7. Leo Lestrange

7. Leo Lestrange

 Am nächsten Morgen wurde Emily von Hermine geweckt, die schon komplett angezogen neben ihrem Bett stand. Hastig stand Emily auf und zog sich die Schuluniform an. Hermine half ihr noch schnell beim Binden der rotgoldenen Krawatte, dann machten sie sich auf den Weg in die große Halle. Auf den Weg erzählte Hermine alle möglichen Sachen über die sie schon gelesen hatte, zum Beispiel, dass es 142 Treppen in Hogwarts gab. Emily fand zwar, dass Hermine manchmal zu viel redete, aber sonst war sie ganz nett.

  „Guten Morgen die Damen“, rief eine Stimme von hinten. Emily drehte sich um und sah Fred und George hinter ihnen. Emily grüßte zurück und gemeinsam gingen sie weiter. Sie war froh, dass die Zwillinge ihnen den Weg zeigten, denn alleine hätten sich Hermine und sie bestimmt verlaufen, denn Hogwarts war riesig.

 Am Tisch trafen sie auf Leo, der sich hinter dem Tagespropheten versteckte. Emily setzte sich ihm gegenüber und begann zu essen. Ab und zu sah sie auf und las einige Schlagzeilen. Eine zog ihre Aufmerksamkeit auf sich.

„Hey Hermine. Guck mal. Da war ein Einbruch in Gringotts am 31. Juli. An dem Tag war ich auch in der Winkelgasse“, sagte Emily.

Hermine las den Artikel und runzelte die Stirn. „Wer ist denn so verrückt und bricht da ein? Wenn ich nur daran denke was am Eingang stand. Irgendwas mit fürchterlichen Strafen und so. Außerdem meinte einer der Kobolde Gringotts sei so sicher wie Hogwarts.“

„Es wurde nichts gestohlen. Das Verlies war leer“, mischte sich plötzlich Leo ein. Er senkte die Zeitung und sah die Mädchen an.

„Aber komisch ist es schon“, meinte Emily. Weil keiner von ihnen eine Ahnung hatte, wandten sie sich wieder dem Frühstück zu.

  Die erste Unterrichtsstunde war Verwandlung bei Professor McGonagall. Sie machte allen sofort klar, dass sie den Unterricht ernst zu nehmen hatten und sie keine Späße dulden würde, denn Verwandlung wäre eine der komplizierten magischen Künste. McGonagall ließ sie erst eine Menge Notizen machen, bevor sie überhaupt zaubern durften. Ihre erste Aufgabe war es ein Streichholz in eine Nadel zu verwandeln. Emily war gleichermaßen erstaunt wie zufrieden, dass sie es zusammen mit Hermine als erste schafften ein Streichholz zu verwandeln.

 Als nächstes folgte Kräuterkunde. Dazu mussten die Erstklässler hinunter zu den Gewächshäusern, wo sie gemeinsam mit den Hufflepuffs von Professor Sprout unterrichtet wurden. In Kräuterkunde lernten sie alles über die Pflege und den Umgang mit magischen Pflanzen. Emily fand dieses Fach nur leidlich interessant, sie sah zwar den Sinn dieser Pflanzen ein, aber im Vergleich zu Verwandlung war Kräuterkunde ziemlich langweilig. Erstaunlicherweise war der nervöse Junge, der immer seine Kröte verlor, Neville, ziemlich gut in Kräuterkunde.

 Dann gab es noch Astronomie bei Professor Sinistra. An einen Abend pro Woche ging es für alle auf den Astronomieturm um die Sterne zu beobachten. Emily musste dabei immer an die Nacht denken in der sie mit den Zwillingen die Sternschnuppen beobachtet hatte.

