Versteck
In meiner Panik hatte ich nicht mehr auf meine Umgebung geachtet. Nun stand Zack hinter mir und hielt das Messer zusammen mit mir, meine Hand dabei fest umklammert. Die Gewissheit, dass er sich hinter mir befand gab mir ein Gefühl von Sicherheit und mein Körper entspannte sich wieder ein wenig. ,,Geht's wieder?", hakte er leise nach und ich konnte den besorgten Ausdruck in seinem Gesicht neben mir aus dem Augenwinkel erkennen. Ich atmete kurz durch und nickte dann, gefolgt von einer Bestätigung: ,,Ja,... danke Zack" War er gerade wirklich besorgt gewesen...? Um mich?
,,Tch, ist doch selbstverständlich", nuschelte er und wand seinen Blick etwas peinlich berührt ab. ,,Zeigst du mir, wie ich damit umgehe?", fragte ich stotternd, aber mit einem aufmunternden Unterton und zeichnete mit der Klinge eine schwungvolle acht in die Luft, wobei sich mein und sein Arm vollkommen synchron zueinander bewegten. Erstaunt sah er mich an, offenbar verwirrte ihn mein erneuter Stimmungswechsel, jedoch stimmte er wenige Sekunden später hochnäsig zu: ,,Klar doch, dann muss ich mich nicht die ganze Zeit um dich sorgen. Aus den Augen lassen werd' ich dich aber trotzdem nicht, so unselbstständig wie du bist." Und da war es wieder, dieses nicht einzuordnende Necken...
Isaacs Griff um meine Hand mit dem Messer verstärkte sich ein bisschen, während er unter meinem herunterhängenden Arm hindurchgriff und seine freie Hand auf meine dazugehörige Schulter legte, um mich so nach hinten und an an seine Brust heranzuziehen. Als ich dann gegen diese stieß fühlte ich meine Ohren heiß werden, sofort war mir klar, dass ich gerade rot anlaufen musste und hoffte nur, dass Zack es nicht bemerken würde. Währenddessen wies der Schwarzhaarige mich an: ,,Du musst den Kopf hoch halten, dann wirkst du nicht so verletzlich." Seine Hand löste sich von meiner Schulter und setzte sich auf meiner Stirn ab, an der er meinen Kopf dann etwas hoch drückte, ehe er damit begann mir zu zeigen, wie ich mich am besten verteidigen konnte.
,,Zack, wieso hast du dir eigentlich dieses Messer für mich ausgesucht?", fragte ich ihn irgendwann, als mir auffiel, dass wir in der letzten Minute kein einziges Wort mehr miteinander gewechselt hatten. Noch ein letztes mal durchschnitten wir mit dem Messer die Luft, ehe er auf meine Frage antwortete: ,,Hm, ich kann's zwar nicht ganz erklären, aber es sieht so ähnlich aus, wie das Messer, das ich selbst ein mal hatte, bevor ich es Ray gegeben habe."
Verstehend nickte ich langsam: ,,Ach so" ,,Willst du es selbst versuchen?", fragte er dann und lockerte seinen Griff um meinen Körper. Aber als er dann auch noch Abstand zu meinem Rücken nahm, an dem ich die ganze Zeit über seine angenehme Wärme verspürt hatte, fühlte es sich plötzlich total kalt an und ich zwang mich, mir nicht anmerken zu lassen, dass ich ihn gerne noch länger an meiner Seite haben wollte. Mich selbst erschreckte mein eigener Gedanke jedoch gar nicht mehr, um ehrlich zu sein hatte ich in den letzten Tagen bereits etwas darüber nachgedacht und war mir durchaus im Klaren darüber, dass mir wohl oder übel etwas an Zack zu liegen schien.
Doch gerade als ich mich bereit machte Zacks Messertrick nachzuahmen, gab mir dieser ein Zeichen, still zu sein. Irritiert hielt ich inne und horchte auf. Erneut meldete sich meine Angst und mein Magen verkrampfte sich vor Aufregung. Nun hörte auch ich plötzlich gedämpft den Klang einer aufgeregten Stimme: ,,Es ist wirklich dringend..." Erschrocken riss ich die Augen auf und zeitgleich sahen ich und Zack, der sich mir gegenüber gestellt hatte, zu der Küchentür. Laut ertönte ein Knall, der sich ganz klar danach anhörte, als ob jemand eine Tür ins Schloss fallen ließ. Es ist jemand im Speisesaal! , kam mir die erschütternde Erkenntnis.
Beinahe hätte ich das in meiner Hand liegende Messer fallen gelassen, aber Zack reagierte schnell genug und fing es im letzten Moment noch ab, bevor es auf dem Boden landen konnte. Dabei hatte er mich fast umgestoßen und ich musste ihn schnell an den Schultern packen, damit er nicht das Gleichgewicht verlor. Laute Geräusche erklangen zusammen mit einem wütenden Fluchen aus dem Speisesaal, ehe weiteres Poltern zu vernehmen war. Offenbar hatte er etwas umgestoßen, denn kurz darauf erklang die selbe junge, männliche und vor allem unsichere Stimme wie zuvor: ,,Das tut mir so unendlich leid! Ich stell die Stühle sofort wieder so hin, wie sie waren!"
