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KAPITEL 23
Namor, Pleasant Hill, 18.03 Uhr
Als Annie und ich über die Häuser fliegen um Tony ausfindig zu machen, wird uns das Ausmaß dieser Katastrophe erst richtig bewusst. Überall liegen Leichen und gefallene Agents und Häuser stehen in Flammen.
„Es wird scheinbar wirklich Zeit, dass du deine Kräfte wieder bekommst, wir sind aufgeschmissen ohne dich.", sage ich und fliege weiter. Ich sehe zu ihr.
„Wir sind nur aufgeschmissen, weil du nicht kämpfst, sondern dich damit beschäftigst mir zu helfen. Würdest du kämpfen, wären wir schon deutlich weiter.", sagt sie und ich schmunzele. Ich glaube manchmal, dass Annie selber gar nicht bewusst ist, wie groß der Unterschied ist, wenn sie kämpft und wenn nicht.
„Ich sollte nicht mehr Lob annehmen, als mir zusteht. Ich glaube es ist eher die Kombination aus uns beiden, die es so schlimm für unsere Feinde macht.", sage ich leise und sehe Tony in der Ferne auf einem Haus stehen und von dort aus auf Feinde auf dem Boden schießend.
„Da vorne ist er.", sage ich und Annie sieht ebenfalls dort hin.
„Gut, bring mich direkt zu ihm. Er wird mir dieses blöde Serum schon geben.", sagt sie optimistisch und ich nicke, dann landen wir vor Tony, der sogleich sein Visier hochklappt. Er sieht wirklich übel aus. Sein eines Auge ist blau, seine Lippe blutet und er wirkt allgemein sehr dreckig.
„Was ist?", wendet er sich an Annie, die nur die Arme verschränkt.
„Gib mir das Serum.", fordert sie und er sieht sie mit großen Augen an.
„Woher weißt du von dem Serum?", fragt er erstaunt und Annie verdreht die Augen.
„Von Hank.", antwortet sie und Tony zieht ärgerlich die Augenbrauen zusammen.
„Ich bringe ihn um.", nuschelt er. Annie sieht ihn spöttisch an.
„Brauchst du nicht, er ist tot. Also gib mir das Serum, damit ich es beenden kann!", fordert sie erneut, doch Tony schüttelt den Kopf.
„Warum solltest ausgerechnet du diejenige sein, die uns alle rettet? Musst du dich wieder als wichtig erweisen?", spuckt Tony ihr förmlich ins Gesicht und ich kann sehen, dass Annie langsam ärgerlich wird.
„Weil du nicht fähig dazu bist, so jemandem wie Kobik ihre Kräfte zu nehmen, auch nicht mit deinem blöden Serum. Du wärst tot, noch bevor du ihr die Spritze in den Arm rammen könntest. Und du willst doch kein unschuldiges Kind töten, oder? So herzlos bist nicht mal du, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob du überhaupt ein Herz hast.", zischt sie und der Hass, der von ihr ausgeht, ist für mich deutlich spürbar. Sie nimmt es Tony übel, was er getan hat und wenn das alles hier vorbei ist, dann wird er das mit Sicherheit auch noch stark bereuen. Man sieht, dass er einen Moment lang mit sich selber hadert, dann seufzt er und löst eine Ampulle aus seinem Anzug.
„Ich werde das später mit Sicherheit bereuen.", sagt er, reicht ihr allerdings die Spritze, die sie sich direkt in den Arm rammt. Augenblicklich beginnen sämtliche ihrer Adern beißend lila zu leuchten, ebenso wie die Augen, bevor sich die Adern wieder zu ihrer normalen Farbe zurückverwandeln.
„Hats geklappt?", frage ich sie hoffnungsvoll und Annie grinst mich böse an.
„Aber sowas von. Machen wir sie fertig.", sagt sie, dann springt sie von dem Haus. Sofort sehe ich ihr hinter, für den Fall, dass sie ihre Kräfte doch nicht vollständig zurück haben sollte und sich nicht stark genug abfangen kann, doch Annie landet geschmeidig und elegant auf dem Boden wie selten. Ich sehe ihr mit einem leichten Lächeln hinter, bevor ich mich zu Tony drehe.
