#42 Treat me better
Pov Yoongi
Am nächsten Tag klopfte ich an Jimins Zimmertür im Krankenhaus, kurz danach trat ich ein. Mein Junge lag ruhig im Bett und lächelte mich an. Er sah glücklich aus, so ganz ohne Schmerz und Furcht. In den letzten Tagen hatte ich so viele Fassetten von ihm gesehen. Hatte gesehen, wie er mich abgewiesen hatte, hatte miterlebt, wie er zusammengebrochen war, hatte Angst bekommen, als man mich gerufen hatte. Dann hatte ich wieder seine Lippen und Liebe genießen dürfen. Ich hatte gesehen, wie er sich selbst nicht kannte, hatte ihn an seine Liebe erinnert, hatte zu spüren bekommen, wie sein Körper unter einem anderen Mann gelitten hatte. Schlussendlich hatte ich ihn wieder auf den richtigen Weg gebracht.
Und nun lag er hier, immer noch in weiß, jedoch am leben und dafür war ich mehr als dankbar.
"Na, wie geht es meinem Liebling?" Ich lächelte. Ehrlich gesagt hatte ich nicht einen negativen Gedanken, der mir durch den Kopf schwirrte. Ich hatte beschlossen, mein Leben wertvoll zu leben, so, dass ich jede Sekunde schätzte. Gedanken machten einen krank und meistens sind es die Gedanken über die sinnlosesten Dinge, die einen zerstören. Und so wollte ich mich davon verabschieden.
"Prima." Grinste er und hob die Arme, um mich zu empfangen. Ich ging auf ihn zu und umarmte den zierlichen Körper fest. Mit mir kam der Oberarzt mit ein paar Unterlagen in der Hand und stellte sich ans Fußende des Bettes. Jimin sah an mir herunter und deutete mit einem Grinsen auf meinen Schritt. Schweigend verdrehte ich die Augen und wuschelte ihm durchs Haar, während ich rot wurde und an letzte Nacht erinnert wurde.
"Jimin, wie geht es dir?" Der Arzt hatte gute Laune und war entspannt. "Ich möchte nach Hause." Schmollte er und schob seine Unterlippe vor. Er griff nach meiner Hand, hängte ein "Bitte." An seinen Satz.
"Wir hätten dich gerne lieber noch etwas hier." Trotz seiner festen Überzeugung, überlegte er.
"Ich möchte aber nach Hause, meine Schmerzen sind nicht so stark und die Schwester hat heute morgen auch gesagt, dass mein Körper schnell heilt." Er sprach vollkommen unbeschwert und unschuldig, auch seine Augen sahen heute so klar aus. Wenn man seine Geschichte nicht kannte, würde man denken, er lebte sorglos. Ich stellte mir die Frage, ob ich es war, der ihn zerstörte. Immerhin hatte er sich wegen mir, weil ich ihn so behandelt hatte, selbst verletzt. Und ich begann mich wirklich schlecht zu fühlen.
"Durchaus kannst du dich selbst entlassen. Du wurdest vor ungefähr einer Woche operiert und hast keine ansteckende infektions Krankheit, also würde das gehen." Auf diese Worte hin lächelte Jimin breit und sah zu mir auf. Ich erwiderte dieses Lächeln, doch als er sich wieder dem Arzt zuwandte, erlosch dieses. Würde es ihm bei mir und in diesem zuhause überhaupt noch gut gehen? Würde er nicht wieder diese Gedanken bekommen? Auch wenn er jetzt glücklich war, würde er das zuhause sein?
"Dann müsstest du an der Anmeldung nur etwas unterschreiben. Fühlst du dich wirklich besser?"
"Ja, wirklich. Und zuhause würde ich mich viel besser fühlen."
"Na dann," Er seufzte und sah uns mit einem sanften Lächeln an, "fang an, deine Sachen zu packen. Ich werde euch Schwester Lee schicken." Mit diesen Worten verließ er das Zimmer wieder.
"Jimin." Sagte ich leise, während er sich aufsetzte. Ich wollte ihn auf einmal daran hindern. Zuhause war so ein schlechter Ort. Dort wurde er vergewaltigt, hatte sich geschnitten, ich hatte ihn mehr oder weniger zu Sex gezwungen, was war gut an diesem Ort?
