Prolog
Die Blondine folgte der Psychologin in den gepflegten Garten der psychiatrischen Einrichtung. Die Brünette war ihr stets freundlich und geduldig gegenüber. Immer zu sprach die mit ihr, auch wenn es nur über das Wetter war. Auch sonst waren ihre Gespräche ziemlich einseitig. Rachel sprach nämlich nicht so gerne, wie die Frau es sich wahrscheinlich erhoffte. Selbst nach mehreren Monaten, die seit dem Brand vergangen waren, blieb das junge Mädchen weiterhin still.
Gedankenverloren folgte sie der Frau, ohne dieser wirklich zuzuhören. Schließlich blieben sie vor einer Bank stehen. Rachel sollte einen Augenblick warten, sie wäre gleich wieder zurück. Die mittlerweile Vierzehnjährige setzte sich auf die hölzerne Parkbank und blieb geduldig dort sitzen. Im Juni hatten alle Angestellten ihr gratulieren wollen und ihr sogar einen Kuchen gebacken. Eigentlich hätte Rachel sich über so etwas immens gefreut, aber inzwischen war das Einzige, was sie noch interessieren könnte, der Serienmörder Isaac Foster. Aber über diesen durfte keiner in ihrer Gegenwart sprechen. Das wusste sie genau.
Als ihr mit ihren Gedanken langweilig wurde, fragte sie sich, wie lange die Brünette sie hier schon hatte warten lassen. Minuten? Eine halbe Stunde? Mehrere Stunden gar? Sie sah herauf zum Himmel. Der Mond war noch lange nicht zu sehen. Im Sommer war es ihrer Meinung nach immer zu lange hell, hier an diesem Ort wurde sie jeden Abend um die gleiche Zeit ins Bett geschickt. Nur selten gab es Ausnahmen, sehr selten. Darum war es ihr verwehrt, den Mond oft zu sehen.
Langsam stand Rachel Gardner von der Bank auf und schlenderte stumm durch den Hof der Psychiatrie. Plötzlich hörte sie eine männliche Stimme sprechen. Das Geräusch erregte ihr Interesse, da es wie aus einem Radio zu kommen schien. Das metallische Geräusch erkannte sie von damals. Sie durfte eigentlich keine Nachrichten hören. Verstohlen lauschte die Blondine dem Geräusch, das aus einem der Erdgeschosszimmern erklang: „Der in die Mordfälle und Entführung verwickelte Verdächtige Isaac Foster wird-", dann brach die Übertragung auf einmal ab. Jemand hatte das Radio ausgeschaltet.
Doch nun war Rachels Interesse zum ersten Mal seit langem wieder geweckt.
Den restlichen Tag über fragte sie sich, was wohl mit Zack passierte oder passiert war. Als ihre Therapeutin am Abend der täglichen Sprechstunde, die die beiden seither miteinander verbrachten, bemerkte, dass es etwas gab das Rachel bedrückte, versuchte sie, ihre Stimmung etwas zu heben.
„Er bekommt die Todesstrafe...", hatte Rachel aus ihrem Mund hören können. Doch sie konnte es nicht glauben. Zack sollte sterben? Sterben, ohne sein Versprechen erfüllt zu haben? Wie konnte das sein?
Auch ein anderes Mädchen hörte den Radiobericht an diesem Tag. Eigentlich kannte sie ihn schon beinahe auswendig. Fast jeden Tag war er in den letzten Wochen gelaufen und sie hatte die Nachrichten online täglich verfolgt. Im Gegensatz zu Rachel konnte sie aber den Rest des Berichts hören: „Der in die Mordfälle und Entführung verwickelte Verdächtige Isaac Foster wird immer noch seit mehreren Wochen gesucht. Foster brach vor einigen Wochen unbemerkt aus dem Gefängnis aus, seither gab es keine neuen Augenzeugenberichte oder Informationen zu einem möglichen Aufenthaltsort von Foster. Für seine Vergehen sollte Isaac Foster ursprünglich die Todesstrafe bekommen, jedoch brach er in den Tagen vor der Vollziehung seiner Strafe aus."
Stumm murmelte sie den Bericht mit und nahm die Teller mit ihrem Frühstück wieder in die Hände, um den Raum zu verlassen.
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