64. Kapitel
Gelangweilt lag ich in meinem Bett und starrte an die Decke.
Es waren drei Tage vergangen.
Drei Tage nach Caras Tod.
Drei Tage nachdem wir aus dem Krankenhaus entlassen wurden.
Ich hatte seit dem selten mein Zimmer verlassen. Höchstens um mir etwas zu essen zu holen oder mich ein bisschen zu bewegen in dem ich einmal die Treppe hoch und runter lief, aber am Ende doch unten auf der Couch blieb.
Die meiste Zeit hatte ich eh mit schlafen verbracht oder Netflix, um mich irgendwie abzulenken.
Ab und zu war meine Mutter zu mir reingekommen und hatte probiert das Gespräch zu suchen, aber ich war momentan nicht sonderlich auf reden aus.
Zu einem, da das Thema Schule auch immer mehr in den Vordergrund rückte.
Klar, es waren erst drei Tage vergangen in der ich nicht in der Schule war, aber wenn es so weiter ging würde daraus bestimmt bald eine Woche werden.
Mit einem Seufzen drehte ich mich auf meinem Bett, sodass ich nun auf die Zimmertür schauen konnte.
Ich wollt nicht zurück in die Schule.
Das Thema Cara machte dort bestimmt schon groß die Runde.
Einerseits war ich es ja gewohnt, dass wenn ich an ein paar Schülern vorbei lief Getuschelt wurde oder irgendwelche Sprüche von Jungs fielen, aber ich konnte mir ziemlich gut vorstellen, dass es dieses Mal noch schlimmer sein würde.
Vorsichtig strich ich mir die Haarsträhnen aus dem Gesicht und erhob mich dann langsam von meinem Bett.
Mein Magen hatte wieder angefangen zu rebellieren und deswegen sollte ich mich lieber in die Küche bewegen.
Auch, wenn ich dafür mein heiß geliebtes Bett verlassen musste.
Barfuß tapste ich über den kalten Parkettboden meines Zimmer und öffnete dann die Tür.
Ich zwängte mich durch den Schlitz und steuerte auf die Treppe zu, die runter ins Wohnzimmer führte.
Doch mitten auf dem Treppenabsatz blieb ich verwundert stehen, als ich die Stimme meiner Mutter hören konnte.
Es war nicht verwunderlich, dass sie hier war.
Nein, dass war sie in den letzten Tagen durchgehend gewesen.
Das Verwirrende war, dass sie mit jemandem redete den ich kannte.
Oder besser gesagt sehr gut kannte.
Es war Angelo, der nun unten bei uns im Wohnzimmer stand und ein sehr schleppendes Gespräch mit meiner Mutter begann.
„Wie gehts es Gianna?", hörte ich sie fragen und spitzte darauf noch mehr die Ohren.
„Naja nicht gerade bestens", murmelte Angelo als Antwort und ich lief ein paar Schritte weiter runter, um ihn sehen zu können.
Er hatte sich an der Lehne der Couch abgestützt und schaute meiner Mutter dabei zu, wie sie ein paar Zettel sortierte.
Ich konnte sehen wie sie ihren Kopf etwas an hob und sich einmal durch das dunkle Haar fuhr.
„Du weißt bestimmt, dass ich euch gerne helfen würde. Das Problem ist nur leider mein Mann. Er schafft es irgendwie nicht über seinen Schatten zu springen und den Streit hinter sich zu lassen"
Angelo nickte darauf langsam und schaute ihr nur weiter dabei zu, wie sie die Zettel auf dem Tisch sortierte.
Wahrscheinlich irgendwelche Rechnungen.
„Ist Kylie da?", fragte er schließlich nach ein paar Minuten Stille.
„Ja, sie müsste oben in ihrem Zimmer sein. Vielleicht kannst du ja mal mit ihr reden bei mir bringt sie irgendwie kein Wort hervor", antwortete meine Mutter und man konnte deutlich ihre Enttäuschung darüber hören.
Anscheinend hatte ich sie mit meinem Schweigen doch mehr verletzt, als ich gedacht hatte.
„Kann ich machen", hörte ich ihn sagen und sah dann wie er sich von der Lehne abstieß und auf die Treppe zu steuerte.
Ich war jedoch schneller und stand bereits unten im Wohnzimmer, bevor er überhaupt die erste Stufe erreicht hatte.
Verwundert schaute er mich an und legte den Kopf leicht schief.
Auch meine Mutter hatte nun aufgeschaut und auf ihrem Gesicht bildete sich ein kleines Lächeln.
„Hast du uns etwa belauscht?", fragte sie dann und wendete sich wieder dem Tisch zu.
„Ein bisschen", murmelte ich und ließ meinen Blick zu ihr wandern.
Ich konnte sehen wie sie die Zettel alle auf einen Haufen tat und sie in einem großen Ordner verstaute. Anschließend klemmte sie sich diesen unter den Arm und drehte sich dann zu Angelo und mir.
„Ich lass euch mal kurz alleine", waren ihre letzten Worte gewesen, bevor sie aus dem Wohnzimmer verschwunden war.
Ich schaute ihr noch hinter her und wartete bis die Tür mit einem Klicken ins Schloss viel.
„Weißt du schon wann du wieder in die Schule gehen möchtest?", hörte ich Angelo fragen, worauf ich mich wieder zu ihm wandte.