"Dann kann ich heute wieder bei dir schlafen und Ich kann wieder Holly streicheln. Ich kann wieder mit Jin essen und mit Namjoon Nachrichten sehen, mit Jungkook und Taehyung Gesellschaftsspiele spielen. Ich freue mich so!" Er hatte so ein riesiges Lächeln im Gesicht und seine Augen funkelten, also ließ ich es einfach zu, er wusste schon, was er tat.
Aus einem Schrank an der Wand hob ich eine schwarze Sporttasche, die Jungkook gestern mitgebracht hatte. "Hat er dir alles hierrein gepackt?"
"Ja, da müsste eine Jeans, Unterwäsche, Socken und ein Shirt drin sein." Antwortete er und im selben Moment schmiss ich ihm die Sachen aus der Tasche rausrupfend aufs Bett. Er hatte ein anderes weiße Nachthemd an, die weiten Ärmel, die diesmal nur bis zu seinen Ellenbogen gingen, ließen seinen zierlichen Körper so klein wirken und ihn darin verschwinden.
"Yoongi, ich darf mich anziehen!" Er klatschte freudig in die Hände und grinste bis über beide Ohren, er war so niedlich. Schon so oft war ich für sein Lächeln gefallen und ich würde es immer wieder tun. Wie er sich einfach nur darüber freute, dass er nach Hause durfte, dass er andere Klamotten anziehen durfte. Wie er sollte man ab sofort leben, alles schätzend und für alles dankbar seiend.
Er schob sich die Decke bis zur Hüfte und machte sich daran, sich sein Gewand auszuziehen. Ich bis mir auf die Unterlippe. Jedoch nicht, weil sein Körper mich anturnte, sondern weil ich im Tageslicht erkannte, wie abgemagert er aussah. Seine Oberarme waren gar nicht so muskulös, seine Bauchmuskeln nicht so ausgeprägt, wie konnte ich das in der Nacht nicht erkennen?
Eine Gänsehaut zog sich über seinen Körper, als die kühle Luft über seine Haut strich. Ich drehte meinen kopf in eine andere Richtung, um seine Blessuren nicht zu sehen. Diese Knutschflecken konnte ich ignorieren, jedoch nicht seine blauen Flecken, geschweige denn die Kratzer, die sich über seine Brust zogen, neben ihnen die zahlreichen Bisswunden am Schlüsselbein. Ich spürte, wie er nach meiner Hand griff und Ich tastete um sie, um sie zu umschließen, doch kam an den Verband an seinem Handgelenk und zuckte zurück. Ich kniff die Augen zusammen und hielt mir die Hand vor den Mund, unterdrückte damit ein Wimmern.
"Alles in Ordnung?" Die Stimme meines kleinen Engels klang so unwissend und schwach, so dünn. Ich war so kläglich daran gescheitert, ihn zu beschützen. Ich hatte es mir geschworen, hatte ihm schon so oft gesagt, dass ich auf ihn achtgeben würde. Und während er vergewaltigt wurde, hatte ich geschlafen. Was war ich für ein schlechter Mensch.
Pov Jimin
Yoongi stand abgewandt vor mir, nahm nicht meine Hand, betrachtete mich nicht und war angespannt. Was hatte er so plötzlich? Ich wollte ihn etwas fragen, doch ich wurde durch Schwester Lee unterbrochen, die durch die Tür kam. "Entschuldigung." Flüsterte mein Freund und verließ den Raum, den Schwester Lee gerade betreten hatte.
"Was hat er denn? Warum weint er?" Schwester Lee sah dem schwarzhaarigen hinterher. Meine Augen wurden groß, als sie mich dann ansah. "Er hat.. was?"
"Ihm lief eine Träne über die Wange, haben sie Streit?" Sie reichte mir das T-Shirt, weil sie erkannte, was ich gerade eben vorhatte. Nett wie sie war, half sie mir in den schwarzen Stoff hinein. Ich seufzte tief, was war mit Yoongi nur los?
"Ich glaube er mag meinen Körper nicht mehr." Ich klang unschuldig, dafür, dass ich mir etwas vorwarf.
"Vielleicht mag er auch einfach die Wunden nicht, die ihnen zugefügt wurden." Schätzte sie und lächelte, gab mir die Boxershorts.
"Könnten sie sich umdrehen?" Ich wurde rot. Sie hatte mich schon nackt gesehen, sie kam immerhin jeden Abend, um mir bei verschiedensten Sachen zu helfen. Gestern hatte sie mir Duschen geholfen. Ich denke nicht, dass das etwas mit der Arbeit einer Krankenschwester zu tun hatte, doch ich hatte sie darum gebeten. Sie war so nett, ich hatte schnell vertrauen aufgebaut.
