#69 Farewell

"Take a piece of my heart,
And make it all your own,
So when we are apart,
You'll never be alone.."

Pov Jimin

Ein weiteres Mal sah ich aus dem Fenster, hoffend, dass ich ihn erblickte. Es war schon beinahe Mittag, die anderen und ich waren bereits ins neue Haus gefahren, wo ich wartete. Und ich hatte es satt, zu warten. Ich hatte ihn schon oft versucht anzurufen, jedoch wurde mir am anderen Ende immer gesagt, dass diese Nummer nicht existierte. Ich kam vor Sorge beinahe um, am liebsten würde ich mich in ein Auto setzen und ihn auf eigene Gefahr suchen, doch ohne Führerschein war das etwas schwer. Außerdem hielt mich Jin in unserer neuen Wohnung regelrecht gefangen, jede fünf Minuten schaute er vorbei, ob ich noch hier war.

"Verdammt, wo bist du nur?" Kam es mir zitternd über die Lippen. Ich hatte noch keinen der Umzugskartons angefasst, warum auch? Das hier war nicht mein Zuhause, wenn es nicht auch seins war. Verzweifelt versuchte ich mir einzureden, dass er nur im Stau stand und dass ich einfach immer wieder die falsche Nummer eintippte. Es musste so sein, ihm würde schon nichts passiert sein. Den Fakt, dass Jins Auto heute Morgen noch an der selben Stelle gestanden hatte, ignorierte ich dabei gekonnt. Diese Sorge machte mich krank.

Plötzlich knackte das Schloss der Tür, doch es war Jin, der mir wieder einmal einen Besuch abstattete. "Habt ihr ihn gefunden?Habt ihr etwas von ihm gehört?" Hoffnungsvoll sah ich ihn an. Jedoch war sein Gesichtsausdruck der Inbegriff von Hoffnungslosigkeit. Erst dann bemerkte ich den Briefumschlag in seiner Hand und dass sich seine Bedrücktheit darauf bezog. "Nein," Sagte er monoton, "Wir werden nie wieder etwas von ihm hören." Seine Augen wirkten glasig und es fiel ihm schwer, seinen Worten etwas Ton beizuführen.
Ich lächelte verunsichert, "Bitte was? Das soll wohl ein Witz sein, ich-"
"Du hast mich schon richtig verstanden."

Meine rauen Lippen brannten, mit großen Augen starrte ich den älteren an, als würde das seine Worte ungeschehen machen können. Mit einem mal fing mein gesamter Körper an zu zittern, es war nicht die Kälte, es war die Angst. Die Angst um Yoongi, um meinen Freund, um meinen Grund, am Leben zu bleiben.

Jin kam auf mich zu. Er presste die Lippen aufeinander, als er mir den Brief in die Hand drückte. "Ich hoffe wenigstens, dass der Mistkerl es dir erklärt hat." Ich schluckte, wusste mir nicht zu helfen. Und das einzige, was ich spürte, war, wie mein Herz wild zu pochen begann.
"Ich.. bin in eu- deinem Bad, falls du gleich jemanden brauchst." Sagte Jin noch, bevor er es in die Tat umsezte.

Ich nahm auf dem kleinen Sofa platz, betrachtete den weißen Umschlag wortlos, bevor ich mich daran machte, ihn einfach aufzureißen. Neben zwei vollgeschriebenen zetteln, fiel eine kleine SD-Karte heraus, die mich jedoch herzlich wenig interessierte. Hektisch faltete ich die Seiten auseinander und begann zu lesen.

"Schau dir zuerst das an, was auf der Karte ist."

Es war Yoongis Schrift und es ließ mein Herz noch schneller schlagen. Ich sah die kleine Karte kurz an, entschied mich dann für's weiterlesen.

"Und ich weiß genau, dass du dir lieber zuerst alles hier durchliest, weil du Angst vor dem hast, was sich auf der Karte befinden könnte. Nun gut, ich habe keine Ahnung, wie ich das hier anfangen soll und ich will dich nicht grüßen, weil das hier nicht wirklich einen normalen Brief darstellt.
Feststeht: Wenn du diesen Brief liest, wird meine Telefonnummer bereits gelöscht und ich auf dem Weg in eine andere Stadt sein. Versuch es nicht, du wirst keine Chance haben, mich auf irgendeine Weise kontaktieren zu können.

