3. Dementoren

3. Dementoren

Am nächsten Morgen machten sich alle auf den Weg nach King’s Cross. In dem ganzen Durcheinander hatten weder Emily noch Harry Zeit Ron und Hermine etwas zu erzählen. Zwei Wagen des Ministeriums brachten sie zum Bahnhof und dann machten sie sich auf den Weg zum Gleis 9 ¾. Als sie durch die magische Barriere durch waren, zog Mr Weasley Emily und Harry beiseite.

„Da gibt es etwas was ich euch beiden sagen-" , begann Mr Weasley

„Schon in Ordnung“, begann Emily.

„Wir wissen es bereits. Wir haben sie gehört“, fügte Harry hinzu. „Man konnte sie nicht überhören.“

„Ich möchte, dass ihr mir euer Wort gebt, das ihr niemals nach Black suchen werdet.“

„Was?“, riefen die Zwillinge unisono.  

„Versprecht es mir, was auch immer passiert!“, sagte Mr Weasley hastig.

„Warum sollten wir nach jemanden suchen der uns umbringen will?“, fragte Emily verwundert.

Doch dann ertönte ein schriller Pfiff. Es war allerhöchste Zeit in den Zug zu steigen. Emily und Harry verabschiedeten sich hastig von Mr und Mrs Weasley dann rannten sie in den Zug auf der Suche nach Hermine und Ron. Sie fanden sie auf dem Gang auf der Suche nach einem leeren Abteil. Alle waren voll besetzt, bis auf die letzte in der ein einzelner Mann saß. Er schien am schlafen zu sein. Sein Umhang war ein bisschen schäbig und er selbst sah müde und erschöpft aus. Im Gepäckfach über ihm war ein Koffer verstaut, das Namensschild sagte, dass das der Koffer von Professor R.J. Lupin war.

„Wer ist das wohl?“, fragte Ron leise während sie sich setzten.

„Professor R.J. Lupin“, antworteten Emily und Hermine gleichzeitig. „Steht auf seinem Koffer“, fügte Hermine hinzu.

„Was er wohl unterrichtet?“, fragte Ron weiter.

„Verteidigung gegen die dunklen Künste“, erwiderte Hermine. „Das ist die einzige Stelle die frei ist.“

"Er sieht aus als ob er gleich umfallen würde", sagte Ron.

"Letzte Nacht war Vollmond. Vielleicht hat er schlecht geschlafen", erwiderte Emily schulterzuckend und setzte sich.

Nachdem das geklärt war, begannen die Zwillinge zu erzählen was sie am Vorabend gehört hatten. Als sie fertig waren sagte Hermine: „Sirius Black ist ausgebrochen um nach euch zu suchen? Ob Dumbledore so etwas wohl geahnt hat? Weil er gesagt hat, dass Emilys Herkunft ein Geheimnis bleiben muss?“

„Nicht geahnt, gewusst“, antwortete Emily. „Es gibt genug dunkle Gestalten die hinter Harry her sind, nicht nur Black.“

„Ihr müsst auf euch aufpassen“, sagte Hermine eindringlich. „Es ist doch immer noch ein Geheimnis, oder?“

„Ja“, bestätigte Emily. „Nur Fred und George wissen auch Bescheid, weil sie ihre Eltern gehört haben. Mrs Weasley hat es ihnen bei Androhung schlimmster Strafen verboten es zu erzählen. Es ist also sicher. Aber ich habe sowieso nicht vor nach jemanden zu suchen, der mich oder Harry umbringen will.“

„Eben“, fügte Harry hinzu. „Der Ärger findet mich schon von selber. Deshalb dürfen wir noch weniger nach Hogsmeade.“

„Ihr dürft nicht nach Hogsmeade?“, fragte Ron ungläubig.

„Onkel Vernon hat die Erlaubnis nicht unterschrieben“, erklärte Harry. „Und McGonagall wird uns bestimmt nicht aus dem Schloss lassen.“

„Wir können Fred und George fragen-" schlug Ron eifrig vor.

