Kapitel 7
Alles war dunkel.
Ich spürte meinen flachen Atem.
Warte was? Ich atmete!
Sofort riss mein Augen auf. Wo war ich?
Ich blickte in einen blauen, von Wolken durchzogenen Himmel, welche sich durch das gläserne Dach spiegelten. Die Luft um mich herum war tropisch warm.
War ich vorhin nicht im Krankenhaus gewesen?
War ich nicht gerade gestoben?
Ich erinnerte mich an den höllischen Schmerz in meiner Brust. Ein Schauder lief mir dabei über den Rücken. Prüfend tastete ich nach meiner Brust. Da war nichts. Kein Schmerz und auch keine Atemnot.
Ich lebte!
Harte Balken spürte ich im Rücken, anstatt die weiche, durchgelegene Matratze meines Krankenhausbettes. Vorsichtig fuhr ich mit den Fingern die holzige Maserung der Balken unter mir ab. Es fühlte sich durchgeweicht und angenehm warm an.
Wie hatte ich so schnell den Ort gewechselt? Und wo zum Teufel war ich hier gelandet.
Mein Blick wanderte zu Seite. Ich lag auf einer Parkbank mitten in einer kleinen grünen Oase.
Langsam richtete ich mich auf und blickte mich genauer um.
Kleine Beete reiten sich vor mir hintereinander auf. Ich erkannte die hohen streben von Tomatensträucher, die unausgereiften Gurken, welche sich noch am entwickeln waren oder die weis blühenden Sträucher der Kartoffelpflanze.
Grelles Licht von Neonröhren leuchtete auf die Pflanzen herab, genauso wie das Sonnenlicht, welches durch die Glaswände in das Gewächshaus strahlte.
Warum war ich ausgerechnet in einen Gewächshaus aufgewacht? Es handelte sich eindeutig nicht um das meiner Oberschule, also wo war ich?
Zielstrebig suchte ich den Ausgang dieser kleinen tropischen Oase. Endlich erreichte ich die gläserne Tür. Das Licht brach sich in ihr und lies mein Spiegelbild erscheinen.
Ich blickte mir in die leuchtenden goldbraunen Augen, umrandet von meinen glänzenden silber weisen Haaren. Sie leuchteten wieder. Freudig fing ich an zu lächeln und streifet mit meiner Hand durch die Haare. Sie waren vor meinen Tod so stumpf und kraftlos gewesen...vor meinen Tod. Bilder des Krankenhauses zuckten durch mein Gedächtnis. Von Mio und Sita, welche ich einfach so zurück gelassen hatte. Ich erinnerte mich wie sie in der Schuluniform vor meinen Bett standen und mir noch das letzte Lächeln auf den Weg schickten.
Apropo Schuluniform, was genau hatte ich da bitte an?
Ich blickte an mir herunter zu den schwatzen Schnürschuhen mit leichten Absatz, den bis zu den Knien gehenden weisen Socken, dem faltenwerfenden schwarzen Rock und der beigen Jacke mit lila Akzenten. Diese Sachen hatte ich noch nie vorher gesehen. Warum hatte ich Sachen an die nicht mir gehörten?
Mir wurde das alles zu viel und ich wollte endlich wissen was hier vor sich ging. Schon fast stürmisch verlies ich das Gewächshaus und fand mich auf einen kleinen Platz wieder. Ein Rondell mit bunten Blumen bepflanzt stand in der Mitte des runden Platzes. Überall um den steinigen Platz waren weite bunte Blumen gesät worden. Fischer Wind durchwurschtelte meine langen Haare und der süßliche Duft der blühenden Blumen stieg mir in die Nase. Gierig saugte ich die frische Luft ein und schloss die Augen um diesen Moment noch besser genießen zu können. Bis vor kurzen hatte ich gedacht nie wieder so etwas erleben zu können und doch stand ich hier im Frühlingswind mit frischen Blumen.
"Tachibana-chan, bist du mal wieder eingeschlafen? Ich hab dich im Gewächshaus auf der Bank liegen sehen", fragte mich eine unbekannte Stimme. Verwirrt öffnete ich wieder meine Augen. Ein Mädchen, ungefähr in meinen alter, kam lächelnd auf mich zu. Sie trug ganz genau die selben Klamotten wie ich sie trug. War das so ein Kostüm-Ding oder etwa doch eine Schuluniform?
