02 | Separee
Cuties, ich will gar nicht lang drum herumreden und wünsche euch viel Spaß mit dem 2. Kapitel :)
Die dröhnenden Bässe hielten meinen Körper in Bewegung, während ich meine Hüften zum Takt des Rap-Songs kreisen ließ und mir mit beiden Händen durchs dunkle Haar fuhr. Das flackernde Licht des Clubs tauchte meinen Körper in ein tiefes Rot, dann in ein schimmerndes Orange. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich mich das letzte Mal so schwerelos gefühlt hatte. In letzter Zeit kam so vieles zusammen, dass es richtig guttat, endlich mal wieder abzuschalten und den Alltag hinter mir zu lassen; wenigstens für ein paar Stunden.
Nachdem ich mit der jugoslawischen Mafia, wie wir die Clique meiner besten Freundin liebevoll nannten, ein paar Cocktails in einer Bar getrunken hatte, waren wir noch in einen Club gegangen. Da ich nicht häufig feiern ging, hatte Sam sich besonders über meine spontane Zusage gefreut. Seit einer kleinen Ewigkeit schon machten wir die Tanzfläche unsicher. Als ich ihr nun ein strahlendes Lächeln zuwarf, deutete sie mir mit einem Handzeichen an, dass sie neue Getränke besorgen wollte.
Ich nickte. Während Jara, Monica und Elvira weitertanzten, schlängelte ich mich hinter Sam durch die Tanzwütigen zur Bar. Dort angekommen ließ ich mich auf einen der letzten freien Barhocker fallen. Sam tat es mir gleich, dann reichten wir dem Barkeeper unsere Karten und bestellten zwei Sex on the Beach. Während der hübsche Dunkelhaarige mit den einnehmenden braunen Augen und dem muskulösen Oberkörper sich um unsere Cocktails kümmerte, drehte ich mich wieder meiner Freundin zu. Auch, wenn wir uns bereits seit der Schulzeit kannten, hätten Sam und ich verschiedener nicht sein können.
Optisch unterschieden Sam und ich uns wie Tag und Nacht. Sie war regelrecht gesegnet mit ihren langen Beinen und den perfekten Proportionen. Ich hingegen hatte zwar einen flachen Bauch, aber zu meiner großen Brust auch noch ein breites Becken und fiel daher eher in die kurvige Kategorie. Aber nicht nur äußerlich waren wir grundverschieden.
Sie war lebenslustig, selten schlecht gelaunt und ging für ihr Leben gern shoppen. Stundenlang konnte sie sich damit aufhalten, durch die Auslagen der Geschäfte zu stöbern und freute sich über jedes Schnäppchen, das sie machte, auch, wenn ihre Eltern steinreich waren. Dementsprechend hatte sie weitaus weniger Existenzsorgen als ich und ich freute mich für sie, dass sie sich nicht mit solchen Dingen herumschlagen musste. Während Sam keinerlei Berührungsängste hatte und ständig neue Leute traf, mit denen sie super klarkam, hatte ich Schwierigkeiten, mich Fremden gegenüber zu öffnen und wirkte oft kühl oder distanziert. Aber wie sollte ich Menschen auch in mein Leben lassen, nach allem, was ich durchgemacht hatte? Ich schob den Gedanken schnell beiseite und schenkte Sam ein Lächeln. Trotz der vielen Unterschiede war ich dankbar für eine Freundin wie sie. Wir hatten schon viele Höhen und Tiefen zusammen durchgestanden; Familiendramen, Beziehungskrisen und die Probleme des alltäglichen Lebens. Bis heute gab es nichts, was wir nicht gemeinsam bewältigt hätten.
„Und, habe ich zu viel versprochen?", fragte Sam, die mich das erste Mal mit in diesen neuen Club geschleppt hatte. Ich schüttelte grinsend den Kopf und ließ meinen Blick durch die feiernde Menge schweifen.
„Nein, auch, wenn ich mich ein kleines bisschen alt fühle, wenn ich diese ganzen jungen Mädels sehe", kommentierte ich amüsiert. Bei einigen war ich mir sicher, dass sie den Türsteher bestochen haben mussten. Sam zog entsetzt die Augenbrauen hoch.
„Du bist sechsundzwanzig, nicht sechzig", tadelte sie mich lachend.
„Und siehst aus wie achtzehn", mischte sich der gutaussehende Barkeeper in unsere Unterhaltung ein, als er uns unsere fertigen Cocktails über den Tresen schob. Ich winkte augenrollend ab.
„Keine Chance", gab ich zurück. „Aber das will ich auch gar nicht."
