Kapitel 3
Kapitel 3
Kapitel 3
Annie ist erleichterte denn je, als sie endlich vor Howard Starks Anwesen ankommt. Sie hatte in Erfahrung gebracht, dass dieser sich im Moment hier aufhalten sollte, denn er hatte seine Zeit immer wieder bei der Army verbracht um dort zu helfen.
Howard ist ein brillanter Wissenschaftler, Erfinder und Entdecker. Er träumt von einer besseren Zukunft, in der Autos fliegen können. Natürlich gibt es hin und wieder auch Menschen die ihn deswegen verspotten, doch davon lässt er sich nicht beirren. Howard ist ein sehr kluger Mann und Annie ist sich sicher, dass er ihr helfen kann. Er kann ihr bestimmt sagen, was HYDRA mit ihr angestellt hat. Sie hatte in ihrer Schulzeit immer ein gutes Verhältnis zu ihm, obwohl die beiden einen Altersunterschied von drei Jahren haben. Doch in den Pausen haben sie sich immer getroffen, gemeinsam Mittag gegessen. Damals, als alle Howard für einen Verrückten gehalten haben und niemand etwas mit ihm zu tun haben wollte. Wenn Annie daran zurück denkt, dann muss sie grinsen. Den meisten Schülern war der verrückte Futurist ein Rätsel, das niemand zu lösen wagte. So hatten Howard und Annie die Pausen meistens Zeit für Experimente, die sie immer wieder gerne gemeinsam durchgeführt hatten, denn beide waren so ziemlich auf derselben Intelligenzstufe.
Nervös, aber doch selbstbewusst steht Annie vor der Tür und wartet darauf, dass er ihr die Tür öffnet. Gerade als sie es aufgeben will hat sie Glück. Sie hört wie jemand näher kommt und kurz darauf sieht sie Howard vor sich. Dieser sieht aus, als hätte er schon geschlafen.
»Annie!«, stellt er erfreut fest und bittet sie sofort herein.
»Hallo, Howard. Es tut mir wirklich Leid, dass ich so spät einfach hier auftauche, doch ich benötige deine Hilfe.«, meint Annie, als sie das Haus betritt.
»Nein, nein, schon in Ordnung, für dich doch immer. Ich koche dir erst Einmal einen Tee und dann kannst du mir erzählen, wobei ich dir helfen soll.«, er nimmt Annie die Jacke ab und hängt sie auf, während sie ihre Schuhe auszieht. Howard geht sofort in die Küche und setzt Wasser für den Tee auf. Annie folgt ihm dankbar.
Etwa eine viertel Stunde später sitzen Annie und Howard beide mit einer Tasse Tee auf dem Sofa und sie beginnt zu erzählen.
»HYDRA hat mich gefangen genommen und entführt. Sie haben versucht meine Gedanken umzupolen, doch es hat nicht geklappt, wieso auch immer. Aber sie haben noch etwas mit mir gemacht, schau.«, Annie schiebt den Ärmel ihres langarmigen Pullovers hoch und streckt den Arm Howard entgegen. Dieser sieht ihn sich genau an. Er holt eine Lupe und zieht den Arm etwas weiter ins Licht. Immer wieder dreht er den Arm, sieht sich alles genau an. Er besieht sich die Breite der Einstichlöcher, die Häufigkeit und die Anordnung.
»Und das hast du überall?«, fragt er dann nach einer Weile und sieht direkt zu Annie. Diese nickt.
»Ja, an Armen und Beinen. Weiter habe ich noch nicht nachgeguckt.«, antwortet sie und sieht fragend zu ihm. Hatte er heraus gefunden, was mit ihr ist?
»Ich muss sehen, ob du das an deinem ganzen Körper hast. Auch am Bauch.«, meint er dann und steht auf. Annie sieht wieder zu ihm.
»Okay, warte, ich ziehe das aus.«, meint sie dann und beginnt sich Pullover und Hose auszuziehen. Als sie das erledigt hat kommt Howard wieder näher an sie heran. Fasziniert betrachtet er die Löcher, die immer wieder in regelmäßigen Abständen über ihren Körper verteilt sind. Er ist so fasziniert davon, dass Annie sich nicht einmal Sorgen machen müsste, dass er etwas Unanständiges tut.
»Ich denke, dass dir HYDRA etwas gespritzt hat, allerdings müssten wir für genaueres in mein Labor gehen.«, reißt er sie dann aus seinen Gedanken.
»Okay. Hast du eine Ahnung, was das sein könnte?«, fragt Annie und sammelt ihre Kleidung vom Boden auf.
