(Haikyuu!) Oikawa Tooru x Reader
A/N: Hey Guys, mir ist bewusst, dass Eigenwerbung echt...komisch ist, verzeiht dass ich euch trotzdem mitteile, dass ich eine Kuroo x OC Fanfiction verfasst und letztens auch veröffentlicht habe. Es würde mich riesig freuen, wenn ihr vorbei schaut^^
Vielen Dank und noch mal Sorry wegen der Störung, jetzt geht es erst mal um Tooru-chen^^
Anime: Haikyuu!
Charakter: Oikawa Tooru
Taggs: Liebesgeständnis, Urlaub, Familien, Herzschmerz, Kuscheln, Verlangen, Küche
Request von: FoxSinofGreed97
Wörter: 6.456
Geschrieben am: 05.02.2021
Veröffentlicht am: 23.03.2021
Urlaub kann unglaublich verrückt sein, genau wie Gefühle
(Y/N) Sicht:
Mein Herz starb tausend erbarmungslose Tode. Mein Körper zitterte, als hätte ich gnadenlos eine Gabel in die Steckdose gerammt. Mein Kopf war voll mit leeren Gedanken, war komplett überfordert mit der Situation.
Ich konnte es nicht glauben, dass ich kurz davor war, es zu tun. Dass ich gerade wirklich alleine mit meinem heiß verehrten Schwarm Oikawa in einem leeren Schulflur stand, die angsteinflößenden und für ein Mädchen wie mich viel zu großen Worte auf der Zunge.
Nur jetzt, gerade eben, hatte ich den unglaublichen Mut gefasst, es ihm zu sagen. Woher dieser Optimismus kam, ich war mir selbst nicht sicher. Es konnte eine spontane Entscheidung gewesen sein oder den Grund haben, dass ich heute zufällig den Spruch des Tages, welcher im Bahnhof auf den hellen Anzeigen durch geschickt wurde, gelesen hatte.
Wenn du deine Gefühle aussprichst ist es nur für einen kurzen Moment peinlich, aber eine unausgesprochene Liebe bereust du dein ganzes Leben, huschte es scheu wie ein Kaninchen durch meine Gedanken, ehrlich gesagt schämte ich mich dafür, dass ich solchen Sprüchen so viel Macht über mein Leben gab. Er hätte auf einer Postkarte für Mütter stehen können oder auf den angezeigten Webseiten, welche erscheinen, wenn man "Wie gestehe ich meinem Schwarm meine Liebe?" im Internet eingibt.
Allerdings hatte dieser Spruch so unglaublich recht. Und so hatte ich diesen gewaltigen, naiven Mut in meinem Herzen, Oikawa, den beliebtesten Schüler der Schule, Frauenschwarm erster Klasse, unfassbar gut aussehender Kapitän des Jungen Volleyballclubs, welcher zufälligerweise sogar ein Klassenkamerad von mir war, meine rauschende Liebe zu gestehen.
Unwohl fühlte ich mich in meiner verschwitzten Haut, wippte unsicher hin und her, hoffte, dass er meine gigantischen Zweifel nicht mitbekam, welche mich im Moment zerquetschten. Der Volleyballspieler lächelte mich freundlich an, mein Herz schmolz augenblicklich bei dem Gedanken, dass dieses bezaubernde Lächeln nur für mich war, dass er es ganz und gar mir widmete, wenigstens in diesem einen Moment.
Immer noch nicht fassen konnte ich die Tatsache, dass ich ihn zusammen mit seinem besten Freund Iwaizumi auf dem Flur angesprochen und um ein Gespräch unter vier Augen mit Oikawa gebeten hatte.
Nun standen wir voreinander, nur wir, dieser Fakt ließ meine Worte gewaltsam im Keim ersticken und mich in eine kraftvolle Gefühlswelle stürzen, welche verreißend positiv und negativ zugleich war.
Der Volleyballspieler mit dem verflucht hübschen Gesicht schien zu bemerkten, dass ich kein Wort herausbrachte, vielleicht sogar, dass mein plötzliches Mut mit ihm zu sprechen von Sekunde zu Sekunde kümmerlich schrumpfte, weshalb er mir auf die Sprünge half wie es ein Grundschullehrer bei einer kleinen, naiven, weltfremden Grundschülerin getan hätte.
„Also, worüber willst du mit mir reden?" kam es sanft aus seinen weichen Lippen, welche ich so unheimlich sehr auf meinen spüren wollte, es war ein ungeheuerliches Verlangen nach ihm, ich sog seine Worte, die er nur wegen mir aussprach, gespannt auf.
Jetzt. Jetzt und sonst nicht. Wenn ich jetzt kniff, würde ich nie wieder den Mut aufbringen, dies war mir eisern Bewusst, der Druck lag dadurch nun noch heftiger auf mir, meine Übelkeit steigerte sich nach und nach. Irgendwie hatte ich auf einmal das Bedürfnis zu heulen, mein mangelndes Selbstbewusstsein machte mich fertig.
„Oikawa..." fing ich leise und viel zu schnell ausgesprochen mit seinem Namen an, um mir selbst den nötigen Startschuss zu geben. Klammern tat ich mich an die Hoffnung, dass es wie bei einem Referat sein würde. Dass ich nur erst mal anfangen müsste und es sich im Laufe der Zeit als gar nicht so schlimm herausstellte.
„Wir sind seit der Zehnten in einer Klasse...und....was ich sagen will....ich will sagen..." Wie eine dunkle Klaue, welche geisterhaft aus dem Boden kam, packte mich die Unsicherheit und die gewaltige, tsunamigroße Angst vor einer Abfuhr. Trotzdem war ich gezwungen, weiter zu reden. Ich hatte mich selbst verflucht, mir den Weg nach hinten mit einer unüberwindbaren Tresortür abgesperrt.
Mein Herz fühlte sich plötzlich unmenschlich groß an, so ungehemmt schlug es.
„Ich...habe mich in dich verliebt." brach es aus mir heraus, augenblicklich fühlte ich mich befreit, etwas leichter im Angesicht dessen, dass ich noch keine Reaktion von ihm bekommen hatte, gleichzeitig schrie ich in meinen Inneren, konnte nicht fassen, dass ich es gesagt hatte.
Ungeduldig schlug mein Herz gegen meine Rippen, der Platz in meiner Brust fühlte sich viel zu klein an. Rasend ging mein Atem, meine Lunge forderte und forderte immer mehr neuen Sauerstoff, als wäre ich ganz vorne bei einem Marathonlauf dabei und würde dort um mein Leben einen Berg hinauf rennen.