„Ron!“, sagte Hermine scharf. „Ich denke nicht, dass die beiden sich aus dem Schloss schleichen sollten, wenn Black unterwegs ist. Und er wird sich auch nicht davon abhalten euch umzubringen, wenn Schüler dort sind!“

Es fing an zu regnen und dicke Tropfen klatschten gegen das Fenster. Der Horizont begann sich zu verdunkeln während der Zug immer weiter nach Norden fuhr. Doch plötzlich wurde der Zug langsamer und blieb mit einem Ruck stehen.

„Wir können doch noch gar nicht da sein“, sagte Hermine verwundert und schaute auf ihre Armbanduhr.

„Warum halten wir dann?“, fragte Ron. Er hatte kaum fertig gesprochen als alle Lampen ausgingen und den Zug in Dunkelheit hüllten. Die Abteiltür öffnete sich quietschend und irgendjemand kam hinein.

„Wisst ihr was los ist?“, fragte dieser irgendjemand, der sich als Neville Longbottom entpuppte.

„Setz dich“, sagte Emily und zog Neville auf den Sitz neben sich. „Wir haben auch keine Ahnung. Ich geh mal zum Zugführer und frag nach.“ Sie stand auf und öffnete die Abteiltür als sie mit einem Mal gegen jemanden stieß. „Autsch.“

„Sorry. Ich bin’s nur, Ginny. Ich hab nach Ron gesucht“, antwortete Ginny.

„Komm rein und setz dich.“ In der Dunkelheit suchten Emily und Ginny ihre Plätze wieder, nicht ohne, dass sie ein paar Leuten auf die Füße traten.

"Emily?", fragte Inga plötzlich. "Bist du hier?"

"Ja, komm rein", erwiderte Emily und zog Inga zu sich auf den Sitz. Langsam wurde es eng.

"Ich hab dich gesucht, aber könnte bitte irgendjemand endlich das Licht anmachen? Ich würd dich gerne sehen." Ingas Stimme war erstaunlich fröhlich. "Euch natürlich auch. Wer auch immer hier mit sitzt. Auf wessen Hand habe ich mich eigentlich gerade gesetzt?"

„Ruhe“, unterbrach sie eine raue Stimme. Professor Lupin war anscheinend aufgewacht. In der Hand hielt er eine kleine Flamme, die zitternde Schatten in das Abteil warfen. Plötzlich beschlugen die Scheiben und kleine Eisblumen formten sich. Ihr Atem wurde in der Luft sichtbar, und Emily fühlte die Kälte bis tief in ihre Knochen hinein. Auf dem Gang tauchte eine schwebende Figur auf. Ihr Körper war von einem langen Mantel umhüllt, genauso wie der Kopf, der unter einer Kapuze verbogen war.

Emilys Augen rollten in den Kopf, so dass nur noch das Weiße zu erkennen war. Sie sah nichts mehr. Es war als ob sie in eiskaltem Wasser ertrinken würde. Dann hörte sie von weit, weither wie jemand verängstigt, hilflos schrie. Immer wieder. Die Kälte nahm zu und sie wusste, dass Harry das gleiche sah, fühlte, hörte. Lag es nur daran, dass sie Seelenverwandte waren? Oder steckte mehr dahinter?

„Emily? Ist alles in Ordnung?“ Jemand gab ihr eine Ohrfeige und Emily riss die Augen wieder auf. Über ihr hingen schwankende Laternen und der Zug bewegte sich wieder. Sie erkannte, dass sie auf den Boden gefallen war und dass Harry neben ihr lag. Auch er schien gerade wieder aufgewacht zu sein. Emily rappelte sich zitternd wieder auf.

„Habt ihr das auch gehört?“, fragte Emily.

„Die Schreie?“, erwiderte Harry. „Ja, die habe ich auch gehört.“

„Welche Schreie? Niemand hat geschrien“, sagte Ron.

„Aber Harry und ich haben es doch gehört-" , sagte Emily verwundert und sah die anderen an.

„Esst“, mischte sich Professor Lupin ein und reichte den Zwillingen ein Stück Schokolade. „Es hilft euch.“

„Was war das?“, fragte Harry.

