[1](Demon Slayer) Inosuke Hashibira x Reader
wortcount: 4.006 Wörter
genre: first love, action (?)
request: a_simp_for_camilo
short description: Zusammen mit Inosuke jagst du wie ein kleines Kind durch den Wald und hast die Zeit deines Lebens, bis etwas passiert, mit dem du nicht gerechnet hast.
Er ist voll in seinem Element
Ich rannte. Hektisch ging mein ungehaltener, stets mehr fordernder Atem, drückte immer weiter frische Luft in meine bebenden Lungen. Fast schon schmerzhaft wummerte mein Herz in meiner aufgescheuchten Brust, schlug gegen meine Rippen, gierte danach, mehr Platz sein Eigen nennen zu dürfen.
Kalte Luft pirschte mir entgegen, streichelte sanft meine nasse Haut und riss jegliche Wärme meiner, schon eiskalten, Nase mit sich. Wie ein Spielzeug nahm der eigene Nachtwind meine wild umher flatternde Haarsträhnen in die Hand und schmiss sie belustigt kraftvoll umher.
Aufgeregt vernahm ich gedämpft das leise Knacken von dünnen Ästen, auf welche ich blindlings stapfte und mit nur einem endgültigen Auftreten bedeutungslos in Zwei brach. Das weiche, gesunde Moos federte sachte meine raschen Schritte, während ich durch den dunklen Wald flitzte.
Bedacht, nicht über einen der unzähligen Wurzeln zu stolpern, die aus dem idyllischen, mit verschiedensten Lebewesen harmonierenden Waldboden ragten und niedlichen Pilzen mit schwammigen Hüten und zierlich langen Stielen ein festes Zuhause gaben, rauschte hin und wieder mein unruhiger Blick nach unten.
Der rasanten Geschwindigkeit verdankt sah der bewachsene Untergrund aus, als hätte man Farbe mit einem trockenen Pinsel simpel nach unten gezogen.
Helles, fahles Mondlicht belichtete den stillen Wald. Drang durch die vollen Baumkronen, bahnte sich bestimmt seinen Weg. Nur meine schnellen Atmungen und meine geschwinden Schritten waren zu vernehmen. Ebenso seine.
Kurzzeitig nahm ich mir heraus, flüchtig nach hinten zu schauen. Eifrig suchten meine ruhelosen Augen nach ihn, konnten ihn zwischen den vielen Bäumen und Büschen jedoch nicht entdecken. Fragend war ich dazu gezwungen, eifrig wieder nach vorne zu schauen, um nicht über meine eigenen Füße oder eine tückische Stolperfalle der Natur zu fallen.
Hatte ich ihn verloren? Gar abgehängt? Weiter rannte ich, spürte den Gegenwind an meinem atemlosen Körper zehren. Weiter und weiter. Obwohl ich schon eine ganze Weile ununterbrochen ungehemmt durch den düsteren, in blasses Mondlicht getauchten Wald sprintete, fühlten sich meine belasteten Beine federleicht an, hinderten mich nicht, weiter zu laufen, stachelten mich eher an, ja nicht an Geschwindigkeit zu verlieren.
Nein. Dies war recht unwahrscheinlich. Nicht er, der in Wäldern sein unumstrittenes Revier gefunden hatte. Niemals könnte ich ihn hier abhängen.
Frische Luft, duftend nach Laub und Pflanzen zog mir in die kalte Nase, drängte sich mir förmlich auf. Dankbar zog ich sie nutzbringend in meine schnaufendes Riechorgan sowie meinen, mittlerweile geöffneten, trockenen Mund ein. Mir noch unbewusst hatte ich meine rissigen Lippen von einander getrennt, da meine überforderte Nase nicht mit der, gierig nach Sauerstoff verlangenden Lunge alleine klar kam.
Ein Aufschrei, gleichend einem heiterem Jubel aus voller Kehle, drang unerwartet zu mir. Aus tiefsten Herzen wurde er gebrüllt, hörte befreit an wie ein ungehaltener Ausdruck von Vergnügtheit.
