41. Die Ruhe vor dem Sturm

41. Die Ruhe vor dem Sturm

Die vier waren ziemlich schweigsam auf dem Weg zurück nach Hogwarts, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Vor allem in Emilys Kopf wirbelten die Gedanken herum. Zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres hatte sich ihr Weltbild ganz schön verändert.

Sie fand Sophia sympathisch und sie konnte verstehen warum ihre Mutter mit Sophia so gut befreundet gewesen war. Sie konnte auch verstehen warum Sophia England den Rücken gekehrt hatte und in Harrys und Emilys Leben keine Rolle gespielt hatte. Es berührte Emily sonderbar, dass sie Sophias Namen trug, wenn auch nur als Zweitnamen.

Dennoch fühlte sich alles ein bisschen merkwürdig an, genauso wie damals als sie die Wahrheit über Sirius erfahren hatte. Ohne, dass es ihr wirklich bewusst war, fuhr ihre Hand zu der Kette mit dem Smaragd, die sie jeden Tag um den Hals trug. Eine weitere Verbindung zu ihrer Mutter und zu ihrer Vergangenheit.

„Was haltet ihr von Sophia?“ Es war Harry, der die Stille kurz vor den Toren Hogwarts brach.

„Ich finde es einfach wahnsinnig bewundernswert, dass sie Aurorin und Fluchbrecherin ist“, sagte Hermine begeistert. „Sie muss richtig gut sein wenn sie beides geschafft hat.“

„Sie scheint schon cool drauf zu sein“, meinte Ron mit einem Schulterzucken. „Irgendwie habt ihr echt die Angewohnheit, dass von irgendwo her immer Leute, die mit euren Eltern befreundet waren, auftauchen.“

„Aber du kennst sie auch nicht, oder?“, hakte Emily nach. „Weil sie da ja deine Eltern und Bill kennt.“

Wieder zuckte Ron mit den Schultern. „Mum und Dad haben sie nicht erwähnt, Bill vielleicht schon, aber ich kann mich nicht dran erinnern.“

„Was ist mit dir, Emily?“, fragte Hermine. „Schließlich ist sie deine Patin.“

„Ja“, murmelte Emily. „Das ist sie. Ich glaube ich werde sie mögen, aber ich kenne sie auch kaum.“

„Ihr habt ja noch genug Zeit euch kennen zu lernen“, sagte Hermine beruhigend. „Meint ihr, ich kann sie mal fragen was sie von B.ELFE.R hält? Es wäre gut jemanden auf der Seite zu haben, der –

Ein doppeltes Stöhnen der Jungen war ihre Antwort und weil Ron unglücklicherweise Hermine Konter gab, waren die beiden innerhalb von Sekunden in ein Streitgespräch verwickelt.

Harry und Emily ließen sich ein Stück hinter die beiden fallen und lauschten nur mit halbem Ohr dem Streit. Es war schließlich am einfachsten, die beiden sich einfach streiten zu lassen und sich rauszuhalten. Nur wenn es ganz schlimm wurde, griff einer ein, meistens Harry, einfach weil er besser zwischen den beiden vermitteln konnte.

„Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?“, fragte Harry besorgt.

„Jaaa“, sagte Emily. „Ich kipp schon nicht um nur weil ich meine Patin kennen gelernt habe. Als ich Sirius kennen gelernt habe, habe ich das ja auch nicht getan. Und damals hielt ich ihn noch für einen Schwerverbrecher.“

Harry musste lachen. „Auch wieder wahr. Macht es dir etwas aus, dass Sirius jetzt nur noch mein Pate ist?“

Emily schüttelte den Kopf. „Nur ein bisschen. Ich fands toll, dass er mein Pate ist – war. Aber er verschwindet ja nicht aus meinem Leben und ich kann ihm immer noch schreiben und ihn sehen. Es wird schon alles werden.“

***

Während Harry, Hermine und Ron am Sonntagmorgen die Hauselfen besuchten, spazierte Emily mit Leo über die Ländereien. Es war schon längst nicht mehr so kalt wie vor ein paar Tagen und es versprach endlich Frühling zu werden.

