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KAPITEL 22

Annie, Pleasant Hill, 16.49 Uhr

„Okay, ihr wisst alle, was zutun ist, oder?", rufe ich noch mal laut, bevor alle in unterschiedliche Richtungen losstürmen und nehme das einfach als ein ja. Namor, Reed und Kaecilius erscheinen an meiner Seite und sehen mich auffordernd an.

„Was schlägst du nun vor?", fragt Kaecilius und ich sehe fragend zu Namor. Der scheint allerdings auch nicht so richtig zu wissen, was zutun ist, bis ihm plötzlich offensichtlich etwas einfällt.

„Das ganze hier ist doch durch Cho und seinen Freund zum Einsturz gebracht worden, oder?", fragt er mich und ich nicke, als Zeichen, dass er weiß, dass ich verstehen kann, woraufhin er hinaus will.

„Also ist das hier alles immer noch technisch gesteuert... wir könnten damit anfangen einen Kontrollraum oder so etwas zu suchen, sowas muss es doch bestimmt hier geben.", sagt er und ich nicke.

„Gute Idee, wir sollten uns am besten aufteilen.", schlägt Reed vor und ich nicke. Eigentlich würde ich Kaecilius ungerne mit Reed alleine lassen, doch der schnappt sich ihn direkt und geht los. Namor und ich sehen uns einen Moment an, dann laufen wir zeitgleich los und sehen uns aufmerksam um.

„Das dauert mir echt zu lange.", grummele ich, nachdem wir mehrere Minuten gelaufen sind. Namor seufzt, dann schlingt er einen Arm um meine Hüfte und fliegt plötzlich los.

„Mein Gott, warn mich doch vor!", stoße ich aus, als er immer höher fliegt.

„Namor reicht.", nuschelt er, doch ich verstehe es trotzdem und schmunzele.

„Auch hier oben kann ich dich immer noch schlagen, McKenzie.", sage ich und grinse, da ich mich im Vorteil sehe.

„Und ich kann dich immer noch fallen lassen... viel Glück bei dem Versuch dich ohne deine verstärkten Kräfte stark genug aus dieser Höhe abzufangen.", antwortet er nur und zieht offensichtlich einen Mundwinkel in die Höhe. Geschockt sehe ich ihn an.

„Das wagst du nicht!", sage ich dann und augenblicklich spüre ich, dass sich Namors Griff um meine Hüfte etwas lockert. Sofort klammere ich mich an ihn und er beginnt leise zu lachen, verstärkt seinen Griff aber sofort wieder.

„Das ist unfair!", schmolle ich, doch er lacht nur noch mehr.

„Dass ich das noch mal erleben darf. Annie Irwin höchstpersönlich ist auf mich angewiesen.", sagt er dann und ich drehe meinen Kopf so, dass ich ihn direkt ansehe, denn ich hatte eigentlich die ganze Zeit über darauf geachtet, ob ich in der Gegend etwas entdecken kann.

„Ich bin fast immer auf dich angewiesen, würde es aber niemals zugeben, das weißt du.", antworte ich ihm leise und er will gerade etwas sagen, als ich plötzlich auf etwas in der Ferne deute.

„Das da sieht vielversprechend aus!", sage ich und stelle fest, dass der vermeintliche Kontrollraum von mehreren SHIELD-Agenten bewacht wird. Verwirrt sehe ich zu Namor.

„Als wir hier hergekommen sind, haben wir die Kommunikationssysteme plattgemacht, sie werden wahrscheinlich nicht mal wissen, was am anderen Ende der Stadt abgeht.", sagt er zu mir und ich nicke. Gut, diese Erklärung klingt plausibel.

Namor und ich landen beide vor den Agents und sehen sie an.

„Wir müssten da mal rein.", sage ich, obwohl ich weiß, dass das sowieso nichts bringen wird.

„Ich fürchte das ist nicht möglich.", sagt der eine und ich zucke mit den Schultern.

„Okay, dann nicht.", sage ich und schlage ihn mit einer fließenden Bewegung bewusstlos, während Namor das mit dem anderen macht. Namor fischt den Schlüssel aus der Hosentasche des einen und schließt dann die Tür auf.

„Das ist doch wirklich ein Witz, dass diese Tür nicht elektronisch ist.", lache ich und schließe sie hinter mir, als ich eingetreten bin. Namor schaltet das Licht an und ich sehe mich direkt aufmerksam um. Doch vor uns ist nicht, wie erwartet, ein Raum voller technischer Geräte, sondern ein Raum voller Regale. Verwirrt sehe ich zu Namor, der sich ebenso ratlos umsieht. Die meisten Regale sind noch verdeckt, sodass ich nicht abschätzen kann, wie hoch sie sind und wie breit.

