Jüri x Max [4] (1/2)
Für: SabineAubele
Paar: Jüri x Max
Spruch 4: Hat es nicht wehgetan als du vom Himmel gefallen bist?
Handlung: AU - Alternatives Universum
A/N: 1. Ich habe die beiden schon geschrieben. Tue mich aber tatsächlich noch etwas schwer mit ihnen, was hoffentlich nicht zu sehr auffällt.
2. Es ist vollkommen eskaliert beim Schreiben. Es war niemals vorgesehen, das es einen zweiten Teil geben würde und das der erste Teil schon so eine Länge erreicht. Oo
3. Ich habe die beiden hier nur einmal als Wunsch gehabt, als muss ich für den zweiten Teil kreativ werden. xD"
4. Wenn ich schon schreibe, es ist eskaliert, dann warne ich vorweg auch, das ich so richtig schön die Drama Schiene gefahren bist. Ich habe es so richtig Übertrieben, es ausgeschmückt und es tatsächlich auch genossen, es endlich mal wieder so übertrieben dramatisch zu Schreiben. Nur so vorweg, falls jemand die Handlungen der Jungs *übertrieben* finden sollte. Das ist vollkommen beabsichtig und deswegen wird es ja auch einen zweiten Teil geben :-*5. Ich habe mich hier bewusst für AU entschieden. Weil ich es kann =D und weil ich es für die bessere Handlungsschiene halte und es besser für mich passte ;)
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„Wer ist eigentlich auf die Idee gekommen Liebeskummer mit sinnlosen Spielen entgegenzuwirken?"
„Logan."
„Liam."
„Marcus."
„Ahh. Ich merke schon. Ihr seid euch da einig."
„Sind wir immer."
Argwöhnisch wanderten Jüris Augenbrauen nach oben, während er seine drei Freunde musterte. Das alle drei mehr oder weniger nicht mehr geradestehen konnten, sah man nicht nur man konnte es auch dezent am Alkohol wahrnehmen, der die drei umgab.
„Wer hat eigentlich nochmal Liebeskummer?"
Verwirrt kratzte Logan sich am Kopf, schien wirklich angestrengt darüber nachzudenken, weswegen sie jetzt schon seit einigen Stunden die Bars seiner Heimat unsicher machten und schon lange nicht mehr in der Lage waren, so richtig gerade zu laufen.
Außer Jüri.
Der olle Streber, war natürlich noch nüchtern und sowas wie ihr Anstands Wau Wau. Wohl auch, weil ihr estnischer Freund der Älteste von ihnen war und derjenige unter ihnen der mit Alkohol noch nie hatte wirklich viel was Anfangen können.
„Marcus hat Liebeskummer."
„Echt? Wer ist der Arsch? Soll ich ihn hauen?"
Kampfbereit baute Liam sich auf, ließ seine Muskeln spielen und scannte augenblicklich sämtliche Typen der Bar ab. Das sein kleines vernebeltes Gehirn einige Puzzleteile nicht richtig zusammen setzte realisierte er in seinem nicht mehr so nüchtern Zustand nicht.
„Hab nischt Liebeskummer."
„Doch. Hast du. Christian hat dir einen Korb gegeben. Vor 10 Minuten."
Die Augen seines neuseeländischen Kumpels wurden schlagartig wässrig und Jüri wusste direkt, was passieren würde. Die Tränen kullerten schon über das Gesicht des Brünetten, bevor Marcus diese hätte aufhalten können.
Schniefend ließ Marcus sich gegen Logan fallen, während Liam die Bar nach dem Übeltäter abscannte. An der Bar hatte er Christian dann auch ausgemacht und wollte direkt losstürmen, wurde aber von Jüri aufgehalten.
„Lass es Liam. Wir wollen keinen Stress. Und Christian hat einen wirklich lieben Korb gegeben. Er war freundlich, nett und sehr fürsorglich gegenüber Marcus. Aber Gefühle kann man nicht erzwingen."
