15. Durch die Falltür
15. Durch die Falltür
Die Zeit ihrer Prüfungen war gekommen, zusammen mit den heißen Sommertagen. Emily war ständig nervös wegen den Prüfungen und weil sie halb erwartete, dass Voldemort sie bald angreifen würde. Außerdem wusste sie, dass die Sommerferien vor der Tür standen und sie befürchtete wieder ins Waisenhaus zurück zu müssen, was ihr immer wieder Albträume bescherte. Harry, der spürte, dass mit ihr etwas nicht in Ordnung war, hatte sie schon oft darauf angesprochen, aber sie hatte es stets als Nichtigkeiten abgetan. Doch Harry wurde ebenfalls von Albträumen heimgesucht. Er träumte immer wieder von der vermummten Gestalt aus dem Wald. So kam es dass keins der Geschwister sonderlich ruhig war.
Nur dank Leos ständigen Bemühungen Essen in sie hinein zu stopfen, aß sie überhaupt etwas und Leo half ihr auch die Nervosität zu nehmen in dem er sich andauernd etwas ausdachte um sie abzulenken, genauso wie Fred und George. Doch auch Leos Laune sank je näher das Ende des Schuljahres kam, denn dann musste er wieder zurück zu seiner Familie. Er freute sich darauf mindestens genauso sehr wie Emily auf das Waisenhaus.
Die Prüfungen teilten sich auf die Theorie und die Praxis auf. Morgens saßen sie in Klassenzimmer und beantworteten unzählige Fragen über den Unterricht, während sie nachmittags einzeln aufgerufen wurden um ihre Fähigkeiten in der Praxis zu zeigen. Bei Flitwick mussten sie eine Ananas dazu bringen einen Stepptanz zu machen, während sie in Verwandlung eine Maus in eine Schnupftabakdose verzaubern mussten. In Zaubertränke versuchten sie sich ironischerweise daran zu erinnern wie man den Trank des Vergessens brauen musste. Das letzte Examen war Geschichte der Zauberei und dann würden sie endlich frei sein.
Emily legte nach einer Stunde Fragen über irgendwelche berühmten Zauberer endlich die Feder nieder. Sie atmete tief durch und verließ das Klassenzimmer. Endlich waren die Prüfungen vorbei und sie konnten sich endlich entspannen. Gemeinsam mit Leo ging sie hinunter zum See. Der Riesenkrake badete im flachen Wasser und ließ sich von den Weasleyzwillingen und Lee Jordan kitzeln. Emily schmiss den Umhang auf die Wiese, gefolgt von Schuhen und Strümpfen und plantschte durch das Wasser am Ufer.
Leo sah ihr lachend dabei zu, bis sie ihn nass spritzte. Mit Gebrüll stürzte er sich auf sie. Es endete darin, dass beide patschnass am Ufer lagen und sich die Rippen hielten vor lauter Lachen. „Schreibst du mir während der Ferien?“, fragte er plötzlich ernst.
„Natürlich.“
„Versprochen?“
„Versprochen! Versprochen ist versprochen und wird nicht gebrochen“, antwortete sie. Ein Schatten fiel über ihr Gesicht als sie sich daran erinnerte wann sie das letzte Mal diese Worte gesprochen hatte. Linus. Wie konnte sie ihn nur vergessen! Sie hatte so lange nicht mehr an ihn gedacht. Sie kam sich wie ein Verräter vor. Aber Dumbledore hatte ihr geschrieben, dass es ihm gut ging. Und Dumbledore konnte man vertrauen.
Leo hatte nichts davon ihren Gedanken mitbekommen. Er lag immer noch auf der Wiese und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf um in den wolkenlosen Himmel hinauf zu starren. „Ich hätte nie gedacht, dass sich alles so entwickelt…“
„Wie meinst du das?“, fragte Emily.
„Ich bin der erste aus meiner Familie der nicht in Slytherin gelandet ist. Ich wusste immer, dass ich anders bin, aber als der Hut Gryffindor rief, wusste ich nicht ob ich ihm danken sollte oder ihn dafür verfluchen sollte, denn das diese Wahl Probleme geben würde war offensichtlich. Aber jetzt bin ich froh, dass ich in Gryffindor bin. Ich habe gemerkt, dass ich nicht wie meine Familie bin und auch nie so sein werde.“
„Ich bin auch froh, dass du in Gryffindor gelandet bist. Sonst wären wir nicht befreundet und ich wäre während der Prüfungszeit verhungert“, lachte Emily. Leo stimmte in ihr Lachen mit ihr ein. Für einen Moment war ihm so als ob er mit allen Problemen dieser Welt aufnehmen könnte, sogar seinen verrückten Familie, die für ihn eigentlich keine Familie war.