„Das ist doch ein Witz, oder?", frage ich und er zuckt mit den Schultern, dann geht er an eins der Regale ran. Als er davorsteht und das ganze Ausmaß des Regals sieht, verzieht er ungläubig das Gesicht, bevor er den Kopf in den Nacken legt.

„Annie, ich glaube wir haben ein Problem.", sagt er und ich trete näher an ihn heran. Ich mache große Augen, als ich merke, was er meint und sehe mich irritiert nach einer Leiter um, doch ich finde keine.

„Wieso zur Hölle stehen hier mindestens 4 Meter hohe Regale und die Leiter liegt kaputt auf dem Boden?!", flucht er und ich schmunzele.

„Diese Bücher da oben sehen sehr wichtig aus.", sage ich und deute auf eine Reihe an Büchern auf denen Zahlenfolgen stehen, von denen ich weiß, dass SHIELD sie als Code benutzt um wichtige Steuerelemente zu kennzeichnen.

„Okay, ich durchsuche sie.", sagt er und will schon abheben, als er bemerkt, dass es hier so eng ist, dass er nicht fliegen kann, ohne mit den Flügeln an seinen Knöcheln irgendetwas durcheinanderzubringen und somit Spuren zu hinterlassen. Er seufzt, dann geht er in die Hocke.

„Los, ich schubse dich hoch.", sagt er und ich verdrehe die Augen bei seinem Tonfall, mache aber, was er von mir will. Als er mich abstößt, greife ich nach einer Kante des Regals und schwinge mich hoch, dann greife ich mir das erste der Bücher. Im ersten finde ich nichts, ebenso wie im zweiten und dritten. Im vierten finde ich dann etwas, das sich „Operation Kobik" nennt.

„Das hier könnte was sein.", sage ich und blättere das Buch durch, während ich nach Schlüsselworten suche. Als mir dann Pleasant Hill in dem Buch ins Auge sticht, setze ich mich kurz hin und beginne zu lesen.

„Okay, ich glaub ich habs.", sage ich und sehe herunter zu Namor.

„Dann lass uns das Buch nehmen und verschwinden.", fordert er und ich sehe unauffällig nach unten.

„Spring, ich fange dich auf.", sagt er und ich nicke, klemme mir das Buch vor die Brust und springe. Sanft lande ich in Namors Armen und sehe ihn an. Dadurch, dass er mich festhält, sind wir auf einer Augenhöhe und ich weiß nicht, was in mich fährt, doch ich überbrücke die wenigen Zentimeter, die uns trennen und küsse ihn kurz, bevor ich mich von ihm löse und aus seinem Griff springe. Er seufzt so leise, dass ich es bestimmt nicht hören sollte, dann folgt er mir. Wir verlassen den Raum schnell wieder und hinterlassen alles so, wie wir es vorgefunden haben.

„Reed, wir haben vielleicht was. Namor und ich ziehen uns zurück und versuchen herauszufinden, ob uns das Buch, das wir gefunden haben, wirklich hilft.", sage ich in den Kommunikator und sehe mich nach einer guten Möglichkeit um, sich hier zu verstecken, doch spontan finde ich nichts. Namor scheinbar auch nicht, denn er will gerade um die Ecke biegen, als er beinahe von einem Lichtstrahl getroffen wird. Schnell kommt er wieder einen Schritt zurück und bedeutet mir, stehen zu bleiben.

„Das ist mit Sicherheit Doom.", sagt er und ich seufze.

„Wart ihr nicht mal Verbündete?", frage ich und Namor nickt.

„Ja, wenn es uns gerade gepasst hat. Also immer, wenn wir einen Vorteil aus der Sache gewinnen konnten.", nickt er und ich schmunzele.

„Dann sollten wir ihn erledigen und weiter gehen.", sage ich und ziehe mein Schwert aus der Scheide, damit ich es angriffsbereit habe.

Ich biege um die Ecke und werde direkt von Crossbones begrüßt, der mir seine Faust in den Magen schlägt. Dabei lasse ich mein Schwert los und grummele in mich rein. Na toll.

Sofort trete ich ihm gegen das Schienbein und schlage auf ihn ein. Er kann die meisten meiner Schläge abwehren, was mich innerlich nur noch genervter und wütender macht. Sofort werden meine Schläge aggressiver und ich sehe, dass Namor Doom mit einem gezielten Schlag ausknockt, dann greift er nach meinem Schwert und wirft es mir zu. Ich fange es auf und ramme den Metallknauf dann gegen Crossbones Kopf, sodass er bewusstlos zu Boden sinkt, dann stecke ich es wieder weg, greife mir das Buch und gehe an ihm vorbei, als ob nie was gewesen wäre. Namor folgt mir und wir finden irgendwann ein verlassenes Haus, in das wir einbrechen, dann schlagen wir das Buch auf und beginnen zu lesen. Wir scheinen etwa das gleiche Lesetempo zu haben, denn wir verspannen uns beide etwa zur selben Zeit. Als ich zu Ende gelesen habe, stehe ich auf und streiche mir einmal durch das Gesicht.