"Tachibana, alles in Ordnung?", fragte mich das fremde Mädchen besorgt und beugte sich etwas zu mir herüber. Ihre rötlichen Haare schimmerten im Sonnenlicht.
"Äh..,ja denke schon.", antwortete ich ihr zögernd. Was sollte das? Woher kannte dieses Mädchen meinen Namen?
"Na dann ist ja gut. Komm der Unterricht geht gleich weiter.", sagte sie und wand sich zum gehen um. Unterricht? Also doch eine Schuluniform. Zögernd folgte ich der Unbekannten. Das alles hier erschien mir nicht so ganz geheuer, aber sie würde vielleicht meine Fragen beantworten können. Mir blieb nichts anderes über, als ihr zu folgen.
Schweigend liefen wir den steinigen Weg an einem mehrstöckigen Gebäude vorbei. Die Wände waren aus weisen Stein und besaß dunkle Fensterläden an den unzähligen Lichtblicke des Gebäudes. Ich blickte weiter um. Auf der linken Seite erstreckte sich weiter hinten ein großer Sportplatz und noch weiter Gebäude. Zählte das alles noch zur Schule?
Das musste einen riesiges Gelände sein. Noch nicht mal meine Schule in Kōbe hatte so so viele Gebäude oder geschweige den von so einen riesiges Grundstück. Und meine Schule war ja auch schon recht groß gewesen.
Halt! Wieso war? Es ist immer noch meine Schule schließlich stand ich hier und atmete. Also werde ich auch zurück nach Hause kommen und wieder mit Mio und Sita zum Unterricht gehen können. Ich musste umbedingt heraus finden was ihr los war.
"Entschuldige bitte, wo genau sind wir hier?", fragte ich höflich die unbekannte Schülerin vor mir.
"Was? Tachibana, wirklich sicher das es dir gut geht?", lachte diese auf, warf mir dann jedoch einen besorgen Blick über die Schulter rüber. "Wir sind natürlich auf dem Gelände der Kanazawa University. Wo du und ich zur Schule gehen und in dem Wohnheim zusammen leben.", scherzte sie und lief fröhlich weiter in die Richtung von mehren Häuserblöcken aus roten Sandstein, "Bei den vielen Büchern die du liest wundert es mich nicht, dass du manchmal nicht mehr weist wo du bist."
Ein Internat? Hier sollte ich wohnen und zur Schule gehen? Aber ich wohne doch bei meiner Familie und gehe in eine Highschool in Kōbe. Hatte man mich verwechselt? Ich musste unbedingt mit irgendwem reden der Ahnung von all dem hier hatte. An besten ein Lehrer dieser Schule. Und sie würde mich direkt dort hin führen.
"Ja, stimmt, in letzter Zeit verbringe ich eindeutig zu viele Stunden hinter meinen Büchern.", log ich mit einen falschen lachen. Ich wollte nicht das sich eine Unbekannte weiter sorgen um meinen geistlichen Zustand machte.
Wir steuerten auf einen der drei großen rotgemauerten Gebäude zu. Die junge Frau brachte mich zum mittleren der ha genau gleich aussehenden Gebäude und hielt mir die gläserne Eingangstür auf. Nun befand ich mich in einer großen, lichtdurchfluteten Halle mit mehreren Treppen zu den verschieden Stockwerken. Die Treppen lagen offen im Raum, nur die Geländer verhinderten ein herunterstürzten.
Ich folgte dem fremden Mädchen in den zweiten Stock. Alles war recht hell gehalten. Große Fenster ließen Licht hinein und die Wände waren in einen hellen cremefarbigen Weiß gehalten. Sie bog nach links ab und steuerte zielstrebig einer der hinteren weißen Türen an, welche hintereinander in einem langen tristen Gang aufgereiht waren. Irgendwann öffnete sie mir eine der, für mich, vollkommend gleich aussehenden Türen und lies mich eintreten. Ich betrat ein fremdes Klassenzimmer, mit fremden Leuten in einem Internat was angeblich mein zuhause sein sollte.
"Ah, da seit ihr ja!", verkündete ein Mädchen mit blonden Haaren, "Tachibana-chan ich habe dir den Platz zwischen mir und Nakasawa-chan frei gehalten.", sie klopfte leicht auf den Tisch links von ihr. Jeder hatte, wie üblich in den Highschools, einen Einzeltisch. Das Holz der Tische war an vielen Stellen schon ausgeblichen und wies auf das Alter der Schule hin. Vor allem die Tische an der Fensterfront, also links von der Tafel aus, waren schon fast weiß anstatt dem typischen holzigen Braun. Freudig lief das rothaarige Mädchen einen Platz weiter. Also hieß sie Nakasawa, schlussfolgerte ich.