Jiminie, Engelchen, unser gemeinsamer Weg endet hier.
Weißt du noch, als ich an einem Abend gesagt habe, dass ich mich nie von dir verabschieden könnte? Und als du gefragt hast, wer sagt, dass ich das müsse, habe ich geantwortet, dass es immer jemanden geben wird?
Dieser Jemand werde ich sein.
Der Pfad, auf dem wir bis jetzt zusammen gelaufen sind, teilt sich und wir beide werden jeweils ein neues Leben anfangen. Du hast dich bei der Wohnungsbesichtigung gefragt, warum ich wollte, dass wir die kleinere der drei Wohnungen bekommen? Weil ich bereits wusste, dass sie nur für dich Platz haben muss. Von jetzt an wirst du dein Leben alleine führen, als starker, erwachsener Mann."

Mein Kopf verarbeitete nicht, was ich da las, ich musste mich anstrengen, durch mein Zittern und die bereits verschwommene Sicht, die Worte richtig entziffern zu können. "W-was.. nein, was meinst du? Du.. du kannst doch nicht.."

"Du willst bestimmt wissen, wodurch ich zu diesem Entschluss gekommen bin.
Erinnerst du dich an den Abend, an dem wir beide im Bett lagen, gekuschelt und über deine Kette geredet haben?"

Ich nickte hastig, als würde er mich sehen können und griff mir an den Hals, um sicher zugehen, dass besagte Kette, die nur noch einen Flügel trug, immer noch um ihn lag.

"Ich habe dir gesagt, dass ich dir eine neue kaufen könnte, wenn du das willst, aber du hast es verneint und gesagt, es ginge dir um den Moment. 'Kann man sich auch an den Erinnerungen erfreuen, wenn der Gegenstand nicht mehr präsent ist?', habe ich gefragt und du hast dem zugestimmt. Und das wirst du mit uns auch können. Du wirst dich an den Erinnerungen erfreuen können, auch wenn ich nicht mehr an deiner Seite bin."

"Das gilt nur für Gegenstände, du Idiot, hör auf.." Mein Satz wurde von einem lauten Schluchzer meinerseits unterbrochen, welchen ich bei bestem Willen nicht zurückhalten konnte. Seine Stimme schallte in meinem Kopf wieder, als stünde er direkt neben mir und würde mir vorlesen, was er dort geschrieben hatte. "Du kannst mich doch nicht verlassen, das kannst du nicht, das kannst du nicht!" Ein salziger Tropfen fiel nieder auf das Blatt Papier und machte einen Teil eines Wortes unleserlich, indem die Tinte verschwamm.

"Das mit uns... war die Hölle im Himmel, zwei Welten, die nicht aufeinander hätten treffen sollen, wie Feuer und Eis, nunmal ein Engel mit einem Teufel. Das einzige, was ich dir tat, war schaden, als wäre allein meine Existenz darauf ausgelegt, dir Unheil zu bringen. Überleg mal, was alles nicht passiert wäre, hätten wir uns nie kennengelernt. Die Depressionen, der Selbsthass, die Selbstverletzung, die Vergewaltigung, der Selbstmordversuch... ohne mich wärst du nicht in dieses Loch gefallen, in dem ich dich festgehalten habe.
Jimin, zwischen dem, was wir wollen, was wir verdienen und was wir schlußendlich bekommen, liegt ein großer Unterschied.
Du wolltest den Tod, verdienst ein sorgenfreies Leben und bekamst nur das Überleben.
Du wolltest ein Leben ohne Leid auf der Erde, verdienst den Himmel, aber kamst durch die Hölle.
Und glaub mir, wenn ich sage, dass du nur das Beste verdienst. Du warst der stärkste Mensch, den ich kannte, bist so oft aufgestanden, wenn dich alles zu Boden gezogen hat. Und nun glaub mir auch, dass ich deiner nicht würdig genug bin. Ich bin und bleibe derjenige, der dich in die Hölle gebracht hat. Ich habe an deinen Füßen gehangen, als du fliegen wolltest, dich befreien wolltest. Und dann hat dir die Liebe zu mir die Flügel ausgerissen. Es gibt einen Ausweg hierraus, wer reinkam, kommt auch wieder herraus, jedoch musst du diesen Weg ohne mich gehen.
Der Teufel wird der Hölle nicht entfliehen können, genauso wenig, wie der Hai dem Wasser."