„Annie...", beginnt Namor sanft und ich drehe mich von ihm weg und sehe aus dem Fenster. Ich höre, dass sich der Stuhl bewegt und kurz darauf steht Namor hinter mir und schlingt seine Arme um meinen Bauch.

„Ich kann das nicht.", sage ich und er legt seinen Kopf auf meinen.

„Das ist unsere einzige Möglichkeit hier heraus zu kommen, ohne sie töten zu müssen.", sagt er und ich verziehe das Gesicht.

„Namor, du verstehst das nicht... es ist für einen Mutanten die größte Demütigung und das schlimmste, was einem passieren kann, seine Kräfte zu verlieren. Ich kann das Kobik nicht mit Absicht antun.", antworte ich daraufhin und drehe mich zu ihm um, damit ich ihn angucken kann. Seine meergrünen Augen blicken direkt in meine und ich seufze, bevor mir eine Träne die Wange herunter läuft.

„Du kannst dir nicht vorstellen, wie ich mich gefühlt habe, als ich gemerkt habe, dass ich meine Kräfte verloren habe, Namor. Das ist das schrecklichste, was man mir antun konnte.", beginne ich und er sieht mich aufmerksam an.

„Ich würde mir gerne einreden, dass ich nicht auf meine Kräfte angewiesen bin und mich nicht nach ihnen sehne, doch das wäre gelogen. Ich fühle mich unvollständig ohne meine Kräfte.", erzähle ich weiter und Namor streicht mir die Träne von der Wange.

„Aber du definierst dich nicht nur durch deine Kräfte, Annie.", sagt er sanft und ich lächele schwach.

„Ich weiß... aber fehlen mir meine Kräfte, bin ich nicht vollständig.", sage ich und Namor lächelt mich schwach an.

„Wir bekommen deine Kräfte schon irgendwie zurück. Und solange du sie nicht hast, ist das ganze hier endlich mal so, wie es sein sollte. Der Mann beschützt die Frau.", sagt er und ich schnaube, während auch Namor grinsen muss.

„Wir wissen beide, dass diese Ansicht veraltet ist und wir das beide nicht so sehen.", schmunzele ich und er nickt.

„Lass uns gehen.", sagt Namor dann und ich nicke, während ich mir letzte Tränen von der Wange wische.

Als wir wieder auf die anderen treffen, kommen wir gerade rechtzeitig um zu sehen, wie Zemo sein Schwert in Hanks Brust versenkt und ich keuche erschrocken auf, bevor ich Zemo mit einem Trümmerteil per Telekinese angreife. Er wird getroffen, da er darauf nicht vorbereitet war und fällt zu Boden. Ich renne zu Hank und weiche dabei den anderen Kämpfenden aus, dann gehe ich neben ihm auf die Knie.

Er dreht seinen Kopf zu mir und lächelt schwach.

„Es tut mir leid, ich hätte niemals an dir zweifeln sollen. Tony hat ein Gegengift gegen das Serum. Hol es dir und dann haut hier ab.", sagt er und ich nicke. Ich nehme nur am Rande wahr, dass er mir etwas zusteckt, was ich entgegen nehme.

„Wenn du jemals etwas aus meinem Labor klauen solltest, dann werde ich dich als Geist jagen, bis du nicht mehr schlafen kannst.", sagt er dann noch voller Ernsthaftigkeit und ich sehe ihn verwirrt an. Hank lacht leise.

„War'n Witz, bedien' dich.", sagt er, dann schließt er die Augen.

„Hank?", frage ich, doch es kommt keine Antwort mehr.

„Hank?!", flüstere ich erneut, doch auch dieses Mal antwortet er nicht. Seine Brust bewegt sich nicht mehr und ich sehe ihn kurz traurig an. Dann drehe ich mich mit einem wütenden Schrei zu Zemo um und ramme mein Schwert mit einer fließenden Bewegung in seinen Oberschenkel, bevor ich auf ihn einprügele, bis er bewusstlos auf dem Boden liegt.

Als ich merke, dass er nicht noch bewusstloser werden kann, rufe ich laut nach Namor, der seinen Kampf daraufhin unterbricht und zu mir kommt.

„Was ist los?", fragt er und ich grinse fies.

„Wir holen uns jetzt dieses Gegenserum von Tony, geben mir meine Kräfte wieder zurück und verschwinden hier."

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