Weiter ging es mit Geschichte der Zauberei unterricht von dem Geist Professor Binns. Normalerweise hätte Emily Geschichte interessant gefunden, doch Professor Binns hatte das Talent die Daten so langweilig herunter zu leiern, dass man sich anstrengen musste um nicht einzuschlafen. Selbst Emily schaffte es nicht aus ihrer Langeweile zu erwachen und Binns mit Fragen zu löchern, wie sie es sonst gerne tat. Die beste Ablenkung war mit seinen Nachbarn zu reden oder versuchen Notizen zu machen. Da Hermine lieber Notizen machte als zu reden, unterhielt sich Emily meist mit Leo, der auf ihrer anderen Seite saß.

 Leo war erstaunlich nett, obwohl er sich gegenüber anderen oft recht abweisend verhielt. Im Gegensatz zu Emily war er in der Zaubererwelt aufgewachsen, wenn auch nicht bei seinen Eltern. Er sagte nicht warum und Emily fragte ihn auch nicht danach. Er wurde oft angestarrt, wenn Schüler seinen Nachnamen hörten. Der einzige der noch mehr angestarrt wurde war Harry. Ihm folgte ein ständiges Flüstern, über all wo er hinging. Emily konnte Harry ansehen, wie unwohl er sich fühlte.

  Doch nicht alle Stunden waren so langweilig wie Geschichte der Zauberei, denn es gab noch Zauberkunst, das von dem winzigen Professor Flitwick unterrichtet wurde. Bei ihm lernten sie Zaubersprüche wie Lumos, der ein Licht an der Spitze des Zauberstabes entzündete, und Nox, der das Licht wieder ausgehen ließ.

 Verteidigung gegen die dunklen Künste wurden von dem Professor mit dem Turban unterrichtet. Quirrell war fürchterlich nervös, stotterte und wirkte ängstlich. Im Klassenzimmer roch es immer nach Knoblauch, um Vampire abzuwehren, wie alle vermuteten. Die Zwillinge hatten Emily erzählt, dass auch im Turban Zwiebeln steckten.

 Als letztes Fach gab es noch Zaubertränke, das wie Emily bereits wusste, von Professor Snape unterrichtet wurde. Die Gryffindors waren nicht sehr begeistert darüber, denn es war allgemein bekannt, dass Snape die Slytherins bevorzugte, denn er war Hauslehrer von Slytherin. Das Klassenzimmer war unten in den Kerkern in der Nähe des Gemeinschaftsraumes der Slytherins mit denen sie diese Stunden zusammen hatten.

  Die Erstklässler trafen sich alle nach dem Mittagessen im Gang vor dem Klassenzimmer. Viele der Slytherins warfen Leo abfällige Blicke zu und Emily sah wie er verärgert seine Zähne zusammen biss. Sie lächelte ihm kurz zu, doch sie wurde abgelenkt vom Auftreten Snapes. Gekleidet in sein übliches Schwarz und mit wehendem Umgang.

  Nachdem alle saßen, begann Snape damit, durch die Klassenliste zu gehen. Als er Emilys Namen sagte, blickte er nur kurz auf und ließ sich kein bisschen anmerken, dass er sie schon kannte. Bei Leo hob er nur kurz leicht irritiert die Augenbraue, dann ging er weiter die Liste durch. Er stoppte erst bei Harry. „Ah ja. Harry Potter, unsere neue Berühmtheit“, zischte Snape.

  Er begann mit seiner Einleitung über die Kunst der Zaubertränke, als er plötzlich begann Harry zu befragen. Emily hatte Mitleid mit ihm, denn man sah Harry an, dass er absolut keine Ahnung hatte was Snape von ihm wissen wollte. Keiner in der Klasse schien Ahnung zu haben, außer Hermine, die sich verzweifelt meldete. Emily wunderte das nicht, denn sie hatte in den letzten Tagen gemerkt, dass Hermine schon alle Bücher gelesen hatte und fast alles schon wusste. Aber Snape ignorierte Hermine und zog stattdessen Harry Punkte ab. Es war klar, dass Snape warum auch immer Harry hasste.

