#49 Don't cry
Pov Jimin
Auf meiner Stirn spürte ich einen hauchdünnen Kuss.
Ich blinzelte und suchte nach Yoongis Augen. Sie leuchteten so lieblich, funkelten heller als Diamanten und wertvoller waren sie allemal. Ich hätte mich wieder in ihnen verlieren können, sie waren so tiefgründig.
Ich vergrub mein Gesicht wieder in der Jacke, die seine Schulter bedeckte. Er hielt mich fest, stand gegen den Wind und hielt ihn von mir ab. Beinahe wie ein Fels in der Brandung. Eine seiner großen Hände strich mit sanften Bewegungen über meinen Rücken, die andere drückte meinen Körper näher an seinen. Zärtlichkeit, Geborgenheit, Liebe.
Das waren die einzigen Wörter, die mir durch den Kopf schwirrten. Es war so still, nur die Geräusche der Natur, des Flusses unter uns und des peitschenden Windes waren zu hören. Die Stadt am anderen Ufer war kaum zu erkennen, meine Augen konnten den Nebel nicht durchdringen.
Es war Morgen, Wolken bedeckten den sonst so klaren Himmel und es war kalt, eisig für einen normalen Wintertag. Ich spürte Hollys Pfoten auf meinen Schuhen, er suchte unter uns Schutz vor dem Wind. Vorhin war er bei einem Sprung beinahe weggeflogen, so sah es zumindest aus.
Und warum wir, Yoongi und ich, hier standen, ja, das war unerklärlich. Wohlmöglich versuchten wir uns vor den Augen unserer Mitbewohner zu verstecken, vielleicht war es die Ruhe, die hier draussen herrschte, die sich anders, als zu Hause anhörte. Obwohl zwischen mir und ihm schon nichts anderes zu hören war. Seit heute morgen hatte er nicht gesprochen, heute hatte er noch kein einziges Wort gesagt.
Ich war alleine auf der Couch aufgewacht.
Hatte ihn angezogen in der Küche aufgefunden.
Hatte nur einen halbherzigen Kuss auf die Wange bekommen.
Er wäre alleine mit Holly gegangen, hätte ich mir nicht rechtzeitig die Schuhe angezogen.
Und selbst auf ein niedlich formuliertes 'Jiminie ist kalt' hatte er bis eben nicht reagiert.
Dann hatte ich einfach seine Nähe gesucht.
Ich war auf ihn zugegangen und hatte ihn umarmt, wenig später hatte er die Umarmung dann erwidert.
Der Grund für sein Verhalten war mir unbekannt, aber es musste etwas bedeuten, wenn er früh morgens die Kälte suchte.
Und wieder war es der Engel, der nachgab und dem Teufel jede Fassette seiner Aufmerksamkeit schenkte.
"Wer hätte gedacht, dass ich dummer Mensch mal so jemanden wie dich verdiene."
Ich hörte es nur leise, aber seine Stimme würde ich überall wiedererkennen. Sie war so rau und so brüchig in den frühen Morgenstunden. Und dieser eine Satz wiederholte sich etliche Male in meinem Kopf, bevor ich einen Sinn darin erkannte, war so verwundert, dass er auf einmal wieder mit mir sprach. Ich spürte seine Wange an meinem Haaransatz, wurde noch viel näher an ihn gezogen, wenn jenes überhaupt möglich war.
"Ein Mensch bist du nicht. Und verdient hast du mich schon gar nicht."
Schmollend nuschelte ich in den Stoff seiner Jacke, hatte erwartet, dass er die Ironie in meiner Stimme erkannte. Jedoch wirkte er immer mehr in sich hineingezogen, verschlossen und fast traurig, so einsam und erschöpft.
"Ein Mensch bin ich nicht, ja. Und dich verdient habe ich auch nicht..." wiederholte er leise.
"Was ist denn nur los?" Auch wenn er es nicht sehen konnte, meine Mimik wurde trauriger, noch nie wollte ich diese Art von ihm sehen.