„Hmmmm. Ahahaa. Da weiß einer, von was er redet."
Logan nickte so arg, dass dieser ganz blass um die Nase wurde. Aber es war nicht nur die Sorge das der US-Amerikaner sich an Ort und Stelle übergeben würde, es war vielmehr die Aussage, die dieser getätigt hatte. Logan hatte es nicht böse gemeint, das wusste Jüri und trotzdem saß der Stachel noch sehr tief in seinem Herzen.
„Jungs, ihr bleibt schön hier Sitzen und haltet euch an euren Getränken fest. Ich besorg uns eben nochmal Cola und etwas zu Knabbern. Wenn wir jetzt raus an die frische Luft gehen, haut es euch direkt die Birne weg."
Brav nickte seine kleinen Schützlinge, während er sich auf den Weg zur Bar machte. Sein Herz zog sich schmerzend zusammen, als ihm Logans Worte immer wieder durch den Kopf geisterten.
Ja. Liebe konnte man nicht erzwingen. Das hatte er am eigenen Leib zu spüren bekommen.
Max war so anders als alle anderen Männer, die er hatte kennenlernen dürfen. Und es war auch nur purer Zufall gewesen, dass er dem Niederländer über den Weg gelaufen war. Als er zu Besuch seiner Mutter in der Schweiz war, hatte er den jungen Niederländer beim Einkaufen getroffen und da sie beide gleichzeitig in die Gefriertruhe gegriffen hatten, um TK-Gemüse zu greifen, kamen ihre Hände in Kontakt und wenig später auch ihre Augen.
Noch nie hatte ihn ein Augenpaar sofort umgehauen und angezogen. Es war, als hätte Max ihn direkt in seinen Bann gezogen und er hatte keine Chance diesem zu entkommen.
Ihre Unterhaltung danach war frisch, lustig, unterhaltsam und tiefgründig. Max war ein unfassbar faszinierender Mann mit vielen interessanten Gesprächsthemen. Schnell hatten sie rausgefunden das Max auch gerade zu Besuch bei seinem Kindheitsfreund war und die Tage in der Schweiz verbrachte.
Drei verdammt glückliche Wochen hatte er mit Max verbracht. Sie hatten sich jeden Tag getroffen, hatten auch einige Ausflüge mit Mick gemacht. Hatten sich geschrieben oder telefoniert. Jüri hatte oft das Gefühl das Max und ihn das Schicksal zusammengeführt hatte. Sie hatten direkt so eine vertraute Verbindung, dass es ihm selbst gar nicht sofort aufgefallen war, dass er sich Hals über Kopf in den sympathischen Niederländer verliebt hatte.
Aber wenn man hochflog, konnte man auch tief fallen. Und der Schmerz, den einen erwartete, wenn man auf dem harten Boden der Realität aufschlug, auf den wurde man nicht vorbereitet.
Rückblende
„Du wärst also wirklich verschwunden, ohne dich zu verabschieden?"
„Ich hätte dir schon eine Nachricht geschickt."
„Wann? Wenn du wieder in Holland gewesen wärst?"
„Jüri bitte. Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig."
„Who."
Max hätte ihm auch direkt mit der flachen Hand ins Gesicht schlagen können. Hätte dies doch den selbem Effekt erzielt. Nur durch Mick hatte er überhaupt erfahren das Max in den frühen morgen Stunden den nächsten Flug zurück in die Niederlande nehmen wollte. Mit keinem Wort hatte der andere in den letzten Tagen ansatzweise erwähnt Abreisen zu wollen oder gar zu müssen.
„Was machst du jetzt für eine Nummer aus der Sache? Wir kennen uns seit drei Wochen. Hatten echt viel Spaß, haben uns super verstanden und viel gelacht. Als ich mich bei Mick zum Besuch angekündigt hatte, habe ich nicht damit gerechnet jemanden hier kennenzulernen, mit dem man so Abhängen kann. Aber deswegen bin ich dir keine Rechenschaft schuldig."