Augenblicklich schoss mein Kopf zu der Richtung, aus der dieser gefühlsvolle Ruf kam. Wirr suchten meine Augen nach dem Besitzer dieser einzigartigen Stimme, streiften angestrengt durch die Gegend.
Tatsächlich. Da war er. Hatte ihn wie erwartet doch nicht abgehängt.
Übermütig und diese Situation begeistert feiernd, rannte Inosuke durch die schweigenden Bäume hindurch, voll in seinem Element. Seine treue Wildschweinkopfmaske verdeckte dabei sein feminines Gesicht, während er durch das Geäst jagte, unbeeindruckt ignorierte, dass ihn einige Äste empört kratzten. Es war ihm recht herzlich egal. Dabei war er wie üblich oberkörperfrei, nur seine dunkelblaue, bauschige Hakama-Hose mit dem kuscheligen Fell um die Hüften begleitete ihn.
Vergnügt gluckste ich wie ein kleines Kind und nahm den erfreuten Blick von dem ausgelassenen Jugendlichen. Mitreisende Energie brach in mir aus, ich spürte, wie immer und immer mehr berauschendes Adrenalin durch mein Blut in jede Ecke meines Körpers getrieben wurde. Es war der Wahnsinn!
Schneller und schneller wurden meine Schritte, es war wie ein Rausch, der sich in mir fest gesetzt hatte, nicht von mir weichen wollte. Fest und sicher berührten sie den weichen Waldboden, im welchen meine Stiefel minimal versanken.
Das teilweise Springen über herausstehende Wurzeln, Baumstämme und Baumstümpfen, hob das impulsive Erlebnis immer weiter, Inosuke hatte mich nun wieder eingeholt und rannte einige Meter rechts von mir.
Kurz davor war ich, ebenfalls einen heiteren Schrei lebendig in die Welt zu schreien, derartig vergnügt war ich, mit ihm mitten in der kühlen Nacht im Wald ein Wettrennen zu veranstalten. Dynamisch flitzte die Umwelt um mich herum nach hinten, quietschvergnügt spürte den aufbrodelnden Ausdruck meines Spaßen.
Übertrieben zuckte das Adrenalin in meinem Körper, munter und leichtblütig, während ich weiter überglücklich im meinem Weg stehenden Bäumen gekonnt mit einem flinken Haken auswich und nicht aufhören konnte, dieses gewaltige Empfinden in vollen Zügen zu genießen. Die Welt um mich herum fühlte sich mit einem Mal so viel leichter an.
Erneut suchte ich in der wirkenden Tiefe des Waldes Inosuke. Der übermütige, laute Teufelsjäger lief neben mir, hin und wieder konnte ich ihn erblicken, wenn ihn nicht ein an mir vorbeirauschender Baum verdeckte. Auch er rannte immer weiter, dachte genau wie ich nicht daran, jetzt zu stoppen, obwohl unsere Lungen sich schon heißer nach Ruhe schrien.
Wortlos hatten wir uns auf etwas geeinigt; wir würden erst ruhen, wenn wir diesen enormen Energiekick bis zum letzten Bisschen ausgekostet hatten.
Es war überraschend, wie schnell man in solch ein kindisches Verhalten rutschen und solche Schwung bekam, lange war es nicht her, da hatte Inosuke mich mit kräftigen Rütteln an der Schulter aus meinem süßen Traumreich gerissen und mich härter in die Realität geschleudert, als ich mir einen direkten Schlag ins Gesicht unserer Nezuko vorstellte.
Verschlafen hatte ich ihn fragend und trüb angeblickt, völlig neben mir und noch dem gemütlichen Schlaf hinterher trauernd. Aufgerichtet in meinem ausgerollten Futon sitzend ihm verwirrt zugehört, seinem Vorschlag, um diese merkwürdige Uhrzeit, in der jeder in dem Schmetterlingsanwesen friedlich ruhte, ungestört trainieren zu gehen.