Als sie das Seeufer erreichten und Emily sich sicher war, dass sie außer Hörweite waren, begann sie Leo von den gestrigen Geschehnissen zu erzählen. Allerdings ohne zu erwähnen, dass der Pate ihres Bruders Sirius Black war. Schließlich war Sirius immer noch auf der Flucht und galt als Mörder. Eine weitere Lüge um jemanden zu beschützen, ihr immer mehr verhasst, aber doch so wichtig.

Am Ende seufzte Emily leise. „Tut mir Leid, dass dich die ganze Zeit mit solchen Sachen nerve.“

„Du nervst doch nicht.“ Leo sah sie erstaunt an. „Ich bin froh, dass du mir das alles erzählst. Außerdem kann es nicht gut sein wenn du alles nur für dich behältst.“

Emily schenkte ihm ein Lächeln. „Trotzdem. Momentan scheint alles so komplett verrückt.“ Sie vergrub ihr Gesicht an Leos Brust. „Harry als Champion, das Turnier, das mit Sophia. Einfach alles.“

„Was ist mit uns?“, fragte Leo leise. „Ist das auch verrückt?“

„Ein bisschen“, erwiderte Emily. „Aber auf eine gute Weise.“ Sie lachte und stellte sich dann auf die Zehenspitzen um Leo einen schnellen Kuss auf die Lippen zu drücken.

„Man kann sich seine Familien nicht aussuchen“, sagte Leo nachdenklich.

„Da hast du Recht“, erwiderte Emily. „Aber eigentlich will ich auch nicht tauschen. Ich bin dankbar für das was ich überhaupt habe.“ Sie blickte zu Leo auf. „Darf ich dich etwas fragen?“

„Natürlich.“

„Hasst du deine Familie eigentlich? Ich weiß, dass du nicht mit ihren Ansichten übereinstimmst, aber trotzdem-"

Leo runzelte die Stirn. „So richtig habe ich da wirklich noch nicht drüber nachgedacht.“ Er holte einmal tief Luft bevor er weitersprach. „Ich weiß nicht ob man Personen hassen kann, die man eigentlich gar nicht kennt. Ich war nicht viel älter als du als ich meine Eltern sozusagen verloren habe. Sie sitzen in Askaban, musst du wissen.“

„Askaban?“ Emily keuchte erschrocken auf und alles war ihr Sirius über das Gefängnis erzählt hatte, tauchte wieder in ihren Gedanken auf. Sie wusste, dass Leo nicht bei seinen Eltern aufgewachsen war, aber wo seine Eltern waren, hatte sie sich merkwürdigerweise nie gefragt. Vielleicht, weil es damals im Waisenhaus auch keinen gekümmert hatte, da hatte keiner mehr seine Eltern gehabt. Es war eine Tatsache, nichts besonderes.

„Ja“, antwortete Leo bitter. „Sie haben das bekommen was sie verdient haben. Meine Mum ist die größte Anhängerin Voldemorts, die es gibt. Mum und Dad sind Todesser und sie wurden kurz nach dem Fall erwischt. Katharina war da gerade einmal drei Wochen alt. Ich kenne die Geschichten ihrer Taten und dafür hasse ich sie.“

Wie viel Bitterkeit in dem einem Wort lag. Mum.

 Es war das erste Mal, dass Leo so viel über seine Familie erzählte. Emily kannte seine Geschichte nur bruchstückhaft, genauso wie Leo die ihre nicht ganz kannte. Wie eigentlich niemand die ganze Geschichte kannte und kennen werden würde.

„Was ist mit Katharina?“, wagte Emily leise zu fragen.

