46. Kapitel
„Weißt du wer die Cosa Nostra ist?", fragte er mich schließlich, worauf ich ihn verwundert anschaute.
„Natürlich weiß ich wer das ist!", antworte ich perplex.
Die Cosa Nostra, war die sizilianische Mafia. Sie war kein wirklicher Konkurrent von uns, da wir beide unter dem Lebensmotto „Wenn ihr uns nichts nehmt, nehmen wir euch auch nichts" arbeiteten.
Aber anscheinend bereiteten sie Angelos Familie größere Probleme.
Zumindest wenn man nach seinem Gesichtsausdruck ging.
„Und was ist jetzt mit denen?", hakte ich weiter nach.
Man konnte sehen wie er einmal Luft holte und sich erneut umschaute.
„Es geht um meinen Vater...er wird seit ein paar Monaten von ihnen fest gehalten"
„Mancini?", fragte ich verwundert. Einer der stärksten Mafiabosse wurde gefangen genommen und festgehalten?
„Giorgio", verbesserte er mich.
„Wir heißen alle mit Nachnamen Mancini"
„Und warum steht dann auf den Papieren nur Armani?"
„Die Frage ist wohl eher warum ihr überall Cavallero stehen habt anstatt einen Decknamen?", entgegnete er, worauf ich ihn nur nachdenklich anschaute.
„Anscheinend waren meine Eltern nicht so schlau gewesen wie deine"
„Naja, Armani ist auch nur der Mädchenname meiner Mutter. Also so war das jetzt auch nicht der brillanteste Schachzug", entgegnete er darauf.
Erneut herrschte Stille zwischen uns in der wir beide aus dem Fenster schauten.
„Wie schafft es dein Vater, einer der größten Mafiabosse, sich gefangen zu nehmen und festgehalten zu werden?", platzte mir die Frage schließlich heraus.
Der Typ machte doch Millionen mit seinen Geschäften und war laut meines Vaters einer der besten Vertuscher.
Wie hatte er es denn dann hinbekommen sich schnappen zu lassen?
„Mein Onkel hat ihn dazu überredet?", antwortete Angelo auf meine Frage.
„Was? Er hat ihn dazu überredet sich schnappen zu lassen?"
„Nein, das hast du falsch verstanden. Meine Familie und ich können nicht nach Italien reisen, weil wir dort gesucht werden...", fing er an zu erklären, worauf ich ihn unterbrach.
„Genau wie wir!"
„Ja, ich weiß. Jedoch wart ihr so schlau und stellt das auch nicht in Frage"
„Wie meinst du das?", fragte ich verwirrt und legte den Kopf leicht schief.
Ich hörte wie er einmal aufseufzte und seine Augen einen dunkleren Ton annahmen.
„Wir hatten vor ein paar Monaten ziemlich starke finanzielle Probleme. Mein Vater hatte daraufhin überlegt für eine kurze Zeit nach Italien zu gehen, um sich um unsere Kooperation und Finanzen zu kümmern. Wie hatten ihm alle davon abgeraten, da sobald wir auch nur einen Fuß in das Land setzen vom Staat verfolgt werden"
„Und dein Onkel war aber dafür, oder wie?", hakte ich vorsichtig nach und probierte in meinem Kopf alles in eine richtige Reihenfolge zu bringen.
Er nickte einmal und tippte mit seinen Fingerspitzen auf dem Lenkrad herum.
„Er hat es noch geschafft ihn zu überreden. Zwar hat sich unsere Lage dadurch für ein paar Monate gebessert, aber mittlerweile ist es nur noch schlimmer geworden, denn die Cosa Nostra musste ihn ja bekommen. Und um ehrlich zu sein, da wäre es mir doch lieber gewesen der Staat hätte ihn geschnappt, weil der ist wenigstens nicht so brutal"
„Könnt ihr deswegen Roberto nicht leiden? Weil er euren Vater dazu gebracht hat nach Italien zu gehen"
Abermals seufzte er auf.
