(Haikyuu!) Hinata x Kageyama
Eigentlich veröffentliche ich in diesem Buch keine Ships in dem Sinne, aber ich habe bei dem Adventskalender von AkisuraXD mitgemacht, der um Yaoi/Yuri handelte. Deswegen veröffentliche ich den OneShot hier, hoffe dass ist kein Problem^^
Anime: Haikyuu!
Charakter: Hinata Shoyo; Kageyama Tobio
Taggs: Weihnachten zusammen, Freunde, Mistelzweig
Request von: niemanden^^
Wörter: 3.912
Geschrieben am: 14.11.2020
Veröffentlicht: 25.12.2020
Ein gemeinsames Weihnachtsfest?
Hinata's Sicht:
Leise und unscheinbar fielen einzelne, große Schneeflocken vom dunklen Himmel und trafen auf eine dichte Decke Schnee, welche sich schon auf dem Boden gebildet hatte.
Einzig und alleine das starke Schnaufen, erzeugt von unseren aufgescheuchtem Atem, durchdrang die romanhafte Stimmung.
Unübersehbare Atemwölkchen entkamen unseren Mündern und vermischten sich mit der kalten Luft.
„Na, so aus dem Atem nur nach ein Bisschen Training?" neckte der Schwarzhaarige mit den klaren, blauen Augen, welcher sich Kageyama Tobio schimpfte.
„Du schnaufst doch selbst wie eine Dampflok!" erwiderte ich und streckte ihm herausfordernd die Zunge heraus, was er allerdings nur mit einem überheblichen „Tse." kommentierte, während er sich von mir abwandte und einfach ging.
Mein Blick wanderte von seinen Rücken nach hinten, zum Eingang der Karasuno Turnhalle, aus dessen Türspalt und Fenstern helles Licht hinaus in die Dunkelheit fand. Wir hatten gerade ein anstrengendes Sondertraining mit Tanaka und Noya absolviert und waren dem entsprechend körperlich am Ende.
Es war nun 21 Uhr, spät und kalt. Als meine Augen sich von ihrer plötzlichen Starre lösten, drehte ich mich ruckartig um und musste feststellen, dass Kageyama den überdachten Übergang von Turnhalle und Schulgebäude verlassen hatte und nun auf der Schneedecke stapfend nach Hause gehen wollte, seine Sportsachen ganz lässig über der Schulter tragend.
Zwar missfiel es mir, ihm hinterher zu laufen, aber alleine in dieser unberechenbaren Schneelandschaft, mit den einzigen Lichtquellen vom Übergang und der Turnhalle, in der Noya und Tanaka den Rest aufräumten, wollte ich ganz bestimmt nicht herum stolpern.
Also riss ich mich zusammen und folgte Kageyama, welcher schon ein beachtliches Stück von mir weg spaziert war.
„Hey Kageyama, warte auf mich!" rief ich ihn hinter her, während ich unbeabsichtigt tiefer in die nasse Schneedecke einsank. Es bereitete mir große Mühe, mich durch den Schnee durch zu kämpfen, welcher mir bis zur Hälfte meines Schienbeines reichte.
Kageyama wartete auf mich, allerdings unterließ er es nicht, zu meckern und zu murren, dass ich mich endlich beeilen sollte.
Idiot, dachte ich mir, schließlich froren mir genau so wie ihm die Füße ein, welche sich jetzt schon ganz kalt anfühlten. Außerdem war er schuld daran, dass wir nicht den warmen Weg durchs Schulgebäude genommen haben, sondern die Abkürzung, welche unglücklicherweise im Freien lag.
„Jetzt beeil dich schon! Du bist lahmer als eine Schildkröte!" nörgelte Kageyama sichtlich angenervt, als er sich schon wieder zu mir umdrehte und feststellen musste, dass ich immer noch einige Meter hinter ihm lag.
„Ja, ja. Komme ja schon." murmelte ich zurück. Als sich Kageyama allerdings wieder nach vorne drehte und ich seinen freien, einladenden Rücken zu Gesicht bekam, konnte ich einfach nicht anders, als mir Ruck zuck einen Schneeball zu formen und ihn damit abzuschießen.
Mein Freudengefühl dass ich ihn volle Breitseite getroffen hatte, ließ jedoch schneller nach als erwartet, denn Kageyama drehte sich ein weiteres Mal zu mir um, dieses Mal war sein Gesicht finster und kalt, genau so wie damals, als ich ihn einen Ball gegen den Kopf geworfen hatte, aus Versehen, versteht sich.