„Emily! Hier bist du. Wir haben dich schon gesucht“, brüllte jemand inter ihnen. Seufzend setzte sich Emily auf und sah Harry, Ron und Hermine auf sie zu laufen.
„Geh schon“, sagte Leo und deutete auf die drei. „Ich komm schon klar“, sagte er als er Emilys zweifelnden Blick sah. Sie sprang auf und lief ihren Freunden entgegen.
Sie sprachen gerade mal wieder über Harrys Narbe und den Stein der Weisen. Ron versuchte Harry gerade davon zu überzeugen, dass der Stein sicher war weil Dumbledore in der Schule war. Doch Emily konnte Harry ansehen, dass er nicht davon überzeugt war. Sie ließen sich ins Gras fallen.
„Ich bin immer noch heilfroh, dass wir Norbert los sind. Wenn ich mir vorstelle, dass jetzt auf dem Gelände ein ausgewachsener Norwegischer Stachelbuckel rum läuft, nur weil Hagrid das Ei von einem Fremden gewonnen hat“, sagte Emily. „Fremder! Ach du meine Güte.“ Sie sprang wieder auf ihre Füße. „Ist es nicht ein seltsamer Zufall, dass Hagrid ausgerechnet von einem Fremden ein Drachenei bekommt, gerade wo er sich so sehr eins wünscht?“
„Du hast Recht. So viele Dracheneier gibt es nicht und dass die dann ausgerechnet auf Hagrid treffen. Los wir müssen zu Hagrid!“, rief Harry, der verstanden hatte worauf Emily hinaus wollte. Gemeinsam liefen sie so schnell sie konnten zur Hütte. Hagrid saß draußen und begrüßte sie. Fang freute sich außerordentlich die vier zu sehen und rannte schon wieder Emily um. So bekam sie die Hälfte der Unterhaltung, denn sie versuchte Fang abzuwehren.
„Worüber habt ihr geredet? Hast du Hogwarts erwähnt?“, fragte Harry gerade.
„Vielleicht. Ja. Er hat gefragt was ich hier so mache und ich hab gesagt ich bin der Wildhüter hier. Ich kann mich nich’ so gut daran erinnern weil er mir ein paar Drinks gekauft hat. Und dann haben wir Karten gespielt um das Ei. Er fragte mich ob ich mit einem Drachen klar kommen würde und ich sagte, nach Fluffy wäre ein Drachen ein Kinderspiel.“
Emily sank das Herz in die Hose. Das war gar nicht gut und bestätigte ihre Befürchtungen noch mehr. „War er an Fluffy interessiert?“, fragte Harry weiter.
„’Türlich. Man sieht nicht viele dreiköpfige Hunde. Fluffy ist ganz einfach zu handeln wenn man weiß wie man ihn ruhig stellt. Einfach ein bisschen Musik spielen und er schläft ein…“ Hagrid sah plötzlich erschrocken aus. „Ich hätt’s euch nicht sagen sollen. Vergesst es! Wohin geht ihr?“
Doch die vier hörten es schon nicht, denn sie rannten zum Schloss hinauf. „Wir müssen Dumbledore Bescheid sagen“, keuchte Emily als sie in der Einganshalle standen.
„Was macht ihr vier drinnen?“ Sie drehten sich um und sahen McGonagall vor sich.
„Wir möchten zu Professor Dumbledore“, sagte Hermine.
„Zu Professor Dumbledore?“
„Ja es ist wichtig!“
„Er ist gerade gegangen, eine Eule kam vor zehn Minuten aus London.“
Oh nein, dachte Emily. Und damit war die Bahn frei für wen auch immer der den Stein holen wollte. Sie vermutete, dass die Eule nur ein Vorwand war um den Schulleiter aus der Schule zu locken. Harry wagte es sogar ihr von dem Stein zu erzählen, doch McGonagall wimmelte sie ab und versicherte ihnen, dass der Stein in Sicherheit sei.
„Keiner glaubt uns und heute Nacht versucht bestimmt jemand den Stein zu holen“, sagte Emily als sie zurück im Gemeinschaftsraum waren.
