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KAPITEL 7

Annie (Ava), Pleasant Hill, 12.39 Uhr

„Klopf, Klopf!", ertönt es von außerhalb meines Büros und ich hebe den Kopf an, dann sehe ich die Person, die grinsend seinen Kopf durch meine Tür steckt.

„Tyler, hey!", lächele ich zurück und sehe den Mann vor mir gespannt an.

„Was machst du so?", fragt er mich interessiert und ich seufze, denn ich habe keine Lust mehr weiter zu arbeiten.

„Ich muss noch ein paar Dokumente ausfüllen.", entgegne ich genervt und lasse mich in meinem Stuhl nach hinten fallen. Diese blöden Dokumente auszufüllen, und das Tag für Tag, geht mir langsam wirklich auf die Nerven. Ich kann mir echt nicht vorstellen, dass es das ist, was ich mein ganzes Leben lang machen möchte.

„Brauchst du dafür noch lange?", fragt mich Tyler und ich wiege ab, ob ich das noch vor der Mittagspause schaffe. Viel ist es ja schließlich nicht mehr...

„Ich glaube nicht, warum fragst du?", antworte ich ihm deshalb und er beginnt fröhlich zu lächeln.

„Ich würde dich gerne zum Mittagessen ausführen.", sagt er und ich sehe ihn erstaunt an.

„Wie komme ich denn zu der Ehre?", frage ich ihn sogleich und er lächelt.

„Eine hübsche Frau wie du sollte nicht alleine zum Mittag essen." Ich spüre, dass ich leicht rot werde und beginne verlegen zu lächeln.

„Das ist wirklich nett von dir. Wo möchtest du denn hingehen?", frage ich interessiert und er überlegt kurz.

„Zu dem Asiaten hier um die Ecke?", schlägt Tyler dann vor und ich werfe einen kurzen Blick auf meinen Computer.

„Das klingt wunderbar, lass mich nur noch kurz meine Sachen fertig machen.", antworte ich ihm dann und freue mich jetzt schon wahnsinnig. Tyler ist ein wirklich charmanter und gutaussehender Mann. Er hat wirklich schöne Augen. Als ich ihn das erste Mal kennengelernt habe, hat mich seine Eleganz umgehauen, obwohl ich das Gefühl hatte, als hätte ich ihn schon Mal gesehen.

„Okay, ich hole dich um eins wieder ab.", sagt er und verlässt mein Büro, dann schließt er die Tür hinter sich.

„Ich freue mich."

SHIELD-Agent 105, Pleasant Hill, 12.39 Uhr

„Lisa, ich wurde heute eingeteilt um Annie Irwin zu bewachen. Komm mal rüber, das musst du dir ansehen.", sage ich in den Kommunikator, sodass die Nachricht meine Freundin erreicht. Diese antwortet mir auch sogleich, dass sie unterwegs wäre und kurze Zeit später steht sie schon hinter mir. Sie sieht mit mir zusammen auf den Bildschirm, über den ich Annie beobachte.

„Guck mal, wie sie mit Doom redet. Hast du sie jemals so schüchtern gesehen? Sie wird sogar rot.", lache ich und Lisa schließt sich mir an.

„Wie sie sich die Haare hinter ihr Ohr streicht, echt lächerlich.", lacht sie und ich zoome etwas heran, sodass wir uns über Annie in Nahaufnahme lustig machen können.

„Weshalb lacht ihr so?", ertönt es plötzlich hinter uns und ich zucke zusammen.

„Wir gucken uns gerade Annies jämmerliche Flirtversuche an.", antwortet Lisa und Luke, der jetzt hinter uns aufgetaucht ist, zieht fragend eine Augenbraue nach oben.

„Wie geht es ihr?", möchte er wissen und ich zucke mit den Schultern.

„Keine Ahnung, sie wirkt wie ein anderer Mensch.", sage ich und drehe mich von dem Bildschirm weg, da Annie wieder dazu übergegangen ist, ihre Dokumente auszufüllen.

„Ist doch klar.", gibt mir Luke daraufhin zurück und ich sehe ihn fragend an.

„Wie meinst du das?", frage ich und Luke verdreht die Augen.

„Ihr wurden ihre Erinnerungen genommen. Sie ist nur so kalt und dreist, weil sie eine schwere Vergangenheit hatte.", verteidigt Luke sie und Lisa und ich beginnen schallend zu lachen.

„Wir alle hatten eine schwere Vergangenheit und trotzdem rennen wir nicht durch die Gegend und hassen alles und jeden.", entgegnet Lisa spöttisch und Luke seufzt. Man sieht ganz klar, dass es ihm missfällt, wie wir mit der Sache umgehen.

„Und wie oft habt ihr schon die Welt gerettet? Kein einziges Mal, wenn ich mich recht erinnere. Also warum, maßt ihr es euch an, euch selber mit Annie zu vergleichen?", fragt er und ich lache spöttisch. Da ist ja wohl mal jemand ein Fan.

„Du bist wohl ein Fan, hm?", neckt auch Lisa ihn und Luke seufzt.

„Nein, aber ich erkenne wie wichtig Annie für uns alle ist.", erwidert er und ich ziehe eine Augenbraue fragend in die Höhe.