„Sie ist keine einfache Person“, seufzte Leo. „ Aber sie war nicht immer so. Ich glaube mein Onkel hätte gerne, dass sie so wird wie meine Mum. Draco ist ja schon fast genauso wie sein Vater. Die perfekten Nachfolger für unsere illustren Namen. Anfangs dachte ich, dass Katharina auch so wird wie alle anderen, aber im Moment verstehe ich sie nicht. Sie verändert sich, ob zum guten oder schlechten, dass weiß ich nicht.“ Er blickte zu Emily. „Ich kann sie nicht hassen. Auf eine verrückte, verdrehte und irre Weise, liebe ich sie doch noch, weil sie meine Schwester ist.“

„Liebe ist immer ein bisschen verrückt“, murmelte Emily. „Also ist bei dir eigentlich so wie bei Inga und Amy. Die beiden mögen sich ja auch.“

„Ganz kann man das nicht vergleichen“, meinte Leo. „Amy ist vernünftiger als meine Familie und ich weiß, dass die beiden immer versuchen möglichst nicht über ihre Familie zu reden, weil das nur zu Streit führt.“

Emily wurde bewusst wie ähnlich Leos und ihr Leben doch war und gleichzeitig wie unterschiedlich. Vielleicht war dies einer der Gründe warum sie sich so gut verstanden, weil sie beide, besser als viele andere, verstanden was der andere durch machte. Beide hatten sie ihre Eltern nie kennen gelernt, doch seine saßen in Askaban und ihre waren tot. Beide lebten sie nun bei Onkel und Tante, doch Emily würde sich immer wieder für die Dursleys entscheiden wenn die Wahl zwischen ihnen und den Malfoys stand.

Plötzlich lachte Leo leise auf. „Ich weiß, dass du in Gefahr geraten könntest, wenn sie es wüssten, aber ich würde zu gerne ihre Gesichter sehen, wenn sie erfahren, dass ich ausgerechnet mit Harry Potters Schwester zusammen bin. Die ultimative Rebellion.“

„Du liebst halt den Feind“, lachte Emily. „Das klingt wie ein schlechter Kitschfilm.“

„Macht nichts.“ Leo gab ihr einen Kuss. „Du hast da was im Haar.“ Er zog ein kleines Insekt aus ihren roten Haaren und vertrieb es. „Lass uns lieber reingehen bevor du noch mehr attackierst wirst.“

„Ich bin kein Püppchen“, protestierte Emily.

„Aber es ist dein Spitzname“, scherzte Leo. „Püppchen.“

„Ich hasse diesen Namen“, grummelte Emily.

„Püppchen. Püppchen. Püppchen.“

„Du machst es nicht besser.“ Emily stützte die Hände auf den Hüften ab und streckte ihm die Zunge heraus.

Leo lachte nur und weil Emily fand, dass er viel zu selten so lachte und fröhlich war, ließ sie ihn gewähren. Er verdiente es glücklich zu sein.

****

Der Besuch von Hermine, Harry und Ron in der Küche war nicht gerade von Erfolg gekrönt. Hermine und Ron stritten sich mal wieder, Hermine hatte die Hauselfen mit B.ELFE.R verärgert und alle drei waren mehr oder weniger hinausgeschmissen worden. Beinahe hätten sie auch von Winky, die ziemlich betrunken war, weil sie ihren Kummer in Butterbier ersäufte, etwas über Crouch erfahren.

Doch das war alles schnell vergessen als am nächsten Morgen die Eulen für Hermine kamen. Anscheinend gab es genug Frauen und Mädchen die den Artikel über sie in der Hexenwoche für bare Münze nahmen und nun Drohbriefe an Hermine schickten. Es ging sogar so weit, dass Emily Hermine in den Krankenflügel bringen musste, weil jemand ihr Bobutubler-Eiter geschickte hatte, der große Brandblasen verursachte.

Die ganze Zeit musste Emily sich Hermines Schimpftiraden über Skeeter anhören und so langsam kam Emily zu der gleichen Meinung wie Hermine. Der Frau gehörte das Handwerk gelegt, ihre Artikel grenzten schon an Verleumdung und Verhetzung. Meinungsfreiheit hin oder her, das konnte einfach nicht sein. Irgendwo musste man eine Grenze ziehen.