„Wir können ihn schon leiden. Jedoch will er sich nicht eingesteht, dass es seine Schuld ist. Ich denke er weiß es, aber möchte es einfach nicht zu geben", antwortete er und man hörte wie er eine kurze Pause machte, bevor er weiter erzählte.
„Das ist auch der Grund warum du entführt wurdest. Die Cosa Nostra verlangt über zwei Milliarden Dollar Lösegeld. Wir haben das meiste schon durch eure abgefangenen Waren und unser eigenes Vermögen finanziert, aber es fehlen immer noch über 1,2 Milliarden Dollar. Mein Onkel will das Geld so schnell wie möglich haben und er weiß ganz genau, dass dein Vater es zahlen würde, wenn es um seine Kinder geht"
Jetzt war ich diejenige, die aufseufzte und sich durch die Haare fuhr.
„Und es gibt keine anderen Weg an das Geld zu kommen?"
„Nein, und glaub mir wahrscheinlich können wir uns jetzt auch noch darauf gefasst machen, dass wir deinen Vater am Hals haben. Denn er ist bestimmt nicht sonderlich erfreut darüber, dass wir dich entführen wollten", entgegnete Angelo und ließ seine Finger abermals über das Lenkrad tippen.
„Und was wäre, wenn ich ihn davon abhalte? Wenn ich ihm die Lage erkläre und ihn dazu bringe sich nicht gegen euch zu stellen?", fragte ich.
Nun drehte er sich auf seinem Sitz verwundert zu mir herum und musterte mich.
Jedoch war auf seinem Gesicht keinerlei Hoffnung zu erkennen.
„Dafür ist der Hass zwischen ihnen wahrscheinlich noch zu groß. Der Streit damals hat bei beiden Narben hinterlassen und ich glaube nicht, dass man jemals wieder sowas wie Freundschaft zwischen unseren Eltern sehen wird"
Ich wollte ansetzten erneut etwas zu sagen, aber er unterbrach mich bereits.
„Kylie! Es hat keinen Sinn. Du kannst nicht probieren Narben zu heilen, die seit Jahren vorhanden sind. Sie werden für immer da bleiben ob du es willst oder nicht"
Enttäuscht schloss ich meinen Mund wieder. Ich wollte ihm doch nur helfen.
Gab es wirklich keinen Hoffnung mehr für sie?
So gesehen saßen wir doch beide im selben Boot. Zumindest in einem ähnlichen.
„Wie hast du es eigentlich raus gefunden? Also, dass ich zur Mafia gehöre?", fragte ich schließlich nach ein paar Minuten Stille, da mir diese im Kopf herum spuckte.
„Dein Nachname hat mich von Anfang misstrauisch gemacht, aber spätestens als du im Club den Bierjungen verführt hast und ich kurz danach die Waffe an deinem Bein finden durfte, war es mir klar"
„Und wie hast du es bei mir heraus gefunden?", stellte er die Gegenfrage und wandte sich an mich.
„Kurz nachdem dein Onkel euer Haus zerlegt hat und du mich nach Hause gefahren hast, habe ich ein Fotoalbum im Büro meines Vaters gefunden. Dort waren gemeinsame Fotos von ihnen drin, aber auch welche von uns als Kleinkinder. Anscheinend waren sie ja mal befreundet"
Ich hörte wie Angelo einmal aufseufzte und sich durch die Haare fuhr.
„Ich weiß", murmelte er.
„Das waren sie sogar ziemlich gut"
„Über was hatten sie sich denn damals so stark gestritten?", hakte ich vorsichtig nach. Schließlich hatte er das Thema vorhin schon mal angeschnitten und wusste anscheinend auch was darüber.
Aber wie konnten sie denn bitte so stark streiten, dass es sogar ihre Freundschaft zerstörte?
„Um das übliche halt", murmelte er und lehnte sich in seinem Sitz zurück.