Grund für diese absurde Idee, die dem Grünäugigen so urplötzlich aus heiterem Himmel eingefallen war, war einfach. Er konnte nicht schlafen. War mit offenen Augen in seinem Bett gelegen und hatte zu viel über dieses und jenes nachgedacht, sich wahrlich den Kopf verbrochen.
Daran waren, seiner aufgebrachten Meinung nach, die drei kleinen Mädchen schuld, die Tanjiiro, Zenitsu, Inosuke und mir freundlicherweise beim schweißtreibendem Regenerations-Training halfen und angeblich zu sehr aufregten, da sie ihn nicht für voll nahmen. Ich kaufte es ihm achselzuckend ab. Nicht wissend, dass ich ihn in Wirklichkeit dazu verdammt hatte, heute nicht ruhig schlummern zu können.
Warum auch immer ich schlaftrunken eingewilligt hatte, ich bereute es nicht. Irgendwie hatte ich gewollt, gemeinsame Zeit mit ihm zu verbringen. Zusammen mit der Tatsache, dass ich todmüde neben mir gestanden hatte, hatte dies zu der aktuellen Situation geführt.
Nun waren wir hier. Mitten im anliegenden Wald, herumtobend wie heißblütige Kinder, während die Sterne über uns tanzten und uns der Mond mit seiner sanften Anwesenheit beehrte. Aus dem einfachen Training mit dem Katana an herkömmlichen Holzstämmen war nun dieser nächtliche Ausflug entsprungen.
Eingelassen hatte ich mich und obwohl der Treufelsjäger ohne Zweifel ein Hitzkopf war, vertraute ich ihm und fühlte mich in seiner Anwesenheit wohl.
So wohl sogar, dass ich sogar mit viel Geduld, sehr, sehr viel Geduld versuchte, ihm nervenaufreibend Lesen und Schreiben beizubringen. Dies ist jedoch eine recht zehrende Aufgabe, da Inosuke bei Dingen, die er nicht verstand, schnell aufgebracht wurde und schon einige Male kurz davor war, hin zu schmeißen.
Er hatte noch nie aufgegeben, geschwänzt oder ähnliches, sondern stets durchgezogen, auch wenn es ihm gegen den Strich ging. Doch seit geraumer Zeit gab er sich mehr Mühe, als sonst. War etwas ruhiger, hörte mir zu, zeigte den Willen, von mir zu lernen. Wie es zu diesem Sinneswandel kam, war mir unbekannt.
Ich hörte das vertraute Rascheln von Blättern. Mir war, als befände ich mich mitten in einem bezaubernden Rausch. Der Wind pfiff mir energisch um die Ohren, ich bemerkte gar nicht, wie abgekühlt meine Ohren mittlerweile waren. Wollten sie mit meiner Nase konkurrieren? Galt dies eigentlich als Training? Streng genommen schon. Beweglich-, sowie Schnelligkeit war immer zu trainieren und falls einmal ein hungriger Treufel bestialisch hinter mir herjagen würde, mit dem Ziel, mich kaltblütig niederzustrecken und zu reißen wie ein gieriger Wolf ein ärmliches Schäfchen, würde ich Inosuke wohl danken müssen.
Alles in mir fühlte sich unfassbar leicht an, gar gewichtslos. Ich spürte diese grenzenlose Freiheit, dieses glückselige Gefühl, an nichts und niemanden gebunden zu sein, nur für diesen Moment. Mein Körper schien zu fliegen, als ich auf einen kleineren Erdhügel, bewuchert mit gesund grünen Moos, trat und mit viel Schwung absprang. Leicht flogen meine Haare hoch. Kurzzeitig befand sich kein Untergrund unter meinen Füßen. Mein Herz machte einen entzückten, quiekenden Laut, fühlte sich wie im freien Fall an.
Ohne Mühe landete ich auf dem Waldboden, strauchelte jedoch gefährlich, da ich augenblicklich ohne Pause weiterlief und dabei nicht beachtete, dass mein linker Fuß schneller als der andere war. Einige Schritte wankte ich, verlangsamte mein Tempo jedoch nicht. Immer weiter, immer rasanter, immer freier, das wunderbare Gefühl in meiner Brust behaltend.
