Kapitel 11
„Newt? Bist du da?", frage ich mitten in den Wald hinein, durch den ich gerade schlendere, wie wenn ich ein Crank bin. Ich hoffe, dass ich noch nicht zu weit im Wald bin und dann auch wieder den Weg zurück finde. Das wäre sonst sehr ungünstig. Doch vielleicht kann auch Newt mir helfen, den Weg zurück zu helfen. Er kennt sich sicherlich ein bisschen besser aus, es ist schließlich auch nicht wirklich schwer, mehr Orientierung als ich kleiner Blindfuchs zu haben. Ich höre leises Lachen und weiß, damit, dass er hier ist. Mein Gesicht fängt an, zu glühen, da ich mich einfach so sehr freue und dazu kommen noch mein breites Grinsen und mein Bauch, der jetzt auch ungewohnt anfängt, vor sich hinzukribbeln. Ich genieße dieses Gefühl und bin dabei zum Einen froh, dass Newt hier ist und zum Anderen, dass er mich momentan nicht sehen kann, denn das wäre mir wirklich sehr peinlich. „Moment, ich schalte mal das Licht an", lacht er und ehe ich ihn fragen kann, was er damit meint, hat er sich seinen Heiligenschein auf dem Kopf angestellt, der jetzt leuchtet, wie wenn er ein echter Engel wäre. Ich habe das noch nie bei ihm gesehen, doch ich finde es sieht total schön aus und wieder finde ich es sehr gut, dass man mein Gesicht nicht sehen kann. „Ich sehe doch, dass dir etwas auf dem Herzen liegt, das wolltest du mir schon vorhin sagen. Es ist, als würdest du gleich vor Spannung explodieren! Also: Rück endlich raus mit der Sprache! Du hast mich jetzt wirklich gespannt gemacht! Und wehe, es ist jetzt nichts Cooles!" Newt nimmt das alles auf die leichte Schulter, da er nicht will, dass ich mir zu große Sorgen mache und mich das alles zu sehr beschäftigt. Das ist wirklich total lieb von ihm und ich bin so dankbar, dass er so für mich da ist. Er ist ein wahrer Freund. Krass, dass ich mit meinem Schutzengel befreundet bin, das klingt ja total komisch, doch ich glaube schon, dass wir so etwas wie Freunde sind. Ich räuspere mich einmal und atme tief durch, um mich für das zu wappnen, was ich nun sagen werde. „Du weißt ja, an was die anderen die ganze Zeit herumbasteln und du selbst hast mir erzählt, dass die Chance, dass es funktionieren wird, sehr groß ist. Dann können wir es ja auch eines Tages ausprobieren. Wenn die Zeitmaschine getestet wurde und wirklich in die Vergangenheit reisen können, könnten wir uns das eigentlich auch zu Nutze machen. Wir könnten in eine Zeit reisen, als du ... als du noch am Leben warst, Newt! Wir können es schaffen, dich zu retten! Du wirst einfach mit uns kommen und hier aufkreuzen und dann ist es, als wärst du nie irgendwo anders gewesen! Die Idee ist doch fantastisch oder?" „May, ich war ein Crank! Ich bin am Brand gestorben! Wenn ihr mich treffen würdet, könntet ihr mich auf keinen Fall dazu überreden, dass ich mit euch kommen sollte, da ich dann damit beschäftigt wäre, euch töten zu wollen und nicht zu wissen, wer ich bin. Glaub mir, May, so willst du mich nicht sehen! Dieser Schmerz war unerträglich und nein ... es tut mir so schrecklich leid, dass ich dich enttäuschen muss. Es hätte mir so viel bedeutet und ich weiß auch, wie wichtig dir das alles ist, doch es ist einfach eine Sache der Unmöglichkeit. Ich bin so froh, dass ich nun hier sein kann, ich bin froh, dass mir die Ehre zuteil geworden ist, dein Schutzengel zu sein, doch ich kann das nicht. Glaub mir, würde es funktionieren, ich würde sofort mitmachen, das musst du mir glauben. Ich will nichts lieber, als hier zu leben, meine Freunde wiederzusehen ... und auch mit dir einfach abhängen zu können, ohne dass wir uns dabei immer verstecken müssen. Wegen mir bist du so eingeschränkt und ..." „Newt! Ich habe es!", unterbreche ich ihn. Ich bin so gerührt von seinen Worten, dass mir gleich die Tränen kommen, doch ich muss meine Idee schnell in Worte fassen, bevor ich sie noch vergesse, „Newt, es gibt doch noch das Transvice! Sie schaffen es damit, ein paar Leute in kleine Partikel zu zerlegen und dann, wenn sie es wollen, sie wieder zusammenzufügen. Somit werden Krankheiten geheilt. Da es so gut funktionieren wird, kann man damit nur sehr wenige Menschen retten können, doch bei dir wird es funktionieren. Wir nehmen das Transvice dann einfach durch die Zeitmaschine wieder zu uns dann ist es so weit, dass wir sie betätigen und du hier kerngesund auftauchst!" Ich japse nach Luft, da ich so schnell geredet habe, dass ich fast gar keine Luft mehr bekomme. Ich habe mich so sehr in die Sache hineingesteigert, dass ich hoffe, dass ich nicht so laut geredet habe, dass ich all die anderen aufgeweckt habe. Es kann funktionieren. Ich sehe Newt an. Ich zittere vor Anspannung und Aufregung! Konnte er mir folgen? Weiß er, was ich damit meine? Weiß er, dass dies seine Chance ist, um gerettet zu werden? Bitte, er muss ja sagen, ich muss ihn retten! Ich habe es mir geschworen und ich werde einfach nicht locker lassen. „Das würde tatsächlich funktionieren ..." Newt wispert diesen Satz, sodass ich ihn fast nicht verstehe. Ich sehe allerdings Tränen in seinen Augenwinkeln schimmern. Wahrhaftig Tränen! Das scheint wohl ein ja zu sein! „Ich kann nur ja sagen, May! Du weißt gar nicht ... ich kann gerade gar nichts sagen, das ist zu überwältigend." „Dann sag nichts." Ich lächele, wie ich noch nie gelächelt habe und sehe ihm in seine braunen Augen. Er fasst an meine Schulter und ich spüre seine Hand. Er hat es bewusst gesteuert, dass ich seine Berührung spüren kann. Er macht noch etwas. Etwas sehr Unerwartetes. Newt küsst mich. Und ich lasse ihn gewähren.
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