65. Kapitel
Nervös betrachte ich mich im Spiegel.
Auch wenn ich nur ein schlichtes Top sowie eine Schwarze Hose trug und nicht sonderlich gestylt war, fühlte ich mich deutlich unwohl in meiner Haut.
Wäre das ein normaler Schultag gewesen, hätte ich meinen Hintern wahrscheinlich erst eine halbe Stunde vor Schulbeginn aus dem Bett bugsiert.
Aber es war kein normaler Schultag.
Zumindest für mich.
Es war der erste Schultag den ich ohne Cara überstehen musste.
Ich konnte die Schülermassen schon vor mir sehen, wie sie miteinander tuschelten und ihre Blick auf mir lagen.
Sofort überkam mich ein Schauer und ich zuckte automatisch zusammen.
„Kylie?", hörte ich meine Mutter von unten rufen, worauf ich die Tür meines Zimmers aufmachte und langsam die Treppe herunter lief.
„Ich fahr jetzt ins Büro zu Dad. Bin heute Abend wieder da", sagte sie und drückte mich einmal.
Ich nickte nur leicht und schaute ihr dann dabei zu wie sich ihre Tasche über die Schulter hing.
„Könntest du vielleicht Aiden und Adam noch aus dem Bett schmeißen, wenn sie in den nächsten zehn Minuten nicht aufstehen. In einer halben Stunde beginnt die Schule und ich habe keine Lust wieder eine Stunde mit dem Direktor zu telefonieren"
Abermals nickte ich zustimmend, worauf sie mir noch ein Lächeln schenkte.
„Bis heute Abend", konnte ich noch von ihr hören und dann fielen die schweren Wohnzimmertüren bereits ins Schloss.
Ich hatte ihr ein paar Minuten hinterher geschaut und mir anschließend einen Ruck gegeben.
Es war nur die Schule, also sollte ich mich schon nicht so anstellen.
Aiden und Adam waren in den nächsten paar Minuten von selber aufgestanden, weswegen ich mich zum Glück nicht in ihre Zimmer wagen musste.
Allein schon wegen der Unordnung dort drin in der man wortwörtlich versank, traute ich mich nicht hinein.
In der restlich Zeit, die ich auf Angelo wartete, war ich nur wie eine Irre durchs Wohnzimmer getigert, wodurch ich ab und zu ein paar verwirrende Blicke meiner Brüder zu geworfen bekam, die beide am Esstisch saßen und ihr Frühstück verspeisten.
Erst als es an der Hasutür klingelte, hatte ich damit aufgehört und mir neuen Sachen geschnappt.
„Wer ist denn das?", frage Aiden verwundert, als ich gerade dabei war mir mein Tasche über den Rücken zu schwingen.
„Angelo", antwortet ich nur knapp und erwartete sofort den nächsten Kommentar von ihm, aber stattdessen kam nichts.
Ich konnte nur noch sehen wie er einmal nickte und sich anschließend wieder über sein Frühstück beugte.
Etwas verwundert schaute ich ihn an, aber drehte mich dann schnell um und lief aus dem Wohnzimmer, als es abermals klingelte.
Angelo hatte genau vor unsere Haustür geparkt und schaute mich nun mit einem leichten Lächeln an, als ich aus der Tür getreten war.
Jedoch konnte ich deutlich erkennen, dass er in der letzten Zeit wenig geschlafen hatte und wahrscheinlich genau so angeschlagen war wie ich.
Zum einen da bei ihm ja auch noch die Sache mit seinem Vater dazu kam, die ihm bestimmt keine ruhige Nacht gönnte.
„Na Tiger", begrüßte er mich und ich spürte wie seinen Arm um mich herum legte.
Meine Mundwinkel zogen sich leicht hoch und ich merkte, wie er seine Hand mit meiner verschränket.
Ich drückte diese einmal leicht und spürte wie seine Arme mich komplett umschlossen.
Dann vernahm ich auch schon seinem Atem in meinem Nacken sowie seine Stimme an meinem Ohr.
„Wir schaffen das heute. Glaub mir, ich werde probieren die ganze Zeit an deiner Seite zu bleiben"
Der Kies knirschte unter meinen Schuhsohlen, als ich mit Angelo zusammen den Parkplatz der Schule überquerte, der sich schon einigermaßen geleert hatte.
