20. Hogwartsexpress
20. Hogwartsexpress
Am nächsten Morgen wurden sie alle von Mrs Weasley geweckt und nach einem hastigen Frühstück stiegen sie alle in den magisch vergrößerten Ford Anglia. Nachdem erst George seine Feuerwerkskörper, Fred seinen Besen und Ginny ihr Tagebuch vergessen hatten, erreichten sie King’s Cross erst kurz vor elf. Eine nervöse Mrs Weasley scheuchte sie quer durch den Bahnhof, damit sie pünktlich zum Gleis kamen. Ohne Probleme passierte Emily zusammen mit den Zwillingen die Barriere und sie traten auf Gleis 9 3/4. Vor ihnen stand schon die scharlachrote Dampflok. Hinter ihnen kam Mrs Weasley gemeinsam mit Ginny und schob alle in den Zug.
Fred und George trafen Lee Jordan und suchten sich zusammen ein Abteil, während Emily Leo, Hermine und Neville traf. Erst als sie sich im Abteil niederließ, fiel ihr auf das Harry und Ron fehlten. In der ganzen Hektik hatte sie nicht gemerkt, dass die beiden verschwunden waren. Sie dachte, die beiden wären hinter ihr gewesen.
„Hast du Harry oder Ron irgendwo gesehen?“, fragte sie Hermine besorgt.
Hermine schüttelte den Kopf. „Vielleicht sind die beiden in einem anderen Abteil?“
„Kann sein“, erwiderte Emily. „Aber dann würden sie doch Bescheid sagen? Nicht dass Harry schon wieder verschwunden ist.“ Sie spielte auf den Vorfall in der Winkelgasse an.
„Wenn sie nicht bald auftauchen, dann können wir sie suchen, ja?“, schlug Hermine vor und Emily nickte. Hoffentlich hatte Hermine Recht. Harry hätte ihr gesagt wenn er woanders wäre. Sie versuchte sich daran zu erinnern ob sie ihn auf dem Bahnsteig gesehen hatte, doch Mrs Weasley hatte sich von ihnen verabschiedete und sie hatte nicht so darauf geachtet. Wenigsten war Ron bei ihrem Bruder.
Ein paar Minuten später öffnete Ginny die Tür und fragte: „Hey, kann ich bei euch sitzen? Die anderen Abteile sind schon voll.“
„Klar, komm rein“, antwortete Emily und deutete auf den freien Platz neben Neville.
„Danke. Ich hätte mich auch zu Percy setzen können, aber das wollte ich nun auch wieder nicht“, erklärte Ginny und setzte sich.
Emily lachte leise. Percy war der vernünftigste aller Weasleys und Vertrauensschüler, leider aber auch recht langweilig. „Kann ich verstehen. Das ist Leo und das ist Neville. Hermine kennst du ja.“ Die Angesprochenen grüßten Ginny kurz. „Das ist Ginny, sie ist Rons kleine Schwester. Sie kommt dieses Jahr in die erste Klasse.“
„Und in welches Haus willst du?“, fragte Hermine neugierig.
„Gryffindor“, sagte Ginny selbstbewusst. „Alle Weasleys sind in Gryffindor. Und Geschwister kommen meist in das gleiche Haus.“
„Nicht alle. Padma und Parvati sind Zwillinge, aber in Ravenclaw und Gryffindor.“, erwiderte Hermine. Emily sah zu Leo hinüber, der ihr gegenüber am Fenster saß. Er hatte seine Zähne zusammengebissen und er sah angespannt aus als die Rede auf Geschwister kam. Sie warf ihm ein beruhigendes Lächeln zu, das er kurz erwiderte. Sie setzte gerade an etwas zu sagen, als Neville sie unterbrach und nach draußen deutete.
„Habt ihr das auch gesehen?“, rief er. „Da war gerade ein fliegendes Auto!“
Alle sprangen auf ihre Füße und stürmten zum Fenster um auch einen Blick auf das Auto zu erhaschen, doch es war nichts zu sehen.
„Da war wirklich ein fliegendes Auto!“, beteuerte Neville.
„Ich glaube dir, Neville“, versicherte Emily. Sie hatte so eine Vermutung was das für ein Auto war. Es gab nicht viele fliegende Autos in England. Wenn sie Recht hatte, saßen Harry und Ron gerade im Ford Anglia und flogen gen Hogwarts. Aber warum saßen sie nicht im Zug? Sie tauschte einen besorgten Blick mit Ginny, die anscheinend zu dem gleichen Schluss gekommen war. Emily seufzte, immerhin wusste sie jetzt wo ihr Bruder war. Sie hoffte, dass Ron wusste wie man das Auto flog. Die ganze Fahrt über sah sie aus dem Fenster, doch sie sah nur ab und zu das Auto durch die Wolken brechen und dann wieder verschwinden.