„Ein Dementor“, antwortete Lupin. „Aus Askaban. Ich muss mit dem Fahrer reden. Entschuldigt mich…“ Er stand auf und ging an ihnen vorbei zur Tür. Er warf einen letzten Blick auf Emily, dann trat er auf den Gang. Emily sah wie er sich die Schläfen rieb und dann kopfschüttelnd weiter ging. In seinen Augen hatte Verwirrung, Trauer und Unglauben gestanden. Es erinnerte sie frappierend an den Ausdruck in den gelben Augen des großen Hundes den sie damals im Ligusterweg gesehen hatte.

„Geht es euch wirklich gut?“, fragte Hermine ängstlich.

„Was ist überhaupt passiert?“, fragte Harry.

„Nun der Dementor stand hier und sah sich um und ihr- ihr…“

„Ich dachte, ihr habt so einen Anfall oder so“, sagte Ron. „Du hast angefangen zu zucken, dann bist du vom Sitz gefallen. Zwei Sekunden später lag Emily neben dir.“

"Bitte mach nie wieder so etwas, ja?" Durch Ingas Körper zog sich ein Schaudern. "Sah ein bisschen gruselig aus."

"Danke, Inga. Sehr nett von dir." Emily verdrehte die Augen.

Inga zuckte mit den Schultern und grinste. "Ist aber so. Immer wieder gerne."

„Und Professor Lupin ist über euch drüber gestiegen und sagte: Niemand von uns hat Sirius Black versteckt. Dann hat er etwas gemurmelt und etwas Silbriges schoss aus seinem Zauberstab…“, fügte Hermine hinzu.

„Aber niemand sonst ist vom Sitz gefallen, oder?“, fragte Harry.

„Nein“, sagte Ron. „Ginny hat wie verrückt gezittert, aber sonst…“

Emily und Harry sahen sich verwundert an. Warum nur sie? Nachdenklich biss Emily von der Schokolade ab und die Wärme drang wieder in ihren zitternden Körper. Lupin kehrte wieder zurück und für den Rest der Fahrt sprachen sie nur noch wenig. Selbst Inga sagte nicht mehr viel. Im Schloss wurden sie von Professor McGonagall abgefangen, die Emily, Harry und Hermine dringend sprechen wollte.

McGonagall führte sie in ihr Büro und sagte, nachdem sie sich alle gesetzt hatten: „Professor Lupin hat eine Eule geschickt um zu sagen, dass sie beide krank wurden.“

„Es ist nichts“, sagte Emily rasch.

„Uns geht es gut“, fügte Harry hinzu. Bevor sie noch etwas sagen konnten, kam Madam Pomfrey hinein. Sie betrachte die Zwillinge und fühlte ihnen den Puls.

„Was brauchen die beiden?“, fragte McGonagall.

„Uns geht es gut“, wiederholte Harry.

„Zumindest Schokolade sollten sie bekommen“, antwortete Madam Pomfrey.

„Hatten wir schon“, beieilte sich Emily zu sagen. „Professor Lupin hat uns welche gegeben.“

„Hat er?“, sagte Madam Pomfrey anerkennend. „Endlich ein Professor der davon Ahnung hat.“

„Seid ihr sicher, dass es euch gut geht?“, fragte McGonagall.

„Ja“, sagten Emily und Harry unisono. Danach durften sie gehen, nur Hermine blieb mit McGonagall im Büro.

„Was glaubst du warum wir diese Schreie gehört haben?“, fragte Harry als sie auf dem Flur standen.

„Vielleicht irgendeine Erinnerung?“, mutmaßte Emily. „Vielleicht ist es bei uns nur schlimmer geworden, weil wir beide es gespürt haben und gleichzeitig das was andere gefühlt hat. Wie zwei Spiegel die man gegenüber stellt.“ Sie tippte sich vielsagend gegen die Schläfen.

„Aber was für eine Erinnerung?“, fragte sich Harry.