Doch in dem Moment, in dem Kageyama mit seinem Wutausbruch beginnen wollte, drang eine zarte Stimme durch den Schneefall an unsere Ohren.
„Shoyo!" rief die Stimme, welche mich verwundert hin und her schauen ließ. Im Schneegestöber erkannte ich allmählich eine weibliche, sehr vertraute Person.
„Mama?" fragte ich unglaubwürdig und erkannte aus dem Augenwinkel, dass Kageyama gerade krampfhaft seinen Ärger herunter schluckte.
„Es ist heute so stürmisch und es soll sogar zu einem schweren Schneesturm kommen. Deshalb habe ich beschlossen, dich abzuholen." erklärte meine Mutter mit lieblicher Stimme.
Verwundert schaute ich sie an, sonst holte mich meine Mutter nie vom Training ab, schon gar nicht von einem Sondertraining in den Abend hinein.
Allerdings wich meine Verwunderung schnell und wurde von eine, breiten Lächeln ersetzt. „Super Mama, danke!" rief ich erfreut und erleichtert, nicht den gesamten Weg nach Hause laufen zu müssen.
„Ach ja, Tobio, dich nehmen wir mit, ich kann dich doch unmöglich hier alleine lassen, Protest wird also nicht angenommen." meinte die Frau keck und schaute den verschneiten Setter an, in dessen schwarzen Haaren unzählige Schneeflocken klebten, die durch die Dunkelheit seiner Haare herausgehoben wurden.
„Vielen Dank Frau Hinata." bedankte sich Kageyama höflich und verbeugte sich. „Du musst dich nicht bedanken, ist doch selbstverständlich. Sonst ist Miyumi noch stocksauer auf mich." belächelte meine Mutter und winkte abwendend mit der Hand.
Miyumi war Kayeyamas Mutter, welche sich auf einem Elterntag mit meiner Mutter befreundet hatte. Und damit meinte ich nicht dass sie sich hin und wieder mal sahen und mit einander plauderten, sondern dass sie sich regelmäßig trafen, zusammen etwas unternahmen, halt dass, was Freundinnen mit einander taten.
Und so erzählte uns meine Mutter im warmen Auto, dass sie wieder etwas ausgemacht hatten. Diesmal war es jedoch kein Museumsbesuch und kein gemeinsamer Mädelsabend. Nein, es war viel, viel schlimmer.
Denn sie sagte folgendes zu uns:" Bevor ich es vergessen, Miyumi und ich haben zusammen mit euren Vätern entschlossen, Heilig Abend gemeinsam zu feiern. Und was sagt ihr dazu!" fragte meine Mutter energisch und dreht sich freudestrahlend zu uns um, damit sie die Reaktionen ihrer geplatzten Bombe sehen konnte.
Erst einmal passierte gar nichts. Das Auto war in Stille getaucht, keiner sagte etwas. Doch dann, dann ging plötzlich alles ganz schnell.
Kageyama und ich schreiten gleichzeitig „WASSS!" und zwar so laut und unerwartet, dass meine Mutter fasst gegen einen vom Schneeräumer aufgeschobenen Berg aus Weis gefahren wäre, wenn sie nicht genau so gute Grundreaktionen wie ich gehabt hätte und gerade noch ihr Steuerrad umdrehen konnte.
Geschockt von dem Fast-Unfall und der Aussicht, mit dem jeweils anderen Weihnachten zu feiern, saßen wir kerzengerade und verstummt da.
Weihnachten. Der heilige Tag, an dem diese wunderbare Stimmung existierte. An dem Tag, an denen Traditionen von einzelnen Familien wieder aufgerollt wurden. Und diesen Tag würde ich dieses Jahr mit Kageyama verbringen, dem sturen Setter, Volleyball-Nerd und König des Spielfeldes, Freund und Rivale gleichzeitig.
Dies würden ganz besondere Erinnerungen bringen. Davon war ich überzeugt.
Zwei Wochen später, Heilig Abend.
Kageyama's Sicht:
Das schrille Klingeln von der Türklingel drang durch das dicke Holz der Haustür. Zitternd und schlotternd vor Kälte stand ich mit meinen Eltern vor dem Haus der Hinatas, in meinen Händen eine Kanne Glühwein und zwei rot-grün eingepackte Geschenke, mit lustigen Schneemännern darauf.
