gefährliche Nähe

Immer noch stand ich auf dem Balkon und sah gedankenverloren die Landstraße entlang. Plötzlich erklang hinter mir eine, mir langsam vertraut gewordene Stimme: ,,Tut mir leid." Sie entschuldigt sich? Wow, das kommt wohl nicht so häufig kommen... ,,Alles gut", meinte ich nur trocken, drehte mich jedoch nicht zu ihr um. ,,Wenn es so weit ist, kann ich dir sagen, was mich genervt hat. Aber nicht jetzt. Jetzt gibt es immerhin Wichtigeres zu tun", fuhr sie auch schon fort. Hinter mir konnte ich Schritte hören, als sie sich schließlich neben mich stellte und meinen Blick verfolgte. 

,,Du willst zu ihr, oder?", erklang eine Frage neben mir und ich sah sie kurz aus dem Augenwinkel an, als ich mit einem Nicken antwortete: ,,Ich will mein Versprechen halten" Schon wand ich mich wieder ab und starrte in die Ferne, wo sich die riesige Mauer befand, dessen Silhouette vom aufgehenden Mond lediglich leicht erkennbar war und aus dieser Entfernung mehr als nur winzig erschien. 

,,Ach so, aber du musst-", fing sie mit ruhiger und leiser Stimme an, doch ich unterbrach sie. ,,Ich muss noch warten. Hab ich recht?", fragte ich und suchte nach ihrem Blick, als ich sie wieder ansah. ,,Ja, wir müssen uns noch vorbereiten", murmelte sie und sah mich etwas entrüstet an, als ihre (D/A) Augen meinen Blick trafen. Nickend brummte ich: ,,Ist klar," Fuck, das war keine gute Antwort... ,,machen wir", fügte ich meinem Satz unsicher hinzu. 

Wann habe ich eigentlich damit angefangen, Wert darauf zu legen, dass das was ich sage nicht unhöflich klingt? Verunsichert stellte ich fest, dass es auch Menschen zu geben schien, deren Meinungen mir nicht vollkommen egal waren. Seltsam - als könnten drei Tage mich in irgendeiner Form verändern. Tch, Lächerlich. 

Mit einem ,,ich bin dann mal weg", stieß ich mich von der Metallvorrichtung ab, die einen daran hindern sollte, nicht aus der dritten Etage auf den Steinboden zu fallen. Nicht einmal eine Antwort oder ein Nicken bekam ich zurück, als ich die Glastür hinter mir ließ und den Flur Richtung Badezimmer entlanglief. 

Als ich eintrat, empfing mich ein riesiges Chaos aus Gepäck am Boden, herausgewühlt aus einem kleinen Koffer, dem ich niemals so viel Inhalt zugetraut hätte. Wie hat die denn da alles reinbekommen? Mit einem Kopfschütteln schob ich mit einem Fuß grob alles zu einem Haufen in der Dusche zusammen und ließ es dort liegen. Mich selbst jedoch wieder ohne Bandagen im Spiegel sehen zu müssen, als ich mich umdrehte, ließ mich kurz inne halten. Da dran werde ich mich nie gewöhnen können. 

Plötzlich kam mir eine Idee. Hektisch zog ich mir den Pullover aus und fing an in unserem Zeug herumzuwühlen. Sie muss doch welche eingepackt haben... 


(D/N) 

Nachdem Zack sich im Bad verzogen hatte und sich mir die ersten Mücken am Balkon näherten, ging auch ich wieder rein und verschloss die Tür. Da es jedoch immer noch nicht so schien, als das Isaac in den nächsten Minuten herauskommen würde, legte ich mich bereits hin und schaltete das Licht, dessen Schalter sich zu meinem unbeschreiblichen Glück auf Zacks Seite befand, aus. 

Wenn er morgen früh nicht in diesen Raum ist, kann ich mir Sorgen machen, beruhigte ich mein Gewissen ein wenig und schloss die Augen, während ich jedoch noch strampelnd mit der Decke ring, damit diese auch weiterhin meine Füße bedeckte, sodass das von mir erfundene Monster mich nicht fressen könnte. Bleib mir fern, beschwor ich es innerlich und fand endlich eine angenehme Schlafposition, die mich vollkommen vor allen nächtlichen Gefahren schützen würde. 