Mit einigen Schritten fing ich mich wieder, vertrieb das Wanken wie einen bösen Fluch und holte meinen rettenden Gleichsinn wieder.
Keuchend ging mein Atem, meine hektische Lunge schmerzte allmählich, drang allerdings nicht durch diese dämpfende Wand meiner belebenden Empfindungen, die mir das Erlebnis so besonders machten.
Ich hatte keine Angst. Weder vor der Dunkelheit des Waldes, noch von der Stille, die diesen schaurig und leblos erfüllte. Er war hier. Vor nichts musste ich mich fürchten, während er mich uneingeschränkt lebendig fühlen ließ. Prickelnd, warm und alles sanft einhüllend. Alleine wäre ich sicher nicht hier her geschlichen. Wusste er, welche Geschenkte er mir damit machte?
Ohne zu bremsen raste Inosuke ungehalten auf einen umgefallenen Baumstamm zu, auf welchen er mit einem gewaltigen Satz sprang und nun über das bewachsene Holz seinen unvorgeschriebenen Weg fortsetzte. Ehe ich mich versah, hatte er das wuchtige Wurzelende erreicht.
Er war in vollkommen seinem Element.
Fasziniert blickte ich nach hinten, wurde keuchend langsamer. Erkannte problemlos seine vertraute Silhouette in der Luft. Die zwei, in weiße Bänder gehüllten Katanas auf dem freien Rücken zeichneten sich deutlich von seinem durchtrainierten Körper ab. Das Fell seiner Maske wurde im fahlen Licht des Mondes sanft beleuchtet und vom Wind übermütig durchgewuschelt.
Meine Augen konnten nicht von ihm ablassen. Wie verzaubert starrte ich ihn an, erinnerte mich an die Mission auf dem Berg Natagumo. Seine Gestalt, welche mir damals Mut und Willen gab, in den Momenten, in denen ich sie in den aussichtslosesten Kämpfen nicht besaß. Wenn er vor mir stand, mir versprach, dass er mich beschützen konnte, obwohl das aus ihm sickerndes, frische Blut in einem beachtlichen Rinnsal floss. Seine Gestalt, welche mir vertraut war, beruhigend auf mich wirkte, egal in welcher Stimmung ich mich befand. Nur er ließ mich so fühlen, schubste mich in diesen verträumten Zustand, in dem alles leicht, sachte und perfekt war. Möge es doch nur immer so sein.
Mit einem begeisterten Lächeln auf dem Lippen versank ich in einem Ozean aus Gefühlen. In diesem kurzen Augenblick suchten mich kribbelnde Schauer auf, mein Herz schlug so gewaltig, als wolle es aus meiner Brust eisern herausbrechen. Ich fühlte mich von jeglicher Last, die sich auf meinen Schultern niedergelassen hatte, befreit. Wie in einer Trance blickte ich ihn an. Fühlte mich vollkommen und wohl. Angenehm prickelnd fühlte sich meine Magengegend an.
Ich wollte am liebsten in diesen Gefühlen verweilen, in ihnen liegen wie in einer blühenden Blumenwiese.
Wie eingefroren war die Szene vor mir. Als wäre diese läppischen Sekunden endlos lange, ein Geschenk einer Übermacht. Die abgefallenen Blätter der Bäume verharrten dynamisch neben seinen Füßen, mit denen der Schwertkämpfer sie auf eine überschaubare Reise geschickt hatte.
Kleine Wassertropfen flogen mit ihnen, glitzerten in dem weißen Mondlicht, eine Oberfläche, so beeindruckend schön und atemberaubend ästhetisch, wie es nur ein feiner Diamant hätte sein können. Herausgedrückt aus dem aufnahmefähigen Moos, dank Inosukes übereifrigen, rasanten Schritten.
Langsam löste sich dieses Bild.
Gekonnt rollte er sich ab, stand innerhalb eines Wimpernschlages wieder fest auf beiden Füßen, rannte ungehindert weiter. Einige Wassertropfen hafteten an seinen Schuhen.