Es dauerte nicht lange, bis uns die Tür aufgemacht wurde und eine strahlende, überglückliche Frau Hinata uns die Tür aufmachte. „Frohe Weihnachten!" rief sie uns entgegen und umarmte meine Mutter energiegeladen, welche ebenso energisch erwiderte.
Frauen, dachte ich mir für meinen Teil und kam der Einladung von Shoyos Vater nach, ins Haus zu kommen. Augenblicklich empfing mich Wärme und zudem ein Geruch, aus Zimt, Orangen, Nelken, Plätzchen und leichten Rauch, welcher entweder von einem Ofen, oder einem Räuchermännchen ausgestoßen wurde.
Im Großen und Ganzen erschlug mich der überaus weihnachtliche Geruch total, ließ mich aber auch in Erinnerungen und einer passenden Stimmung schweben. Weihnachtsstimmung.
Unangenehm bitzelten meine unterkühlten Hände, ebenso meine Wangen, welche einen roten Ton annahmen.
Meine Eltern hatten nun auch den Weg ins Haus geschafft und schauten sich in dem Heim der Hinatas um oder eher gesagt im Flur. Ohne Mitleid entledigte ich mich meinen kalten Schuhen, ebenso wie von meiner nassen Jacke, Schal und Mütze.
Zähneknirschend musste ich feststellen, dass nicht nur meine Schuhe, meine Jacke, meine Mütze und Schal nass und kalt waren, sondern auch meine Socken und meine Hose. Noch nicht einmal mein Shirt hatte es geschafft, obwohl es unter meiner Winterjacke eigentlich geschützt gewesen sein sollte.
Ich unterdrückte meinen Wunsch zu Fluchen, was in einem fremden Haus, bei nicht familiären Leuten und an diesem heiligen Tag nicht gerade angebracht wäre.
„Schatz, du bist ja ganz durchnässt." bemerkte meine Mutter in einem Ton, welcher mich ganz stark an eine Drama Queen erinnerte.
„Frag doch mal Shoyo, ob er noch Ersatzsachen hat." äußerte sie und schob mich in Richtung Treppe, auf der Shoyo aufgetaucht war, welcher einen orangen Hoodie und eine lässig wirkende Jogginghose trug.
Dabei entgegnete ich nicht, dass Shoyo viel kleiner als ich war und dass sie doch angeblich gegen Bauchfrei wäre, obwohl es mir auf der Zunge lag.
Unerfreut stieg ich die Treppe hinauf und folge Shoyo nach oben, bis in sein Zimmer. „Hier." sprach er flach und hielt mir einen Pulli entgegen, allerdings keinen normalen.
Als ich ihn mit meinen Händen auffaltete und ihn kritisch beäugte, lachte mich ein kitschiges Rentier mit roter Nase an, welche aus einer aufgenähter Wollkugel bestand.
Ich hob eine Augenbraue und schaute zu dem Angreifer, welcher unverblümt weiter in seinem Schrank nach Sachen für mich suchte. „Ist was?" fragte er mit einem Ton, an dem ich nicht heraushören konnte, ob er es tatsächlich nicht wusste oder mich nur ärgern wollte.
„Was um alles in der Welt hast du mir da gegeben? So was zieht doch kein Mensch an!" äußerte ich laut und hielt ihn demonstrierend den gestrickten, grün roten mit einem Rudolf das Rentier verzierten Weihnachtspulli entgegen, damit er sich selbst ein Bild von dem Ding in meiner Hand machen konnte.
Doch anstatt mir wie erhofft zu sagen, dass er mir aus Versehen das falsche Kleidungsstück gegeben hatte, schaute er mich nur verwirrt an. „Wie? Also ich ziehe den gerne an, auch im Sommer." meinte Shoyo unschuldig und schaute weiter den Pulli an.
Ich hingegen musste erst einmal schlucken. Das Shoyo sich der Kitschigkeit dieses Pullis nicht bewusst war, das hätte ich eigentlich wissen müssen. Trotzdem schüttelte ich den Kopf, dass er so dahinter stand und den Pulli, nach seinen Aussagen, auch im Sommer trug, war mir unbegreiflich.
Allerdings, als ich mir zehn Sekunden nahm, um darüber nachzudenken, was Shoyo ohne Zweifel einer der Personen, die solche Sachen mit Liebe und ohne Scharm trugen.
