die Avengers brauchen dich!" Eindringlich sieht er sie an und ich kann die Spannung zwischen den beiden förmlich in der Luft spüren. Die Gefahr, dass Annie jetzt austickt, ist auf jeden Fall vorhanden. Auch Cho scheint das zu bemerken, denn er wählt seine nächsten Worte mit Bedacht und spricht zögerlicher, als noch eben.
„Bitte, Annie... denk an alle, die von uns gegangen sind. Du weißt, dass du mit Namor glücklich sein kannst. Zusammen holen wir ihn zurück und dann kannst du glücklich werden. Das hast du verdient. Aber das Glück kommt nicht von selbst zu dir. Also krieg endlich deinen Arsch hoch und hör auf dich im Selbstmitleid zu ertränken!"
Annie streicht sich mit beiden Händen durchs Gesicht und ich sehe sie hoffnungsvoll an. Ich hätte nicht erwartet, dass jemand jemals so mit ihr redet, aber scheinbar hat Cho wirklich was wachgerüttelt in ihr. Annie stößt einen leisen Fluch aus, dann dreht sie sich kurz zu mir und lächelt mich schwach an, bevor sie sich wieder zurück zu Cho dreht.
„Na los, hol deine Ausrüstung.", meint sie dann mit einem leisen Seufzer in der Stimme. Cho sieht sie kurz fragend an, dann beginnt er zu jubeln.
„Ja! Du bist die beste!"
~ So, endlich geht's wieder richtig los mit der Action ^^
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