»Ich habe eine Vermutung, aber lass uns das im Labor überprüfen.«, entgegnet er ihr und bedeutet ihr zu folgen. Er geht kurz ins Schlafzimmer und holt eine große, warme Decke, mit der sich Annie zudecken kann, denn es wäre zu umständlich, dass sie ihre Kleidung immer wieder an und aus zieht. Dankbar nimmt sie sie entgegen und wickelt sich sofort daran ein. Howard hält ihr die Tür des Labors auf und sie tritt herein. Überall stehen Geräte herum. Manche davon kennt Annie, da sie an den Entwürfen selber mitgearbeitet hat, manche kennt sie, weil diese in praktisch jedem Labor stehen, manche kennt sie aber auch nicht. Alles in Allem sieht es sehr unordentlich und ungeordnet aus, doch das ist genau das, was Annie von Howard erwartet. In dieser Unordnung wird er sich bestens zurecht finden, da ist sie sich sicher. Er geht auf eine Liege zu. Über dieser Liege befindet sich etwas, was aussieht wie eine einfache, lange Platte, doch Annie weiß wozu das gut ist. Mit dieser Gerätschaft kann man ihren Körper scannen. Man sieht die Organe und die Knochen. Immerhin hatte sie das Gerät selbst mitentwickelt.
»Okay leg dich da hin, ich werde gucken, was mit dir ist. Aber wenn es das ist was ich glaube ist es gar nicht mal so schlecht.«, Howard grinst kurz in Annies Richtung, diese jedoch legt sich stumm auf die Liege und wartet darauf, endlich zu erfahren was mit ihr passiert ist. Howard steht an der Schalttafel und drückt ein paar Knöpfe, dann beginnt das Gerät langsam über Annies Körper zu schweben. Aufmerksam sieht Howard auf den Bildschirm. Dann, nach einiger Zeit, beginnt er zufrieden zu nicken. Er wartet noch bis das Gerät Annie vollständig gescannt hat.
Die Platte fährt wieder an ihre Ursprungsposition und Annie richtet sich auf. Howard reicht ihr die Decke.
»Danke.«, entgegnet sie und wickelt sich darin ein. Dann sieht sie fragend zu Howard, welcher eifrig etwas in seinem Notizbuch notiert.
»Also Annie.«, wendet er sich dann an die und klappt das Notizbuch langsam zu.
»Dein gesamtes Skelett ist von einer Vibraniumschicht umgeben.«, beginnt er zu erzählen. Fragend sieht Annie zu ihm, doch er sieht sie nur aufgeregt an.
»Vibranium ist das härteste Metall auf der Erde. Es wiegt im Verhältnis sehr wenig, doch ist unfassbar belastbar. Ich denke HYDRA wollte aus dir eine Superwaffe machen und verhindern, dass eine einfache Kugel ausreichen wird um dich zu töten.«, Howard sieht wie Annie kurz geschockt aussieht, dann jedoch aber ein leichtes Grinsen auf dem Gesicht hat.
»Johann Schmidt meinte, dass ich ideal wäre, doch mein Körper wäre schwach.«, erzählt sie. Daraufhin nickt Howard nur.
»Ich denke, dass eine Kugel dir nicht mehr viel anhaben kann. Sie sollte zwar durch deine Haut gehen, doch dann am Metall abprallen und wieder problemlos heraus kommen. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob das Metall auch deine Selbstheilungskräfte verstärkt. Das wäre zumindest sinnvoll.«, Howard sieht zu ihr. Annie überlegt einen kurzen Moment.
»Testen wir es doch aus.«, meint sie und nimmt sich einen Schraubenzieher, der auf einem der anderen Geräte liegt und zieht ihn sich so über den Unterarm, dass ein blutender Schnitt entsteht. Erwartungsvoll sehen beide auf ihren Arm. Fasziniert beobachten sie, wie sich die Wunde an ihrem Arm langsam zuzieht, allerdings nicht vollständig. Sie blutet noch leicht, doch der Schnitt ist um mindestens die Hälfte geschrumpft.
»Heilige Scheiße.«, bringt Annie nur geschockt hervor. Howard beginnt stumm etwas in seinem Notizbuch zu notieren.
»Deine Zellregeneration ist erheblich gesteigert, das kann bedeuten, dass du auch um ein Vielfaches langsamer alterst, muss es aber nicht. Doch ich denke, dass HYDRA Jagd auf dich machen wird, schließlich haben sie dir das Vibranium nicht umsonst eingeflößt. Sie wussten, dass du mächtig bist und wollten deine Fähigkeiten nutzen.«, Howard steht auf und geht zu Annies Kleidung, welche sie achtlos auf den Boden geworfen hatte.
»Hier. Du kannst dich wieder anziehen.«, meint er und drückt ihr die Sachen in die Hand. Annie nimmt die Sachen entgehen und zieht sie schnell an.
»Und wie können wir heraus finden, ob ich langsamer altere?«, fragt sie und knöpft ihre Hose zu.