Beim Mittagessen erkundigte Inga sich besorgt nach Hermines Zustand, doch Hermine hob als Antwort nur ihre dickbandagierten Hände.

„Ich weiß nicht ob ich geschmeichelt wäre, dass sich fremde Menschen so viel Sorgen um mein Liebesleben machen oder ob ich das gruselig finden würde“, überlegte Inga. „Aber ich glaube, dass ist sehr sehr gruselig.“ Sie schüttelte sich. „Ja, definitiv gruselig.“

„Ich will wissen wie sie das macht“, zischte Hermine. „Wie sie es schafft alle zu belauschen. Hagrid und mich.“

„Gibt es irgendwelche Zaubersprüche?“, schlug Inga vor.

„Schon. Aber dazu müsste sie auf dem Gelände sein und dass darf sie nicht“, erklärte Hermine.

„Außerdem hätte irgendwer sie sicherlich schon bemerkt.“

„Und Muggelzeugs funktioniert in Hogwarts nicht“, gab Emily zu bedenken.

„Ich kriege das schon irgendwie heraus“, sagte Hermine. „Versprochen.“ Und so entschlossen wie sie aussah, glaubte Emily ihr das aufs Wort. Hermine fragte sogar Moody deswegen und schaffte es trotz Hausaufgaben und Lernen für die Abschlussprüfungen noch in der Bibliothek zu recherchieren. Emily war momentan schon froh wenn sie das schaffte was sie musste und dann noch ein bisschen Zeit für Leo, Inga und alle anderen zu haben.

Die Hassbriefe gegen Hermine schwebten die ganze Woche über ein und bald wussten alle haargenau über die Dreiecksgeschichte zwischen Hermine, Viktor und Harry Bescheid. Natürlich hatte auch jeder eine Meinung dazu und überall wurde darüber diskutiert. Emily fand es bewundernswert wie ruhig Hermine darauf reagierte, sie selbst hätte wahrscheinlich schon zig Wutausbrüche bekommen. Aber Hermine schien wohl ihre ganze Wut in den Rachefeldzug gegen Skeeter zu stecken.

Es kam allerdings auch ein Brief von Remus. Nur ein paar Zeilen in denen er fragte wie die Begegnung mit Sophia gelaufen war und dass es ihm gut ging. Es war nicht viel, aber besser als gar nichts, dachte sich Emily. Sie schrieb ihm einen langen Brief zurück und packte noch ein paar Fotos von dem Yule Ball, die endlich fertig entwickelt waren, dabei. Sie hoffte, dass sie ihn im Sommer endlich wieder sehen würde.

Der 1. April kam und ging und damit auch der Geburtstag der Weasleyzwillinge. Sie wurden volljährig und das feierten sie groß, in dem sie einfach außer Rand und Band waren. Kein Schüler und kein Lehrer war mehr sicher vor ihnen. So viele Streiche innerhalb von 24 Stunden hatte Hogwarts noch nie erlebt. Sie setzten die Große Halle unter Wasser, verpassten allen Schülern Farbe und dekorierten die Statuen um. Die großen Ritterstatuen draußen sangen unanständige Lieder, nur abgewechselt von „Happy Birthday“, leider sehr schief und außer Takt, dafür aber mit sehr viel Sangesfreude. Zwischendurch gab es ein paar kleine Feuerwerke, die zufällig in den Fluren losgingen.

Abends gab es eine riesige Feier im Gemeinschaftsraum der Gryffindors, zu der die halbe Schule und ein paar wenige der ausländischen Schüler eingeladen waren. Es war total eng, aber jeder hatte seinen Spaß. Was aber auch dazu führte, dass die halbe Schule am nächsten Morgen verschlief und der Kaffeekonsum extrem in die Höhe schnellte.

Fred und George mussten als Strafe bis zum Rest des Schuljahres nachsitzen und bekamen einen Heuler von Mrs Weasley, waren aber dennoch sehr zufrieden. Die Strafen waren es ihnen wert.