  Neville schaffte es einen Kessel zu schmelzen und der Trank floss auf den Boden und über seinen Körper. Dafür zog er Harry noch einen Punkt ab, was wirklich unfair war. Aber so war Snape. Er zog den Gryffindors für alles und jedes bisschen Punkte ab, egal wofür. Emily und Hermine hatten Glück und blieben meistens verschont, denn ihre Zaubertränke klappten meistens. Und so war Emily nach ein paar Wochen die einzige der Snape noch keine Punkte abgezogen hatte.

  Nach dem Unterricht wollte  Emily in den Gemeinschaftsraum laufen um nach Fred und George zu suchen. Sie hatten ihr vom einem ihrer neuesten Streiche erzählt und Emily wollte wissen ob es geklappt hatte. Hermine verschwand wie so oft in der Bibliothek, während Harry und Ron nach draußen liefen um Hagrid zu besuchen.

 Doch auf dem Weg nach oben fand sie Leo. Er saß auf einer der Fensterbänke und starrte nach draußen. Sein blasses Gesicht spiegelte sich in der Fensterscheibe und er hatte seine Fäuste zusammengeballt. Er wandte sich zu Emily und sah sie mit einer Mischung aus Wut und Traurigkeit an.

„Willst du mir auch sagen, dass ich nicht nach Gryffindor gehöre?“, stieß er bitter hervor.

Emily sah in irritiert an, was hatte er auf einmal? Sie setzte sich neben ihn. „Nein, natürlich nicht. Wie kommst du darauf?“

„Du hast es doch bestimmt schon mitbekommen. Wie kann ein Lestrange nur in Gryffindor sein?“

„Aber der Hut weiß was er tut, er hat dich ins richtige Haus eingeteilt.“

„Der Hut! Alle glauben der Hut hat einen Fehler gemacht!“, fuhr Leo sie an. Emily zuckte erschrocken zurück und Leos Ausdruck wurde weicher. „Ich wollte dich nicht erschrecken. Hier, lies.“ Er reichte ihr ein zusammengeknülltes Stück Pergament. Emily sah ihn unsicher an, aber Leo nickte auffordernd und sie nahm das Pergament. Vorsichtig glättete sie es und begann zu lesen.

  Leo,

 ich hoffe es geht Dir gut in Hogwarts. Draco hat uns bereits geschrieben und uns gesagt, dass Du vom Sprechenden Hut nach Gryffindor geschickt worden bist. Ich hoffe, dass das wirklich nur ein Fehler war und man ihn korrigieren kann. Darf ich Dich daran erinnern was es heißt ein Lestrange zu sein? Vergiss niemals Dein Erbe, Deine Familie und Deine Pflicht ihr gegenüber. Du bist genauso ein Teil des fürnehmen und gar alten Hauses Black. Sprich mit dem Schulleiter vielleicht kannst Du noch nach Slytherin wechseln. Wir sehen uns an Weihnachten wieder.

 Narcissa & Lucius

 „Meine Tante und mein Onkel“, erklärte Leo als Emily fertig war mit Lesen. Sie betrachtete Leo für einen Moment ganz genau.

„Willst du überhaupt nach Slytherin?“, fragte sie sanft.

Er raufte sich die die blonden Haare. „Nein. Und genau das ist ja das Problem. Keiner glaubt mir, dass ich froh bin in Gryffindor zu sein. Alle glauben weil ich ein Lestrange bin muss ich nach Slytherin.“

„Wenn du wirklich den Mut hast, für deine Überzeugungen einzustehen und dich gegen deine Familie zu stellen, dann hat der Hut dich zu Recht nach Gryffindor geschickt.“

  „Vielleicht hast du Recht. Es ist nur nicht einfach sich so gegen seine Familie und ihre jahrhundertealten Vorstellungen zu stellen. Bis jetzt war nur ein einziger aus meiner Familie in Gryffindor und selbst der ist kein guter Mensch gewesen" sagte Leo seufzend. „Ich hoffe wenigstens du hast eine bessere Familie als ich.“

„Ich habe keine Familie mehr. Meine Eltern sind tot“, sagte Emily.