Verunsichert darüber, wen wir da gerade gehört hatten, sah ich Isaac aus großen Augen an, welcher sich schon vom Boden erhoben und das Messer in seine Hand genommen hatte, scheinbar bereit dazu, die fremde Person anzugreifen. Mit seiner anderen Hand wank er mich eilig zu sich. Schnell setzte ich angespannt einen Schritt vor den anderen, bei dem Versuch, keine lauten Geräusche zu erzeugen. ,,Der hört dich schon nicht", zischte Zack genervt und legte seine Hand an meinen Hinterkopf, um mich vor sein Gesicht zu ziehen. ,,Geh hinter mir in Deckung. Ich mach das Arschloch kalt", sprach er gefühlskalt und sah starr zur Tür.
Er will ihn töten? Fassungslos richtete sich mein Blick in die Leere, meine Gedanken setzten aus, das einzige, das ich noch wahrzunehmen vermochte war, dass ich von Zack hinter sich gestoßen wurde. Mein Körper war wie starr vor Angst. Wir könnten doch keinen Menschen töten. In Filmen war das etwas total anderes als jetzt, jetzt in der Realität. ,,Zack - Zack das kannst du nicht machen", flehte ich mit brechender Stimme: ,,Das können wir doch nicht tun..."
Augenblicklich drehte Zack sich zu mir um. Aus mit Mitleid getränkten Augen sah der Schwarzhaarige mich mit einem schwachen Lächeln an. ,,Ist schon okay... Weißt du nicht mehr?", fragte er dann und zog mich an meinem Arm zu sich heran, um mich keine Sekunde später in den Arm zu nehmen. Er legte seinen Kopf auf meinen und flüsterte bedrückt: ,,Du hast eben noch gesagt, dass es nicht deine Schuld ist, wenn etwas schiefgeht. Das geht diesmal wirklich auf meine Kappe..."
Dieses Mal? ,,Dieses Mal?", sprach ich meine Gedanken nun auch aus und nuschelte dabei in seine Brust hinein: ,,Wenn wir jetzt erwischt werden, dann... dann wirst du die Todesstrafe bekommen, Zack. Dann wird es kein nächstes Mal geben. Nie mehr." Das Gewicht auf meinem Kopf verschwand und Isaac löste sine Umarmung auf. Auch die Geräusche aus dem Speisesaal nahmen ab und schon waren Schritte zu hören, die langsam aber sicher näher kamen.
Mit bedachtem Schritt nährte Isaac sich der Tür und hob langsam die Hand mit dem Messer, um den Typen aus dem anliegenden Raum mit seinem Angriff zu überraschen. Gleichzeitig jedoch, als ich nach Zacks Pullover griff, um ihn zurückzuziehen, erklang auch wieder die männliche Stimme, dieses mal aber mit viel geringerem Abstand zu der Tür: ,,Tut mir echt voll leid, ich muss nur noch meine Jacke holen, dann bin ich weg. Ich schwör's Ihnen."
Da der Mann vor der Tür nun von einem Gespräch abgelenkt zu sein schien, nutzte ich schnell meine Chance und riss Isaac von der Tür weg. Ich stieß ihn mit der Kraft, die ich nun mal besaß, zu den Spinden der Angestellten. ,,Rein da! Das ist unsere einzige Rettung!", zischte ich flehend und hoffte nur sehnlichst, dass ich Recht behalten würde.
Ich riss eine der angelehnten Spindtüren auf. Doch darin hing... eine Jacke. Scheiße! Das musste die Jacke des Typen sein, sein Spind...
Doch so sollte es nicht mit mir enden. Zack hatte andere Pläne. Ich wurde am Oberarm gepackt und in einen anderen Spind hineingezerrt. Im selben Moment, in dem Zack die Tür schloss, hörte ich das Klicken der Küchentür und wie jemand eintrat. Der Schwarzhaarige drückte mir seine linke Handfläche auf den Mund und hielt mit seiner Rechten die Tür von innen zugezogen.
Tränen sammelten sich in meinen verängstigt aufgerissenen Augen und ich sah Zack dankbar an. Er hat mich gerettet. Isaac Foster hat mich tatsächlich gerettet. Jener aber sah nur durch einen der mehreren Spalten der Spindtür und beobachtete den Typen. Dieser schloss gerade die metallische Tür seines Spindes und ging wieder Richtung Speisesaal. Plötzlich hörte man ihn stoppen. ,,Wer hat denn das Licht angelassen?", murmelte er irritiert vor sich her. Mein Magen verkrampfte sich augenblicklich. Hatte er es bemerkt?
Dann jedoch legte er einfach den Schalter um und es wurde dunkel um uns herum. ,,Auch egal... Nicht mein Problem, wenn die anderen nicht daran denken, es auszumachen", murrte er dann und mit einem lauten Knall schloss er die Tür hinter sich. Mehrere Minuten warteten wir noch ab, auch als die Schritte schon lange verstummt waren, blieben wir regungslos im engen Spind stehen. Wir hatten es geschafft... Auch wenn ich ihn nicht sehen konnte, richtete ich meine Augen auf Zack. Ich nahm seine Hand von meinem Mund und umarmte ihn so fest ich nur konnte. ,,Danke, dass du mich gerettet hast..", flüsterte ich dankbar und vergrub mein Gesicht in seiner Brust.
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(1454 Wörter)
Wahrscheinlich kommt heute kein drittes Kapitel mehr, tut mir leid, aber wahrscheinlich gibt es nächstes Wochenende wieder was von mir ;)
Danke für die 29,6 K Reader <3 Ihr seid echt die besten^^
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