Wackelnd bleiben meine Augen auf dem attraktiven Jungen, dem ich gerade mit all meiner Kraft meine Gefühle gestanden hatte, ich war positiv überrascht von mir, dass ich ihn danach wenigstens halbwegs in die Augen schauen konnte.
Meine Nerven schienen von einem Elefanten als Hochseil missbraucht zu werden, ich wusste nicht, wie lange ich diese verschlingende Anspannung noch durchhalten würde.
Oikawa's Mine veränderte sich. Sein Gesichtsausdruck wurde weicher. Kurz war meine Hoffnung auf ein "Ich liebe dich auch." größer als je zuvor, mein Herz mit einem Mal aus. Und dann verschwand sie, diese glänzende, rosarote, traumhafte, ergreifende Hoffnung. Denn seine Mimik rutschte mit einem Mal in Richtung entschuldigend.
„Tut mir leid, aber ich habe derzeit so viel mit Volleyball und der Schule zu tun, da habe ich leider keine Zeit für eine Beziehung." versuchte er mich sachte rüber zu bringen, es war lieblicher und menschlicher als ein schlichtes: "Ich habe keine Gefühle für dich".
Etwas in mir Zerbrach. Wie ein dünnes, fast gehauchtes Glas, welches man ohne mit der Wimper zu zucken von einem zwanzig Stockwerg Hochhaus herunter auf steinharten Beton warf. Ich wusste, dass es sein gutes Recht war meine Gefühle abzulehnen und dass er gerade wirklich viel zu tun haben könnte. Allerdings ging ich eher davon aus, dass er es mir so gesagt hatte, damit sein Korb nicht allzu bitter für mich war.
Und trotzdem tat es weh. So unendlich weh. Schwarze Gefühlswellen, schwerer und erdrückender als je zuvor rissen mich mit, ich ertrank in ihnen, ließ es willenlos geschehen. Mein Herz schlug immer noch unmenschlich stark und schnell, ich konnte seine Schläge bis hoch in meine Ohre hören, wo sie deutlich pochten.
Mir wurde schlecht. Tränen schlugen sich ihren Weg durch, bevor sie unkontrolliert meine Haut bedecken konnten, hielt ich sie gerade noch mit verbliebener Kraft zurück, so dass nur meine Augen feucht wurden.
Auf einmal fühlte ich mich so...verraten, hoffnungslos und alleine, zu mindestens kamen diese Gefühle dem, was ich gerade fühlte, sehr nahe, obwohl ich eigentlich nicht verraten oder ähnliches wurde.
Diese plötzliche Leere in meinem Herzen raubte mir den Atem. Aber es war sein gutes Recht. Wenn ich jemanden nicht lieben würde und von diesem plötzlich aus heiterem Himmel eine Liebeserklärung bekam, würde ich genau so handeln.
Ich hatte es versucht, darauf sollte ich stolz sein. Wahrscheinlich ist es für ihn auch schwer, dachte ich mir ermutigend, während ich bemerkte, dass meine Nase wegen den angestauten Tränen zu laufen begann.
„Ich...verstehe, danke für deine Zeit." schaffte ich es mit zitternder, gebrochener Stimme zu sagen, bevor ich, ohne Oikawa eine Chance auf weitere Worte zu geben, wie der letzte Angsthase weglief. Meine kindischen Tränen konnte ich nicht länger zurückhalten, sie durchbrachen meine hochgezogenen Staudämme.
Ich fragte mich, ob es dies wert war. Was ich mir eigentlich bei so einem beliebten Schüler erhofft hatte. Er konnte jedes Mädchen haben, warum dachte ich, dass er ausgerechnet mich aus der gigantischen Masse picken würde?
Oikawa war wie ein angeschmachteter, berühmter und beleibter Sänger, ich hingegen war nur einer seiner tausend Fangirls, die es schon als Glück erachteten, einer seiner Konzerte bewohnen zu dürfen. Ein Sänger und ein Fangirl...ja, genau so unerreichbar war er für mich gewesen und würde es auch bleiben. Warum war mir das nicht früher klar gewesen? Warum hatte diese winzige Hoffnung, dass ich etwas Besonderes für ihn sein könnte, meine Sinne so schonungslos geraubt?
Vielleicht hatte ich diese Lektion von Vater Leben gebraucht, um für die Zukunft gewappnet zu sein. Optimistisch zu sehen war manchmal so unglaublich schwer.
Drei Monate später:
„Dein Ernst?" fragte ich meine Mutter das mindesten zehnte Mal, während ich gelangweilt aus dem Autofenster auf die vorbei zischenden Bäume eines dichten Waldes schaute.
Meine Mutter war in der gesamten Familie, wenn nicht sogar in der gesamten Welt für ihre Abenteuerlust berühmt und berüchtigt, doch dass sie wirklich diesen Ferientrip auf die Beine gestellt hatte, machte mit trotz allem stutzig.
Es gehörte schon viel Mut und Abenteuerdurst dazu, mit einer fremden Familie eine Ferienhütte im Wald zu mieten, um mit dieser einen schönen Urlaub zu genießen. Ganz fremd traf wohl nicht ganz zu, denn meine Mutter und die der anderen Familie kannten sich durch ihren schnuckeligen Yogaverein und sind irgendwie, aus dem heiterem Himmel auf die verrückte Idee gekommen, zusammen Urlaub zu machen.
Trotz dass man dies meiner Mutter durchaus zutrauen konnte, war ich gänzlich geschockt, als sie mir die Nachricht mit dem gemeinsamen Urlaub mal nach der Schule erzählt hatte.
Sie erzählte mir zudem noch, dass die andere Familie zwei Kinder dabei haben würde, einen Grundschüler und einen Jungen in meinem Alter, mit dem ich mir wohl das Zimmer teilen müsste. Da meine Mutter mir klar machte, dass es Einzelbetten waren, war ich damit auch einverstanden.
Die Rollen meines Koffers hörten sich ungesund und unangenehm an, als ich mit ihnen den steinigen Weg zur Hütte entlangging. Mein Vater war dicht hinter mir, er hatte genau so wie ich bemerkt, dass ein Auto bereits vor dem romanhaften Holzhaus stand, die andere Familie musste wohl schon da sein.
Hippelig und aufgeregt wie ein Kind zu Weihnachten kurz vor der Bescherung rauschte meine Mutter an uns vorbei, sie wollte wohl so schnell wie möglich die andere Familie begrüßen. Na dann ab in die Hölle des Löwen, dachte ich mir ziemlich pessimistisch und erhoffte mir eine nette, vorbildliche Familie, ebenso, dass meine so einen Eindruck machen würde.
Meine Mutter klingelte und wippte ungeduldig hin und her, so wie ich es ebenfalls in aufregenden Situationen tat, hatte ich wohl von ihr vererbt bekommen.