„Und außerdem..." begann Shoyo und steckte seinen Wuschelkopf wieder in den Schrank, „...ist dass das einzige Oberteil, was dir auch passen müsste. Meine Oma hat sich nämlich in der Größe geirrt."
Sein Blick schien mich förmlich zu durch bohren, man sah ihm an, dass er nicht gerne zugab, klein zu sein, obwohl es eine Tatsache war.
Am Ende fand er auch noch eine, ihm viel zu große, Jogginghose und ein paar Kuschelsocken, welche er mir mit schwerem Herzen überließ.
Fertig angezogen musste ich erste einmal mein neues und definitiv ungewöhnliches Aussehen im Badspiegel erblicken.
Am Ende hatte ich dann doch den Weihnachtspulli genommen, denn alles andere war mir viel zu klein, zudem war so eine Hässlichkeit viel angenehmer, als ein kaltnasses Oberteil.
Auch die Jogginghose passte perfekt und die Socken waren extrem angenehm an den gefrorenen Füßen.
Sich den nassen Sachen entledigen zu können und in warme, dickere Sachen zu schlüpfen, war eine der Erfahrungen, an denen ich nichts auszusetzen hatte.
Als ich aus dem Bad ging, begrüßte mich sogleich das grinsende Gesicht des orangen Flummis und sogleich musste ich mir folgendes anhören: „Damit siehst du viel netter aus, nicht so „Ich bringe den nächst Besten um" oder so." meinte Shoyo und verzog seinen Mund zu einem noch dickeren Grinsen.
Ich hatte die Lust nicht mich mit ihm an Heiligabend zu raufen, weshalb ich zähneknirschend ignorierte was er sagte und mich, ganz zu Shoyos Missfallen, der Treppe nach unten zu wandte.
„Hey, ignoriere mich nicht, Schlaffiyama!" versuchte er vergeblich auf sich aufmerksam zu machen. Mit einem scharfen „Tse." erwiderte ich und ging die Treppen herunter, was sich mit den rutschigen Flauschesocken als erhöhte Risikoaufgabe herausstellte. Damit ich nicht hinfiel und Shoyo so eine peinliche und schmerzvolle Blöße gab, krallte ich mach an das glatte Holzgeländer, das mir sicheren Halt gab.
Unten angekommen wurden wir gezwungen den langweiligen Gesprächen unserer Eltern zu zuhören, so ging es dann auch unglücklicher Weise beim Essen weiter, bei dem es gefüllten Entenbraten mit Klößen, Kraut und Soßen gab.
Nach dem Essen ging ich mit Shoyo hoch in sein Zimmer, dort sollten wir endlich von unseren Eltern befreit sein und einfach unsere Ruhe haben, so hofften wir zumindest. Tatsächlich war es im oberen Stockwerk erstaunlich ruhig und gab uns so die Vermutung, dass wir alleine hier oben waren.
Mit einem glücklichen Gesichtsausdruck, welcher ganz und gar auf Weihnachten ging, machte der orange Flummi die Tür zu einem Reich auf. Durch die Stille im Flur getäuscht erschraken wir nicht schlecht, als Hinatas kleine Schwester Natsu Hinata uns plötzlich mit einem ohrenbetäubenden „Überraschung!" entgegensprang.
Genau so wie ihr Bruder, dachte ich Augenbraun zuckend und schaute das kleine Mädchen an. „Natus, was machst du in meinem Zimmer!" schimpfte Shoyo. „Das hier aufhängen." erwiderte seine Schwester und zeigte uns ihre weißen Zähnchen, zeitgleich zeigte sie mit ihrem winzigen Finger über uns.
Fast gleichzeitig schauten Shoyo und ich nach oben, an den oberen Türrahmen. In einem gesunden Grün und unverwechselbaren Form mit knallroten Früchten hing filmreif ein Mistelzweig über unseren Köpfen.
Ich brauchte einige Zeit um zu realisieren, was gerade vor sich ging. Sie erwartet aber jetzt nicht im Ernst, dass wir uns küssen, kam es mir in den Kopf, ohne eine Sekunden daran zu denken, wirklich einen Kuss von Shoyo zu bekommen. Das ganze war doch nur eine kindische Spieler-reih.
„Das gilt nicht!" probierte Shoyo, der neben mir stand und seine Schwester nicht allzu böse an funkelte.