Die Zeit verflog schnell und die Mädchen gingen auf die Toilette um sich umzuziehen. Als sie wiederkamen lief der Zug gerade in Hogsmeade ein. Auf dem Bahnsteig sahen sie Hagrid, der wie jedes Jahr die Erstklässler über den See begleitete. Von Harry und Ron war jedoch keine Spur zu sehen. Zusammen mit ihren Klassenkameraden ging Emily hinüber zu den Kutschen, die sie nach oben zum Schloss bringen würden. Davor gespannt waren pferdeähnliche Tiere. Sie waren schwarz und so dünn, dass man die Knochen erkennen konnte. Außerdem hatten sie feingliedrige Flügel, die sie gerade angelegt hatten. Fasziniert trat Emily näher, sie wagte aber nicht die fremdartigen Tiere zu berühren.
„Was sind das für Tiere?“, fragte Emily neugierig.
„Da sind keine Tiere“, sagte Hermine.
„Doch, sie ziehen die Kutsche. Sie sehen ein bisschen aus wie Pferde“, erwiderte Emily verwundert. Warum sah Hermine die Tiere nicht?
„Das sind Thestrale“, erklärte Leo. „Man kann sie nur sehen wenn man den Tod gesehen hat. Ich sehe sie auch.“
Hermine schien es zu dämmern. „Ach so, davon habe ich gelesen.“ Sie stieg in die Kutsche ein, gefolgt von Neville.
„Wen hast du sterben sehen?“, fragte Leo leise.
„Jenna. Sie war eine Freundin von mir im Waisenhaus. Als wir beide acht waren ist sie an einer Lungenentzündung gestorben. Mrs Cole hat sich geweigert sie zum Arzt zu bringen, sonst hätte man sie retten können. Und du?“
„Der Tod ist bei uns allgegenwärtig. Es heißt nicht umsonst Todesser“, sagte Leo.
„Verzeih, ich hätte nicht fragen sollen“, entschuldigte sich Emily. Sie hatte nicht gewollt, dass Leo sich an schlechte Zeiten erinnert. Mit Jennas Tod hatte sie sich nach einiger Zeit abgefunden und es tat nicht mehr so weh. Leo winkte ab und sie stiegen in die Kutsche. Rumpelnd fuhren sie den Weg zum Schloss hinauf, dann liefen sie in die große Halle, die wieder einmal festlich geschmückt war. Die vier setzten sich an den Gryffindortisch und wurden von ihren Hauskameraden begrüßt.
„Evans! Dieses Jahr wieder im Quidditchteam?“, rief Wood quer über den Tisch. „Dieses Jahr ist der Pokal unserer!“ Alle lachten, denn es war Woods Lebenstraum einmal den Pokal zu gewinnen. Angelina und Katie winkten Emily zu.
„Klar“, rief Emily zurück. „Wenn du mich nimmst!“
Wood nickte, doch er wurde unterbrochen, denn McGonagall führte gerade die Erstklässler in die Halle. Emily sah kurz die roten Haare von Ginny aufblitzen, die neben einem hellblonden Mädchen stand. Schon begann der Hut sein Lied zu singen und dann begann er damit die Schüler einzuteilen.
Abbott, Jim war der erste der an die Reihe kam. Er wurde ein Hufflepuff. Creevey, Colin wurde der erste Gryffindor und mit tosendem Applaus begrüßt. Emilys Gedanken drifteten ab. Mittlerweile müssten Harry und Ron doch mal endlich angekommen sein. Plötzlich fiel ihr auf das ein Platz am Lehrertisch leer war. Professor Snape fehlte. Hatte man ihn geschickt um die Jungen zu suchen? Wenn ja, dann bedeutete es nichts Gutes. Es war schon von Anfang an klar, dass Snape ihren Bruder hasste. Sie wurde abgelenkt, denn jetzt wurde der Name von Leos Schwester aufgerufen.
„Lestrange, Katharina.“ Ein schlankes, hochgewachsenes Mädchen trat vor. Sie hatte helle Haut und lange, schwarze Locken die ihr wild über den Rücken fielen. Emily war sich sicher, dass sie in den dunklen Augen kurz der Wahnsinn aufblitzte. Aber das Mädchen war noch so jung… Der Hut berührte kaum ihren Kopf, da schrie er auch schon „SLYTHERIN!“ Der Tisch brach in lautes Jubeln aus. Sie warf ihrem Bruder noch ein dreckiges Grinsen zu bevor sie lächelnd zu ihren Haus stolzierte.