„Darf ich dir einen Rat geben? Gerate ihr nicht in die Quere, sie ist nicht gut auf dich zu sprechen. Und mein Versprechen, sie aufzuhalten, zählt nicht, wenn sie dich angreifen will. Denn das hast du verdient.", sage ich ihm und gehe an ihm vorbei, dabei stoße ich ihn mit meiner Schulter zur Seite. Ich weiß, dass er es sich nicht trauen würde, mich anzugreifen. Dafür ist er zu schwach und das weiß er.
Ich folge Annie, die sich schon mehrere Meter vor mir befindet und bin innerhalb weniger Sekunden wieder an ihrer Seite. Als ich in ihr Gesicht blicke, stocke ich.
„Deine Augen sind noch lila.", stelle ich fest und sie zuckt mit den Schultern.
„Alles andere fühlt sich wieder normal an, also ist mir das egal.", antwortet sie mir und ich lächele. Die lilanen Augen machen sie nur noch schöner.
„Wade, wo ist Kobik?", frage ich in den Kommunikator und kurz darauf sagt er mir, dass sie bei ihm ist.
„Dann sorg dafür, dass sie da bleibt. Annie und ich sind unterwegs und können es zu Ende bringen. Sorg dafür, dass sie im Freien ist.", fordere ich ihn auf.
„Alles klar, Fischstäbchen!", antwortet er mir und ich verkneife mir ein genervtes Aufstöhnen.
„Da hinten sind sie!", sagt Annie dann und greift in die Tasche ihres Anzugs. Ich nehme das entgegen, das sie mir hinhält. Ich erinnere mich daran, dass Hank es ihr vorhin in die Hand gedrückt hatte. Es ist das Serum, mit dem ihr Tony die Kräfte unterdrückt hat.
„Was hast du vor?", frage ich sie und sie bremst sich selber an.
„Ich werde ihre Kräfte soweit eindämmen, dass du gefahrlos an sie heran kannst um ihr das Serum zu spritzen. Wenn das alles nichts bringt, dann kann ich ihr die Kräfte immer noch vollständig nehmen. Aber so können wir sie in Sicherheit bringen und einen besseren Weg finden alles in Ordnung zu bringen.", sagt sie und ich nehme das Serum entgegen.
„Bist du dir sicher, dass du das hinbekommst?", versichere ich mich bei ihr und sie nickt überzeugt.
„Ja, ich bekomme das hin. Falls nicht, dann nimm dich in Acht und verschwinde von da.", sagt sie.
„Nicht ohne dich, Annie.", gebe ich zurück.
„Doch, ohne mich! Und jetzt los.", fordert sie und geht auf Kobik zu. Ich werfe noch einen letzten Blick auf das Serum in meiner Hand, dann folge ich ihr.
„Kobik!", macht Annie sie auf sich aufmerksam und als sie Annie erblickt, weicht sie ängstlich zurück, wahrscheinlich kann sie sich schon denken, dass wir nicht hier sind, damit wir mit ihr spielen.
„Kobik, du musst dich entspannen. Wir versuchen dir zu helfen.", beginnt Annie und sieht das Mädchen vor sich sanft an.
„Ich kann diese Macht in mir nicht kontrollieren.", flüstert Kobik und in diesem Moment schießt ein weißer Strahl purer Energie auf Annie zu. Diese wehrt diesen ganz leicht wieder ab. Es tut gut Annie wieder mit ihrem vollen Ausmaß der Kräfte zu sehen.
„Kobik, wir können dir helfen.", fährt sie fort und geht immer weiter zu ihr.
„Diese Macht... sie lässt mich nicht... hilf mir.", flüstert Kobik, doch genau in diesem Moment, merkt man, dass sich etwas in ihr ändert und das kleine Mädchen wird vollständig von der Kraft in ihr kontrolliert, so als würde sich die Kraft in ihr gegen das wehren, was jetzt folgen wird.