"Äm, ja danke.", bedankte ich mich bei der neuen Unbekannten. "Welches Fach haben wir denn?", fragte ich um mehr über diesen Ort zu erfahren.
"Na, Englisch. Eins deiner Lieblingsfächer.", entgegnete mir die Blonde.
"Ach, echt?", woher wusste dieses Mädchen, das ich Englisch mochte? Das sie meinen Namen wusste war ja schon unheimlich, aber das verunsicherte mich nur noch mehr. Trotzdem lies ich mir nichts anmerken und tat so als wäre alles ganz normal. Ich würde warten bis der Unterricht vorbei war und mich dann mit dem Lehrer unterhalten.
"Tachibana-chan hatte vorhin ein bisschen geschlafen, wahrscheinlich ist sie noch nicht ganz wach.", lachte Nakasawa und führte den für mich schon fast gezwungenen Smalltalk fort.
"Ja, genau. Ich bin wirklich noch nicht ganz wach.", stimmte ich ihr schnell zu.
"Warum hast du denn schon wieder geschlafen? Hast du etwas wieder die ganze Nacht hinter irgendeinem Buch gesessen?", fragte die noch immer unbekannte Blondine.
"Ja, du hast mich erwischt.", antwortete ich ihr gespielt. Die beiden fingen an zu lachen. Ich stimmte mit einen unechten Lachen ein. Wenn diese Mädchen mich anscheinend gut kannten, würden sie doch merken das es kein echtes Lachen war. Mio hatte immer gemerkt wenn ich nicht bei der Sache war oder nicht wirklich darüber lachen konnte was gesagt worden ist, aber die hier machten einfach weiter als wäre es ganz normal. Diese waren nicht meine wahren Freunde!
Wieder kam Zweifel in mir hoch. Diese Schule, diese Leute, all das hier kannte ich nicht und doch sah es so aus, als ob ich schon lange hier war.
Konnte es sein das ich mir alles einbildete?
War das hier vielleicht nur eine Art Traum oder waren etwa meine Erinnerungen nur ein Traum?
Aber Mio und Sita, meine Mutter, meinen Vater und auch Schwester Yume, sie alle mussten echt sein!
Eine andere Erklärung gab es nicht!
Wieso sollte ich mich an Menschen und an ein anderes Leben so genau und vollkommen real erinnern, wenn das alles dann doch nur ein Traum sein sollte.
Ich brauche antworten!
Irgendwann kam ein Lehrer herein.
"Guten Morgen, Klasse.", begrüßte er uns. Er redet von dem letzten Unterricht und was wir alles gemacht hatten. Ich hörte gespannt zu und versuchte mich an die Details der letzten Stunde zu erinnern. Vielleicht kamen so auch die anderen Erinnerungen an diese Schule zurück und ich könnte erstmal selbst heraus finden was real und was nicht wirklich existierte.
Doch je länger ich zu hörte desto schwerer war es mir einen Unterschied auszumachen. Es kam mir vor als ob ich die Themen der letzten Stunde schon bearbeitet hatte. Doch waren das Erinnerungen von hier oder von meiner Schule in Kōbe? Ich wusste es nicht und langsam bekam ich Angst, dass sich diese zwei unwirklichen Welten zusammen fügten und ich dann nicht mehr zwischen real und unrealistisch unterscheiden konnte.
Speilte mein Kopf etwa Tricks mit mir?
War ich verrückt geworden?
Geistlich Krank?
"Holt bitte eure Unterlagen heraus, um mitzuschreiben.", forderte der Lehrer nun die Klasse auf. Jeder der anderen Schülern packte Englischbücher, Hefte und Schreibmaterial heraus.
Und ich? Suchend schaute ich mich nach einer verlassenen Tasche um, vielleicht gehörte sie mir. Ich konnte mich nicht erinnern ein Tasche hier her mitgebracht zu haben.
"Tachibana-san, haben Sie ein Problem?", frage der Sensei mich.