Geweckt wurde ich von dem lauten Knallen einer Tür und einem, durch das Zimmer strauchelnden, Zack. Das einzige was er trug war eine der Hosen, die ich ihm gegeben hatte. Den Rest seines Körpers hatte er, wie bei unserer ersten Begegnung, in Unmengen von Bandagen gehüllt, wobei er sich scheinbar fühlte, wie ein Gott, als er mir sein Werk um halb drei voller Stolz präsentierte. 

Immer noch blinzelte ich gegen das grelle Licht hinter ihm an und versuchte schlaftrunken zu verstehen, wieso er mich nicht einfach Schlafen ließ. ,,Guck mal was ich gefunden habe!", rief er, für meine Verhältnisse viel zu laut, und warf mich mit einer Bandagenrolle ab. ,,Schön", murrte ich und zog mir die Decke über den Kopf. ,,Jetzt geh schlafen!", sagte ich mit leidender Stimme, mehr ins Kissen, als zu ihm und schirmte mich weiter von dem grellen Licht ab. Woher nimmt er denn bitte die Energie für diese Motivationsschübe? 

Als ich keine Antwort mehr bekam, aber endlich das Licht erlosch und jemand sich schnaufend ins Bett fallen ließ, zog ich die Decke wieder runter, da ich sonst zu ersticken drohte. ,,Spielverderberin!", maulte er neben mir und machte trotzig seine Nachttisch Lampe an. Willst du mich verarschen? Dies fragte ich mich zurecht und gab ihm einen passenden Todesblick. ,,Mach das Licht aus.", zischte ich ihn an und ließ ihn dabei nicht aus den Augen. ,,Mach du's doch aus", blaffte er mich ebenfalls an und warf die Decke über sich. 

Es reicht. ,,Du stirbst!", behauptete ich ohne jegliche Emotion in meinem Gesicht, packte mein Kissen und schlug damit von hinten auf ihn ein. Schnell verzog mein Gegner sich unter seiner Decke, unter der er mich lachend fragte: ,,Wolltest du nicht schlafen gehen?" ,,Hatte ich vor, aber du lässt mich ja nicht in Ruhe!", antwortete ich, wobei ich mir ein Lachen unterdrücken musste. Immerhin raubte er mir meinen wertvollen Schlaf, wozu er absolut kein Recht hatte. Jetzt soll er sich bloß nicht einbilden, dass er in irgendeiner Form lustig ist. 

,,Und jetzt wehrst du dich nicht mal", nörgelte ich und ließ mit meinem Kissenbeschuss von ihm ab. Mit einem ,,Huh?", kroch Zack aus seinem rettenden Unterschlupf heraus und sah mich mit einem verunsicherten Grinsen an. ,,Was ,huh?'", äffte ich ihn mit funkelnden Augen grinsend nach und warf ihm ein Kissen zu. Da ich nun sowieso schon wach war, wollte ich wenigstens eine faire Kissenschlacht gewinnen. ,,Du scheinst es nicht anders zu wollen. Ich mach dich fertig", kündigte er übermütig an und griff nach dem Kissen, mit dem er auch sofort schon auf mich zielte, als er sich aufgerichtet hatte. Somit begann er unsere erbitterte Kissenschlacht. 


Als unsere nächtliche und eigentlich auch völlig unnötige Schlacht schließlich beendet war, ließen wir uns beinahe gleichzeitig mit einem erschöpften, aber dennoch glücklich klingenden Seufzen, nebeneinander ins Bett fallen. ,,Ich wusste von Anfang an, dass ich gewinnen würde", behauptete Isaac plötzlich selbstbewusst neben mir und verschränkte selbstgefällig seine Arme vor seiner einbandagierten Brust, während er mir im gleichen Moment einen provozierenden Blick von der Seite zuwarf.

,,Ich hab gewonnen!", schnaufte ich gespielt empört und griff ein letztes Mal nach einem Kissen, welches ich dann auch schon über mich rüber, in sein Gesicht hievte, wobei ich meinen Arm einfach dort auf seiner Schulter liegen ließ und die weiße Decke des Raumes weiter anstarrte. ,,Pff. Träum weiter", grinste Zack frech, als er sich das graue Kissen aus dem Gesicht zog und sich mit seinem Kopf zu mir drehte. Aus Reflex drehte also auch ich mich um, sodass wir nun jeweils ins Gesicht des anderen starrten. 