Langsam schüttelte ich den Kopf und blickte dabei in seine schwarzen Augen.
„Nein", murmelte ich leise.
„Aber ich denke ich sollte es bald wieder tun"
„Wie wäre es mit morgen?", fragte er, worauf ich mir nur verbittert auf die Lippe biss.
Eigentlich hatte ich gehofft, dass er das nicht sagen würde.
Anscheinend hatte er meine Reaktion mitbekommen, denn ich spürte wie er nach meiner Hand griff und diese einmal drückte.
„Kylie", hörte ich ihn langsam meinen Namen sagen und merkte wie er sich etwas zu mir herunter beugte, sodass wir auf der gleichen Höhe waren.
Abermals biss ich mir auf die Lippe und schaute ihn mit einem zerknirschten Gesichtsausdruck an.
„Muss es denn schon morgen sein?"
„Es muss nicht, aber desto schneller du wieder zurück kehrst, desto einfach wird es für dich sein. Du solltest dich nicht so in Caras Tod reinfressen"
Traurig schaute ich ihn an.
Ich wusste selber, dass es nicht gut war, wenn ich mich die nächste Zeit in meinem Zimmer verbarrikadierte und nur zum Essen heraus zu kam.
Aber ich hatte irgendwie Angst davor, dass ich es ohne Cara nicht schaffen könnte.
Schließlich war sie eine meiner besten Freund gewesen und ich vermisste sie so verdammt doll.
„Kylie?", riss Angelo mich aus meinen Gedanken.
„Also was ist nun?"
Mit einem Seufzen schaute ich wieder in seine schwarzen Augen und nickte langsam.
„Gut", murmelte ich leise
„Ich geh morgen wieder hin"
Ich konnte sehen wie sich seine Mundwinkel leicht hochzogen und er nickte.
„Ich hol dich ab, dann bist du nicht allein"
„Danke", flüsterte ich und spürte wie er mich zu sich heran zog und einen Kuss auf den Kopf drückte.
Ich schlang darauf nur meine Arme um seinen Hals und vergrub meinen Kopf in seiner Halsbeuge.
Erst nach ein paar Minuten löste ich mich langsam von ihm und blickte wieder in seine dunklen Augen.
„Hast du schon irgendwas davon gehört wer die Täter waren?", fragte ich schließlich, worauf er den Kopf schüttelte.
„Nein, die Polizei sitzt noch an dem Fall, aber sie haben bis jetzt immer noch nichts heraus gefunden. Stattdessen haben wir aber ein anderes Problem"
„Ein anderes Problem?", fragte ich und schaute ihn unsicher an.
Er klang besorgt, also musste es bestimmt irgendwas sein, worüber man sich nicht freuen konnte.
„Ja, unter unseren Männern kommen die ersten Gerüchte auf, dass der Unfall von eurer Seite geplant war, als Heimzahlung für das Abfangen der Waffen"
„Was?", entfuhr es mir laut.
„Warum sollte mein Vater das tun? Er würde doch nie im Leben seine eigenen Tochter in Lebensgefahr bringen"
„Es sind ja auch nur Gerüchte und ich bezweifle sehr stark, dass sie der Wahrheit entsprechen. Auch wenn dein Vater mich nicht sonderlich leiden kann, würde er das glaube ich nicht machen", entgegnete er und man konnte die Sorgen in seinen Augen wieder erkennen.
„Dennoch denke ich, dass es nicht mehr lange dauernd wird bis mein Onkel und dein Vater von den Gerüchten Wind bekommen und du kannst dir ja bestimmt vorstellen wie sie reagieren werden, wenn sie von den Anschuldigungen und Vorwürfen erfahren"
„Ja, das kann ich nur zu gut. Ich glaube, dann könnt ihr das Thema Hilfe von uns bestimmt an den Nagel hängen, denn mein Vater wird sich dann erst Recht weigern euch zu unterstützen", antwortete ich und lehnte mich an den Esstisch, der hinter mir stand.
„Wir müssen es irgendwie verhindern, dass sie sich gegenseitig hoch pushen", überlegte Angelo nachdenklich.
„Und wie willst du das machen? Gerüchte verbreiten sich wie der Wind. Bevor wir die ersten vom Gegenteil überzeugt haben, ist es schon längst bei deinem Onkel und meinem Dad angekommen. Außerdem wissen wir ja nicht mal, wer das mit den Schüssen war"
„Ich weiß", hörte ich ihn nur antworten und sah wie er sich besorgt durch die Haare fuhr.
„Es bleibt uns eigentlich nichts anderes, als abzuwarten und heraus zu finden, wer das wirklich war"
Ich nickte zustimmend und stieß mich dann vom Tisch ab.
„Ich hoffe einfach nur, dass wir bis dahin keine weiteren Toten haben werden"
„Da bist du nicht die einzige, aber ich habe das ungute Gefühl, dass es nicht dabei bleiben wird"
———
Ich glaube wir wissen alle wer das mit den Schüssen war oder bin ich da die einzige?🤔
Any ideas was im nächsten Kapitel passiert?
Tipp: Scarlett ist mit von der Partie😁
Ein bisschen Drama schadet ja auch nicht oder wird es vielleicht was ganz anderes?🤔
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