"Ich glaube, Jiminie, so langsam nimmt der Teufel seine Gestalt in mir an." Und auch wenn seine Augen heller funkelten, als jeder Edelstein auf dieser Erde es je tun könnte, durch den Ausdruck in seiner Stimme verloren sie in meinem Gedächtnis an Glanz. Was sollte das heißen? Würden seine alten Charakterzüge wieder zum Vorschein kommen, würde er mich nun auch misshandeln? Würde er ab sofort nur noch schweigen, mir seine Wärme entziehen, sodass ich auf Knien wieder zu ihm angekrochen kam?
"Warum hast du geschwiegen? Warum hast du mich abgewiesen?"
"Ich glaube, ich hätte dir nichts schönes sagen können. Im Fälschen bin ich noch lange nicht so gut wie du."
Mein Herz durchfuhr ein kleiner Stich, denn ich wusste, dass dies als Vorwurf gemeint war.
"Siehst du? Ich bin nicht Herr meiner Zunge, tut mir leid."
"Dass du überhaupt etwas fälschen musst, tut mir weh. Was liegt dir auf dem Herzen?"
"In niemandes Schicksal liegt es, sich selbst Leid zuzufügen." Wiederholte er die Worte, die er gestern gehört hatte. Wie oft waren sie ihm wohl schon in den Sinn gekommen, als er mich sah?
"Selbst, wenn du das denkst, Hyung." Vervollständigte ich ihn. Und es schlich sich ein warnender Gedanke von meinem Hinterkopf ein, den ich zuerst verdrängte, ich hätte dies nie für möglich halten können. Ich hätte damals schon so viel verknüpfen können, vielleicht so vieles verhindern können, hätte ich diesen Gedanken wirklich in Betracht gezogen.
"Man kann vieles einfach nicht verhindern." Flüsterte Yoongi, als hätte er meine Gedanken gehört.
"Hierher hast du mich schonmal gebracht." Bemerkte ich.
"Hierhin würde ich nur dich bringen."
"Erinnerst du dich noch?"
"Es war wunderschön.. Du warst wunderschön."
"Es ist komisch, jeden Tag Komplimente zu bekommen, jeden Tag Liebe zu spüren bekommen."
"Ich hasse mich."
Ich schlug meine Augen auf und sah zu ihm auf. Dieser Bruch in seiner Stimme, er war...
"Nein.."
"Ich habe dir so weh getan.." Er sah nicht mich an, sondern festigte seinen Blick in der Ferne. "Verdammt-" Seine Stimme brach ab, sein halbfertiger Satz wurde von einem Ton untermalt, den ich bis jetzt nur einmal wirklich gehört hatte. Er presste seine zitternden Lippen aufeinander, um ein weiteres Schluchzen zu unterbinden, sein Gesicht verzog sich vor Trauer. Er war kurz vor den Tränen.
Ich legte beide Hände an seine Wange und drehte seinen Kopf zu mir, damit er mir in die Augen sah. Jedoch schloss er sie binnen Sekunden, wodurch eine einzelne Träne seinen Augenwinkel verließ. Er gab alles auf, vergass alles und wimmerte einmal auf, bevor ich ihn an meine Brust drückte, sein Gesicht nahm an meiner Schulter Platz. Und diesen Ton hatte ich nicht vermisst, kein bisschen, nicht mal ansatzweise. Ich fühlte mich so überfordert, sein Weinen ließ sich mein Herz zusammenziehen. Alles was ich tat, war ihn halten, versuchen, nicht selbst noch anzufangen.
Was um alles in der Welt war mit ihm los?
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[Danke für's kommentieren und Voten]
Hallöchen popöchen~
;) hi
Ich hab' 'nen Kapitel für euch
Kurz
Aber ab jetzt geht hier die Post ab
Glaubt mir das mal
Och man, nein, erwartet nicht zu viel
Aber es wird wieder etwas spannender~
Danke für die ganzen Reads btw (will jetzt nicht nachgucken)
Soll ich eig irgendein special machen? ;-;
Ich habe das Gefühl, dass 'danke' einfach zu wenig ist, also.. irgendwelche Wünsche? Egal in welche Richtung, bin für alles offen :)
Bis baldius♡
Und eine schöne Nacht🌸(😏)
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