„Wie sie tut, als wäre das Leben mit Mitte zwanzig praktisch vorbei", lachte Sam den jungen Mann auf der anderen Seite der Bar an und strich sich dabei keck lächelnd die langen Haare nach hinten. Sie war wie immer im Flirtmodus, was ich von mir nicht unbedingt behaupten konnte. Sam stieß ihr Glas klirrend gegen meines.
„Cheers", sagte sie, bevor ich einen Schluck des Cocktails meine Kehle hinunterstürzte. Eine ganze Weile beobachteten wir, was um uns herum so alles passierte, kommentierten Situationen und lästerten ein wenig über die Männer auf der Tanzfläche, analysierten das Verhalten von flirtenden Zu-mir-oder-zu-dir-Pärchen und lachten ausgelassen über ein paar Wichtigtuer im Business-Look, die wahrscheinlich glaubten, dass sie in diesem Aufzug schneller Frauen aufrissen. Irgendwann kehrten wir zu den anderen Mädels auf die Tanzfläche zurück, doch zwischendurch fanden wir uns immer wieder an er Bar ein, um uns Nachschub zu besorgen. Erst, als die Nacht bereits fortgeschritten war, machte sich der Alkohol in meiner Blutbahn bemerkbar. Doch ich musste heute nicht mehr fahren, also störte es mich nicht. Im Gegenteil; ich genoss das Gefühl der Losgelöstheit.
„Schau nicht direkt hin, aber der Typ da vorne guckt schon die ganze Zeit zu dir rüber", raunte Sam, als wir etwas später wieder an der Bar standen, um uns einen letzten Drink zu holen.
„Echt? Wo denn?", fragte ich neugierig, ohne mich umzusehen.
„Neun Uhr", antwortete sie, den Kopf in die entgegengesetzte Richtung gedreht. Unauffällig ließ ich meinen Blick schweifen, während mir der Barkeeper mein Glas rüberreichte. Dann bemerkte ich eine Gruppe Männer in meinem Augenwinkel. Bemüht versteckt versuchte ich, ihn möglichst unbemerkt zu betrachten. Er war sicher einen Kopf größer als ich. Seine kräftige Statur strahlte etwas Draufgängerisches aus. Seine breite Brust und die muskulösen Schultern drückten sich deutlich durch den Stoff seines weißen T-Shirts. Die Tattoos, die an Hals und Armen hervorblitzten, und der Gesichtsausdruck, mit dem er durch den Club schaute, ließen ihn unnahbar erscheinen; etwas, das mich anzog wie ein Magnet.
„Hmm", machte ich bestätigend und nippte an meinem Drink. „Hat was..."
„Hat was?", wiederholte Sam. „Der ist ja wohl eine glatte zehn von zehn."
„Dann lern du ihn doch kennen", schlug ich vor, doch sie schüttelte energisch den Kopf.
„Ich weiß, dass du es momentan nicht drauf anlegst, aber ein kleiner Flirt würde dir nicht schaden. Nicht mal ich erinnere mich daran, wann du das letzte Mal jemanden aufgerissen hast", tadelte sie mich. Ich grinste amüsiert, denn auch ich wusste nicht mehr genau, wann es gewesen war. In den vergangenen Jahren hatte mir die Motivation gefehlt, jemanden kennenzulernen, sodass sich meine Männerbekanntschaften eher in Grenzen gehalten hatten. Für eine Beziehung war ich recht wählerisch und belangloser Sex gab mir in den meisten Fällen nichts. Deshalb hatte ich es erst gar nicht darauf ankommen lassen. Ich gehörte jedenfalls nicht zu den Frauen, die zwangsläufig einen Mann an ihrer Seite brauchten, um sich wohlzufühlen. Das meiste konnte ich ebenso gut allein, ganz egal, ob es darum ging, einen Schrank aufzubauen oder mir einen Höhepunkt zu verschaffen.
„Ich weiß deine Sorge um mich wirklich zu schätzen, aber ich komme klar", versicherte ich ihr deshalb. Sam seufzte schwer.
„Keiner sagt, dass du ihn morgen heiraten sollst. Aber vielleicht würde es dir helfen, den ganzen Scheiß der letzten Wochen mal hinter dir zu lassen. Nichts spricht gegen ein kleines bisschen Spaß. Und so, wie der aussieht, hättet ihr davon eine Menge", sagte sie überzeugt und zwinkerte mir grinsend zu.
Ich ließ ihre Worte einen Augenblick auf mich wirken. Ich müsste keine tiefgründigen Gespräche mit ihm führen oder mich bei ihm über meine aktuelle Lebenssituation ausheulen. Das war nicht mein Ding. Sein Interesse war aber vermutlich sowieso anderer Natur. Welcher normale Mann checkte sich schon eine Frau für eine ernsthafte Beziehung im Club ab?
„Möglich...", murmelte ich gedankenverloren. Sam schmunzelte.