Zusammen mit Inga besuchte Emily Yuna auf dem Schiff. Inga hatte Yuna bei der Party gefragt ob sie sich mal das Schiff ansehen durfte und Yuna hatte lachend eingewilligt. Und wenn Emily ehrlich war, dann war sie schon neugierig auf das geheimnisvolle Schiff der Durmstrangs gewesen.

Es ankerte wie immer am Ufer des Schwarzen Sees und lag ruhig in der windstillen Nachmittagssonne da. Die Masten knarrten dennoch unter der Bewegung.

Yuna wartete am Ufer auf sie und begrüßte die beiden Mädchen fröhlich. Sie trug nur Jeans und ein kurzärmeliges Shirt, so dass ihre vielen Tattoos wieder einmal sichtbar waren.

„Frierst du nicht?“, fragte Inga skeptisch.

„Hier ist es total warm“, meinte Yuna lachend. „In Durmstrang haben wir zu dieser Jahreszeit manchmal noch Schnee. Dagegen ist hier schon der Sommer ausgebrochen. Aber los kommt.“ Sie drehte sich zum Wasser um und wisperte ein paar Worte in einer fremden Sprache, wahrscheinlich Russisch oder Norwegisch, dabei hatte sie ihren Zauberstab auf die Seeoberfläche gerichtet.

Das Wasser geriet langsam in Bewegung und ein Schatten tauchte auf, der sich als schmaler Steg entpuppte, der bis zum Schiff führte. Yuna ging voraus und überraschenderweise war der Steg ziemlich stabil und hielt alle drei aus. Am Schiff öffnete sich eine schmale Luke, die kaum erkennbar war und die drei traten hinein. Das Innere war größer als es von außen den Anschein hatte, aber mittlerweile war Emily das von Zauberern gewöhnt.

Ein schmaler Gang wand sich durch den ganzen Schiffsbauch, von flackernden Gaslampen erhellt, und an dessen Ende führte eine Treppe nach oben zu den anderen Stockwerken und aufs Deck.

„Hier unten sind unsere Kabinen“, erklärte Yuna als sie den Gang entlang schlenderten. „Oben drüber sind ein paar Räume in denen wir unseren Unterricht haben, die Bibliothek, der große Saal und Karkaroffs Zimmer. Angeblich soll er eine richtige Suite haben, aber keiner war bis jetzt da drin.“ Sie senkte ihre Stimme zu einem verschwörerischen Wispern. „Wenn ihr mich fragt, stimmen die Gerüchte.“

Hinter ihnen klapperte eine Tür und man hörte Schritte auf dem Gang. Yuna wirbelte herum, doch es war nur Mattis, der vor ihnen stand. Er begrüßte Inga und Emily zurückhaltend.

„Du hättest sie nicht herbringen sollen“, sagte er zu Yuna. „Du weißt, dass Karkaroff fuchsteufelswild sein wird, wenn er erfährt, dass du welche aus Hogwarts mit aufs Schiff gebracht hat.“

„Wann hat mich jemals gekümmert was er gesagt hat?“, gab Yuna scharf zurück. „Er kann mich mal.“

„Yuna“, erwiderte Mattis warnend.

„Was denn? Es weiß doch eh jeder was ich von ihm und seinen Ansichten halte“, zischte Yuna. Ihre grauen Augen blitzten wütend auf.

„Du hast mit deiner Meinung ja auch nicht gerade hinter dem Berg gehalten.“ Mattis verschränkte die Arme vor der Brust. „Bring die beiden besser wieder zurück, bevor Karkaroff sie hier sieht.“

„Nein.“ Yuna sah ihn entschlossen an. „Er wird ihnen nichts tun und erfahren muss er es ja auch nicht.“

Inga und Emily sahen sich peinlich berührt an. Wenn sie gewusst hätten, dass es so viel Ärger für Yuna bedeuten konnte, hätten sie sie niemals gefragt ob sie sich das Schiff ansehen durften.

„Wir können auch wieder gehen“, sagte Emily leise.