Eine Frau, vielleicht zwei Jährchen jünger als meine Mutter, öffnete die Tür und schaute uns mit glitzernden Augen an. „Wie schön, dass ihr hier seid. Ich hoffe, ihr hattet eine angenehme Anfahrt." begrüßte und die Frau glücklich, sie und meine Mutter umarmten sich wie zwei uralte Bekannte, dabei kannten sie sich vielleicht gerade mal zwei Monate, wenn überhaupt.
„Hi." hörte ich eine putzige Stimme sagen, weshalb ich meinen Blick von den beiden Muttern entferne und stattdessen den kleinen Jungen, ungefähr Grundschulalter, anschaute.
„Hi." entgegnete ich gequält, ich hatte nun wirklich keine Ahnung, was ich zu dem kleinen Kerl sagen konnte, außer dieser banalen Begrüßung, bevor ich weitere Wörter sprechen musste, hörte ich das leise Knarzen von Holzdielen.
„Oh, sie sind schon da?" kam es von dem Flur, ebenso vernahm ich leises Tapsen von dort, wie es nur von Füßen, eingepackt in Socken, in die Welt gesetzt werden konnte. Mein Blick wanderte von dem kleinen, quirlich aussehenden Jungen nach oben, im selben Moment hielt ich dem Atem an. Mein Herz blieb stehen. Mein Urlaub brach zusammen. Meine Welt gleich mit. Mein Verstand hechtete hinterher. Mein Kopf war schon längst über alle Berge.
„Oi...kawa?" entkam es zittrig über meinen trockenen Lippen, ich war wie versteinert, konnte nicht fassen, dass der braunhaarige Schönling in einer lockeren, dunkelblauen Jogginghose und ebenso lässigen weiß-grauen Pulli in der Tür zu der Holzhütte stand, zweifellos ein Anblick, bei welchen mehr die Hälfte aller weiblichen Schüler getötet hätten.
Der eben Genannte starrte ebenso überrascht zurück, seine tiefen, haselnussbraunen Augen waren ungläubig geweitet, er schien genau wie ich nicht zu verstehen, was gerade abging.
Ich schrie. Innerlich. So laut, dass mir fast selbst das Trommelfell platzte und ich das Gefühl hatte, jeden Moment einfach umzukippen.
Passierte das gerade wirklich? Eine Glühbirne ging urplötzlich in meinem Kopf an. Er war es. Oikawa, wie er leibt und lebte, war der Junge in meinem Alter, von dem meine Mutter geredet hatte.
Nein, nein, nein, nein, nein, nein!, wiederholte es sich ohne Ende in meinem Kopf. Wahrhaben wollte ich es nicht, der Erdboden sollte sich auftuen und mein kümmerliches Ich verschlucken, irgendwer auf der Welt hatte doch bestimmt eine Droge, welche Gedächtnislücken hervorrief.
Unangenehm. Es war zum Tode unangenehm, dass ich mit dem Jungen, von dem ich vor drei Monaten einen Korb gekommen hatte, jetzt Urlaub machen musste. Schon wieder wollte ich wegen Verzweiflung weinen.
„Oh, ihr kennt euch?" fragte meine Mutter flötend, sie freute sich definitiv billiardenmal mehr als ich darüber, dass ich Oikawa kannte. Denn für mich war es der größte Fluch. Was hatte ich nur abscheuliches getan, damit mir das Leben derartig kaltherzig ins Gesicht spuckte?
„Wir sind in einer Klasse." offenbarte ihr Oikawa knapp, als ob nichts wäre und er irgendwie schon damit gerechnet hätte, sein Gesichtsausdruck normalisierte sich passend dazu, die Überraschung wich langsam von ihm, sein vor Schreck erstarrter Körper entspannte sich sichtlich.
„Wie, echt? Das ist aber mal eine schöne Überraschung!" kam es begeistert von Oikawa's schönen Mutter, die ihre klaren Augen sofort auf mich legte, um mich eindringlich, aber freundlich lächelnd zu mustern, so dass mir Angstschweiß unweigerlich den Rücken herunter rannte, ich fühlte mich wie eine Zielperson bei einer Beschattung.
„Dann ist es ja nicht so schlimm, dass ihr euch ein Zimmer teilt, mit Fremden wäre das sicherlich schlimmer gewesen." meinte Oikawa's Mutter, mit einer edlen Handbewegung strich sie sich eine widerwillige, dünne braune Strähne hinter ihre, mit wunderschönen, von fabelhaften Geschmack zeugenden Ohrringen bestückten Ohren, meine Hände ballten sich schmerzhaft, meine Fingernägel bohrten sich in mein weiches Fleisch.
Nicht schlimm? Ich habe diesen Typen meine Liebe gestanden und wurde abgewiesen. Hier mit ihm Urlaub zu machen und gar ein Zimmer mit ihm zu teilen, ist schlimmer als alles andere! Jeder Fremde wäre mir lieber gewesen! Es war definitiv schlimmer mit Oikawa!
Wütend schmiss ich meinen, von unzähligen Aufklebern gepiesackten, Koffer die letzten Treppenstufen hinauf, so dass das Holz warnend knarzte. Ich wusste, dass meine Mutter von meiner Einstellung zu Oikawa unmöglich gewusst haben konnte, trotzdem war ich stinksauer, so sauer und irgendwie auch enttäuscht, dass ich am liebsten mit aufgeblasenen Wangen augenblicklich den Heimweg angetreten hätte. Wenn sie nur den Namen der Familie erwähnt hätte, dann hätte ich mir schon denken können, dass es seine Familie handeln könnte. Doch dafür war es nun hoffnungslos zu spät.
Im oberen Stockwerk angekommen, schaute ich mich zu allen Seiten um, ein wenig Orientierung schadete nie, zudem musste ich meinen vernebelten Kopf frei bekommen. „Warte, ich zeige euch euer Zimmer." hörte ich die vertraute Stimme meiner Mutter hinter mir auf der Treppe sagen, während sie hinter sich wiederum Oikawa im Schlepptau hatte.
Sie wusste es nicht. Von meinem abgelehnten Liebesgeständnis hatte ich niemanden erzählt. Und ich würde es auch nicht. Denn ich wollte die Freude meiner Mutter über den Urlaub nicht zerstören. Eine Woche würde ich das schon schaffen. Hoffentlich. Irgendwie.
„So, da wären wir." verkündete meine Mutter wie eine Moderatorin aus einer Fernsehsendung unser Ankommen und riss die Tür zu Oikawa's und meinem Zimmer energisch auf, beim aller ersten Anblick des Zimmers rutschte mir keine Sekunde später der Koffergriff aus meinen kraftlosen Fingern und krachte unüberhörbar zu Boden.