„Du traust dich doch nur nicht!" provozierte seine Schwester ohne Scharm. „Hey, das stimmt nicht!" meinte Shoyo aufgebracht. Kindisch, alle beide. Warum regt er sich den auch so über einen Streich auf, welcher eh keine Bedeutung hat.
„Tust du wohl!"
„Tu ich nicht!"
„Doch!"
„NE-I-N"
„Du bist ein Angsthase, der sich nichts traut!" schmiss ihn Natus entgegen und streckte ihn die rosa Zunge heraus. „Ich bin kein Angsthase, ich beweise es dir!" schrie Shoyo um seine Ehre zu retten.
Wie er es ihr wohl beweisen will?, fragte ich mich teilnahmslos, mein Blick hatte sich in Shoyos Zimmer verloren. Vom einem auf den anderen Moment spürte ich Hinatas Hand an meinen Kragen. „H-Hey!"
Mit viel Kraft zog er mich zu ihm herunter, während ich nichts, aber auch gar nichts realisierte. Es war, als ob mein Kopf den Geist aufgegeben hätte. Innerhalb eines Bruchteiles einer Sekunde spürte ich Shoyos weichen, warmen Lippen auf meinen.
Überrascht und Überrumpelt weiteten sich meine Augen und mein Herz blieb in meiner Brust stehen. Alles wirkte so zeitlos, nur dieser Moment schien zu existieren. Der minimale Druck und das Gefühl auf meinen Lippen, dass dort etwas war, war befremdlich.
Der Kuss war kurz, fast schon gehaucht. Schnell löste sich Shoyo mit glühenden Wangen und fing an sich mit seiner Schwester schon wieder zu streiten, denn er verlangte, dass sie ihre Worte zurück nahm.
Wegen eines Streiches. Wegen einem harmlosen Streiches, welchen man mit Leichtigkeit und einem Augenrollen vergessen hätte können. Deswegen hatte er mich geküsst. In einem kurzen, flüchtigen Kuss hatten sich unsere Lippen berührt. Es war vielleicht eine Sekunde gewesen.
Und trotzdem war meine Reaktion riesig.
Mein Herz schlug wie wild, trommelte gegen meine Rippen als gäbe es kein Morgen und ein angenehmes, nie zuvor gespürtes Kribbeln durch zog mich. Unaufhaltsam waren meine Hände, die wie Espenlaub zitterten.
Plötzlich fühlte ich mich, als ob ich schwanken würde, keinen festen Halt mehr fand und verloren war. Was ist nur in mich geschehen?, fragte ich mich selbst, meine Hand legte ich auf mein, aus heiterem Himmel schweißgebadetes Gesicht. Wie bestellt und nicht abgeholt stand ich da.
„Wehe du sagst das unseren Eltern! Sonst rede ich kein Wort mehr mit dir!" rief Shoyo seiner Schwester hinterher, welche zwischen uns durch die Tür hinaus auf den Flur flitzte und nur ein flötendes „Ja, versprochen." entgegnete.
Wahrscheinlich wusste sie nicht, das ein Kuss zwischen Jungs etwas anderes war, als die Küsse in Filmen mit Mann und Frau. Der rot gewordene Shoyo versuchte seine Fassung wieder zu bekommen und ging zu seinem Bett, auf dies er sich hinplumpsen ließ.
„Komm Kageyama, bis Bescherung ist schauen wir einen Weihnachtsfilm, okay?" fragte er mich als ob nichts gewesen wäre, obwohl seine Wangen, ebenso die meinen, Rudolfs berühmten roten Nase Konkurrenz machen konnten, welcher auf meinem Pulli thronte. War wahrscheinlich auch das beste. Einfach darüber schweigen.
Ohne ein Wort und mit immer noch wild schlagenden Herzen setzte ich mich auf Shoyos weiches Bett, allerdings nicht ohne einen sicheren Meter Abstand zwischen uns zu haben. Shoyo reagierte darauf nicht, mit hoher Wahrscheinlichkeit fühlte er sich so kurz nach diesem Geschehnis eh wohler.
Nun saßen wir da, schauten den Film „Last Christmas" und sprachen kein Wort miteinander. Obwohl der Film ganz interessant klang, konzentrierte ich mich wahrlich kein Stück darauf. Zu stark war der Drang, über einfach alles nach zu denken. Oder eher über die Gefühle, welche ich nach und während des Kusses gespürt hatte.