„Ich gehe heute Nacht und versuche den Stein zu finden“, sagte Harry mit fester Stimme.
„Das ist bescheuert“, rief Hermine.
„Ich komme mit“, sagte Emily. Auf keinen Fall würde sie ihren Bruder das alleine durch stehen lassen, selbst wenn sie fürchterliche Angst hatte. Harry schickte ihr ein kurzes Lächeln.
„Jetzt seid ihr beide verrückt“, kommentierte Ron.
„Versteht ihr denn nicht? Wenn Voldemort den Stein bekommt, wird er wieder auferstehen. Dann sucht er mich und tötet mich. Er wird Hogwarts dem Erdboden gleichmachen, er wird sich nicht um uns kümmern. Falls ich erwischt werde bevor ich den Stein bekomme, dann gehe ich halt wieder zu den Dursleys zurück und warte dort auf Voldemort. Dann ist es nur eine Frage ob ich früher oder später sterbe. Und ihr zwei könnt mich nicht davon abhalten.“
„Du hast Recht Harry“, sagte Hermine ruhig.
„Ich nehme den Tarnumhang zusammen mit Emily“, erklärte Harry.
„Passen wir vier darunter?“, fragte Ron.
„Vier?“
„Meinst du wir lassen euch da alleine durch?“, sagte Hermine.
„Da Emily ja so klein ist, wird das schon passen“, sagte Harry mit einem kleinen Lächeln.
Emily stieß ihm ihren Ellenbogen in die Seite. „Was habt ihr immer nur alle mit meiner Größe? Los Mione, lass uns noch ein paar Bücher durchsehen, vielleicht finden wir ja noch was Nützliches.“ Hermine lachte und die beiden zogen von dannen in die Bibliothek.
Sie warteten ungeduldig bis sich der Gemeinschaftsraum geleert hatte, dann holte Harry seinen Umhang. Sie wollten ihn gerade über sich werfen, als Neville auf sie zu trat. „Was habt ihr vor? Ihr wollt nicht schon wieder losziehen?“, fragte er und stellte sich in ihren Weg.
„Nein. Nein“, versuchte Harry ihn zu beruhigen, doch Neville glaubte ihm nicht. „Ihr könnt nicht gehen. Gryffindor verliert noch mehr Punkte.“
„Es ist aber wichtig. Du verstehst das nicht“, mischte sich jetzt auch Emily ein.
Doch Neville richtete sich auf und hob seine Fäuste. „Ich kämpfe gegen euch“, warnte er sie.
„Du Idiot! Geh weg, Neville“, explodierte Ron.
Emily trat ihm auf den Fuß, Neville verdiente es trotz allem nicht Idiot genannt zu werden. „Sorry“, entschuldigte sie sich an stelle von Ron.
„Tu was“, zischte Harry Hermine zu.
„Petrificus Totalus“, sagte sie mit erhobenen Zauberstab. Nevilles Arme schnappten an seine Seite und er fiel bewegungsunfähig um. Nur noch seine Augen konnten sich bewegen. Emily drehte ihn um und legte ein Kissen unter seinen Kopf bevor sie gemeinsam mit den anderen aus dem Gemeinschaftsraum kletterte.
Versteckt unter dem Umhang huschten sie durch das nächtliche Schloss. Sie trafen auf niemanden, aber in ihrer Angst sah jeder Schatten wie ein Ungeheuer aus. So erreichten sie die Tür zum Korridor ohne Hindernisse. Hermine öffnete die Tür und schon standen sie vor dem dreiköpfigen Hund. Harry begann sofort auf einer kleinen Flöte zu spielen und das riesige Biest schlief wieder ein.
Nacheinander kletterten Ron, Hermine und Emily durch die Falltür während Harry den Hund beruhigte. Nach einem kurzen Fall landeten sie erstaunlich weich. Doch die Erleichterung über die weiche Landung währte nicht lange, denn kaum bewegten sie sich, schlossen sich schon schleimige Tentakel um ihre Körper und hielten sie fest.
Emily erstarrte vor Schreck und bewegte sich nicht mehr. Nur noch ihre Gedanken rasten. Plötzlich spürte sie wie der Griff lockerer wurde und sie rutschte durch die Tentakel auf den Boden. „Hört auf euch zu bewegen! Dann lässt sie euch los.“, brüllte sie nach oben. Kurze Zeit landete Hermine neben ihr, doch die Jungen hingen immer noch fest.