Sofort stand ich auf um antworten zu dürfen. "Ich habe wohl meine Tasche verlornen. Bitte entschuldigen Sie, Sensei.", beschämt schaute ich zum Boden. Die blicke der anderen Schüler durchbohrten mich und Pein stieg in mir auf. Ich war kein gutes Vorbild.
Warte, Vorbild wofür? Ich bin doch nur ne normale Schülerinnen und keine Vorbildsperson für die anderen.
"Ist dies hier vielleicht Ihre?", fragte er mich und deutete auf eine Tasche die neben dem Türrahmen stand. Kurz musste ich mir die Tasche genauer ansehen. Sie war eine schwarze Schultasche, welche man über der Schulter trug. Eine kleine Sonnenblume war an der Seite eingestickt.
"Ja, das ist meine. Dürfte ich Sie holen?", fragte ich freudig. Der Sensei nickte zur Bestätigung. Sofort lief ich los um nicht weiter den Unterricht zu stören.
Wieder zurück an meinen Platz schaute ich die Tasche nochmals genauer an.
Wie war ich darauf gekommen das dies mein Tasche war? Ich konnte mich nicht an sie erinnern, trotzdem hatte ich so eine Intuition, das diese Tasche eindeutig mir gehörte. Nachdenklich öffnete ich sie und holte die Unterlagen raus. Verdutzt schaute ich auf meine Handschrift.
Eindeutig war es meine!
Wie konnte das sein?
Überfordert mit all diesen Dingen rieb ich mir über die Stirn. Mittlerweile hatte ich schon Kopfschmerzen von den ganzen Grübeleien. Ich gab auf. Nach dem Unterricht hatte ich noch genug Zeit um mich mit diesen Thema zu befassen.
Der Unterricht ging weiter. Ohne Problem konnte ich dem Stoff folgen. Es kam mir alles auf einmal viel Vertrauter vor. Die Umgebung, die Menschen und selbst der Unterrichtsstoff war mir unheimlich bekannt, so als hätte ich das die ganzen letzen Wochen hier im Klassenraum gesessen.
Irgendwann klingelte es zur Pause und der Sensei beendete den Unterricht.
"Wo hast du denn heute deinen Kopf, Tabinacha-chan?", fragte mich Nakasawa, während ich meine Sachen zusammen packte. Sie und ihre blonde Begleitung standen vor meinen Tisch und sahen mich belustigt an.
"Ach keine Ahnung, ich weis auch nicht was mit mir los ist.", meinte ich verlegen und wich ihren Blicken aus. Schnell räumte ich meine Federmappe zusammen um ihnen nicht in die Gesichter schauen zu müssen.
"Hast du echt vergessen, das du deine Tasche schon vor den Unterricht in den Klassenraum gebracht hast?", fragte die Blonde lachend.
"Anscheinet schon. Am besten gehe ich mal kurz ins Krankenzimmer. Ich habe den ganzen Tag schon Kopfschmerzen.", entgegnete ich.
"Oh, geht's dir so schlecht Tabinacha-chan? Soll ich mit dir gehen?", bot sich Nakasawa an.
"Nein, danke das geht schon. Sag bitte nur dem Sensei Bescheid.", entgegnete ich.
Natürlich wäre es besser gewesen sie mit zu nehmen da Nakasawa bestimmt wusste wo das Krankenzimmer war, doch ich wollte alleine sein. Diese ganze andere Realität und vor allem diese falschen Freunde machten mit zu schaffen. Etwas Ruhe und Einsamkeit würden mir jetzt besser helfen mit alle den Dingen klar zu kommen, als falsche Freunde oder Lehrer die sich um mich sorgten. Irgendwann würde ich es schon selber finden.
"Na gut, hoffentlich geht's dir bald wieder besser.", antworte Nakasawa besorgt.
"Bis später, Tabinacha-chan.", winkte mir die Blondine noch hinterher.
Mit höllischen Kopfschmerzen wanderte ich durch die Gänge der Schule. Nakasawa hatte gesagt wir würden hier wohnen, heißt irgendwo musste mein Zimmer sein. Zu gerne währe ich hin gegangen um mich ein wenig schlafen zu legen und in Ruhe über alles nachzudenken, doch ich wusste noch nich mal wo das war. Es würde wahrscheinlich schneller gehen das Krankenzimmer zu suchen als mein eigenes.