Während sie mit dem Rücken zu mir stand, streifte ich mir die Unterhose über. "Sie wollen schon von hier gehen?" Fragte sie.
"Ja, ich halte das hier nicht aus. Lieber habe ich zuhause Schmerzen, als mich hier alleine zu amüsieren." Ich redete wirklich freundlich mit ihr und lachte, als ob ich mit einer Freundin reden würde. "Könnten sie mir bitte aufhelfen?"
Sie drehte sich zu mir und stützte mich unterm Arm, sodass ich aufstehen konnte, um auch meine Hose anzuziehen.
"Ich will sie hier nie wieder sehen, wegen so etwas.." Sie zeigte traurig auf meine Handgelenke. Die Narben, die wirklich kaum sichtbar waren, musste sie allerdings auch gesehen haben. Mein Lächeln verschwand und Ich erinnerte mich an den Schmerz, der sich durch meine Arme gezogen hatte, als ich meinem Leben ein Ende setzten wollte.
Ich nickte, mein Blick sank zu Boden.
"Wirklich, solche Patienten behandle ich nicht gerne."
"Sie hatten schon mehr?"
"Nein."
Ich schmunzelte, "Es wird ein Versuch bleiben."
"Ich will nicht, dass sie gehen." Sagte sie leise und wickelte den Verband eines Arms ab. Zu sehen, war nun der Schnitt, der von leichten Fäden zusammengehalten wurde.
"Mögen sie mich etwa?"
"Ich kann sie dann einfach nicht von so etwas abhalten." Sie strich über die kleinen weißen Linien auf meinem Unterarm und über die rosafarbenen, die nur schwer zu erkennen waren. Ich wusste nicht, worin der Unterschied lag oder woran eine Narbe entschied, ob sie weiß oder dunkel rosa wurde. Ehrlich gesagt, hatte ich auch nie über meine Narben nachgedacht.
"Verstehen sie?" Fragte sie, wollte dass ich ihr etwas bestätigte.
"Yoongi wird auf mich achtgeben." Sagte ich und drückte ihre Hand weg, denn ich konnte es ihr nicht versprechen. Heute war ich glücklich, morgen suizidgefährdet, da war kein Unterschied. Meine Stimmung konnte in Sekunden umschlagen und selbst wenn ich dieses Versprechen nicht brechen wollte, auch weil ich es Yoongi gegeben hatte, konnte ich für nichts garantieren.
"Herr Min hat es all die Zeit nicht gemerkt." Bestätigte sie meine nicht genügend sichere Aussage.
"Herr Mins Verhalten war der Grund. Da er mich ab jetzt nicht mehr so behandelt, haben sie, Frau Lee, auch nichts mehr zu befürchten." Ich griff die Socken.
"Wenn sie das sagen, Herr Park."
"Dann stimmt es." Spätestens wenn ich wieder im Bad saß, würden mich diese Gedanken wieder einholen.
Dieser ständige Selbsthass ließ einen nie ganz los. Ein einziger Kommentar über mein Aussehen oder ähnliches würde meine Stimmung wieder runterziehen. Ich wollte das nie wieder tun und verspürte auch keinen Drang dazu, aber so war das Leben, etwas würde es immer geben und Ich würde nie davon loskommen. Jetzt, wo es ein ganzes Arzt Team, die Schwester, Yoongi und auch meine Hyungs und Taehyung wussten, würde ich es wohl auch niemandem mehr erzählen, wenn ich traurig war. Je mehr Leute es wussten, um so weniger wollte ich über meine Gefühle reden.
Und jetzt wollte ich wieder weniger nach Hause. Jeder wusste es, jeder würde auf meine Arme sehen. Ich wollte das nicht.
Doch damit musste ich jetzt leben. Diese Narben würde ich für immer tragen. Es lag an mir, ob ich durch sie wieder traurig wurde oder ob ich stolz auf mich sein würde, weil es keine offenen Wunden mehr waren.
________________________
[Danke für's kommentieren und Voten]
Das nächste Kapitel ist so schön fml
Also von der Handlung her, von der Umsetzung liegt es an euch, ob ihr es gut findet. Naja. Bis gleich😌
Btw stören euch eigentlich so 'viele' Sichtwechsel, oder ist euch das schnurzpiep egal?
Würde mich interessieren :3
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top