„Ich geh kurz auf die Toilette. Wenn er in der Zeit zu dir rüberkommt, rede zumindest mal mit ihm. Und wenn nicht, machen wir wieder die Tanzfläche unsicher", schlug sie vor, dann stellte sie ihr Glas zur Seite und verschwand in der Menge. Kaum war sie verschwunden, spürte ich seine Augen auf mir ruhen und ich musste mir eingestehen, dass er mich optisch wirklich ansprach. Wenn ich mich doch mal wieder zu belanglosem Sex hinreißen lassen würde, dann auf jeden Fall mit einem Mann wie ihm; groß, breit gebaut, düstere Ausstrahlung, wahnsinnige Anziehungskraft und ganz sicher auch gut im Bett. Jedenfalls vermutete ich das, so selbstbewusst, wie er dastand und geradewegs zu mir herübersah, so, als wollte er, dass ich ihn bemerkte. Also schaute auch ich ihn nun direkt an. Als sein durchdringender Blick meinen kreuzte, lief mir ein heißkalter Schauer den Rücken hinab. Er bewegte sich nicht, schaute mich einfach nur an und verzog keine Miene. Dann löste er sich aus der Männergruppe. Die Art, wie er sich bewegte, hatte etwas Einnehmendes. Ich konnte nicht wegsehen, selbst, wenn ich gewollt hätte. Also stand ich einfach nur da wie ein Reh im Scheinwerferlicht und sah ihm dabei zu, wie er, eine Flasche Bier in der Hand, auf mich zukam.
„Hey...", sagte er wenig einfallsreich, als er schließlich unmittelbar vor mir stehenblieb und auf mich herabschaute. Er überragte mich tatsächlich um einen ganzen Kopf.
„Hey", erwiderte ich und sah meinem Schicksal in dieser Nacht erwartungsvoll ins Gesicht. Er beugte sich mir ein Stück entgegen.
„Was ist der schlechteste Anmachspruch, den du heute Abend gehört hast?", fragte er. Ich musterte ihn überrascht, denn ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit so einer Frage.
„Ehrlich gesagt gab es da keinen, denn ich wurde nicht angesprochen", erzählte ich. Er grinste schief.
„Das liegt sicher an diesem Killer-Blick, den du draufhast", kommentierte er trocken.
„Killerblick", wiederholte ich lachend.
„Ja. Er sagt: ,Verpiss dich, du Hund, oder ich breche dir direkt die Nase, sobald du den Mund aufmachst'", sagte er. Ich musste unwillkürlich lachen.
„Ungefähr so ist es auch", gestand ich. Er runzelte skeptisch die Stirn.
„Wieso? Keinen Bock, jemanden kennenzulernen?", hakte er neugierig nach.
„Hat damit nichts zu tun. Aber ich bin mit meinen Freundinnen hier", antwortete ich. Er nippte an seinem Bier.
„Trinkst du trotzdem was mit mir?", wollte er wissen und grinste schief.
„Kommt drauf an, ob du mich zum Bleiben überreden kannst", gab ich mich unschlüssig.
„Such dir was aus. Ich lade dich ein."
„Ein Überzeugungskünstler bist du nicht gerade", kommentierte ich. Er lachte. Und weil er gut aussah und sich zumindest noch fehlerfrei artikulieren konnte, entschied ich, ihm trotzdem eine Chance zu geben. Also bestellte ich einen Aperol Spritz beim Typ hinter der Bar und hoffte, dass dieser wirklich letzte alkoholische Drink für diese Nacht es Wert sein würde.
„Kommst du öfter hierher?", fragte mein reizvolles Gegenüber, während der Barkeeper sich um mein Getränk kümmerte.
„Nein, du?", fragte ich und nahm das Glas entgegen.
„Ich bin übrigens Marten", stellte er sich nun vor.
„Louisa", antwortete ich.
Er deutete mit einem Nicken auf eine schummrig beleuchtete Sitzecke im hinteren Bereich des Clubs.
„Lass mal da rüber gehen", schlug er vor. Ich nickte. Als wir uns auf den Weg zu seinem Ziel machten, merkte ich, wie viel ich eigentlich schon getrunken hatte. Dennoch schaffte ich es geradlinig zur bordeauxroten Couch, wo ich mich in die weichen Polster fallenlassen konnte. Er setzte sich neben mich, ließ gerade so viel Platz, dass zwei Hände zwischen uns gepasst hätten. Sein Blick wanderte auf meine Beine, dann sah er mir wieder ins Gesicht.
„Gehst du oft feiern?", fragte er, dann kippte er einen Schluck Bier die Kehle hinunter. Ich schüttelte den Kopf.
„Nein, nur ab und zu", antwortete ich.
„Warum? Stehst du nicht so auf Party?", erkundigte er sich.