Wäre mein Kopf nicht vor Faszination gegen über ihn geblendet gewesen, hätte ich früher bemerkt, dass er einen prompten Haken schlug und nun direkt auf mich zu flitzte. Er war so schnell, ich war einzig und alleine in der Lage, meine Augen verblüfft zu weiten, da war er schon bei mir.
Sein Kopf kam mir immer näher, für einen kurzlebigen Moment dachte ich, er würde mit seinen eisernen Dickschädel gegen meinen schlagen. Mein fasziniertes Herz blieb vor grenzenloser Überraschung überrumpelt stehen, wagte nicht, sich zu rühren. Bevor ich es realisieren konnte, dass er sich direkt vor mir befand, schossen schon seine Arme an meinem Kopf vorbei.
Unmittelbar legte er sie um meinen Nacken, die Wucht, mit welcher er mich wie ein Schlag traf, riss mich augenblicklich und kompromisslos um. Noch nie hatte ich mich so übermütig gefühlt. Denn obwohl er mir gerade wie beim Wrestling mit seinem verschwitzen Körper die wertvolle Luft aus den Lungen presste wie bei einem Blasbalg, war ich ihm nicht das winzigste Stück böse. Irgendwie hatte ich gerade den Spaß meines Lebens.
Laut lachend rollten wir gemeinsam den Waldboden entlang. Sein schallendes Lachen war wie eine Melodie in meinen Ohren, es ermutigte mich feurig, mein eigenes nicht zu unterdrückend, sondern gut hörbar über meine trockenen Lippen in die stille Nacht hinaus zu lassen. Es fühlte sich richtig an, so vernebelt vom dynamischen Spaß.
Ungeachtet ließ ich die Tannenzapfen, Eicheln und spitzen Äste, die mir folgend in den Rücken piksten. Das Moos hingegen fühlte sich wie eine mit Federn befüllte Decke an, auch wenn davor genannte Dinge diese Weichheit teilweise zornig und unliebsam durchbrachen.
Wir kullerten weiter und weiter, drehten und drehten uns. Während ich ein ein kindliches Vergnügen geschmissen wurde, war mir unbewusst, dass unsere Körper dicht aneinander gepresst waren und er mich und ich ihn festhielt. Wenn er beim Rollen unter mir war, spürte ich diese unbeschreibliche Wahrnehmung seines Körpers unter meinen. Nicht in Worte zu fassendes Kribbeln wurde in mir geweckt.
Langsam kugelten wir aus, bis wir schließlich auf dem duftenden Waldboden liegen blieben. Unvorteilhaft für mich, da wir genau an der Stelle an Schwung verloren, auf der ein kleinerer Zweig ruhte. Dieser bohrte sich heimtückisch in meinen weichen Rücken, war ungedämpft zu spüren, als ob der wärmende Stoff meines einfarbigen Haori nicht meine Haut beschützen und ich mit entblößten Oberkörper im Wald liegen würde.
Meine Augen blickten funkelnd nach oben. Deutlich sichtbar hob und senkte sich mein Brustkorb in rasanten Zügen, keuchend rang ich nach verloren gegangenen Atem.
Er sah auf mich herab.
Auch er atmete ungestüm und rastlos rapid ein und aus. Sein muskulöser Oberkörper war bedeckt von dünnen Schweißfilmen, welche sich um die deutlich abzeichneten Muskeln legten und sich diesen anpassten. Deutlich konnte ich seinen Schweiß riechen.
Es war surreal. Hier im Wald zu liegen, mitten in der Nacht auf dem kühlen Waldboden, beide den Adrenalinrausch keuchend ausklingen lassend. Inosuke lag über mir, die Hände neben meinen Kopf gestemmt, war mir auf einer anderen Art und Weise, seelisch und nicht körperlich, näher, als jemals zuvor.
Der frische Nachtwind ließ mich leicht frösteln, der Schweiß auf meiner erhitzen Haut vervierfachte die Kühle. Einige pralle Perlen rannten an mir herab, konnten sich nicht mehr an meiner glatten Haut festhalten und fielen kaum hörbar in das Laub unter mir.