Ne oder?, dachte ich mir verzweifelt, als ich das ordentliche Doppelbett unschuldig im Zimmer stehen sah. „Oh, haben wir womöglich das Falsche erwischt?" fragte meine Mutter unsicher in den Raum hinein. „Nein, die anderen Räume haben auch alle Doppelbetten." informierte uns die plötzlich hinter und aufgetauchte Mutter Oikawa's, ihr Blick verlor sich ebenfalls im Zimmer.
„Schon gut, bevor ihr diskutiert, es ist nicht schlimm." log ich, zeitgleich wusste ich nicht, wie ich die Nächte überstehen würde. Ein Zimmer teilen war hundertprozentig etwas anders, als gemeinsam in einem Bett zu ruhen.
Zwar war ein schlafender Oikawa, welcher mit mir ein Bett teilte, ein wahrer, nicht akzeptierter Traum, doch die Tatsache, dass er mir einen Korb gegeben hatte, zerquetschte immer noch mein Herz, als wäre es eine lästige, unbedeutende, frisch heruntergefallene Beere auf einer befahrenen Straße.
Stark schluckte ich und trat mit dem Koffer, dessen Griff sich fest im meiner Hand drückte, in das Zimmer, Oikawa tat es mir nach.
Ich hatte einen Plan. Einfach so verhalten, als ob ich ihm nie ein Liebesgeständnis gegeben hätte, etwas anderes blieb mir eh nicht übrig.
Doch dieser Plan stellte sich rasend schnell als erschwert heraus. Ab den Zeitpunkt, in dem uns unsere Mütter allein im Zimmer zum Kofferausräumen gelassen hatten, war es um uns totenstill geworden, kaum zu atmen wagte ich, jedes noch so kleine Geräusch erschien mir wie ein Todesurteil.
Selbst Oikawa, der sonst so lebensfroh und gesprächig wirkte, hatte einen ernsteren Gesichtsausdruck aufgelegt und wirkte beim Klamotten in den Schrank legen sehr gedankenverloren, der Mut ihn anzuschauen, hatte sich schon längst feierlich von mir verabschiedet.
Unsicher räumt ich meine letzten Klamotten in die zierliche Kommode, mein Kuscheltier, welches ich seit meiner Geburt hatte und welches mich nun mit schwarzen, uneingeschränkt süßen Knopfaugen anblickte, verstand, dass es diesen Urlaub wohl oder übel in meinem harten Koffer, statt in meinen weichen Armen verbringen würde. Eine Tatsache, die mir erneut das Herz brach.
Für den Brünetten war diese unvorhergesehene Situation sicherlich auch höchst unangenehm, aber sobald wir uns wie vor drei Monaten zueinander verhielten, nämlich wie normale Mitschüler, würde alles glatt laufen, so glaubte ich.
Es wurde unaufhörlich Abend, beim Abendessen mit meiner und seiner Familie verlor ich kein einziges Wort, saß nur still da und weil unsere Eltern ungebremst über einfach alles redeten und wir Kinder eh nicht zu Wort kamen, viel mein Schweigen glücklicherweise auch nicht auf, was mir ziemlich in die Karten spielte.
Auch als ich mich schlürfend bettfertig machte, schwieg ich, tat so, als ob es mir nichts ausmachte, mit Oikawa ein Bett zu teilen, obwohl das komplette Gegenteil der Fall war.
Und trotzdem war alles wirr in meinem Kopf.
Oikawa war noch nicht im Zimmer, sondern putzte im Bad noch gewissenhaft seine Zähne, es war eine unerwartete Gelegenheit, peinliche Stille sowie Momente geschickt zu umgehen, weshalb ich mich blitzschnell auf meine Betthälfte legte und so tat, als ob ich schon im Reich der Träume wandern würde.
Kurz vergaß ich, dass jeden Moment Oikawa das Zimmer betreten könnte, für einen Moment war die ein ganz normaler Urlaub, ohne den Typen, in den ich verliebt war, für einen Moment war alles okay.
Fast wäre ich sogar wirklich eingeschlafen, die müden Wogen hatten mich fast ganz überdeckt, doch ein lautes Knarzen von den Holzplatten, welche den Boden bildeten, erschreckte mich und riss mich so gewaltsam aus den süßen Fängen des aufkommenden Schlafes.
Ich bewegte mich nicht. Stelle mich schlafend. Wollte jeden Kontakt mit ihm vermeiden. Denn jeder Kontakt mit ihm brachte mir nur Schmerz und zeigte mir das, was ich nicht hatte.
Vorsichtig, ohne dem wissen, dass er einen wachen Menschen nicht aufwecken konnte, stieg Oikawa so gut es ging geräuschlos ins Bett und legte sich auf seine Seite hin, da ich mit dem Rücken zur Tür lag, hatte er nicht mitbekommen, dass meine Augenlieder unmittelbar zu flackern begonnen hatten. Wenigstens die Decken waren getrennt, sodass jeder eine besaß, mit seiner deckte er sich leise zu.
Die Matratze gab ein wenig unter Oikawa's Gewicht nach, ich spürte jeden Bewegung von ihm, welche er beim suchen einer gemütlichen Position verursachte. Mein Herz schlug wie wild, bei dieser Schnelligkeit und Stärke konnte man dem Organ vorwerfen, meine Rippen zerbrechen zu wollen.
Schneller und unregelmäßiger ging mein Atem, ich versuchte es zu dämmen, doch stattdessen schien es nur schlimmer zu werden, nun musste ich mich anstrengen, meinen fordernden Atem so leise wie möglich zu halten, damit der Braunhaarige neben mir nichts davon mitbekam.
Reflexartig, ohne das ich verstand, warum sie es taten, krallten sich meine Hände in das weiße Bettlacken, zudem bemerkte ich, wie verschwitzt meine Handflächen und gar mein zu warm gewordener Körper waren.
Wenn es mich jetzt schon wahnsinnig machte, wie soll ich dann eine ganze Woche mit ihm aushalten?, fragte ich mich mit roten Kopf und rasend schnell klopfenden Herzen, mein Gehirn war nutzloser als ein schlafendes Faultier beim Kirschenpflücken.
Angestrengt versuchte ich mich in den Schlaf zu zwingen, allerdings waren meine Gedanken so aufgeregt und nervös, sie tobten in meinem Kopf herum wie kleine Kinder, alle handelten sie von Oikawa neben mir.
Bitte lasst mich schlafen, flehte ich bettelnd. Neben diesen Gefühlen der herzerwärmenden Liebe und den zwar Schlaf störenden, aber wunderschönen Gedanken, dass Oikawa gerade wirklich neben mir lag, hatte sich eine Leere in meinem Körper ausgebreitet, mein Herz fühlte sich schwer wie Stein an, welcher mich in einem Ozean aus Gefühlen untergehen ließ.