»Wir müssen es über die Jahre hinweg beobachten.«, gibt Howard nur ehrlich zu. Er hatte sehr viele Geräte, doch mit diesen konnte er nicht heraus finden, wie Annies Zukunft aussehen wird. HYDRA wusste, dass Annie sehr starke Kräfte hatte. Sie beherrscht die Telekinese und kann alle Arten von Magie und Energie aufnehmen, speichern und zurück geben. Doch ihr Körper ist der eines normalen Menschen. Er ist schwach. Nein, er war schwach. Mit den neuen Kräften die HYDRA ihr verliehen hatte war sie nun mächtiger als je zuvor. Ihr ist bewusst, dass HYDRA Jagd auf sie machen wird.
»Du musst vorsichtiger werden. HYDRA wird alles daran setzen dich zu finden. Sie werden wissen wo du wohnst, wo du arbeitest. Sie werden dort auftauchen und versuchen dich auf ihre Seite zu ziehen. Pass auf, ja? Wenn es Probleme geben sollte, dann kannst du immer zu mir kommen, klar?«, Howard sieht lächelnd zu ihr.
»Danke, Howard.«, meint sie, dann umarmt sie ihn stürmisch. Er erwidert diese Umarmung.
An diesem Abend hatte sie sich noch viel mit Howard unterhalten. Als es schließlich schon wieder fast morgen ist, ist sie so müde, dass sie nur noch schlafen möchte. Immer wieder schläft sie beinahe im Sitzen ein. Howard beobachtet das nur amüsiert, doch er schließt, dass es besser für Annie ist, dass sie nun etwas schläft. Er kann sich sehr gut vorstellen, dass dieser Tag extrem anstrengend für sie war, schließlich hatte sie bis Abends gearbeitet und danach hatte HYDRA diese Experimente an ihr durchgeführt, nicht zu vergessen, dass sie danach noch geflüchtet ist.
»Du kannst die Augen kaum noch offen halten, ich bringe dich ins Gästezimmer, komm.«, meint er dann, als er sieht, dass sie schon wieder fast schläft. Annie schreckt auf, dann nickt sie. Es ist gar nicht schlecht, dass sie hier schlafen kann, denn so muss sie sich keine Sorgen machen, dass HYDRA sie im Schlaf überrascht. Howard hatte das wohl beste Sicherheitssystem das es gibt. Im Gästezimmer angekommen verlässt Howard kurz den Raum um Annie Kleidung zum Schlafen und ein paar Hygieneartikel wie beispielsweise eine Zahnbürste und etwas zum Waschen zu holen. Dies legt er alles auf ihr Bett, gibt ihr einen Kuss auf die Stirn und verschwindet dann in sein eigenes Bett, denn auch er ist wahnsinnig müde. Als er so in seinem Bett liegt denkt er an Annie. Er realisiert, wie stark dieses Mädchen ist. Nicht nur durch ihre Fähigkeiten, auch durch ihren Charakter. Sie wurde jahrelang von ihrem Vater geschlagen, weil sie eine Mutantin ist, genau wie ihre Mutter. Ihr Vater hatte versucht sie umzubringen. Sie musste mit ansehen, wie ihre Mutter vergewaltigt wurde und sie musste erfahren, dass ihr Vater andere Mutanten gejagt und umgebracht hatte. Und trotzdem war sie glücklich. Sie war gefühlsloser als manch einer, doch es macht den Anschein, dass sie diese Erlebnisse sehr gut verkraftet. Sie hatte vor wenigen Stunden erfahren, dass ihr Vater ihre Mutter getötet hatte, doch es lies sie kalt. Ob es nun war, weil sie ihre Mutter nicht leiden konnte, oder weil sie es noch nicht realisiert hatte konnte Howard nicht sagen, er wusste nur, dass Annie äußerlich so wirkte, als wäre es ihr egal. Sie hatte ihren eigenen Vater ohne mit der Wimper zu zucken getötet, genau wie die anderen Soldaten. So etwas kann man nicht erleben, ohne, dass es Spuren hinterlässt. Doch Howard denkt, dass die Spuren bei Annie hinterlassen wurden, sie lässt nur nicht zu, dass diese an die Oberfläche gelangen. Er glaubt, dass Annie versucht ihre Emotionen, ihren Schock, ihre Trauer zu verbergen. Dass sie stark sein will, für wen auch immer. So war Annie immer gewesen, doch das muss sie gar nicht. Sie hatte Howard, er ist ein sehr guter Freund, auf ihn könnte Annie sich immer verlassen. Er ist nicht nur bei den Experimenten für sie da, sondern auch wenn sie Probleme hat. Doch Annie muss lernen Hilfe anzunehmen, lernen, dass sie nicht alle ihre Probleme alleine lösen kann, denn irgendwann wird sie daran zerbrechen.
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