„Oh, das hätte ich nicht sagen sollen. Tut mir Leid“, entschuldigte Leo sich betroffen.

„Schon gut. Konntest du ja nicht wissen. Lass uns wieder nach oben gehen.“ Sie rutschten von der Fensterbank und machten sich gemeinsam auf den Weg in den Turm. Sie kletterten durch das Portraitloch und Emily ging zu den Zwillingen hinüber.

Die Zwillinge saßen auf dem Teppich vor dem Feuer und diskutierten eifrig. Emily setzte sich neben Fred und begrüßte die Zwillinge. „Und was hattest du gerade?“, fragte George.

„Zaubertränke. Ist Snape zu allen so?“, seufzte Emily.

„Ja. Wir haben schon viele Punkte verloren, aber so schlimm ist es jetzt auch wieder nicht“, sagte Fred.

„Genau, durch Quidditch haben wir sie meistens wieder reingeholt“, ergänzte George. 

„Na dann. Was ist aus eurem Plan geworden?“, fragte sie.

Fred und George zogen lange Gesichter. „Wir hatten eigentlich alles vorbereitet, aber dann kam erst Mrs Norris, die olle Katze von Filch, und dann auch Filch persönlich. Er hat uns gesehen und so haben wir die Beine in die Hand genommen und sind gegangen“, erklärte Fred.

„Wie gern ich dieses Katzenbiest mal treten würde! Aber morgen probieren wir es noch mal“, sagte George.

„Und wir wollten nicht schon in der ersten Schulwoche nachsitzen, nicht, dass es uns sehr stören würde.“ „Wir sind es nämlich gewöhnt, aber man hat doch besseres zu tun als Nachsitzen“, schloss Fred.

  Emily setzte sich danach an ihre Hausaufgaben, denn obwohl es erst die erste Woche war, hielt es die Lehrer nicht davon ab ihnen Berge an Hausaufgaben zu geben, besonders McGonagall und Snape. Seufzend arbeitete sie sich durch ihre Bücher um die Aufsätze fertig zu schreiben, denn beide Lehrer waren äußerst streng. Leo saß neben ihr, aber beide waren zu beschäftigt mit ihren Hausaufgaben um sich zu unterhalten.

  Erst zum Abendessen in der großen Halle traf sie Hermine, Harry und Ron wieder. Die beiden Jungen unterhielten sich über einen Zeitungsartikel aus dem Tagespropheten. Erstaunt stellte Emily fest, dass es derselbe war über den sie sich mit Hermine beim Frühstück unterhalten hatte.

„Ich wüsste zu gern was in dem Verlies war“, sagte Ron gerade.

Harry nickte eifrig. „Ja. Es war etwas Kleines, falls es wirklich Verlies 713 war.“

„Ihr solltet euch da wirklich nicht einmischen. Das ist viel zu gefährlich. Außerdem gibt es genug fähige Leute, die sich darum kümmern“, meldete sich Hermine zu Wort. Harry und Ron zuckten nur mit den Schultern, sie interessierten sich nicht dafür was sie sagte.

Hermine warf Emily einen auffordernden Blick zu um auch etwas zu sagen. Doch Emily hob nur entschuldigend die Hände und widmete sich wieder dem Essen. Insgeheim war sie selber neugierig was den Einbruch betraf, denn sie war ja am selben Tag in der Nähe gewesen. Hermine sah sie verärgert an und begann danach wieder in ihrem Buch zu lesen.

------------

In diesem Kapitel ist nicht soviel passiert, aber man hat was über Leo erfahren :) Nächstes Kapitel ist ein bisschen mehr Action :)

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top