„Nein. Das bist du nicht."
Er hatte sich die Blicke, die sanften Berührungen nur eingebildet. Sein Kopf hatte so sehr gehofft, dass Max aus einem bestimmten Kontakt ständig Körperkontakt zu ihm gesucht hatte, dass er diesem noch nicht mal erzählt hatte schwul zu sein. Im Grunde wusste Jüri nicht einmal, wie Max zur Homosexualität stand.
„Jüri..."
Kopfschüttelnd winkte Jüri ab, vermied es Max ein letztes Mal anzuschauen, drehte diesem stattdessen den Rücken zu.
„Entschuldige, ich dachte wir hätten sowas wie eine Freundschaft. Aber du hast Recht. Drei dumme Wochen kennen wir uns. Aber tun wir das wirklich? In drei Wochen kann man einen Menschen nicht kennenlernen. Du bist nur hier wegen Mick."
„Ich finde schon, dass wir uns kennengelernt haben. Ich mag dich Jüri. Du bist ein toller Kerl. Klug, gebildet, lustig und charmant. Man kann sich ernsthaft mit dir Unterhalten, aber auch Unsinn mit dir ausdenken. Ich wusste nicht, dass es dich so trifft, wenn ich Abreise."
Gleichgültig zuckte Jüri mit den Schultern, machte einige Schritte nach vorne, als er Max hinter sich spürte. Er brauchte dessen aufgesetzten Floskeln nicht. Sein eigenes dummes Hirn hatte ihm nur was vorgespielt, hatte ihm weißgemacht das Max und er tatsächlich eine Freundschaft aufgebaut hatten. Eine Freundschaft die vom ersten Moment nie die Chance auf eine Fortsetzung gehabt hatte. Sie lebten in verschiedenen Welten, auf verschiedenen Kontinenten.
„Du weißt gar nichts über mich Max. Aber das ist auch vollkommen in Ordnung. Drei Wochen. Was ist das schon, um einen Menschen und dessen Charakter wirklich kennenzulernen? Ich habe mich einfach mitreißen lassen, weil wir uns direkt so gut verstanden haben. Ich konnte die Zeit vergessen, wenn ich bei dir war. Ich konnte mit dir lachen, aber auch ernst sein. Du hast mich für meine Marotten nicht ausgelacht. Es war alles einfacher und leichter mit dir. Du hast mich fühlen lassen, wie ich schon lange nicht mehr gefühlt habe. Ich verfluche mich selbst dafür das ich zu spät gemerkt habe, mein Herz an dich verloren zu haben."
Die danach auftretende Stille war kaum zu ertragen. Jüri hörte sein eigenes Blut in den Ohren rauschen und sein Herz wild trommeln.
Er hätte Schweigen können. Einfach den Mund halten. Max hätte nie Erfahren das er schwul war und auch nicht, dass er sich in diesen verliebt hatte. Aber mit dem Wissen hätte er selbst nicht umgehen können. Es hätte ihn von Innen zerfressen, wenn er es nicht wenigstens einmal ausgesprochen hätte.
„Du hast dein Herz an mich verloren?"
„Japp."
„Du bist schwul?"
„Auch das ist korrekt."
Unruhe erfasste sein Inneres immer stärker, genauso wie der Drang Max doch ein letztes Mal anzublicken. Aus der Stimme des Niederländers hatte er nicht raushören können, ob dieser nun angewidert war oder damit klarkam.
Tief Luft holend drehte Jüri sich um, suchte bewusst den Augenkontakt zu Max und fixierte diesen.
„Ich bin in dich verliebt. Es ist passiert und es tut mir leid, dass ich es dir an unserem letzten gemeinsamen Moment sage, aber ich musste es ausgesprochen haben."
„Ich bin nicht schwul!"
„Habe ich nicht erwartet und unterstelle ich dir auch nicht. Nicht, nachdem du von all deinen Frauengeschichten erzählt hast."