„Doch, aber ich bin auch gern einfach mal zuhause", umschiffte ich geschickt, dass ich häufig überhaupt keine Zeit oder Energie mehr zum Weggehen hatte.
„Wohnst du allein?", fragte er neugierig. Ich nickte.
„Ja. Und du?"
„Auch...", erwiderte er und trank noch einen Schluck aus der Flasche. Eine Weile saßen wir einfach nur so da. Keiner von uns schien zu wissen, was er sagen sollte. Ich war also immerhin nicht die einzige Person mit Anlaufschwierigkeiten. Möglicherweise war mir aber auch bloß der viele Alkohol zu Kopf gestiegen, denn es fiel mir schwer, klare Gedanken zu fassen. Seinen glasigen Augen nach schien es ihm ähnlich zu gehen.
Mein Blick wanderte über seine breite Brust hin zu seinem tätowierten Hals und blieb schließlich an seinen Lippen kleben, die im dürftigen Licht der Wandlampen ein wenig glänzten. Ich erwischte mich bei der Frage, ob sie so sinnlich schmeckten, wie sie aussahen. Als er mir geradewegs in die Augen sah, biss ich mir auf die Zunge. Er war tatsächlich so heiß, dass ich mich fragte, ob ich mich wohl an ihm verbrennen konnte.
„Mir gefällt, wie du tanzt", offenbarte er mir.
„Danke", sagte ich, weil ich schlecht im Smalltalk war und keine Ahnung hatte, wie ich mit seinem Kompliment umgehen sollte. „Dich habe ich leider nicht tanzen sehen", schob ich hinterher.
„Weil ich nicht tanzen kann", lachte er.
„Ich könnte es dir beibringen", scherzte ich. Er schüttelte entschieden den Kopf.
„Auf keinen Fall. Ich gucke dir lieber zu", stellte er klar. „Hast du Bock, für mich zu tanzen?", schob er hinterher und musterte mich erwartungsvoll. Ich lachte.
„Sieht das hier für dich aus wie ein Separee, oder was?"
Er blieb todernst.
„Ich wüsste, wo wir hingehen könnten", schlug er überzeugt vor und sah mir so tief in die Augen, dass mein Kopfkino wie von selbst zu Laufen begann und mir gleichzeitig heiß und kalt wurde. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann mich ein Mann zuletzt so angesehen hatte. Mein gesamter Körper begann zu kribbeln und ich glaubte, gleich die Kontrolle über meine Sinne zu verlieren. Es tat fast weh, wie sehr er mich anzog. Allein die Vorstellung, wie seine großen, tätowierten Hände mich packten, während ich mich auf seinem Schoß räkelte, ließ mich wohlig erschaudern.
„Das können wir auch lassen", kommentierte ich trotzdem, denn zu leicht musste nun ich es ihm auch nicht machen, auch, wenn schon jetzt alles in mir danach schrie, herauszufinden, ob Sam recht behalten sollte.
„Eigentlich schade – mit dir hätte ich gern rumgemacht", schob er hinterher, als ich mich ihm noch immer nicht willig an den Hals warf. Ich musste kichern.
„Bist du immer so direkt?", lachte ich amüsiert.
„Besser so, dann gibt's keine Missverständnisse", sagte er bestimmt.
„Auch wieder wahr", pflichtete ich ihm bei.
„Also... Lass uns doch zu dir..."
Ein schiefes Grinsen umspielte seine Lippen, als er sich mir ein Stück entgegenbeugte. Der Duft seines fruchtig-holzigen Parfums hüllte mich ein und benebelte meine Sinne. Meine Nackenhärchen stellten sich auf, als ich seinen Atem an meinem Ohr spürte. Plötzlich wurde mein Mund trocken. Ich schluckte, doch es half nichts. Ein Teil von mir wollte ihm sagen, dass ich nicht so eine Frau war, die sich im Club aufreißen ließ, doch ein anderer Teil sehnte sich nach Nähe, Lust und Befriedigung. Es würde mir sicher guttun, endlich mal wieder Druck abzulassen und die Welt um mich herum zu vergessen. Und was könnte verlockender sein, als mich einem attraktiven, geheimnisvollen Typen wie ihm hinzugeben? Von einer Sekunde auf die andere baute sich eine elektrisierende Spannung zwischen uns auf und ich erwischte mich bei der Frage, ob er wirklich das hielt, was sein Äußeres versprach.
Ich weiß, ihr hasst diese Cuts, aber euch soll ja nicht langweilig werden. Und ich verspreche euch, schon im nächsten Kapitel erfahrt ihr, wie es damals weiterging :) Wie hat euch das Kapitel denn gefallen? Und hättet ihr für ihn getanzt? Haha.
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