Was bei Merlin war das für eine Pflanze?, fragte Emily sich. Sie schwor nächstes Jahr in Kräuterkunde besser aufzupassen, solange nur die Jungen wieder sicher daraus kamen.
"Das ist eine Teufelsschlinge", rief Hermine gerade. "Sie mögen kein Licht!"
"Lumos Maxima", sagte Emily laut und ein breiter Lichtstrahl brach aus ihrem Zauberstab, genauso wie aus Hermines, und schoss nach oben. Innerhalb von Sekunden waren die beiden Jungen wieder frei und landeten dumpf auf dem Boden.
"Gut, dass Hermine soviel weiß", sagte Harry dankbar und eine feine Röte erschien auf Hermines Wangen."Nicht der Rede wert."; wehrte sie ab.
"Doch", widersprach Emily. "Ich will ja nicht die Stimmung verderben, aber wir sollten weiter." Die anderen drei nickten und sie machten sich auf den Weg.
Ein schmaler Gang führte sie durch den Untergrund bis er in einer kleinen Kammer voller schillernder Vögel endete. Auf der anderen Seite war eine Tür, die sich aber als verschlossen entpuppte. Auch die Vögel waren keine Vögel. Es waren geflügelte Schlüssel und an einer Seite standen mehrere Besen. Emily und Harry schnappten sich jeder einen und erhoben sich in die Luft.
„Sucht nach einem silbernen. Ein bisschen altmodisch“, befahl Harry und sie machten sich auf die Suche. Sie flogen ein paar Minuten durch die Menge an abertausenden Schlüsseln ohne etwas zu finden, doch Harry war nicht umsonst der jüngste Sucher seit einem Jahrhundert. Nach kurzer Zeit hatte er den gesuchten Schlüssel in der Hand und sie konnten die Tür öffnen.
Sie traten in eine große Halle voller überlebensgroßer Schachfiguren. Am Rand lagen die zertrümmerten Überreste des vorherigen Spieles, was bedeutete, dass auf jeden Fall schon jemand hier unten war. „Müssen wir spielen um das Feld zu überqueren?“, fragte Ron gerade den schwarzen Springer, der als Antwort nickte.
Ron übernahm sofort das Kommando. Er dirigierte die anderen zu ihren Plätzen und wartete dann auf den ersten Zug von Weiß. Emily sah angsterfüllt auf das Spiel vor ihnen, wenn es auch nur ansatzweise so war wie Zauberschach, dann würde es brutal werden. Ein lautes Krachen beantwortete ihre Frage. Es war so wie Zauberschach.
Harry, Hermine und Emily warteten geduldig auf Rons Angaben, denn keiner von ihnen hatte so wirklich Ahnung von Schach. Das Spiel nahm seinen Lauf und immer wieder ertönte ein lautes Krachen, das bedeutete, dass wieder eine Figur gefallen war. Emily wartete ängstlich darauf, dass es einen von ihnen erwischen würde, doch Ron spielte gut.
„Wir sind fast da“, murmelte er plötzlich. „Es ist der einzige Weg. Ich muss mich opfern.“
„NEIN!“, brüllten die drei anderen unisono.
„Das ist Schach! Man muss Opfer machen. Harry du nimmst gleich den König und dann haben wir gewonnen.“ Ron ging vorwärts auf die weiße Königin zu. Mit einem schrecklichen Krachen wurde Ron k.o. geschlagen und vom Feld geschleift. Harry tat drei Schritte und der weiße König schmiss seine Krone vor Harrys Füße. Sie hatten gewonnen.
„Hermine. Nimm Ron mit und sag Dumbledore Bescheid!“, sagte Harry. „Emily, du gehst auch mit.“ Während Hermine nickte und zu Ron ging, stemmte Emily die Hände auf die Hüften. „Ich komme mit! So schnell wirst du mich nicht los.“ Harry seufzte und gemeinsam gingen sie durch die Tür.
Sie wussten nicht was sie erwartete hatten, aber ganz bestimmt nicht diese Person. Einzig vielleicht Emily, aber sie hätte niemals gedacht, dass sie Recht hatte.
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Noch ein Kapitel, dann ist das erste Jahr vorbei. Es wird auf jeden Fall weitergehen :)
Ich wünsche euch einen guten Rutsch ins neue Jahr :)
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