„Wieso hast du nicht erzählt das du auf Kerle stehst?"
„Hätte ich das?"
„Ja?!"
„Warum? Wärst du dann direkt angeekelt verschwunden? Hättest du mich beschimpft, beleidigt, bespuckt oder verprügelt? Bist du doch ein homophobes Arschloch?"
„Was?! Du weißt das Mick schwul ist! Wir beide sind befreundet, seit wir auf der Welt sind. Also unterstelle mir nie wieder ich sei homophob!"
Wütend baute Max sich vor ihm auf und Jüri wusste das er zu weit gegangen war. Aber Max hatte es mit seiner gereizten Art drauf angelegt, dass er diesem ein homophobes Denken andichtete.
„Und was genau ist dann dein Problem? DU hast ständig von deinen Weibern erzählt. Ich habe dich nicht darum gebeten. Immer wenn ich auch nur ansatzweise in Richtung Beziehung was gefragt hatte, kamst du mit einer anderen Tussi um die Ecke. Mit einer anderen heißen, steilen Nummer, die du geschoben hast. Du hast mich nicht einmal gefragt, wie es bei mir um Beziehung steht. Und hast du nicht gesagt, dass wir uns keine Rechenschaft schuldig sind? Wir kennen uns doch gar nicht. Also was verdammt nochmal ist jetzt dein Problem, das du weißt, das ich schwul bin?"
Rückblick Ende
Er hatte keine Antwort mehr erhalten. Max hatte sich schnaubend umgedreht, seine Koffer geschnappt und war ohne weiteres Wort verschwunden.
Sechs verdammte Monate war dies schon her.
Sechs Monate, in denen er mehr den je sein Herz verfluchte, sich in den Niederländer verliebt zu haben.
Das Mick so viel Kontakt zu ihm halten würde, wunderte Jüri. Immerhin kannten sie sich nur über Max und hatten im Grunde sonst keine Verbindungen. Aber der Deutsche schrieb in unregelmäßigen Abständen und erkundigte sich nach seinem Befinden, nach der Uni und Arbeit. Es gab 2-3 Nachrichten in denen Mick versuchte ihn über Max auszufragen. Darüber, was am letzten Morgen vorgefallen war. Aber das Thema Max war weitesgehend aus seinem Leben verdrängt, außer in den Momenten wo sein beschissenes kleines Herz vor Sehnsucht und Liebeskummer fast einging.
Die Ablenkung seiner Freunde kam ihm gelegen, genauso wie die holprigen Versuche der Jungs ihn mit Männern zu Verkuppeln, nachdem er diesen das Malheur mit Max gebeichtet hatte. Obwohl Jüri immer dachte er wäre kein Typ für One-Night-Stand hatte er in den letzten sechs Monaten ganze Vier davon gehabt nur um für ein paar Stunden Max aus seinem Kopf zu bekommen. Und mit jedem der Typen kam die Scham und der Ekel über sich selbst, weil er sich mit billigem und schnellem Sex eine Lösung erhoffte, die ihm von seinem Herzschmerz befreite.
Nach dem letzten ONS hatte er einen Schlussstrich gezogen. Hatte sich nicht mehr von Marcus, Liam und Logan Verkuppeln lassen. War mit niemanden mehr ausgegangen oder hatte sich auf einen Drink einladen lassen. Er musste ein für alle Mal mit Max fertig werden und Sex mit irgendwelchen Typen half einfach nicht. Also versuchte er sich auf die Uni und seinen Job zu Konzentrieren, steigerte sich ins Lernen, bis er abends hundemüde ins Bett fiel und keine Zeit mehr hatte um irgendwelche Kerle aufgeschwatzt zu bekommen.
Da es an der Bar doch reichlich voll war, setzte Jüri sich wartend auf einen der Hocker. So schnell würde er seine Cola und die Knabbereien nicht bekommen. Aber das war auch nicht schlimm, da er diesen Moment für sich allein gut Nutzen konnte. Er liebte seine drei Freunde von Herzen, war Liam, Marcus und Logan dankbar in den sechs Monaten für ihn da gewesen zu sein, aber manchmal waren die Drei auch verdammt anstrengend.