„Etwas Schlimmes“, sagte Emily. „Ich will es nie wieder fühlen. So kalt war mir noch nie in meinem Leben.“

Hermine kam wieder und sah ziemlich glücklich. Gemeinsam mit McGonagall gingen sie wieder hinunter in die Große Halle. Sie kamen gerade passend für Dumbledores Rede zum Jahresanfang.

„Willkommen zu einem neuen Jahr in Hogwarts. Wie ihr bereits mitbekommen habt, ist unsere Schule gerade Gastgeber für die Dementoren von Askaban, im Auftrag des Ministeriums der Zauberei. Sie sind an jedem Eingang stationiert und während sie bei uns sind, muss ich deutlich machen, dass niemand ohne Erlaubnis die Schule verlassen darf. Dementoren lassen sich nicht durch Tricks und Verkleidungen, oder gar Tarnumhängen, täuschen. Es liegt nicht in der Natur eines Dementors Bitten und Entschuldigungen zu verstehen.“

Er sah über die versammelte Schülerschaft bevor er weiter sprach: „Ich bin sehr erfreut zwei neue Lehrer in unseren Reihen begrüßen zu dürfen. Zuerst Professor Lupin, der nun Verteidigung gegen die dunklen Künste unterrichten wird.“ Der Applaus war etwas verhalten. Snape betrachtete den neuen Lehrer mit puren Hass, was nicht nur damit zusammenhing, dass Lupin den Job bekommen hatte hinter dem seit Jahren her war. Es steckte mehr dahinter.

„Ich freue mich sagen zu können, dass niemand anders als unser Rubeus Hagrid eingewilligt hat, den Posten als Lehrer für Pflege magischer Kreaturen anzunehmen.“ Diesmal war der Applaus stärker, vor allem bei den Gryffindors. Nach dem wundervollen Essen mischte sich Emily unter die Menge und suchte nach ihren Freunden. Inga kam vom Tisch der Slytherins hinüber, an dem sie mit einer blonden Schülerin gesprochen hatte. Leo schloss sich Emily an.

"Alles wieder besser?", fragte Inga sie besorgt.

"Klar. Die Schokolade hat definitiv geholfen", antwortete Emily.

"Was ist denn im Zug passiert?", wollte Leo wissen.

"Nichts Schlimmes. Die Begegnung mit den Dementoren war nicht gerade erfreulich", erwiderte Emily ausweichend. "Alles wieder gut."

"Wirklich?"

Emily verdrehte die Augen. "Ja, wirklich."

„Du ich muss los, sonst steh ich gleich vorm Gemeinschaftsraum ohne Passwort“, rief Inga. „Wir sehen uns morgen!“ Und schon war sie verschwunden.

„Wir sollten uns auch auf den Weg machen“, sagte Leo lächelnd und sie folgten den restlichen Gryffindors hoch in den Turm.

„Wie waren deine Ferien?“, fragte Emily.

Leo zuckte mit den Schultern. „Ganz in Ordnung. Aber ich bin froh wieder hier zu sein.“

Emily nickte, sie verstand ihn nur zu gut. Hogwarts war ihr Zuhause. Mittlerweile waren sie in dem gemütlichen Gemeinschaftsraum angekommen.

„Warte hier“, sagte Leo und rannte schon die Treppen hinauf. „Ich hol eben dein Geschenk.“

Ein paar Minuten später kam er mit einem dicken Paket wieder. „Hier, es war leider zu schwer für Eos und mehr Eulen kannte ich auch nicht.“

„Danke“, sagte Emily lächelnd und riss das Geschenkpapier ab. Darunter zum Vorschein kam ein dickes Buch mit dem Titel Magische Malerei durch die Jahrhunderte. Emily hatte das Buch ein paar Mal bei Flourish & Blotts gesehen, bis es eines Tages weg war. Jetzt war auch klar warum. Sie bedankte sich noch mal. „Das ist wirklich toll.“

„Schön, dass es dir gefällt“, antwortete Leo. „Ein bisschen Inspiration wenn du mal wieder bei Binns im Unterricht malst.“

Emily grinste. Bei Binns musste man sich irgendwas überlegen, damit man nicht einschlief. So langweilig war sein Unterricht. Aber es war schön wieder in Hogwarts zu sein.

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