Ich verfluchte und liebte es gleichzeitig, dass Oikawa neben mir lag. Es war unbeschreiblich hart, neben seinem Schwarm zu liegen, nachdem er einem schon einen Korb gegeben hatte, keinem Feind wollte man dies antun.
Mein Zeitgefühl hatte sich zusammen mit sinnvollen Gedanken verabschiedet, war statt meiner in einen entspannten Urlaub gezogen, weshalb ich keine Ahnung hatte, wie lange ich mich schon schlafend stellte, dabei allerdings wegen Oikawa keine Müdigkeit verspürte.
Plötzlich bewegte er sich. Ungewollt spürte ich, wie die Matratze nachgab. Dreht er sich um?, jagte es augenblicklich durch meine Gedanken, reflexartig hielt ich meinen Atem an.
Das Gefühl angeschaut zu werden, breitete sich prickelnd in mir aus, passend zu der Erkenntnis, dass Oikawa sich aufgerichtet und seinen Kopf zu mir gedreht hatte.
Meine Augen, welche ich bis hier hin eisern geschlossen hatte, riss ich blitzschnell auf, während mein Atem, sowie mein Herz komplett aussetzten. Er konnte nicht sehen, dass ich noch wach war. Denn er hatte seinen berauschenden Blick von mir genommen und sich wieder hingelegt, dies hatte ich eindeutig gespürt.
Allerdings nicht auf seine Seite. Sanft fuhren seine Hände über meinen Rücken, verursachten erschütternde Kribbelschauer in meinem ganzen Körper, bis er sie langsam und zartfühlend in mein T-Shirt krallte.
Seine Nase vergrub sich zwischen meine Schulterblätter, sein warmer Atem traf genau in die Mitte, erwärmte mein Schlaf-Shirt und meine Haut. Nicht nur sein Atem wärmte, sondern sein ganzer Körper, welcher sich von hinten gegen mich schmiegte.
Ich wusste nicht, was geschah. Wie es dazu gekommen war. Warum er es machte. Was hier eigentlich gerade passierte. Gedanken darüber machen, um Antworten zu finden, konnte ich beim besten Willen nicht.
Denn ich war am durchdrehen. Mein Herz drehte schon längst am Rad, schlug so gewaltsam in meiner dafür viel zu kleinen Brust, dass seine Schläge schon schmerzten, jedes Klopfen war deutlich in meinem Körper zu spüren und in meinen Ohren zu hören.
Kribbelanfälle und wohlige Schauer jagten mir durch meinen Körper, der sich vor Hitze immer weiter erwärmte und auf einmal Unmengen an Sauerstoff forderten, so dass meine Lunge nicht mehr hinterher kam, weshalb sie drastisch meine Atmung erhöhte.
Die hitzigen Gefühle und diese prickelnde Schauer waren so gigantisch und dynamisch, dass ich den Verstand verlor, sie waren so stark, dass sie mich vollkommen überrumpelten.
Tiefer krallten sich meine Hände in das Bettlagen, suchten nach dringend benötigten Halt, welchen ich verloren hatte, als Oikawa sich auf meine Seite des Bettes gelegt hatte, er rutschte mir stetig durch meine verschwitzen Hände.
Ebenso aufgehetzt rannten mir dicke Schweißperlen meine Schläfe und meinem Rücken herunter, kitzelten meine Haut und versuchte meinen erwärmten, immer heißeren Körper zu kühlen.
Panik breitete sich in meinem Körper aus, gleichzeitig kamen diese verwirrende Gefühle der Glückselig und Geborgenheit in mir hoch, betteten mich und meinen Körper in Watte ein. Ich betete, dass dieser Moment niemals endete. Dass Oikawa's warme Brust für immer und ewig an meinem Rücken spürbar sein würde, dass seine Hände mein Schlafanzugoberteil nie loslassen würden und dass sein Kopf für immer zwischen meinen Schulterblättern ruhen würde.
Überfordert von den unterschiedlichsten, nicht konkret trennbaren Gefühlen, welche mich ohne Zurückhaltung wie mannshohe Wellen trafen, wurde mir schwindelig, ich wusste nicht mehr wo oben und unter war.
Wieder schloss ich meine Augen, versuchte so klare Gedanken zu fassen, meinen mitreißenden Gefühlen zu entkommen, obwohl ich ganz genau wusste, dass sie mich überallhin verfolgen würden und mit geschlossenen Augen sogar noch intensiver wurden.
Weg konnte ich nicht. Hätte ich mich jetzt gerührt, hätte es Oikawa sicherlich mitbekommen, dies war definitiv das Letzte, was ich wollte. Trotzdem, obwohl ich total mit seiner Nähe überlastet war, wollte ich nicht weg, seine Wärme gar auf ewig spüren.
Irgendwann spürte ich, dass Oikawa's Atem gleichmäßig wurde, sein Atem schlug nun ruhiger gegen meinen Rücken und erwärmte diesen somit immer weiter. Er war eingeschlafen.
Ich wusste nicht wann, aber nach einiger Zeit, in der ich Oikawa's Atmung an meinem Körper gespürt, durch leises Schnarchen gehört und eingefroren mitverfolgt hatte wie mein Lieblingslied im Radio, sank ich in einen himmlischen Schlaf.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war der Platz neben mir enttäuschend leer. Unordentlich lag einzig und allein Oikawa's Decke auf seiner Seite, sein ebenfalls benutzt aussehendes Kopfkissen wirkte ebenso normal und unschuldig, fast so, als ob Oikawa nie auf die Idee kommen würde, mir so nah zu kommen.
Und trotzdem war es passiert. Obwohl ich sonst immer Dinge, die ich kurz vor dem Schlafen gemacht hatte, entweder vergaß oder als Traum abstempelte, waren die Erinnerungen an Oikawa untrüglich und klar, auch wenn es eigentlich nur ein Traum hätte sein können.
Verwirrt, da ich nun einen klareren Kopf hatte und überhaupt nicht verstand, warum Oikawa dies getan hatte, richtete ich mich auf und tapste in die Küche herunter. Da ich extra statt meinem Schlafanzug mit kleinen, flauschigen Schäfchen für diesen Fall ein einfaches weißes T-Shirt und eine lockere Jogginghose angezogen hatte, musste ich mir keine Gedanken darüber machen, dass mich Fremde nach dem Schlafen sahen.
Nur meine Haare bürstete ich mir müde, bevor ich in der Küche schon den reichlich bedeckten Tisch vorfand, welcher mich herrlich duftend begrüßte und nach allen Regeln der Kunst verführte.