Liam und Logan konnten die Finger nicht voneinander lassen, wollten aber nicht zugeben das mehr zwischen ihnen war, während Marcus vor Liebeskummer fast einging, weil dieser sich in den großen, brünetten Skandinavier verliebt hatte. Ihr Leben hätte auf jeden Fall gerne etwas ruhiger verlaufen können.
Aber sie waren Studenten. Anfang 20 und ihr Schicksal wohl vorbestimmt. Als er sich damals für eine Uni in den USA entschieden hatte, wusste Jüri ja was auf ihn zukommen würde, trotzdem waren viele typisch amerikanische Denkweisen einfach nicht sein Ding. Er war nicht der Typ der ständigen Party machen wollte oder sich irgendwelchen Verbindungen anschloss. Er wollte nur lernen, etwas Geld verdienen und hoffen einen guten Abschluss hinzubekommen.
Tief grübelnd und den Tresen der Bar anblickend, bekam Jüri den Mann neben sich nicht mit. Oder vielmehr interessierte es ihn nicht, da sie ja an einer Bar waren und in Sekundenabschnitten die Menschen Getränke und Knabbereien bestellten.
„Hat es nicht wehgetan, als du vom Himmel gefallen bist?"
Das war, nicht wahr?
Da versuchte nicht ein Typ, ihn mit diesem abgefetzten Spruch anzumachen? Fassungslos schüttelte Jüri den Kopf, während ein Lachen schon seine Kehle verließ.
„Lass stecken Kumpel!"
Jüri machte sich nicht die Mühe den Fremden anzuschauen, hoffte stattdessen endlich seine Bestellung zu erhalten, damit er wieder zu seinen Jungs konnte.
„Ich bin ziemlich sicher, dass es wehgetan haben muss. Engel wie dich vermissen sie bestimmt sehr oben im Himmel."
Innerlich verdrehte Jüri die Augen, hätte am liebsten gekotzt, wenn er was im Magen gehabt hätte. Schlimmer ging ein Flirt nicht. Und wieso merkte dieser Idiot nicht, dass er offensichtlich kein Interesse an solch billigen Anmachen hatte? Sollte er ein Schild hochhalten?
„Hör mal..."
Schlagartig blieb ihm das Wort im Hals stecken. Seine Augen weiteten sich, während sein Gegenüber ihn schief anlächelte.
„Hallo."
„Nein!"
Aufgebracht schüttelte Jüri den Kopf, zuckte zusammen als der Barkeeper ihm seine Bestellung zuschob. Eilig griff er danach, schob sich vom Stuhl und flüchtete geradezu zurück an den Tisch seiner Jungs.
„Uhuhuhu. Nachschub."
Begeistert klatschte Logan in die Hände, bis er merkte das Jüri nur Cola mitgebracht hatte. Schmollend schnüffelte er an dem Glas und schob dieses von sich, während Liam und Marcus dankend danach griffen.
„Jüri. Bitte..."
„Verpiss dich."
Sein kompletter Körper war angespannt, seine Hände verkrampften sich auf der Tischplatte, während die anderen ihn fragend anblickten.
„Wer ist das?"
„Niemand. Nur ein aufdringlicher Typ, der einfallslos versucht hat mich anzumachen."
Das schien das Signal für Liam zu sein, der schon vorher bei Marcus in Kampfmodus gewesen war. Bedrohlich schob er sich vor den Typen, der es gewagt hatte, sich Jüri zu nähern.
„Du hast doch Ohren? Also verpiss dich. Jüri will offensichtlich keinen dahergelaufenen Arsch, mit stumpfen Anmachversuchen."