Es hat mir doch nicht etwas gefallen. Ich meine...er ist ein Junge. Ich bin nicht schwul und für Shoyo schon gar nicht. Bestimmt habe ich mich nur erschrocken und deshalb ging mein Herzschlag hoch, das wird er gewesen sein. Etwas ganz normales, redete ich mir ein, dabei wurden meine Wangen rot und ich vergrub mich tiefer in die graue, flauschige Decke, welche mir Shoyo gegeben hatte.
Ich hatte meine Antwort. Und trotzdem war ich nicht mit ihr zufrieden. Es fühlte sich unerklärlicher Weise an, als wüsste ich in der tiefsten Ecke meines Gehirnes, dass es nicht so war. Aber wenn es das nicht war, was dann?
Ich bin nicht schwul, dachte ich mir und zog meine Beine näher an mich heran. Was ist nur los mit mir, dass ich dies in Betracht ziehe!, schimpfte ich mich. Aber da war es wieder. Dieses Gefühl.
Shoyos Nähe, sein Duft, welcher von überall kam und seine pure Existenz in diesem Raum machten mir auf einmal zu schaffen. Inhaltslose Gedanken über diese Sachen kamen mir in den Raum und verwirrten mich.
Was war los mit mir? Warum passiert das gerade?
Und was wenn...ich es heraus finde?
Augenblicklich ging der Schlag meines Herzens in die Höhe, meine Finger krallten sich regelrecht in die Decke. Schweiß brach aus, einzelne Perlen bildeten sich in meinem Nacken und liefen kitzelnd meinen Rücken herunter.
Ich werde es tun, ich muss es tun. Ich brauche antworten, spulte selbstständig in meinem Kopf. Im Augenwinkel blickte ich zu Shoyo, der nichts von dem bemerkte, was in mir vorging, er starrte einfach verträumt auf den Fernseher.
Jetzt oder nie, machte ich mir Mut. Mit wenig Zeit befreite ich mich aus der Decke und überbrückte den Meter zwischen uns. Shoyo, welcher meine Bewegung wahrgenommen hatte, schaute fragend auf.
Schlagartig wurden seine Wangen knallrot, als er mein Gesicht mit fünf Zentimetern zwischen unseren Nasen vor sich sah.
Seine braunen Augen lagen auf meinen Gesicht, man sah im an, dass er nicht wusste, wie er reagieren sollte und dass er nervös bis zur letzten Haarspitze war.
Und ich hatte sie. Meine dumme, kindische Bestätigung.
Den alles in mir spielte verrückt. Mein Herz schlug so laut und stark, dass ich sein Pochen deutlich in meinen Ohren spürte. Leicht zitterte mein gesamter Körper, er fühlte sich plötzlich...so anders an.
Aufgescheucht war mein Atem, meine Brust hob und senkte sich unnatürlich schnell und meine Lunge hatte allerhand zu tun, um meinen Sauerstoffbedarf zu decken. Der Schweiß, der sich in meinen Nacken gebildet hatte, vermehrte sich innerhalb Sekunden und rannte mir wie ein Bach den Rücken herunter.
Ebenfalls bildeten sich auch überall sonst Schweißfilmchen, besonders in meinem Gesicht war es zu erkennen.
Unschuldig schaute mich Shoyo weiter an, schien darauf zu warten, was ich als nächstes unternehmen würde. Von meinen Emotionen überflutet kam ich seinem Gesicht näher, aus den fünf Zentimetern wurden drei. Allerdings blieb ich stehen, mein Gehirn fühlte sich wie eingeschlafen an, mein Körper fühlte sich komisch an und ich war mit allem überfordert.
Fragen wie, Was wollte ich damit erreichen, oder Wie sollte ich weiter vorgehen, hatte mein Kopf nicht gesehen, ich tat dies alles fast als ob ich schlafwandeln würde, so fühlte es sich zu mindestens an.
Was jetzt allerdings geschah, ließ mich noch mehr in diesen Zustand sinken. Wenn auch langsam kam Shoyo auch mit näher, überbrückte die letzten zwei Zentimeter und schwebte nun unsicher ob er es wirklich tun sollte, über meinen Lippen.
Wir beide hielten inne, spürten den heißen Atem des jeweils anderen an unseren Lippen. In meiner Magengegend spürte ich einen unbekannten Druck, es kippelte in meinen Körper, besonders in meinem Bauch.