„Macht und Geld"
Wieder herrschte Stille zwischen uns in der keiner etwas sagte.
Dagegen drifteten meine Gedanken aber immer mehr ab.
„Warum hast du in Wirklichkeit so viel Zeit mit mir verbracht?", fragte ich schließlich, als mir die Frage im Kopf herum schwirrte.
Verwundert schaute er mich an.
„Was meinst du damit?"
„Naja, dein Onkel wollte mich anscheinend seit mehreren Wochen entführen und du verbringst ebenfalls seit mehren Wochen Zeit mit mir. Das ist schon ziemlich auffällig", erklärte ich langsam.
„Wenn du jetzt darauf anspielst, dass ich mich meinem Onkel bei deiner Entführung angeschlossen habe, dann liegst du aber gewaltig falsch. Zusammen mit Leonardo habe ich eher probiert sie zu vermeiden. Die Neonparty war ja das beste Beispiel"
„Die Neonparty?", fragte ich verwirrt.
Warum kam er auf einmal denn damit an?
„Die Schüsse, welche dort fielen, sie kamen von unseren Männern. Sie wollten dich an diesem Abend holen"
Verwirrt starrte ich ihn an, bis mir wieder Leonardos Telefonat auf dem Balkon in den Sinn kam.
Wir brauchen sie nicht
Das waren seine Worte gewesen.
Angelo hatte also Recht gehabt. Sein Bruder und er hatten wirklich probiert sie davon abzuhalten an mich heran zu kommen.
Er wollte mich also die ganze Zeit über beschützen.
Aber warum?
Wäre es nicht eher von Vorteil für ihn sich gegen mich zu wenden?
Schließlich war es sein Vater, um den es hier ging.
„Warum....", wollte ich ansetzten, aber wurde bereits von ihm unterbrochen.
„Wir sollten in Zukunft einfach aufpassen. Ich kann mir nämlich vorstellen, dass Roberto irgendwann nochmal probieren wird dich zu bekommen"
Nervös biss ich mir auf die Lippe und starrte aus dem Fenster.
Ich hatte wirklich keine Lust nochmal dort unten mit höllische Kopfschmerzen zu liegen.
Vielleicht wäre es einfach besser, wenn.....
„Ich denke wir sollten uns nicht mehr sehen", sprach ich schließlich meine Gedanken laut aus.
Ich sah wie er verwundert aufschaute und sich dann komplett zu mir wandte.
„Was?", fragte er und die Verwirrung war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
„Kylie, nein...", wollte er ansetzten, aber ich unterbrach ihn.
„Doch Angelo! Ich habe keine Lust irgendwann wieder von einem von euch mit der Waffe eine übergebraten zu bekommen. Und die Chance, dass dies passiert ist weit aus größer, wenn du in meiner Nähe bist"
Dann drehte ich mich ruckartig um und öffnete die Autotür.
Es war besser, wenn ich es kurz und schmerzlos machte. So würde es uns beiden nicht so doll weh tun.
Kaum war ich ausgestiegen, schlug ich die Autotür mit einem Knall zu und setzte mich dann in Bewegung.
Es regnet jetzt nur noch stärker, wodurch ich nach fünf Schritten laufen schon wieder komplett durchnässt war.
Gerade als ich die Straße überqueren wollte, konnte ich erneut eine zuschlagende Wagentür hören und dann ein paar schwere Schritte, die hinter mir her eilten.
„Kylie, warte!", hörte ich seine tiefe Stimme abermals und wurde als nächstes am Handgelenk gepackt.
Dann blickte ich nur noch in seine dunklen Augen.
————
So Geheimnis gelüftet.🤯
Hoffe ihr habt es alles einigermaßen kapiert was nun mit dem Roberto los ist und Angelos Vater.
Fall ihr Fragen habt könnt ihr sie gerne stellen und ich probiere sie euch so weit wie es geht zu beantworten.
Bis morgen👋🏻❤️
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top