Irgendwie fühlte Jüri sich schon geehrt und geliebt, als Liam sich so sehr stark für ihn machte. Auch in nüchternen Zustand trat der Neuseeländer für seine Freunde ein, hatte dies das eine oder andere Mal selbst miterlebt. Nur musste man bei Liam etwas vorsichtig sein, wenn dieser getrunken hatte und in diesem Zustand Beschützen wollte. Es kam nicht selten vor, das Liam zu etwas Handgreiflichkeit neigte.
„Kommt Jungs. Trinkt eure Cola und dann lasst uns verschwinden."
Der Blick Max war ihm bewusst, ignorierte er diesen aber mit eisernem Willen. Noch immer war Jüri geschockt über das plötzliche Auftauchen des Niederländers, hatte noch nicht mal in all dem Wirren und chaotischen Gedanken die Zeit zu Hinterfragen, woher Max wusste wo er sich befand.
Ob es nun seine abwehrende Haltung oder Liams Auftritt war, konnte Jüri schlussendlich nicht bestimmen. Aber Max zog sich wirklich zurück. Zwar verließ dieser nicht die Bar, aber er unternahm auch keinen weiteren Versuch ein Gespräch anzufangen, worüber Jüri mehr als dankbar war.
Nachdem es fast noch eine Stunde dauerte, bis Marcus, Logan und Liam ihre Cola getrunken hatten, schaffte Jüri es diese davon zu Überzeugen endlich den Heimweg anzutreten. Sie mussten immerhin noch gut eine halbe Stunde laufen, bevor sie zu dem Haus kamen, in welchen ihre chaotische 4er WG hauste.
„Jüri?"
Himmel!
Wenn es weiter so gehen würde, würde er seinen 23. Geburtstag nicht erleben. Sein Herz schien diesmal fast für eine Sekunde stehen geblieben zu sein, als Max ihn erneut ansprach, direkt nachdem er mit den anderen die Bar verlassen hatte. Insgeheim hatte er damit gerechnet das der andere seine deutliche Abfuhr verstanden hatte und keinen weiteren Versuch einer Kontaktaufnahme versuchen würde.
„Was?! Habe ich mich nicht deutlich ausgedrückt? Was um alles in der Welt willst du hier? Ein fucking halbes Jahr ist es her, als du mir einfach den Rücken zugedreht hast und verschwunden bist!", platze es aus ihm hinaus, während er Max mit funkelnden Augen anstarrte. „Dachtest du wirklich, ich würde das alles so hinnehmen? Vergessen und vergraben und dich freudestrahlend nach einem halben Jahr begrüßen?"
Max wich zurück, als könnte er dem Sturm, der in Jüri tobte, entkommen. „Ich wollte das nicht, Jüri. Es war nie meine Absicht, dir wehzutun.", antworte er, seine Stimme zitterte leicht, doch Jüri hörte die Unsicherheit darin.
„Und doch hast du es getan! Ich hatte mir nie Hoffnung gemacht, dass du meine Gefühle erwidern würdest. Aber ich hatte Hoffnung, dass wir vielleicht Freunde bleiben könnten.", schrie Jüri, während er mit einer Hand durch sein zerzaustes Harr fuhr. „Ich habe dir nie, was gesagt, weil du ständig von deinen Weibern und euren ach so großartigen Sex geredet hast. DU hast mir doch unterstellt, dich einen homophoben Arsch genannt zu haben. Und dann hast du dich verpisst!"
Der Wind blies heftig, als ob er die aufgestaute Spannung zwischen den beiden Männern verstärken wollte. Jüri fühlte, wie die Kälte in seinen Körper kroch, während sein Herz so heiß war, dass es fast schmerzte. All die Menschen um ihn herum, nahm er kaum wahr, registrierte nicht die schaulustigen Blicke und leise Getuschel.
Er wollte nicht so wütend sein, wollte nicht, dass diese negativen Gefühle ihn überwältigten, aber es war zu spät.
„Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe", gestand Max langsam, seine Augen suchten Jüris. „Ich habe nicht gewusst, wie ich mit meinen eigenen Gefühlen umgehen soll. Es tut mir leid, wirklich. Ich wollte dich nie verlieren."
Jüri schüttelte den Kopf, die Tränen brannten in seinen Augen, doch er wollte nicht schwach erscheinen. „Du hast mir das Herz gebrochen Max. Ich weiß das du es nicht mit Absicht gemacht hast und das ich auch meine Schuld daran trage, weil ich dir nicht erzählt habe schwul zu sein. Und weil ich dir in unseren letzten Minuten gestanden habe, in dich verliebt zu sein. Das war dir gegenüber nicht fair. Aber dein Verhalten danach hat mich zutiefst verletzt und ich kann nicht einfach so tun, als wäre nichts geschehen."
Max trat einen Schritt näher, seine Stimme war eindringlich. „Bitte, gib mir eine Chance, es wieder gutzumachen. Lass mich dir erklären, wieso ich so gehandelt habe, wieso ich gegangen bin. Ich bereue es jeden Tag, das ich dir einfach den Rücken zugedreht habe und dir nie eine Antwort auf dein Geständnis gab."
Jüri war nicht bereit, sich direkt auf die Worte des anderen einzulassen. „Ich...ich kann das nicht Max. Nicht jetzt. Nicht heute. Du tauchst hier einfach auf. Nach einem halben Jahr ohne irgendwelchen Kontakt. Ich weiß nicht mal, woher du wusstest wo ich bin. Ich habe dir nur erzählt in welchem Staat und Stadt ich studiere. Du überrumpelst mich einfach."
„Bitte Jüri, gib mir eine Chance. Nur eine. Wenn du mich danach nicht mehr sehen willst, akzeptiere ich das und werde für immer aus deinem Leben verschwinden. Aber lass mich dir meine Handlungen erklären."
Der reumütige und wirklich zutiefst entschuldigen Blick konnte Jüri kaum Ausweichen. Max sanften Augen bohrten sich fast in seine Seele. In ihrer kurzen drei Wochen Phase hatte er diese Augen lachen sehen, mit Schalk und Witz funkeln. Aber auch ernst.
Ernst und abweisend, wenn er Max auf dessen Familie ansprach. Lag dort der Grund für das Verhalten des Niederländers? Das Max kein homophobes Arschloch war, wusste er ja. Immerhin war Mick sein bester Freund und schon seit Jahren offen schwul.
„Ok." Er wandte sich Max zu, wollte die Kälte der Nacht und die Kälte zwischen ihnen nicht weiterhin in sich spüren. „Ich brauche Zeit.", murmelte er schließlich.
„Ich bin so lange hier, solange bis du mir sagst, wann und wo ich dich Treffen darf."
„Du hast meine Nummer?"
„Nein. Nicht, seit du eine neue Nummer hast."
Verstehend nickte Jüri, kramte sein Handy aus der Hosentasche und öffnete dieses. Rasch gab er Max seine neue Nummer.
„Kann ich dir einfach ein Emoji schicken, damit du meine Nummer hast?"
„Hast du eine Neue?"
„Nein."
„Dann brauchst du mir kein Emoji schicken."
„Du hast meine Handynummer noch?"
„Ja."
„Jüri..."
„Bitte Max. Ich melde mich. Aber lass mich das heute erstmal verarbeiten. Ich brauche einen klaren Kopf, um dir richtig zuhören zu können. Zwar habe ich nicht viel getrunken, aber ich bin aufgewühlt und möchte einfach nichts sagen, was ich bereuen würde."
„Verstehe. Ich danke dir Jüri. Ich verspreche dir, dass ich dir alles sagen werde."
„Das wäre schön."
Mit diesen Worten ließ er Max stehen, widmete sich seinen drei Freunden die sprachlos wirkten. Es hatte Jüri schon gewundert das keiner von ihnen eingeschritten war. Aber sie waren wohl wirklich einfach baff.
„Lasst uns nach Hause gehen."
TBC...
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