Und trotzdem war diese prickelnde Wärme präsent. Sie befand sich zwischen unseren, gierig nach Luft ringenden Körpern, erhitzt durch unser ungehaltenes Laufen, mit fließender Energie gefüllt. Kam sie von seinem Körper, der, wenn die zehn Zentimeter zwischen unseren Oberkörpern nicht existieren würden, meinen bedecken würde? Kam sie von uns beiden, da sich unsere Körper aufgeheizt hatten und wir diese Wärme nun verstärkt in dieser kühlen Umgebung wahrnahmen? Oder war es vielleicht etwas ganz anderes.
Rau und trocken fühlte sich mein Mundraum und meine Kehle an, durch welche unaufhörlich Sauerstoff in meine Lunge gezogen wurde. Meine Augen verloren sich in seinem Anblick. Und obwohl meine Sinne geschärft waren, mein ganzer Körper bereit war, ruckartig aufzuspringen und einfach weiterzupreschen, wollte ich mich keinen Millimeter bewegen.
Ich hatte Angst. Bangte darum, dass eine falsche Bewegung, ein verkehrter Mucks diesen Moment zwischen uns zerstören konnte. Auch wenn ich nicht verstand, was gerade in diesem vor sich ging.
Es passte nicht zu dem Schwertkämpfer mit dem lauten Organ, hier wie erstarrt über mir zu liegen und kein Wort zu verlieren. Anstatt energisch von mir aufzuspringen und dem willkürlichen Weg durch den Wald weiter zu rennen, verweilte er er an Ort und Stelle. Wir blickten uns an. Unser Keuchen erfüllte die Luft. Unsere Körper bebten.
Am liebsten würde ich ihn fragen, was er fühlte. Ob es ihm ebenso den Kopf verdrehte, wie mir. Ob er genau so wie ich angespannt darauf wartete, dass etwas besonderes passierte. Etwas, was uns zusammenbrachte, eine gemeinsame Zukunft vielversprechend einläutete. Ob er ebenfalls darauf hoffte, dass jemand von uns erste Schritte machte.
Denn das tat ich. Meine wirren Gedanken drehten sich geschwind herumwirbelnd wie in einem schnellen Karussell nur darum, was nun folgen könnte. Ein Kuss. Er könnte sich theoretisch die Maske vom Kopf ziehen und sich zu mir herunterbeugen. Jetzt könnte es so sein. Ober in wenigen Sekunden. Jeder Zeit. Es wäre so einfach.
Innerlich flehte ich, er würde es machen. Den ersten Schritt machen. Seine Lippen sanft mit meinen vereinen. Allein der Gedanke daran brachte meine Lippen zum prickeln und meinen Körper zum schweben. Verschwommen sah ich ihn, mein Blick wurde vor Sehnsucht glasig.
Ich lachte innerlich auf. Der Wildschweinkopf war ein recht paradoxer Teil meiner rosaroten Welt, die sich um mich auftat. Passte nicht ganz in diese anziehende Situation und meine schmachtenden Träumen, in denen Inosuke schon seine Lippen auf meine legte. Und trotzdem gehörte er dazu, zu meiner Überraschung störte er noch nicht einmal. Irgendwie witzig, dachte ich, fühlte, wie erneut belustigte Übermut in mir aufkam.
Die Umgebung war still. Keine noch so zierlichen Laute drangen aus ihr hervor.
Ich wartete geduldig. Erhoffte weiterhin, dass dieser Moment jener war, der unsere Freundschaft zu etwas ganz besonderen anhob. Ob Inosuke ebenso empfand wie ich, ich bezweifelte es. Er war ungehalten und zu...wild, um sich den Kopf von der Liebe verdrehen zu lassen. Um die Ecke herum war er auch zu unwissend, was diesen Teil des Lebens angeht. Vielleicht konnte ich es mir bei ihm auch nur schwer vorstellen. Darauf zu hoffen wurde mir schließlich nicht verwehrt. Eine Chance bestand sicherlich, dass er sich in mich verliebte oder schon hatte.