Ich versuchte verzweifelt mir die Tränen aus dem Gesicht zu wischen, doch es wurden immer mehr. Meine Atmung war zu unregelmäßig, mein Puls viel zu hoch. ich verstand es nicht, obwohl sich die Erklärung in meinen Händen befand. Ich weinte: "Komm zurück, ich kann nicht ohne dich leben..!"

"Ich weiß, dass du jetzt sagen wirst, dass du kein Leben ohne mich führen kannst. Aber das kannst du. Außerdem bist du nicht allein. Du hast Jin, Namjoon, Taehyung und Jungkook. Dann noch deine Mutter. Du bist nicht allein, niemals, sie sind für dich da. Belüg dich nicht selbst, sei nicht von einem Menschen abhängig, der dir nur schadet.
Gib mich auf, ich bin es nicht wert.
Ich bin verlogen, untreu und habe mich nicht unter Kontrolle."

"Bist du nicht.. Bist du nicht!" Jammerte ich, "Tu mir das nicht an."

"Wenn du das hier liest, bin ich dir bereits fremdgegangen. Und ja, auf dem Niveau einer Prostituierten. Ich habe es nötig, verurteile mich dafür, dass ich auf dich als Partner nicht eingehen und normal mit dir umgehen konnte. Ich bin nicht für die Liebe gemacht, nimm es einfach so hin."

Ich las den Satz wieder und wieder, und mit der Zeit realisierte ich, was dort stand und meine Gesichtszüge entgleisten. "Wenn du das hier liest, bin ich dir bereits fremdgegangen."
"Wie kannst du nur?!" Kreischte ich und zerknüllte die Seite mit meinen Händen. Meine Wangen brannten höllisch und jede weitere Träne bewies mir, dass mein Herz bereits in Splittern lag. Unter Schmerzen zog ich mich zusammen, krallte meine Finger ins Haar und zog daran, als würde es die Schmerzen stoppen können. Tatsächlich schmerzte meine Brust, als würden mir die Scherben meines Herzens ins Fleisch schneiden und mich von innen heraus zerfetzen. Genauso fühlte es sich an, wie ein inneres Weinen, ein Schluchzen, ein Klagen, welches nicht nach außen gelang und somit meinen ganzen Verstand verwüstete.

Ich rappelte mich auf und wollte zur Tür, jedoch hielt mich Jin davon ab. "Nein, nein, nein, nein, nein. Du bleibst schön hier und kommst nicht auf dumme Gedanken."
"Lass mich gehen!" Jaulte ich, "Ich werde ihn suchen, er wird wieder zurückkommen, er würde mich nie alleine lassen!"
Mit Jin sackte ich zusammen, er hielt mich im Arm, fest und stark. Und ich winselte wieder, "Wir müssen ihn aufhalten, er ist bestimmt noch in der Stadt! Er würde nie ohne mich gehen."
"Wenn du versuchst, diesen Mann aufzuhalten, verlierst du ihn erst recht." Jin schien so leer, so abgeschlossen mit ihm, während ich so naiv war und immer noch versuchte, dieses Schicksal irgendwie abzuwenden. Hyung packte mein Gesicht, damit ich ihm zuhörte. Ich wimmerte und zitterte, blinzelte, um klar sehen zu können. "Er ist gegangen, Jimin. Yoongi wird nicht wieder kommen. Lass ihn gehen, er braucht dich nicht, das hat er dir gerade bewiesen. Es wird dir besser gehen, wir schaffen das gemeinsam, verstanden?" Er redete auf mich ein, haute mir tausende von Wörtern um die Ohren, bis ich sie irgendwann anfing zu glauben. Entgeistert sah ich zwischen seinen Augen hin und her, meine Lippen formten Worte, die ich mich nicht traute auszusprechen.

Yoongi war nicht mehr hier.
Yoongi wollte mich nicht mehr.
Yoongi hatte mich ersetzt.

Ein Stich versah mein Herz, es war pure Frustration, die in mir aufkam, "Er wird nicht wieder kommen." Hauchte ich verbittert, "Hyung, er wird nicht wieder kommen." Sagte ich begreifend und er drückte mich an sich, sodass sein Pullover meine Tränen trocknete. "Komm her, du bist immerhin nicht allein.." Er strich mir über den Rücken, während ich wimmernd meine Tränen vergoss.