Trotzdem konnte ich noch einige Blicke der Schüler auf mir spüren. Auch wenn sie nicht tuschelten oder mit dem Finger auf mich zeigten, war es mir trotzdem unangenehm.
Ich wusste, dass viele Mitleid mit mir hatten, dass konnte ich erkennen sobald ich in ihre Gesichter schauten, die mir nur einen entschuldigenden Blick zuwarfen.
Aber besser machen tat es rein gar nichts. Es rief lediglich die Erinnerung an den Moment im Krankenhaus zurück, als ich von Caras Tod erfahren durfte.
Schon zum zweiten Mal an diesem Tag biss ich mir auf die Lippe und hoffte, dass dadurch die Gedanken sowie mein Tränen, die sich langsam in meinen Augen anbahnten verschwinden würden.
Wir waren mittlerweile durch die großen Glastüren gelaufen, die in das Innere des Schulgebäudes führten.
Ich spürte wie Angelo nach meiner Hand griff und diese mit seinen Fingern verschränkte.
Dann blieben wir auch schon vor dem Bioraum stehen.
„Ich hol dich nachher wieder ab", murmelte er und zog mich einmal zu sich heran.
Ich nickte nur langsam und gab ihm dann einen Kuss auf die Wange.
„Danke", flüsterte ich leise.
Ich sah wie sich auf seinen Lippen ein kleines Lächeln ausbreitete und er mir dann ebenfalls einen schnellen Kuss auf den Mund drückte.
„Bevor ich es vergesse", raunte er mir leise ins Ohr, worauf auch ich schmunzeln musste.
Doch das laute Klingeln der Schulglocke riss uns aus dem Moment und zwang mich gleichzeitig in den Bioraum zu gehen.
Mit einem Seufzen ließ ich Angelos Hand los und bewegte mich dann auf die Tür zu.
Kurz bevor ich sie durch trat, drehte ich mich nochmal zu ihm um und verschwand dann schließlich im Raum.
Die Biostunden verlief so wie immer.
Unser Lehrer stand vorne an der Tafel kritzelte dort irgendwas ran und verlor ab und zu mal ein paar Sätze darüber.
Die Vorderreihe hörte ihm noch gespannt zu.
Die zweite Reihe gab sich noch Mühe dabei.
Ab der dritten Reihe wurde es dann kritisch und von der Vierte brauchte man gar nicht erst anzufangen.
Ich war eine von den vielen, die einen Platz in er dritten Reihe bekommen hatte, welche eigentlich überwiegend mit Schülern gefüllt war, die auf den Tischen lagen und probierten die Augen offen zu halten.
Jedoch hinderte uns ein lautes Klopf, was plötzlich ertönte, daran weiter im Halbschlaf zu versinken.
Verwundert hob ich meinen Kopf an und ließ meinen Blick zur Tür des Klassenzimmers wandern.
Auch unser Biolehrer schaute verwundert auf und bewegte sich dann von der Tafel weg, um die Tür zu öffnen.
Dahinter stand niemand anderes als Scarlett.
Sie sah ziemlich durch den Wind aus, als wäre sie gerade erst aufgestanden und anschließend wortwörtlich zur Schule gesprintete.
„Miss Coleman, auch wenn sie erst seit ein paar Tagen hier auf der Schule sind, kommen sie jetzt schon das zweite Mal zu spät. Könne sie mir vielleicht de Grund dazu nennen?", fragte unser Biolehrer.
Anscheinend hatte er jetzt wieder den autoritären und verantwortungsbewussten Lehrer ins sich, der die Schüler zurechtweisen musste.
„Ich hab verschlafen", antwortete Scarlett nur schlicht und quetschte sich dann dann ihm vorbei.
Unser Lehrer seufzte nur einmal auf, aber erwiderte darauf nichts weiter.
„Gut, setzten sie sich bitte neben Miss Cavallero", wies er sie noch an, worauf ich leicht erstarrte.
Jedoch war ich nicht die einzige, der es so ging, denn Scarletts Gesichtsausdruck sah auch nicht gerade so erfreut darüber aus.
Sie protestierte jedoch nicht, sondern setzte sich in Bewegung, um sich anschließend auf den freien Stuhl neben mir fallen zu lassen.