Doch während wir auf dem Untergrund des Waldes lagen, es sich nichts tat, er kein Wort und keine Geste, noch nicht einmal eine Reaktion verlor, konnte ich nicht weiter warten. Mein Herz pochte schmerzend in meiner Brust, wollte sich aus dem engen Gefängnis befreien, sich herausschlagen. Ich hielt es nicht mehr aus. Seine Nähe, ohne zu wissen, dass er mein war. Diese Zeit, aus der das entstehen könnte, was ich mir aus tiefsten Herzen herbei sehnte.
Es war dieser Moment. Dieser Moment, in dem ich den ersten Schritt tun wollte, es mehr oder weniger machen musste, da Inosuke, für ihn untypisch, wie versteinert über mir ruhte. Woher dieser Mut kam, ich wusste es nicht genau. Blindlings schob ich es auf das knallende Adrenalin, welches mir meine klaren Gedanken vernebelte und sie für mich ungreifbar machte.
Sehen wollte ich ihn. Seine Reaktion auf mich erhaschen. Ich hoffte damit zu erkennen, was ich für ihn war. Ob ihn diese Situation unangenehm war, ob er mich anziehend fand, ob er irritiert war oder gerade einfach von mir flüchten wollte.
Zögerlich hob ich meine Hand. Selbst überrascht, dass ich das gerade tat, zuckte ich zusammen, als meine zarten Fingerspitzen das Fell seiner Maske streiften.
Tief holte ich Luft. Sein Anblick über mir gab mir unfassbaren Mut. Ich wollte ihn. Es war eh zu spät, jetzt noch einen Rückzug anzutreten. Wenn ich jetzt den Schwanz einzog, würde ich mir das nie verzeihen und immer nur daran denken können, was hätte sein können, wenn ich es damals getan hätte.
Zielstrebig glitten meine Finger unter den Stoff seiner Maske, andächtig fühlte ich das Fell. Sanft erschauderten meine Fingersitzen bei der Berührung. Mit einem Ruck, bei welchem ich vor Anspannung den Atem anhielt, streifte ich sie ihm vorsichtig vom Kopf.
Das außergewöhnliche Grün seiner Irden nahm mich in sich auf. Es hatte die unfassbare Macht, mir innerhalb eines flüchtigen Wimpernschlages den Atem zu rauben und mich von allen schweren Sorgen zu befreien. Ein Blick in seine Augen erschuf eine eigene Welt, in der alles okay war. Keine Dämonen, kein Morden, keine Angst. Nur Freiheit, Liebe und Schutz.
Verwirrt blickte er mich an. Seine Augenbrauen hatte er fragend zusammengezogen, man sah in förmlich an, dass er ein Brett vor dem Kopf hatte und sich Mühe gab, zu verstehen, was gerade abging.
Nun ebenfalls verwirrt erwiderte ich seinen Blick.
Innerlich schüttelte ich hektisch meinen hochroten Kopf, drängte meinen Tatendrang zurück an die Oberfläche und stachelte mich selbst an, jetzt meinen ersten Kuss auszuleben. Mutig zwang ich mich dazu, keinen bedauerlichen Gedanken daran zu verschwänden, was Unerfreuliches nach meiner Handlung passieren könnte. Zu meinem Glück gelang es mir und die erdrückenden Sorgen waren zwar präsent, aber so gedämpft und verschwommen in meinem Hinterkopf, als wäre ich mich ihnen nicht richtig bewusst.
Die felsenfeste Entschlossenheit, endlich mehr mit ihm zu werden, packte und erfüllte mich. Jetzt war sie, die ideale Gelegenheit hoffnungsvoll den ersten Schritt zu wagen. So viel, es konnte so viel aus diesem einen Kuss entstehen, rief ich mir mit heftigem Herzklopfen atemlos in den Kopf.
Ein Schub durchfuhr mich, frischer Mut durchfloss mich wie glühendes Eisen eine Gussform. Ich war dabei, mich aufzurichten, spannte mich aufgeregt an. Jetzt!, jaulte ich energiegeladen in Gedanken.