„Okay, halt dich bereit!", warnt Annie mich und ich weiß nicht, was sie macht, doch Kobiks Kraft, die sich eben noch in ihr befand, kommt plötzlich an die Oberfläche und greift Annie an. Sofort dämmt sie diese Kraft ein und bekämpft sie mit ihrer eigenen Magie. Es wirkt so, als könnte sie dem lange standhalten, doch alleine an ihrem flehenden Blick merke ich, dass sie es nicht kann. Ich renne auf Kobik zu und gerade, als ich ihr die Spritze in den Arm rammen will, schießt ein Lichtstrahl auf mich zu, der mich nur nicht trifft, weil ich rechtzeitig ausweichen kann.
„Beeil dich, sie ist zu stark.", keucht Annie und sinkt langsam auf die Knie, als sie zu sprechen beginnt. Ich sehe, dass ihre Hände verkrampft sind und sich Kobiks weißes Licht mit dem Lila von Annie vermischt, was mir zeigt, dass sie beinahe an ihrem Maximum ihrer Kräfte angekommen ist. Ich bemühe mich noch schneller an Kobik heranzukommen und in dem Moment, in dem Annie anfängt schmerzhafte Laute von sich zu geben, ramme ich Kobik die Spritze in den Hals. Annies Schmerzenslaute werden leiser und mit einem Mal zieht sich die Energie zurück, gegen die sich Annie eben noch gelehnt hat und sie verliert das Gleichgewicht. Es macht ihr scheinbar nichts aus, dass sie auf den Boden fällt, denn sie ist abgelenkt von dem, was um uns herum passiert. Jetzt, wo Kobiks Kräfte nicht mehr wirken, zeigt sich das wahre Gesicht dieser Stadt. All sein Glanz, die Häuser, der Himmel, die Pflanzen, alles verliert seine Magie und sieht einfach nur noch grau und trostlos aus. Kobik geht auf Annie zu und entschuldigt sich bei ihr, während Annie langsam auf die Knie kommt und sich dann an mir hochzieht. Ich allerdings bin abgelenkt von dem Kampf in der Ferne und stelle fest, dass Annie und ich ganz schnell dort hin müssen.
„Wir sollten ihnen helfen. Kobik, du bleibst bei Wade.", fordere ich und Annie hält sich an mir fest, dann fliegen wir los.
„Zemo gehört mir. Der wird so leicht nicht davon kommen.", sagt sie und ich fliege sie direkt über ihn, dann lasse ich los. Annie landet mit einer typischen Pose, bei der Wade mit Sicherheit „Superheldenlandung!" rufen würde, vor ihm. Sie zieht ihr Schwert aus der Scheide, dann greift sie an.
Annie, Pleasant Hill, 18.29 Uhr
„Du hast deine Kräfte wieder.", stellt Zemo fest, als ich nach ihm schlage und dabei Energie in mein Schwert lenke.
„Sieht wohl ganz so aus.", grinse ich fies und er schluckt.
„Sie hat ihre Kräfte zurück!", brüllt er seinen Verbündeten dann zu und augenblicklich greifen mich mehrere Leute gleichzeitig an, unter ihnen Doom, Maximus und Electro.
„Maximus, du lernst wohl echt nicht dazu, oder?", frage ich ihn spöttisch und schlage mit meinem Schwert nach ihm, während ich mich unter Dooms Angriff wegducke. Zemo ist so feige und ist direkt abgehauen.
„Ich stehe auf Herausforderungen.", gibt er nur zurück und ich verdrehe die Augen.