Plötzlich waren unsere Gesichter sich nun also wieder ein Mal gefährlich nahe und mein vorheriges Grinsen wurde schnell zu einem eher unsicheren Lächeln, je länger wir uns, beinahe Stirn an Stirn, in die Augen starrten. Shit. Was mach ich hier eigentlich gerade? Je länger wir den Blickkontakt aufrecht erhielten, desto unsicherer wurde ich, als ich mich fragte, wie ich das Anstarren beenden könnte. Ich kann ja nicht mal einschätzen, ob Zack auch so verunsichert ist, wie ich, stellte ich gerade fest, als dieser die Stille zwischen uns auch schon unterbrach: ,,Gehen wir schlafen?" Seine Augen strahlten genau die Unsicherheit aus, die ich gerade empfand. Instinktiv nickte ich schnell. ,,Ja, gehen wir", bestätigte ich auch schon und atmete innerlich auf, weil ich endlich aus dieser Situation entkommen war. 

Isaac blieb, mit Blickrichtung auf mich, liegen und deckte sich mit einem Gähnen zu. Da er es wohl als unnötig empfand, das Licht auszuschalten, beschloss ich es selbst auszuschalten und beugte mich so über Zack rüber und legte den Schalter seiner Nachttischlampe um. Kurz darauf setzte mein Gehirn jedoch auch schon aus. Ohne wirklich nachzudenken beugte ich mich zu ihm vor und gab Isaac kurzerhand einen Kuss auf die Stirn. Was zum Teufel habe ich gerade gemacht? Verschreckt von meinem eigenen Verhalten zuckte ich direkt danach wieder zurück und unterdrückte ein Stammeln, als ich ihm kleinlaut eine gute Nachtwünschte: ,,Schlaf gut."

Schon hatte ich mich weg gedreht und hinterfragte auf einmal all meine Entscheidungen der gesamten letzten Woche. Was hab ich getan? Bin ich denn blöd? Nicht mal eine Reaktion hatte ich abgewartet und schon versank ich im endlosen Scham über mein Veralten, das ich mir selbst nicht ganz erklären konnte. ,,Du auch. Gute Nacht", murmelte Isaac hinter mir, als wäre nicht geschehen, was sehr wohl geschehen war. Er kann es nicht nicht gemerkt haben! Sollte ich dankbar dafür sein, dass er es ignoriert hat oder enttäuscht darüber sein?


Auch als er schon lange eingeschlafen war, schlug ich mich, nervös zitternd, weiter mit den unzähligen Fragen in meinem Kopfherum. Ich konnte nicht sagen, woran es lag, aber eigentlich hatte mich mein Kuss sogar zufrieden gestellt, beinahe glücklich gemacht. Aber ob ich heulen oder lächeln sollte, wusste ich auch nicht genau. Ich beschloss mit hektischem Herzschlag, den morgigen Tag einfach auf mich zukommen zu lassen, wäre die beste Entscheidung, die ich nun treffen könnte. Sonst bekomme ich nur Kopfschmerzen. Von meinem eigenen Beschluss überzeugt setzte ich mir ein gezwungenes Lächeln auf und schloss mit einem selbstsicheren Nicken meine Augen, um mich kurz darauf in den Schlaf zu zwingen.


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(1601 Wörter) 

Es tut mir sooo leid, dass es wieder so lange gedauert hat, bis ich das Kapitel hier veröffentlicht habe. 

Nicht nur hatte ich einfach eine echt unnötige Schreibblockade, sondern hatte ich auch eine Mathearbeit und Probleme mit meinem Laptop. Nicht nur stürzt das Teil alle 20 Minuten ab, sondern hat gestern auch einfach das ganze Kapitel löschen wollen φ(゜▽゜*)♪ ich bin einfach froh, dass ich es noch retten konnte, sonst hätte ich wahrscheinlich aus Frust komplett mit Wattpad aufgehört :,) 

Also kleiner Rat von mir: Speichert eure Kapitel in irgendeinem anderen Programm immer noch ein mal ab :D 

Stand: 02.06. 2021                  16:20 Uhr 

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Votes: 1.183  

Kommentare: 625 

Ich bedanke mich noch mal bei allen, die diese Story lesen, voten, kommentieren oder alle drei Dinge tun :D Vielen Dank für eure Unterstützung! <3 

Übrigens wollte ich auch noch mal ,ankündigen', dass diese FF wahrscheinlich mit 32-34 Kapiteln enden wird :,D Ob man das Ende als Happy End bezeichnen kann, weiß ich nicht genau... seid gespannt! ('▽'ʃ♡ƪ)

(1766 Wörter) 















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