Genau das gehört zu Urlaub dazu, dachte ich mir lächelnd, die Vorfreude über dieses besondere Frühstück, bei welchen sogar Pfannkuchen und Waffeln, sowie Omeletts anwesend waren, breitete sich wie ein Lauffeuer in meinem Körper aus.
„Guten Morgen." begrüßte ich meine Eltern mit müder, frisch aufgestandener Stimme, bevor ich mich auf den freien Platz neben meinem Vater nieder ließ.
Hungrig wanderte mein Blick schon über den Tisch, damit ich schon mal überlegen konnte, was ich mir gleich schnappen würde, bei dieser Auswahl hatte ich unglaublich viele verschiedene Möglichkeiten.
„So, da sind wir wieder." hörte ich eine fröhliche, mir fremd erscheinende, erwachsene Männerstimme informieren. Mein Blick wanderte vom Tisch zu Oikawa's Vater, welcher zusammen mit seinem Sohn Tüten mit Brötchen und Tokyo Bread, sowie klassische Milchbrötchen dabei hatten.
Sie sind wohl in das kleinen Dorf zum Bäcker gegangen, durch das wir gestern gefahren sind, erklärte ich mir, zeitgleich begrüßte ich sie ebenfalls mit einem zögerlichen „Guten Morgen", Oikawa's Anwesenheit irritierte mich zweifelsohne. Oikawa's Mutter stand mit meiner noch am Kuchentresen, sie bereiteten gerade wild plaudernd die letzten Pfannkuchen vor.
Der Duft nach Essen ließ meinen Magen knurren, er fühlte sich leerer an, als mein Geldbeuteln nach einer gigantischen Shoppingtour mit meinen Freundinnen.
Mein hübscher, braunhaariger Klassenkamerad setzte sich auf einen leeren Platz neben seinen Vater, weit entfernt von mir. Absicht? Dies konnte ich mir selbst nicht beantworten.
Gemeinsam aßen wir und als ob in der Nacht nichts zwischen uns vorgefallen wäre, redete Oikawa ausgelassen mit fast jedem am Tisch, er benahm sich wie immer, was ich nicht ganz verstand.
Der Tag verging mit einer gigantischen, übermenschlichen Wanderungen durch den Wald und einen Berg hoch, ich nannte diese Route heimlich mürrisch "Lungenexplosions-Weg" denn genau das schien in meinem Inneren zu passieren. Und mit einem unvorhergesehenen Vorschlag meiner Mutter war mein Tag von einem "okay" in "grausam" gerutscht.
„Wie wäre es, wenn unsere Großen heute das Abendessen übernehmen?" Und so musste es kommen. Oikawa und ich. In der Küche. Alleine im Haus, da der Rest eine Pferdekoppel im Dorf besuchen wollte.
So gut wie möglich verfolgte ich meinem Plan, mich ganz normal zu verhalten, so wie ich es vor dem Korb getan hatte. Still schnitt ich die Karotten, das Klackern des Messers, welches gegen das Schneidebrett tockte, gab mir wenigstens ein wenig Normalität, von der ich mit Oikawa definitiv zu wenig hatte.
„Ich nimm mir mal kurz die Zwiebel." hörte ich Oikawa in seiner typisch gelassenen und fröhlichen Stimme sagen, zeitgleich griff er über meine Schulter, um sich die Zutat neben meinem Schneidebrett zu holen.
Es wurde mir zu viel. Die Sache mit dem Korb, dass ich drei Monate lang versucht hatte, ihn aus meinem Kopf zu bekommen, dabei aber kläglich gescheitert war, dass wir gemeinsam hier waren, Urlaub machten, dass er mit gestern Nacht so nah gekommen war und dass seine Brust schon wieder meinen Rücken berührte.
„Es reicht!" schrie ich wutentbrannt, ohne dass ich diesen Schritt beabsichtigt hatte. Überrumpelt zog Oikawa seinen Arm wieder zu sich und schaute mich fragend an. „Wa..." fing er an, doch ich fiel ihn ins Wort.
Zu lange. Zu lange hatte ich all diese Gefühle in mich herein gefressen, mich nicht getraut, irgendjemanden von dem abgelehnten Liebesgeständnis zu erzählen. Ich wollte es schaffen. Ich war kurz davor gewesen, ihn hinter mir zu lassen. Doch jetzt brach dieser Staudamm und alle Gefühle rauschten in mein Inneres. Und war war Schuld? Er.
„Du hast doch keine Ahnung! Was zum Teufel denkst du dir eigentlich?! Es kann nicht sein, dass du dich nicht mehr erinnerst! Ich habe dir vor drei Monaten ein Liebesgeständnis gemacht, welches du abgelehnt hast! Ich respektiere deine Ablehnung, dann respektieren aber auch meine Gefühle und kuschel dich nicht im Bett an!" brach es ungebremst aus mir heraus, mein Gesicht war vor Wut verzehrt, meine Worte laut und geschrienen.
„Du...hast es mitbekommen?" kam es fassungslos von Oikawa, unsicher und überwältigt wich er einige Schritte nach hinten, bis er mit dem Rücken gegen den Kühlschrank stieß. In seinen Augen lag so etwas wie Angst.
Feurige Zorn, sowie Frust kamen in mir hoch, brodelnder wie jeder Vulkan auf diesem Planeten.
„Ja habe ich! Und selbst wenn ich geschlafen hätte, wie egoistisch bist du eigentlich?! Willst du mir extra eine rein würgen?! Reicht es nicht, dass ich von dir einen Korb bekommen habe?! Es kommt mir so vor, als ob du mich auslachst! Genau, du machst dich nur über mich lustig, innerlich gefällt es dir doch bestimmt! Das ist verletzend!" brüllte ich aufgebracht, ich musste mit anhören, wie meine Stimme brach und ich immer mehr mit einem klagenden Unterton schrie.
Noch nie hatte mein Herz so sehr geschmerzt, es tat jedoch ausgesprochen gut, alles, was man einfach runter geschluckt hatte, einfach in die Welt raus zuschreien.
Vielleicht war das ja der Grund, weshalb ich Tränen meine Wangen herunter laufen spürte. Ich wollte nicht weinen, nicht hier, nicht vor ihm. Aber es tat so gut. So unfassbar gut.
„Idiot, warum sagte ich dir das überhaupt." kam es schluchzend, aber dennoch stark klingend von mir, während ich tapfer meine Tränen mit meiner Hand abwischte, versuchte sie zu bändigen.
Oikawa war ganz still geworden. Seine Augen waren geweitete, sein Körper drückte sich gegen den Kühlschrank, als fände er sonst nirgends Halt.