Mit Wucht schlug sich Inosuke auf den Bauch.
Perplex blinzelte ich und hielt inne. Der eben mit Stolz geerntete Tatendrang wich mit einem Mal aus meinem zittrigen Körper wie leichter Dampf.
Ehe ich meine trockenen Lippen, unendlich enttäuscht von der Tatsache, den Moment gegen die Wand gefahren zu haben, von einander lösen konnte, um ihn zu fragen, warum er sich gerade mit der flachen Hand auf seinen freien Bauch gehauen hatte, erkannte ich sein irritiertes Gesicht.
„Was ist los?" Meine Kehle fühlte sich rau an, als ich diese Worte hauchte, weiterhin mitgenommen von meiner, eben noch existenten, Entschlossenheit, ihn meine heimlichen Gefühle für ihn blindlings zu offenbaren.
Schockiert blickte er mich an. Erneut verlief ich mich unbekümmert in seinen Augen. „Ich kenne dieses Gefühl nicht", teilte er mir aufgeheizt mit und blickte unruhig zu mir und dann wieder zu seinem Bauch.
„Schmetterlinge?", dachte mein Kopf hoffnungsvoll für mich, der noch einige Sekunden brauchte, um die unnormale Situation zu verstehen.
Inosuke wirkte verloren. Er saß auf dem grünen Moos, starrte auf seinen Bauch. „Ich weiß nicht wie, aber in meinem Bauch flattert es." Verwirrt versuchte der Schwertkämpfer dafür eine auf der Hand liegende Lösung zu finden, fand aber schlicht keine. „Habe ich vielleicht Kokons gegessen und Schmetterlinge sind in mir geschlüpft?", rätselte er weiter und zog ratend eine Augenbraue hoch.
Ich hingegen saß nun aufrecht auf dem Waldboden, beobachtete, wie Inosuke vor mir mit dieser dubiosen Erklärung anscheinend zufrieden war und drum und dran war, diese voreilig als Wahrheit abzustempeln.
Mein Herz raste. „Du spürst ein Flattern im Bauch?". Er nickte hektisch. „Seit gerade eben?". Erneut nickte er.
Verdattert sah ich ihn an, suchte sein Gesicht nach Anhaltspunkten ab. Mein Hirn dachte nicht mehr richtig, als ich mich vorbeugte. Es fühlte sich alles so...richtig und geschmeidig an. Wenige Zentimeter trennten unsere kühlen Nasenspitzen davon, sich tollpatschig anzustupsen.
Überrumpelt starrte mich Inosuke an, sein Körper blieb wie vereist stehen. Seine Augen drifteten in meinen ab, während ich mich in einfach allem verlor. Seinem Aussehen, ihm selbst, die Situation, so viel.
Ich fühlte mich leicht. Als würde ich schweben können, wenn ich es nur versuchte. Kein Gewicht schien an mir zu haften, Inosukes Anwesenheit löste jegliche Bedenken von mir.
Wie versteinert blickten wir uns mit an, überrascht und ungläubig mit weit geöffneten Augen. Urplötzlich zuckte Inosuke zusammen, sein Blick zischte nach unten zu seinem Bauch, der wieder zu flattern begann.
Meine Hand reagierte sofort.
Sachte legte sie sich unter das Kinn des Teufelsjäger und hob seinen Kopf wieder hoch. Fragend sah er mich an. Geistesgegenwärtig tat ich etwas, was ich später bereuen würde. Ehe ich mich versah, fuhr ich ihm mit einem verträumten, sowie sehnsüchtigen Ausdruck in den Augen mit dem Daumen zärtlich über seine glatte Unterlippe.
Als prompte Reaktion auf meine Aktion fuhr Inosuke überrascht zusammen und starrte mich verwundert und irritiert an, als würde er sich fragen, ob ich das gerade wirklich gemacht hatte und es kein närrischer Traum von ihm war. „Danke für alles". Ehe er auf diese, aus dem Nichts kommenden Worte reagieren konnte, befanden sich meine Lippen schon auf seinen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top