Wie automatisch rückte ich ein kleines Stück mehr zum Fenster, worauf sie nur mit den Augen rollte.
„Jetzt hab dich nicht so. Ich beiße nicht und außerdem ist es nur für eine Stunde"
Ich erwiderte darauf nichts, sondern richtete meinen Blick wieder auf die Tafel.
Irgendwie hatte sie ja Recht.
Es war nur eine Stunde und wir mussten in dieser Zeit weder miteinander reden noch irgendwas zusammen machen.
Jedoch verlief die Stunde nicht weiter so ruhig wie ich gedacht hatte und das lag ausnahmsweise mal nicht an Scarlett.
Denn komischerweise saß Hunter, der eigentlich eine Stufe über uns war, in der Reihe hinter uns.
Wahrscheinlich hatte er wieder zu viele Biostunden geschwänzt und musste den Stoff jetzt nachholen.
Und da ihm wahrscheinlich kein Schwein Nachhilfe geben wollte, wurde er bestimmt kurzerhand von unserem Lehrer in den Unterricht der elften Klasse mitgeschleppt.
Zumindest erklang diese Erklärung einigermaßen logisch.
Hunter interessierte der Unterricht anscheinend genau so wenig wie mich, obwohl er es eindeutige mehr nötig hätte zu zuhören und aufzupassen.
Aber er war nun mal ein Idiot genau so wie sein bescheuerter Kumpel oder besser gesagt mein Exfreund.
Wie schon zum zweiten Mal innerhalb von zwei Minuten bekam ich ein Papier Kügelchen von ihm an den Rücken geworfen und konnte ein: „Psst, Kylie", vernehmen.
Ich ignorierte ihn jedoch weiterhin und schoss erst wütend herum, als das Vierte geflogen kam.
Was hatte er bitte, dass er mich die ganze Zeit nerven musste?
Ich war aber nicht die einzige, die sich zu ihm umgedreht hatte, den Scarlett neben mir hatte es ebenfalls getan und war mit der Standpauke auch deutlich schneller gewesen als ich.
„Sag mal kannst du deine Papierfabrik bitte bei dir behalten. Wenn du was zum wegschmeißen hast, dann such dir einen Mülleimer und verwende nicht Kylie um deine Rotzbälle irgendwo abzuladen", fuhr sie ihn an.
Darauf breitete sich nur Verwunderung auf seinem Gesicht aus genau so wie auf meinem.
Scarlett dagegen warf Hunter nur ein Augenrollen zu und drehte sich dann auf ihrem Platz um.
Ich tat es ihr langsam gleich, aber konnte es mir dabei nicht nehmen sie weiterhin verwundert anzuschauen.
Warum hatte sie das getan? Ich dachte sie könnte mich nicht leiden.
Die restliche Stunde über, ging mir diese Gedanken nicht aus dem Kopf, was Scarlett anscheinend auch bemerkt hatte, denn als ich mich hinter ihr aus der Reihe zwängte und dann an ihr vorbei steuern wollte, würde ich plötzlich von ihr am Arm gepackt.
Verwundert schaute ich sie an und hob fragend ein Augenbraue.
„Kann ich mal mit dir reden?", brachte sie schließlich hervor.
Langsam nickte ich und öffnete dann ebenfalls den Mund.
„Das Selbe wollte ich auch gerade fragen. Warum setzt du dich auf einmal so für mich ein? Hunter hätte ich auch alleine die Meinung sagen können"
„Weil...", antwortete sie und blickte sich dann einmal um. Anschließend zog sie mich hinter sich her aus dem Raum, sodass wir nun im Schulflur standen.
Erst als wir in einer etwas versteckten Ecke angekommen waren, ergriff sie wieder das Wort.
Ich konnte sehen wie sie Luft holte und mich dabei mit einem gequälten und traurigen Blick anschaute.
———
Versöhnung?
Oder weiterhin Hass?🤔
Werdet ihr alles morgen erfahren.
Aber vielleicht habt ihr ja Ideen warum Scarlett auf einmal nett zu Kylie sein muss/will/möchte😁
Noch ne Frage:
Soll in Teil zwei Leo auch ne Freundin bekommen?
Schreibe den nämlich gerade und bin mir unsicher
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