Kapitel 8
Es ist gespenstisch still, als T'Challa durch die Gänge seines eigenen Palastes geht. Die Flure werden nur vereinzelt von ein paar Fackeln erhellt, sonst ist es dunkel. Er hört seine Schritte, die durch die Gänge hallen. Annies Worte vorhin hatten ihm zu denken gegeben. Du weißt gar nichts über mich!, hatte sie gesagt, als ihm der Kommentar mit Namor herausgerutscht war, noch bevor er etwas dagegen machen konnte. Erst war er wütend, doch dann musste er sich eingestehen, dass sie Recht hatte. Er weiß gar nichts über sie, außer, dass sie wohl eine sehr starke Bindung zu Namor hat, wieso auch immer. Er selber kann es nicht verstehen, aber es wird für Annie schon einen Grund geben, sie wird etwas in Namor sehen, was kein anderer sieht. Und genau deshalb ist T'Challa jetzt auf dem Weg zu der einzigen Person, neben Namor, die Annie wirklich kennt. Er weiß, dass es unfair ist Tony so spät noch zu stören, aber wahrscheinlich wird er sowieso nicht schlafen können. Er klopft leise an und öffnet die Tür sofort, als er von drinnen einen Laut hört. Er deutet das einfach mal als ein Herein. Das Bild vor ihm amüsiert ihn. Tony sitzt an dem Tisch in seinem Zimmer, dabei liegt er allerdings halb auf ihm, unter ihm verschiedene Unterlagen. Als Tony hört, dass jemand herein gekommen ist sieht er auf. Seine Haare stehen in alle Himmelsrichtungen ab.
»T'Challa? Was führt dich so spät noch zu mir?« Tony startet den Versuch sich aufzusetzen, doch scheitert kläglich. T'Challas Blick fällt auf die Flasche neben ihm, aber zu seinem Erstaunen befindet sich nur Limonade in ihr.
»Ich bin bloß müde, keine Sorge.«, meint er und bemüht sich nicht mehr einen guten Eindruck auf den König zu machen. Ohne, dass er Tony fragt, zieht T'Challa sich einen Stuhl heran und setzt sich gegenüber von ihm an den Tisch. »Tony, ich muss mit dir reden.«, meint er. Er erwartet irgendeine Regung auf Tonys Gesicht zu sehen, doch nichts.
»Dachte ich mir.«, meint er stattdessen nur trocken und innerlich stöhnt T'Challa genervt auf. Doch dann besinnt er sich eines Besseren.
»Es geht um Annie.«, meint er und nun sieht Tony doch etwas gespannt aus. »Was ist mit ihr?«, fragt er skeptisch und erst jetzt sieht Tony, dass T'Challas Nase geschwollen ist und deutlich roter als normal.
»Was hat sie getan?!«, fragt er erschrocken und sofort richtet er sich auf. Doch Tonys gegenüber winkt nur ab.
»Das habe ich verdient. Sie sieht auch nicht besser aus.«, meint er nur und lehnt sich in seinem Stuhl zurück. Tony sieht ihn auffordernd an.
»Ich habe einen Satz gesagt, den ich besser für mich behalten hätte.« T'Challa sieht wie Tony augenblicklich zu grinsen beginnt.
»Und dann ist sie auf dich losgegangen?«, fragt Tony dann und muss sich das Lachen verkneifen, als T'Challa nur widerwillig nickt.
»Wieso hat Namor darauf bestanden, dass er Annie hier mit herbringen darf? Was ist das zwischen den beiden?«, kommt T'Challa nun endlich auf eine der Fragen, die er Tony stellen will. Tony atmet kurz lauter als nötig aus. Dann beginnt er stockend zu erzählen.
»Nun ja, also so ganz genau wissen das wohl nur die beiden.«, beginnt er und T'Challa zieht verwundert eine Augenbraue nach oben. Sogar Tony, der den Großteil seiner Kindheit mit ihr verbracht hatte, weiß nicht genau, was zwischen Annie und Namor ist?
»Also ich weiß, dass sich die beiden schon Ewigkeiten kennen. Sie haben zusammen im zweiten Weltkrieg gekämpft.«, erzählt er dann weiter.