„Wenn wir sie brauchen, dann können wir ihr ihre Kräfte immer noch wiedergeben und ihre Erinnerungen... dann kann sie uns helfen und danach kommt sie wieder hier zurück.", meine ich und Luke beginnt schallend zu lachen. Seine ganze Ausstrahlung nervt mich gerade.

„Ihr denkt doch nicht ernsthaft, dass sie euch nach all dem hier helfen würde... und selbst wenn, dann würdet ihr es kein zweites Mal schaffen ihr ihre Kräfte zu nehmen, da ihr den Überraschungseffekt nicht mehr auf eurer Seite habt und euch etwas sehr Wichtiges fehlt: Ihr Vertrauen.", sagt er.

„Woher willst du das wissen, dass Tony es nur geschafft hat, Annie zu überwältigen, weil sie ihm vertraut hat?", fragt Lisa interessiert. Luke seufzt.

„Ich habe es gesehen, ich war da... und glaub mir, der panische Ausdruck in ihren Augen, als sie gemerkt hat, was passiert, ist grauenhaft gewesen.", sagt er und ich runzele die Stirn. Kann es sein, dass selbst so jemand wie Annie Irwin Angst vor etwas hat? Wohl kaum.

Annie Irwin (Ava), Pleasant Hill, 17.38 Uhr

Ich sitze mit Nathan, einem guten Freund von mir, vor dem Fernseher und versuche die Tatsache zu ignorieren, dass er einen Liebesfilm mit mir gucken wollte. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, denn ich will nichts von Nathan und würde auch niemals etwas von ihm wollen. Auch, wenn es mich irritiert, warum das so ist. Nathan sieht gut aus und ist überaus nett und zuvorkommend. Er ist eigentlich genau das, was man sich in einem Mann wünscht, doch irgendetwas hält mich davon ab, auf seine Flirtversuche einzugehen. Es ist so, als würde etwas tief in mir drinnen widersprechen und mir mitteilen wollen, dass das nicht der Mann ist, den ich möchte. Als würde ich einen anderen Mann lieben, doch mir will nicht einfallen, wer es ist. Ich seufze und drehe meinen Kopf zu Nathan. Ist er mir schon wieder ein Stück näher gekommen?!

Ich sehe ihn von der Seite aus an und kann plötzlich nicht mehr verstehen, warum ich eben noch gesagt habe, dass ich ihn attraktiv finde. Er hat blonde Haare, doch wenn ich so drüber nachdenke, dann finde ich dunkle Haare um einiges attraktiver. Er ist nett, ja. Aber vielleicht doch etwas zu nett? Ich weiß nicht warum, doch tief in mir drinnen spüre ich, dass ich einen Mann brauche, der eine... gewisse Arroganz in sich trägt. Ein gewisses Ego. Der weiß, wie toll er ist und das auch total ausnutzt.

Ich schüttele den Kopf. Was denke ich denn da? Nathan sitzt direkt hier vor mir und ist der beste Mann, den man sich eigentlich wünschen könnte und der Mann, an den ich eben gedacht habe, klingt echt anstrengend. Doch irgendwas an Nathan stört mich trotzdem. Und wenn es nur ist, dass seine Wangenknochen nicht stark genug sind, oder seine Ohren zu rund.

„Ava?", fragt er mich plötzlich sanft. Seine Stimme ist zu sanft und nett. Er erreicht mich damit nicht so, wie es jemand anderes tun würde. Erneut schüttele ich den Kopf um diese absurden Gedanken aus meinem Kopf zu bekommen.

„Hm?", frage ich und sehe ihn mit einem gezwungenen Lächeln an.

„Ist alles in Ordnung? Du wirkst etwas abwesend.", sagt er und sieht mich besorgt an. Ich lächele leicht.

„Mir geht's gut... ich fühle mich nur manchmal so, als würde ich nicht hier her gehören, verstehst du?", frage ich ihn und kann an seiner Reaktion schon merken, dass er es nicht versteht.

„Als würde ich anders handeln, als mein Herz es will. Als würde ich ferngesteuert werden und Gedanken denken, die ich nicht selber denke. Gefühle spüren, die nicht meine sind. So als würde jemand an meinem Gehirn herumdoktern und das, was ich selber denke, unterdrücken.", sage ich und Nathan sieht mich an, als hätte ich ein geistiges Problem. Eigentlich ist das genau die Reaktion, die ich erwartet hätte, doch irgendetwas an ihr stört mich. Sollte er mich jetzt nicht fragen, warum ich das denke? Wie er mir helfen kann?

„Nathan... ich glaube es ist besser wenn du jetzt gehst, tut mir leid.", sage ich und ziehe ihn förmlich vom Sofa. Er wirft mir einen irritierten und fast schon verletzten Blick zu, doch ich ignoriere das. Eigentlich sollte ich mich schlecht fühlen, oder?

Warum auch immer, ich tue es nicht. So, als würden sich die Emotionen in mir vermischen und ich wüsste nicht mehr, was ich denken soll.

Ich seufze, dann lasse ich mich auf das Sofa fallen und raufe mir die Haare.

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