Wie in Trance beugte ich mich vor, drückte meine Lippen zärtlich auf seine, ohne groß darüber nachzudenken. Ebenfalls ohne darüber nachzudenken erwiderte Shoyo, drückte sich leicht an mich.
Wohlige Schauer durchzogen mich, mein Herz brach seinen eigenen Rekord und schien kurz vor dem zerbrechen zu stehen. Mein Kopf war leer, ich dachte an nicht, nur meine Gefühle spielten noch eine Rollte.
Und bei Gott, sie waren riesig. Meine Empfindungen überschwemmten mich, ich versank in ihnen und gab mich Shoyo hin, ohne daran zu denken, dass dies falsch sein könnte. Aber warum würde sich etwas Falsches so gut anfühlen?
Mit etwas Bewegung drückten wir unsere Lippen aneinander, lösten uns kurz um zu atmen, denn unsere Nasen kamen schon lange nicht mehr hinterher.
Sofort fanden unser Lippen wieder aufeinander, Shoyo machte ein kleines, nicht direkt beschreibbares Geräusch des Wohlfühlens, fast eine Art Stöhnens.
Gedankenlos hob ich meine große Hand und fuhr damit in Shoyos orangen Haaren und stellte Fest, wie flauschig sie doch wahren. Ich wollte nur noch eins. Bei ihm sein.
Shoyo's Sicht:
Ich spürte seine warmen, von unseren ersten Kuss befeuchteten Lippen auf meinen und wie sie sich gegen einander drückten, während sie sich leicht bewegten, sich hin und wieder ein paar Millimeter trennten, aber gleich den Weg zurück fanden.
Es fühlte sich wie im Himmel an, selbst Tobios große, sonst so erdrückende Hand fühlte sich an meinem Hinterkopf angenehm an, so als ob sie dort hingehörte und ein Teil von mir wurde.
In Trance legte ich meinen Beine auf das Bett, davor saß ich schließlich auf der Kannte mit den Füßen auf dem Boden. Nun lag ich unter Tobio, welcher uns nach hinten auf mein Kissen rutschen ließ.
Zaghaft streckte ich in dieser Bewegung meine Arme aus und legte sie um Tobios Hals, um ihn näher an mich zu drücken. Sein Kuss, sein Körper, welcher auf meinem lag, seine Brust, welche mit jeden seiner schnellen Atemzüge verriet und seine Hand, welche meinen Körper sanft entlangfuhr, es konnte süchtig machen.
Wir lösten unsere Lippen. Stark schnaufend lagen wir da, Tobios Kopf neben meinen. Wie eine Melodie nahm ich seine hörbaren Atemzüge neben meinem Ohr war. Zeitgleich spürte ich mein weiches Kissen unter meinen Oberkörper, ebenso den weichen Stoff von dem Weihnachtspulli, den ich Tobio geliehen hatte und in den ich gerade meine Hände krallte.
Ohne einen Zentimeter oder sonst etwas Abstand lag Tobio auf mir, der Druck und das Gefühl seines Körpers waren berauschend.
„Shoyo...ich weiß es kommt plötzlich, auch für mich..." fing Tobio an zu flüstern. Still hörte ich seiner bezauberten Stimme zu, mein Herz schlug mir bis zum Hals, durch die Aufregung, was er nun sagen wird.
„Ich glaube...ich liebe ich. Verdammt!" kam aus seinen Lippen. So verwirrt ich auch war, so sehr ich auch nicht wusste was mit ihm uns mir los war, so klar war plötzlich alles, als ob ich mich restlos entschieden hätte.
Liebevoll legte ich meine Hand auf Tobios Hinterkopf, so wie er es bei mit getan hatte, bevor er mich auf mein Kopfkissen herunter gedrückt hatte.
„Ich glaub ich bin auch...in dich verliebt." sprach ich mit roten Wangen schüchtern und leise aus. Doch Tobio hatte es gehört, denn er drehte sich und gleichzeitig auf die Seite, so dass wir uns anschauten.
Es überraschte mich, dass seine Wangen ebenfalls rot waren und sein Blick dieses wässrige. „Merry Christmas, Shoyo." „Merry Christmas, Tobio." sprach ich ihm nach, bevor er zum dritten Mal seine Lippen auf meine drückte.
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