»Das ist schon sehr lange her.«, meint T'Challa nur verwundert. Tony nickt zur Bestätigung. Dann überlegt er kurz.
»Soweit ich weiß-«, meint er und will weiter erzählen, doch die Tür öffnet sich und Annie kommt herein.
»Er hat mir das Leben gerettet.«, meint sie und schließt die Tür hinter sich. Dann wirft sie T'Challa die Schlüssel zu seiner Trainingshalle zu. Verwundert darüber, dass Annie freiwillig etwas über sich erzählt sieht er sie an und steckt sich nur perplex die Schlüssel ein. Annie wiederum schnappt sich einen Stuhl und schiebt ihn an den Tisch. Mit einem leisen Aufseufzen lässt sie sich dann auf ihm nieder.
»Ich hatte meine neuen Kräfte, die Hydra mir gegeben hatte, noch nicht lange.«, beginnt sie zu erzählen. Beide Jungs hören ihr gespannt zu, obwohl Tony die Geschichte schon kennt.
»Ich habe zu diesem Zeitpunkt schon etwa zwei Wochen zusammen mit Namor gekämpft und wir akzeptierten uns gegenseitig, waren ein gutes Team. Doch an diesem einen Tag beschlossen wir uns aufzuteilen.«, erklärt sie weiter und ein trauriger Ausdruck schleicht sich auf ihr Gesicht.
»Die Japaner haben auf mich geschossen und ich konnte mich plötzlich nicht mehr bewegen. Ich bekam Panik und schrie nach Namor. Aber er hatte selber genug Probleme. Die Japaner konnten mich mitnehmen. Sie sperrten mich in einen dunklen Raum und holten mich zwei Mal täglich um mich zu foltern. Aber das ganze Foltern stellte sie nicht zufrieden, da ich mich schließlich immer wieder selber regenerieren konnte. Also wurden sie grausamer. Sie gaben mir nichts zu Essen und gerade so viel zu trinken, dass ich nicht verdurstete. Schließlich wollten sie immer noch Informationen von mir. Jeden Tag folterten sie mich, bis zu dem Tag als Namor mich gefunden hatte, genau dann, als sie mich wieder gefoltert hatten. Er hat mich wieder aufgebaut, dafür bin ich ihm bis heute noch dankbar. Von diesem Tag an wurden wir Freunde und Verbündete.« Annie läuft eine einzelne Träne über die Wange, als sie an diese Erinnerung zurück denkt. Erschrocken sieht T'Challa sie an. Sie wurde tagelang gefoltert und Namor hatte sie damals gerettet! Ausgerechnet Namor, der arrogante Mann mit dem Herzen aus Stein. Er will gerade etwas sagen, doch dann wird ihm erst richtig bewusst, was er vorhin zu ihr gesagt hatte.
»Annie, ich wollte vorhin nicht-«, setzt er an, doch Annie unterbricht ihn. »Schon okay, du kennst jetzt die Wahrheit. Zumindest einen großen Teil davon.«, meint sie, dann steht sie wortlos auf und verlässt den Raum. Mit ihrem Verschwinden breitet sich eine bedrückte Stille in dem Raum aus. Doch dann durchbricht Tony sie.
»Ich habe gehört, wie du gebetet hast.« Als er das sagt sieht der König auf. T'Challa schnaubt.
»Ich hatte wohl scheinbar Unrecht, was sie betrifft.«, meint er nur, doch Tony schüttelt den Kopf.
»Mach sie dir trotzdem nicht zum Feind, nur, weil du jetzt einen winzigen Teil ihrer Geschichte kennst.«, rät er ihm und der König sieht erstaunt zu Tony. »Einen winzigen Teil?«, fragt er erstaunt und Tony nickt zur Bestätigung.
»Ja, unzählige Tode gehen auf ihre Kappe. Der Mord an ihrem Vater, die unzähligen Hydra-Agents, Stranger. Du weißt so vieles nicht über sie.«, zählt Tony ein paar auf, obwohl er weiß, dass es noch viel mehr gibt.
»Du brauchst sie, aber pass auf.«, meint Tony dann noch. T'Challa nickt und steht auf.
»Sie musste so viel durchmachen, irgendwann wird es sie zerstören. Das kann ich nicht zulassen.«
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