Pov Yoongi

"Ich dachte, du hättest nach der Nacht bessere Laune." Ein schelmisches Lachen ging von meinem alten Freund aus, der am Steuer saß. Mein Kopf war genauso leer, wie mein Blick, der desinteressiert aus dem Fenster ging.
"Wie soll ich nach so einer beschissenen Nacht bessere Laune haben?" Murrte ich.
"Beschissen? Verdammt, du hast 'ne Liebesnacht hinter dir, Bruder. Oder war die Hure ihr Geld nicht wert?" Seine sonst so angenehme Art ging mir in diesem Moment mehr als auf die Nerven.
Ich schüttelte verständnislos den Kopf, "Ich habe einem Menschen den Grund zum Leben genommen, denkst du, ich fühle mich da wie der Boss und knall' sie die ganze Nacht lang?" Ich senkte meine Lautstärke, "Hat nicht so viel Spaß gemacht."
Er schien meine Aussagen komplett zu ignorieren. "Du hast die alte gar nicht gevögelt? Dann hättest du sie ja auch mir überlassen können." Wieder diese dreckige Lache.
"Halt doch die Klappe." Seufzte ich und drehte das Radio auf. Und dass ich gerade den Fehler meines Lebens begangen hatte, versuchte man mir mit einem gewaltigen Stich ins Herz klar zumachen, als ich den Liedtext wieder erkannte.

"The worst things in life come free to us.."

Versuchend aufkommende Tränen zurückzuhalten, vergrub ich die Hände in den Taschen meiner Jacke, jedoch stieß ich in einer auf einen Gegenstand, den ich herauszog. In meiner Hand hielt ich nun einen kleinen Anhänger, es war einer der Flügel an Jimins Kette und daran hing ein kleiner Zettel.

'Ich liebe dich, vergiss das nie.'

Und mich übermannten die zurückgehaltenen Emotionen. Ich begann zu wimmern und es dauerte nicht lange, bis sich die erste Träne über meine Wange bahnte, der viele folgten. Ich sank tiefer in den Sitz und drückte den silbernen Flügel weinend an mich, ich hasste mich, ich hasste mich so sehr. Und ich liebte ihn, ich liebte ihn mehr als mich selbst und ich würde ihn nie wieder sehen. Seine Stimme schwirrte in meinem Kopf herum, sein Lächeln und mir wurde bewusst, wie sehr ich ohne ihn litt.

"Was ist denn jetzt los?" Fragte mein Freund verwirrt.
"Halt die Klappe und konzentrier dich auf's Fahren!" Jaulte ich verzweifelt und versuchte mich so weit es ging von ihm wegzudrehen.

"Jiminie..." Verließ es zum letzten mal weinend meine Lippen.

Ohne ihn war ich bemitleidenswert.
Ein vor Schluchzern bebender Beifahrer.
Und nur noch ein Schatten meiner Selbst.

"And it's too cold outside,
For angels to fly,
For angels to die..."

Himmel und Hölle, so verschieden, wie Tag und Nacht. Wer hätte gedacht, dass der Teufel für einen kleinen Engel fallen würde?

Their love was strong, but timing was wrong, and love decided, they didn't belong.

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To be continued..
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[DANKE FÜR'S VOTEN UND KOMMENTIEREN]

Guten Tag ein letztes mal~

Hiermit Danke ich allen, die diese Geschichte gelesen haben.
Diejenigen die gevoted, kommentiert und/oder nur einen Teil der Geschichte gelesen haben, vielleicht nur das erste Kapitel und dann gesagt haben, dass es doch nichts für sie ist.
Ich danke jedem.

Bis jetzt, dem 15 August 2017, haben wir 'erreicht':
- 22.9K Reads
- 3.43K Votes
Und noch einen Platz in den Rankings, den ich mir einfach nicht aufgeschrieben habe, rip

Danke für den ganzen Support und dafür, dass ihr dazu beigetragen habt, diese Geschichte unvergesslich zu machen. Danke, dass ihr mir mit Kommentaren Motivation und Inspiration für alles gegeben habt.

Ich hoffe wir sehen uns alle bei der Fortsetzung wieder~
Ich wünsche euch noch einen schönen Abend und eine sorglose Woche und generell schmerzfreie Zeit, bis ich euch das wieder wünschen kann♡

Me rn aus Dankbarkeit:

Danke.

- mindyoongi -

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