„(Y/N)...." kam es gehaucht über seine Lippen, sein Gesicht wirkte überfordert. Heute Nacht schlafe ich auf dem Sofa, wenn es nicht geht, dann halt auf dem Boden, entschloss ich rebellisch, mitgenommen und befreit, ich wollte mich gerade wieder dem Gemüse zuwenden.
Und schon wieder fragte ich mich: Was hatte ich mir eigentlich erhofft?
Dass er sich entschuldigt? Dass er es irgendwie wieder gut macht? Damit aufhört, weil er begriffen hat, wie sehr er mit meinem Herzen spielte? Wahrscheinlich hatte ich mir alles erhofft.
„Das vor drei Monaten...war ein...wirklich großer Fehler." sprach Oikawa plötzlich leise, seinen Kopf gesenkt. Ich hielt inne, ich wusste nicht, was er mir damit sagen wollte. Hoffen wollte ich nicht. So naiv sein, das hatte mich schon bei meinem Liebesgeständnis verletzt.
„Ich...ich habe es bereut. Es gibt immer Mädchen, die sagen, dass man es bereut, wenn man ihnen einen Korb gibt. Und naja...bei dir...da habe ich das. Was ich damit sagen will...."
Ein verzweifeltes Seufzen entkam den Lippen des schönen Jünglings, er sah...unsicher aus. Unsicher und kleinmütig.
„Maaan, sonst rede ich doch auch immer, was mir in den Kram passt!" schien sich der sonst so vor Selbstbewusstsein strotzender Oikawa zu ermahnen und zum Zusammenreißen zu zwingen, sein Kopf knallte gegen die Kühlschranktür, als er ruckartig nach oben schaute.
Plötzlich schaute er auf, seine Augen waren voller Erst, so ähnlich hatte ich ihn schon mal bei einem Volleyballspiel gegen eine andere Schule gesehen, zu der Zeit, als ich ihn noch nicht meine Liebe gestanden hatte und mitten drin in dem Haufen seiner vernarrten Fangirls stand.
„Ich habe mich in diesen drei Monaten in dich verliebt. Und zwar so gewaltig, dass ich selbst nicht mit mir anzufangen weiß. Als du neben mir lagst, ich konnte nicht anders...ich wollte dich berühren...dich spüren...ich... ." seine Stimme verlor sich erneut er wurde immer leiser, bis gar kein Ton mehr seine Lippen verließ.
„Nachts lag ich so unzählige Male wach, habe an dich gedacht und mich verflucht, dass ich damals dein Geständnis abgelehnt habe. Ich war blind und...dumm und ... so unglaublich blöd. Oft habe ich mir gewünscht, die Zeit zurückdrehen zu können. Ich bin...so ein Dummkopf."
Der Blick des plötzlich verletzlich wirkenden Jungen fiel nach unten auf den Boden, sein weiches, perfekt gestyltes braunes Haar verhinderte, dass ich seine Augen genauer sehen konnte.
Stille. Bedrückende Stille. So bedrückend, dass ich fast umgekippt wäre. Stille konnte so laut sein.
Doch die Stille, welche wie dunkle Wolken um uns herum schwebte, wurde durchdrungen, von einem kleinen, piepsigen Schluchzen. Fragend und besorgt, schaute Oikawa augenblicklich unsicher auf.
„(Y/N)..." entkam es fragend aus seinem Mund. Schon wieder hatte er ihn gesagt. Schon wieder hatte er seine Lippen verlassen. Schon wieder hatte er meinen Namen gesagt. Die letzten Stricke rissen.
Komplett unfähig, meine Gefühle wenigstens ein bisschen im Zaun zu halten, brach alles aus mir wie eine Sintflut heraus.
Mein Schluchzen erfüllte die sonst stille und eingefroren wirkende Küche, schier unaufhörlich rannten mir meine nassen, unangenehm kitzelnden Tränen über meine roten Wangen, verklebten meine Wimpern und hinterließen dunkle Flecken in meiner hellen Kleidung.
Es fühlte sich alles so komisch an. So ungewöhnlich. Was passierte hier?
„Du bist...wirklich ein Idiot." brachte ich heulend heraus, während ich mit meinen Händen versuchte, irgendwie die Armee aus Tränen zu beseitigen, weiter nach Luft schnappte, um sie dann wieder aus zu schluchzen.
Oikawa handelte selbstständig, sein Körper bewegte sich im Angesichts meines Leidens ganz von selbst. Die Meter, welche er bestürzt von meinen Worten zurückgetreten war, überbrückte er mit schnellen Schritten.
Wehren wollte ich nicht. Warum denn auch, wenn es genau das war, was ich wollte. Als er mich in den Arm nahm, mich eng an sich drückte und sein Gesicht in meinen Haaren vergrub, während er leidend: „Es tut mir leid." in mein Ohr flüsterte, fühlte ich mich so unglaublich wohl, geborgen und angekommen.
Seine Nähe war berauschend. Seine eben gesagten Worte, welche mich erschlagen hatten, auch. Ohne Scharm und ohne Zurückhaltung weinte ich, jaulte noch mehr als zuvor und vergrub mich in seiner Halsbeuge. Dieser Moment ließ mein Herz zerspringen.
Das erste Mal nahm ich seinen Geruch wirklich war. Öfters hatte ich gehört, dass man Gerüche in zum Beispiel süß oder männlich einsortieren konnte, allerdings war dies bei Oikawa nicht der Fall.
Sein Geruch erinnerte mich an nichts, ich konnte ihn nicht einsortieren, er war zu besonders, um ihm irgendein beschreibendes Adjektiv zu vermitteln, zu wohlriechend, dass Worte zu ihm passen würde.
Mit vollen Zügen genoss ich es. Seinen warmen, großen Körper, an welchen er mich beschützend drückte, sein Geruch, seine pure Anwesenheit, sein atemberaubendes Geständnis, seine Worte, welche für mich das Magischste und Größte waren, was ich je gehört haben durfte und seine Berührungen, sowie das Gefühl, wie er sich mit seiner Nase in meine Haare grub.
„Verzeih mir, dass ich es dir nicht früher gesagt habe, dass hätte dir sicher einiges erspart, verzeih mir. Ich liebe dich." flüsterte er andächtig in mein Ohr. Endlich hatte er sie gesagt, die Worte, die ich so lange ersehnt hatte, für die ich so viel auf mich genommen hatte.
Es war so ergreifend, dass mein Schluchzen wieder lauter wurde und meine eben zurück gekämpften Tränen erneut ausbrachen. Ich krallte mich in Oikawas T-Shirt, so dass es nachher sicherlich vollkommen zerknittert sein würde.
Während ich ihn immer weiter an mich drückte, wir gegenseitig nach Körperkontakt und die Nähe des anderen schrien, brachte ich es, nach drei Monaten, erneut übers Herz. „Ich liebe dich, Tooru." wimmerte ich.