„Nein“, erwiderte Yuna. „Ihr wolltet euch das Schiff ansehen und ich werde es euch zeigen. Sorry, dass ihr das mit anhören müsst, es ist wirklich nicht so schlimm wie es sich anhört.“ Sie warf einen strafenden Blick zu Mattis.

„Nur weil du eine Tarjonen bist, kannst du dir nicht alles erlauben“, sagte Mattis leise.

„Weiß ich doch. Sagst du mir schließlich oft genug“, antwortete Yuna lächelnd. „Aber die Klappe halten ist auch nicht meins.“

„Sei nur vorsichtig.“ Mattis nickte ihr noch einmal zu und verschwand dann wieder in seinem Zimmer.

„Los, ich zeig euch mein Zimmer.“ Yuna lief ein paar Schritte voraus und schloss dann eine Tür am Ende des Flurs auf. „Herzlich Willkommen auf meinen bescheidenen paar Quadratmetern.“

Emily und Inga quetschten sich durch die Tür in das wirklich kleine Zimmer, das außer einem Bett, einem Schrank, einem schmalen Tisch und Stuhl nicht enthielt. Ein Bullauge hing hoch oben an der Wand und ließ ein bisschen Licht hinein. An den Holzwänden hingen ein paar Fotos und Poster, sonst war alles sehr kahl. „Setzt euch.“ Yuna deutete auf das Bett und ließ sich selbst auf dem Stuhl nieder.

„Es ist ziemlich klein, aber wenigstens haben wir alle Einzelzimmer bekommen“, meinte sie.

Emily betrachte die Fotos und die Poster. Die meisten waren von irgendwelchen Bands, von denen Emily bis auf die Schwestern des Schicksals nicht kannte. Auf den Fotos war ein paar Mal auch Mattis zu erkennen, eins schien Yunas Familie zu zeigen, auf den meisten waren allerdings Yuna und ein bildhübsches blondes Mädchen zu erkennen.

Es waren Zaubererfotos also bewegten sich die Personen dort und ein Bild zog Emily ganz besonders an. Es strahlte einfach nur Glück aus, weil beide Mädchen lachten, sich küssten und man die Liebe in ihren Augen erkennen konnte, selbst wenn es nur ein Foto war. Es zeigte diese Art von Liebe, die jeder haben wollte.

„Das ist Sirje.“ Yunas Stimme riss Emily aus ihren Gedanken und Emily wurde rot. „Tut mir Leid, ich wollte nicht so starren.“

„Macht nichts“, lachte Yuna. „Es ist mein Lieblingsfoto, ich könnts mir auch stundenlang anschauen.“ Sie lachte zwar, doch an ihrer Stimme und an ihrem sehnsuchtsvollen Blick merkte man wie sehr sie ihre Freundin vermisste. „Stört euch so etwas eigentlich?“

„Nö“, meinte Inga. „Warum auch? Es geht mich ja nichts an wen du liebst.“

„Mich auch nicht“, sagte Emily.

„Gut“, seufzte Yuna. „Ich mag euch nämlich. In der Zaubererwelt sind die meisten allerdings nicht so offen. Gerade die alten Familien sind da sehr konservativ. Und ein weiterer Grund warum Karkaroff mich nicht mag.“

„In der Muggelwelt ist es genauso“, bemerkte Emily.

„Bist du muggelstämmig?“, fragte Yuna interessiert.

„Meine Mum war eine Zauberin, ich bin aber in der Muggelwelt aufgewachsen“, erklärte Emily.

Yunas Augen leuchteten interessiert auf, doch bevor sie eine Frage stellen konnte, klopfte es an der Tür und Mattis kam herein. „Tut mir Leid, dass ich störe. Ich will dir nur sagen, dass Karkaroff wieder zurück auf dem Schiff ist.“

Yuna seufzte. „Damit du deinen Seelenfrieden hast, werde ich den beiden den Rest des Schiffes nicht zeigen.“ Ihre Augen blitzten allerdings spitzbübisch auf. „Heute zumindest nicht.“

„Ich kann dich also nicht davon abhalten“, seufzte auch Mattis.