Also lief ich weiter durch die vollen Gänge der Schule. Die Pause hatte gerade angefangen und die Schüler strömten nach draußen, um das schöne Wetter zu genießen. Ich quetschte mich durch den Strom, welcher zur Treppe wollte. Ein Gebilde aus Schwarz, der männlichen Uniform und Beige der Weiblichen. Ständig rempelten mich Leute an, mal von links, mal von rechst. Etwas genervt drängte ich durch die Menge. Ich hatte Kopfschmerzen, keine Erringung an diese Schule hier oder mein dazugehören Leben und wollte nur nach Hause. Zurück zu dem Zuhause aus meinen Erinnerungen.
Ein Bild von meiner Mutter ging mir durch den Kopf, wie sie mich mit ihrem strahlenden Lächeln anguckte und freudig ihre Arme ausbreitet um mich zu drücken. Trauer überkam mich mit voller Wucht. Ich weis, ich war eigentlich zu alt für sowas, aber ich wollte sofort zu meiner Mutter. Sie sollte mich in den Arm nehmen und mich trösten. Langsam spürte ich wie mir die Tränen kamen. Ich hatte keine Lust mehr! Wenn das hier mein Leben nach dem Tod sein sollte, wollte ich es nicht mehr. War ich verdammt ein flaches Leben mit den Erinnerungen an mein richtiges zu führen? Heiße Tränen liefen mir das Gesicht herunter. Viel lieber würde ich in unendlicher Leere versinken und nie wieder aufwachen, als das hier.
Alles war besser als von Erinnerungen geplagt zu werden.
"Was ist mit ihr?" "Sollten wir ihr nicht helfen?", hörte ich die ganzen Stimmen um mich herum. Mitten im Gedrängel war ich stehen geblieben. Es musste komisch aussehen, wie eine 1,60 große Schülerin mit silberweißen Haaren, dieser komischen Schuluniform an und Tränen im Gesicht mitten im Weg stand. Viele Augenpaare starten mich beim vorbeigehen an. Ich erkannte Verwirrung, Mittleid und auch leichte Wut in ihnen.
Keiner kam mir zu Hilfe. Ängstlich schaute ich mich um. Überall waren Menschen.
Alle schauten mich an. Alle sahen wie ich heulte. Das war zu viel für mich.
Schnell griff ich nach meiner Tasche und hielt sie an mich gedrückt. Fluchtartig drückte ich mich durch die Menschenmenge. Ich wollte diese Blicke der andern nicht sehen. Meine Füße trugen mich schnell durch das immer leere werdende Schulgebäude. Die Tränen ließen meine Sicht verschwimmen und so stolperte ich fast schon den Gang entlang. Kaum ein Schüler begegnete mir und wenn doch vermied ich jeden Blickkontakt.
Ich rannte und rannte ohne zu wissen wo hin. Irgendwann kam ich an einer Treppe an und wollte herunter rennen. Es war keine der großen Treppen wie im Eingangsbereich. Diese war klein und von Wänden umringt.
Als ich um die Ecke der ersten Platform zwischen den Etagen bog, stieß ich mit einem blonden Jungen zusammen. Überrascht taumelte ich zurück. Meine Füße verlohten den halt und ich verlor das Gleichgewicht. Fast schwerelos flog ich für einen kleinen Augenblick in der Luft, bis die Erdanziehung wieder einsetzte.
Ohne Vorwarnung schlug mein Kopf auf einer der Treppenstufen weiter unten auf. Schmerz dröhnte in meinen Kopf. Mehre Aufschläge folgten. Alles drehte sich um mich herum. Ich wusste nicht mehr wo oben und unten war. Kurz sah ich die Treppe auf mich zu kommen. Dann wieder das entsetzte Gesicht des Junges. Ich spürte einen entsetzlichen Schmerz im Nacken. Ein lautes Geräusch lies mich zusammen zucken. Langsam verschwamm meine Sicht. Hatte ich mir das Genick gebrochen? Zwanghaft versuchte ich meine Augen offen zu halten. Ich sah wie der Junge auf mich zu gestürmt kam. In seinen Augen spiegelte sich meine Angst. Ich wollte nicht sterben. Nicht schon wieder!
Die Schmerzen steigerten sich ins unendliche. Es war eine andere Art zu sterben als die, die ich bereits erlebt hatte, doch ich wusste mit großer Gewissheit das ich Stab. Langsam verlor ich die Kontrolle über mich selbst. Kurz bevor mich auch noch mein Bewusstsein verließ, spürte ich die großen Hände des Jungen an meinen Kopf.
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