„Diese Herausforderung war wohl etwas zu hoch für dich.", sage ich und springe hoch, während ich ein Rückwärtssalto mache. Mein Fuß trifft ihn am Kinn und er fällt flach wie ein Brett nach hinten auf den Boden. Bleiben nur noch zwei. Electro traut sich scheinbar nun auch mich anzugreifen. Er feuert die ganze Zeit Energie auf mich, die ich mit Leichtigkeit abblocken kann. Nur Doom stört gerade sehr, doch auch der wird abgelenkt, als Namor ihn angreift. Ich sehe ihn dankend an, dann wende ich mich komplett zu Electro. Ich sammele sämtliche Energie in den umliegenden Leitungen und leite sie in einem gebündelten Strahl auf ihn. Anfangs findet er das noch gut und spürt, dass er mächtiger wird, doch schnell wird es ihm zu viel und er versucht meinen Angriff abzuwehren, was ihm nicht gelingt. Er beginnt vor Schmerzen zu schreien und kurz darauf löst er sich mit einem lauten Knall in Luft auf.
Bleibt nur noch Doom für uns. Ich schließe mich Namor an und helfe ihm gegen Doom zu kämpfen. Wenn Namor sich unter einem Angriff wegduckt, dann greife ich direkt an und anders herum genau so. Doch wir merken schnell, dass das ganze trotzdem nicht so klappt, wie wir es uns wünschen. Im Kopf gehe ich alle möglichen Kampfmanöver durch, die wir eingeübt hatten und gerade, als ich eins habe, flüstert Namor mir die entsprechende Nummer des Manövers zu, da wir beide scheinbar an das gleiche gedacht haben. Doch genau in dem Moment, in dem wir es einsetzen wollen, feuert Doom so einen Energiestrahl auf uns, dass wir beide gemeinsam nach hinten fliegen und hart auf dem Boden aufkommen.
„Okay, mir reichts.", zische ich und stehe auf, dann fokussiere ich mich auf Dooms Körper und halte ihn in der Bewegung fest, sodass er sich nicht mehr bewegen kann. Als er das merkt, beginnt er trotzdem weiter mit irgendwelchen Angriffen, die ich aber unterbinde, indem ich ihm seine Energie Stück für Stück entziehe. Und dann, als er sich fast schon nicht mehr alleine auf den Beinen halten kann, drücke ich ihn auf die Knie und schlage ihm dann mit der Faust ins Gesicht, sodass ein knackendes Geräusch entsteht und seine Nase mit Sicherheit gebrochen ist.
Als Doom am Boden liegt, sehe ich mich um und stelle fest, dass wir diesen Kampf definitiv für uns gewinnen konnten. Dann allerdings fällt mein Blick auf drei Personen, die dort am Boden liegen. Ich eile dorthin und stelle fest, dass es Maria, Clint und Strucker sind.
„Was habe ich verpasst?", frage ich und sehe zu Clint, der offensichtlich als einziger von den dreien noch am Leben ist.
„Clint hat ordentlich was abbekommen, aber Maria kam dazu, bevor schlimmeres passieren konnte. Allerdings wurde sie dabei von einer Kugel getroffen... und Strucker hat sich selber umgebracht.", erklärt mir Tony, der plötzlich neben mir auftaucht. Ich werfe ihm einen Blick zu, dann sehe ich mich weiter um. Electro, Strucker, Sandman, Hank, Clint und Maria. Alles Opfer und Verletzte, die man hätte vermeiden können.
„Okay, los, finden wir einen Weg hier raus.", sage ich dann und drücke Reed, der inzwischen zu uns gekommen ist, einfach nur das Buch in die Hand, in dem steht, wie man hier heraus kommt. Soll er sich drum kümmern.
„Es ist vorbei, Annie.", sagt Namor, als ich ihm in die Arme falle. Ich nicke und vergrabe meinen Kopf an seiner Brust, während er mir beruhigend über den Kopf streicht.
„Ich weiß was du denkst, aber das hier ist nicht deine Schuld... du hättest all das nicht verhindern können, also gib dir nicht selber die Schuld.", sagt er und ich sehe ihn erstaunt an, da dies genau die Gedanken waren, die ich eben noch hatte.
„Danke, Namor.", lächele ich ihn an und er lächelt zurück.
Dann beugt er sich zu mir herunter und küsst mich, vor allen anderen.
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