„Du kennst mich doch“, lachte Yuna.

„Leider.“ Das trug Mattis einen Schlag von Yuna ein und alle lachten.

So verbrachten sie den Nachmittag gemütlich in Yunas Kabine statt mit einer Besichtigungstour. Später kam auch noch Viktor vorbei und quetschte sich hinein. Die drei erzählten Emily und Inga viel von ihrem Leben in Durmstrang und langsam merkten die beiden, dass gar nicht so viele Unterschiede zwischen den beiden Schulen gab.

***

Am nächsten Morgen wurde Emily von einem lauten Klackern geweckt, das auch nicht nachließ als sie sich wieder die Decke über den Kopf zog. Seufzend stand sie auf, weil ihr Bett am nächsten zum Fenster stand, von dem das Klackern scheinbar kam. Das Klackern kam von einer Eule, die unablässig mit ihrem Schnabel gegen das Fenster pickte. Hinter Emily wurden auch die anderen Mädchen wach, obwohl es gerade erst hell wurde und es noch Zeit war bis zum Aufstehen.

Die Eule hüpfte auf Emilys ausgestreckten Arm und Emily schaute nach an wen der Brief adressiert war. Er war für sie, aber sie erkannte die Schrift nicht. Aber wer würde ihr schreiben und dass schon so früh?

Sie gab der Eule ein paar Leckereien und setzte sie wieder ab, damit sie den Brief öffnen konnte. Es waren nur ein paar Zeilen, die Emily sich aber ein paar Mal durchlesen musste, ohne sie aber wirklich zu verstehen.

Emily, tu nichts unüberlegtes was auch immer heute noch geschehen mag. Wir haben keine Ahnung wie das passieren konnte.

Halte durch, ich bin in ein paar Stunden bei dir.

Sophia

Emily runzelte die Stirn, auch nach dem zehnten Mal lesen ergab das nicht wirklich einen Sinn. Sie reichte Hermine den Brief, doch auch sie hatte keine Ahnung und zuckte nur mit den Schultern. Danach konnte Emily auch nicht mehr schlafen und schnappte sich ein Buch um zu lesen bis es Zeit fürs Frühstück war. Doch auch das Buch konnte sie nicht vom dem Brief ablenken und sie fragte sich ständig was das zu bedeuten hatte, aber vielleicht wusste Harry ja etwas.

Als sie dann endlich in den Gemeinschaftsraum kam, war Harry schon weg, wahrscheinlich längst mit Ron beim Frühstück. Dann wurde Emily noch von Ginny aufgehalten, die ihr Charlies neuesten Brief zeigte und so kam sie als eine der letzten zum Frühstück in die Große Halle.

Schon von weiten sah sie wie Dumbledore und McGonagall den breiten Mittelgang auf sie zueilten, dicht gefolgt von Harry, Ron, Hermine, Leo und Inga. Emilys Knie wurden ganz schwach und sie begann sich Sorgen zu machen. Was wenn jemanden etwas passiert war? Remus oder Sirius?

Doch es wurde auf einmal ganz leise in der Großen Halle und alle Blicke wandten sich zu Emily, die immer noch wie angewurzelt auf der Schwelle stand. Einer der Hufflepuffs reichte Emily mit einem neugierigen Blick den Tagespropheten.

Emily warf einen Blick auf die Schlagzeile, die größer und dicker als sonst immer erschien, und ihr wurde schwindelig. Die Buchstaben begannen sich zu drehen, doch sie hatte genug verstanden um sich der Bedeutung bewusst zu sein.

Rita Skeeter hatte zugeschlagen und dieses Mal war Emily ihr Opfer.

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Tut mir Leid für die lange Pause zwischen den Kapiteln, ich hoffe das lange Kapitel entschädigt euch ein bisschen :)

Was haltet ihr vom Ende? Was hat Skeeter wohl vor? :D

Und tausend Dank für mittlerweile über 1.000 Kommentare und 2.200 Votes bei Animagus! Ihr seid der Wahnsinn! Ich kanns immer noch nicht fassen :)

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