Emily sah zu Leo hinüber, dessen Augen sich zu kleinen Schlitzen verengt hatten. Sie war sich sicher, dass seine Hände unter dem Tisch zu Fäusten geballt waren. Sie legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter und er zuckte erschrocken zusammen. „Beruhig dich, sie ist es nicht wert“, flüsterte sie ihm ins Ohr und er nickte.
Als eine der letzten wurde endlich Ginny aufgerufen. Auch bei ihr entschied sich der Hut schnell. „GRYFFINDOR!“, brüllte er laut und Ginny rannte praktisch zu ihrem Tisch. Ihre Brüder und Emily begrüßten sie herzlich. Die jüngste Weasley strahlte glücklich.
Während des Festessens kamen plötzlich die ersten Gerüchte auf. Muggel hatten ein fliegendes Auto gesehen, sogar der Tagesprophet berichtete darüber. Emily sank das Herz in die Hose, das würde definitiv nicht gut gehen. Später hieß es ein fliegendes Auto wäre in die Peitschende Weide gekracht. Jetzt bekam Emily es endgültig mit der Angst zu tun. Die Peitschende Weide war dafür bekannt, dass sie alles angriff was sich in ihrer Nähe auch nur bewegte. Aber sie hatte nicht gespürt, dass Harry in Lebensgefahr war, nur Angst, aber sie war sich nicht ganz sicher ob es ihre eigene war oder die von Harry.
Dumbledore hielt seine Rede und entließ die Schüler. Im Augenwinkel sah Emily wie Snape wieder auftauchte um McGonagall und Dumbledore beiseite zu ziehen. Sie sah noch wie die drei wieder verschwanden, dann zog Hermine sie in Richtung Gemeinschaftsraum.
„Wenn ich die beiden sehe, dann bekommen sie so was von was zu hören!“, murmelte Hermine wütend. „Ein fliegendes Auto!“ Emily konnte sie verstehen, wenn die Angst nicht überwiegen würde, dann würde sie wahrscheinlich auch wütend sein. Plötzlich hörten sie Schritte hinter sich und Emily drehte sich um.
„Harry!“, rief sie glücklich und fiel ihrem Bruder um den Hals. „Ihr seid nicht ernsthaft mit dem Ford geflogen?“
Harry nickte, Schuld stand quer über sein Gesicht geschrieben, genauso wie über Rons. „Wir sind nicht durch die Mauer gekommen. Wir sind einfach dagegen gekracht. Also mussten wir uns was anderes überlegen.“
„Aber doch nicht das Auto!“, sagte Emily. „Wie wäre es mit einer Eule gewesen?“
„Hat McGonagall auch gesagt“, erklärte Ron.
„Naja, ich bin froh, dass ihr wieder hier seid. Ich habe mir schon Sorgen gemacht.“
„Tja, wir konnten leider nicht eher. Snape hat uns gefunden und dann kamen McGonagall und Dumbledore. Sie haben uns eine ziemliche Strafpredigt gehalten und wir müssen beide nachsitzen, erzählte Harry.
„Das habt ihr auch verdient!“, warf Hermine ein. Sie blickte finster auf die beiden Jungen.
„Außerdem ist das Auto abgehauen, ich vermute es ist jetzt im Verbotenen Wald“, fügte Ron noch hinzu.
Gemeinsam kletterten sie in den Gemeinschaftsraum, nachdem Hermine ihnen das neue Passwort gegeben hatte. Harry und Ron wurden schon erwartet. Jeder einzelne Gryffindor wollte ihnen zu dem Flug gratulieren. Emily machte sich zusammen mit Hermine auf den Weg nach oben in den Schlafsaal. Lavender und Parvati saßen schon auf einem der Betten und diskutierten eifrig. Emily verstand nur ein bisschen, anscheinend ging es um das fliegende Auto. Aber es war ihr auch egal, die beiden waren zwar ganz nett, aber sie kicherten Emily einfach zu viel. Man konnte keine vernünftige Unterhaltung mit ihnen führen.
Emily ließ sich auf ihr Bett fallen. Ihr erster Tag in Hogwarts und so viel war schon passiert. Sie hoffte, dass wenigstens der Rest des Schuljahres ruhig verlief.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top