Deutlich spürte ich, wie Tooru seine Umarmung noch verengte und seine Nase immer weiter, demonstrativ in meinen Haaren vergrub. Er freute sich. Über meine Worte, von denen er dachte, sie nie wieder hören zu dürfen. Und dass ich ihn beim Vornamen genannt hatte.
Auf einmal löste er unsere Umarmung, ich dachte, dass es ihm vielleicht zu viel geworden war, doch irgendwie wusste ich tief in meinem Herzen, dass er von Umarmungen nie genug bekommen konnte.
Ich bemerkte erst was er vor hatte, was er ersehnte, was er begehrte, als sein Gesicht nah vor meinem stehen blieb und er mich mit warmen, weichen, verliebten Augen ansah. Mein Herz verdoppelte seine eh schon viel zu schnellen Herzschlag, mein Körper zitterte nur an den puren Gedanken daran, welchen ich vor wenigen Minuten noch als nie erreichbaren Traum abgestempelt hätte.
Doch er schien es erst zu meinen, vorsichtig kam er mir näher. Als seine Lippen wenige Zentimeter genau über meinen schwebten, blieb er mit hochroten Wangen stehen, er wollte sehen, ob ich es auch wollte.
Und bei allem auf der Welt, ich wollte es so unfassbar sehr.
Um ihn dies zu zeigen, schloss ich vor Aufregung und Liebe ergriffen die Augen. Ich wollte und konnte nicht warten, bis Tooru den letzten Schritt tat, ich überwand den noch minimal vorhandenen Abstand zwischen uns und drückte meine Lippen auf seine.
Augenblicklich, als ob ein Blitz in mich gefahren wäre, schossen erregende Gefühle durch meinen überforderten Körper, zwischen den kribbelnden Schauern flogen unzählige Schmetterlinge explosionsartig in meinen Bauch umher.
Es waren unglaubliche, mitreißende Empfindungen, welche Tooru in mir auslöste. Schneller den je klopfte mein Herz, mein Körper fühlte sich so leicht und gebrechlich gleichzeitig an, dass ich dachte, ich würde jeden Moment von meinen Gefühlen umgeworfen auf den Boden sacken.
Doch Turoo hielt mich in seinen Armen, welche vom Volleyball gestärkt und trainiert waren, zeitgleich drückte er zärtlich und liebend seine weichen und spürbar gepflegten Lippen auf meine.
Ich war im siebten Himmel. Und dieses Sinne nehmende Gefühl verstärkte sich sogar, als Tooru seine Lippen zwar von mir nahm, aber dann meine erneut traf. So geschah es immer wieder, es war eine Reihe an kurzen, aber intensiven Küssen, welche mir Emotionen durch den Körper hetzten, die nicht von dieser Welt stammen konnten, so gewaltig waren sie.
„Ich..." sprach Tooru mitten in unseren Küssen, bevor er seine Lippen wieder auf meine legte. „...ich liebe dich."
Er drückte sich unbeabsichtigt in seiner Ekstase zu sehr gegen mich, sodass ich gegen gegen die Arbeitsfläche stieß, was mich aber überhaupt nicht störte.
Denn ich liebte ihn. So verdammt sehr. Ich wurde wahnsinnig von seinen Berührungen. Mein Verlangen nach ihm war gigantisch.
„Ist das Essen schon fertig, wir haben alle einen Bärenhunger." hörte ich völlig unerwartet meine Mutter mit heiterer Stimme rufen. Ehe ich reagieren konnte, standen auch schon unsere Mütter in der Tür, überrascht starrten sie ihre Kinder an.
Tooru löste seine, von unserer Spucke befeuchteten Lippen von meinen und schaute gemeinsam mit mir mindestens genau so überrascht zurück. „Ich glaube, wir stören gerade." kam es überrumpelt von Tooru's Mutter, die mit einem plötzlich erscheinenden, entschuldigen Lächeln meine irgendwie glücklich wirkende Mutter aus der Tür schob und diese hinter sich zu machte.
„Wie peinlich." äußerte ich mich mit Schamesröte auf meinen glühenden Wangen, welche sich mit der von Tooru erzeugten Röte vermischt hatte.
„Kann sein." meinte Tooru nur und klang dabei total normal, für ihn schien es nicht allzu schlimm zu sein. „Ist es dir den nicht peinlich?" erkundigte ich mich vorsichtig, immer noch unsicher von dem, was passiert war und von Gefühlen mitgerissen.
„Normalerweise schon, aber in dem Fall..." Der Volleyballspieler schaute von der geschlossenen Küchentür nun zu mir, sein übliches, charakteristisches Lächeln hatte es auf sein rotes Gesicht zurück geschafft, er wirkte wieder wie er selbst, mit dem Unterschied, dass er mir seine Liebe gestanden hatte und ebenso verliebt aussah wie ich.
„...bin ich einfach zu glücklich. Ab heute..." Erneut vergrub er seine Nase in meinen Haaren, diesmal allerdings von oben, was mit seiner Größe überhaupt kein Problem war, bevor er weiter sprach. „...werde ich dich nie wieder verletzen."
Mir wurde erst langsam richtig klar, was für ein Geschenk ich bekommen hatte. Ich hatte den Jungen bekommen, von dem ich dachte, dass ich über ihn mit dreißig einmal erzählen würde, dass er mein unerreichbarer Schwarm aus meiner Jugend gewesen war.
Ein Schwarm, der mich auch in Zukunft so unglaublich glücklich machte.
A/N: Entschuldigung für dieses peinliche Ende, welches mir beim Schreiben ebenso Fremdscharm verursacht hat, wie einigen von euch beim Lesen bestimmt auch^^'
Wenn ich dies allerdings nicht getan hätte, wären (Y/N) und Tooru vermutlich übereinander hergefallen und ich war mir nicht sicher, ob eine zu harte Richtung hin zu Lemon nicht zu...extrem wäre.
Wie hätte ich das überhaupt kennzeichnen sollen? Keine Lemon, sie schlafen nicht miteinander, kann aber sein, dass es intimer wird? Ist es dann eine Lime? Oder umschließt Lime nur das Vorspiel?
Uff, ich mache mir zu viele Gedanken darüber, ich hoffe es hat euch gefallen, wäre schön, wenn ihr bei meiner Kuroo x OC verbeischauen könntet. (Speiüble Eigenwerbung, ich weiß, aber ich bin selbst so verliebt in die Geschichte, die ich derzeit schreibe, dass ich sie euch unbedingt ans Herz legen möchte xD)
Schwuppsdiwupp, das Kapitel hat insgesamt 6.977 Wörter xD
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