6. Juni 2031
Helena und ich saßen frustriert auf dem Fußboden in meinem Zimmer. Wir hatten beide keinen blassen Schimmer wie wir unsere „Reden" beginnen sollten. Inzwischen war es Mittag und wir hatten uns schon vor zwei Stunden getroffen, um mit den Reden anzufangen – überflüssig zu erwähnen, dass wir noch genauso weit waren wie am Anfang. Reden zu schreiben lag eben nun mal keinen von uns beiden. Mein Kopf rauchte so sehr, dass eigentlich der Feuermelder hätte anspringen müssen – was er seltsamer weiße nicht tat. Mein Zimmerboden war über und über mit zerknüllten Versuchen bedeckt, die für nicht gut genug befunden worden waren – hauptsächlich welche von mir. Bei dieser überaus wichtigen Sache war ich sehr selbstkritisch und wollte alles perfekt machen. Helena stöhnte genervt auf als ich schon wieder einen weiteren Versuch zerknüllt in hohen Bogen durch das Zimmer warf – wie alle anderen verfehlte auch er den Papierkorb. Ich kratzte mich am Kinn und versank wieder in meinen Gedanken. Plötzlich quickte Helena fröhlich auf und ich zuckte vor Schreck zusammen. „Ich hab's, ich hab's, ich hab's!" Meine neue beste Freundin hüpfte aufgeregt durch mein Zimmer, so dass sie einem Flummi alle Ehre gemacht hätte. Ich sah sie neugierig an. „Schieß los!" „Wie wäre es, wenn wir ein Gespräch über unser bisheriges Leben machen? In den Regeln ist es nicht verboten seine Rede als Gespräch mit jemand anderen zu halten und man soll doch eh kreativ sein!" Ich quietschte begeistert wie eine Gummiente auf und umarmte Helena. „Du bist genial!" „Danke, das wusste ich auch schon vorher!", erwiderte sie grinsend und rieb sich die Schulter, die Bekanntschaft mit meiner Faust geschlossen hatte.
Zufrieden lehnten wir uns zurück. „Gute Arbeit Schwester!", meinte Helena grinsend und schlug mir anerkennend auf die Schulter – am Ende hatte ich drei Viertel der Rede allein geschrieben, nachdem Helena nicht mehr konnte, weil sie momentan an einer Schreibblockade oder, wie ich es nannte, Faulheit litt. Ich deutete eine Verbeugung an. „Danke, ich fühle mich geehrt" Wir sahen uns kurz an. Dann brachen wir ohne wirklichen Grund in schallendes Gelächter aus.
Es klopfte an der Zimmertür und meine Mutter kam herein. Als sie die paar zerknüllten Papiere am Boden sah, nahm ihr Gesicht die hübsche Farbe von reifen Himbeeren an. Wahrscheinlich würde sie uns gleich mit ihrer ruhigen, sanften Stimme mitteilen, wie erfreut sie über die Ordnung in meinem Zimmer sei. „SKY AURORA XANTON! WENN NICHT IN ZEHN MINUTEN DEIN ZIMMER KOMPLETT ORDENTLICH UND AUFGERÄUMT IST, KANNST DU WAS ERLEBEN!" Sie rauschte mit wehenden, schwarzen Haaren aus dem Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu. Ein Blick genügte und erneut wälzten wir uns vor Lachen auf den Boden. „Eine Sache würde mich allerdings noch interessieren!", meinte ich japsend. „Woher wusstest du eigentlich schon vorher meinen Namen?!" Meine beste Freundin sah mich an als ob gerade ein UFO ins Zimmer geschwebt wäre, sich surrend eine Klappe geöffnet, ich heraus gehüpft und verkündet hätte, dass ich ein Alien vom Mars wäre. „Sky Aurora Xanton!" Ich verdrehte die Augen – jetzt machte sie auch noch meiner Mutter Konkurrenz! „Überlege bitte mal! Wer hat fast als einzige rote Haare in der Stadt, ist so brav und höflich, dass es schon auffallend ist? Über wenn wird immer getuschelt, dass ihre Mutter sie unbedingt zu nächten Herrscherin" – bei diesem Wort zog ich skeptisch die Augenbrauen hoch – „machen wolle? Wer passt nie in Modebewusstsein auf und wurde deswegen schon mehrmals zur Schnecke gemacht?" Kurzes Schweigen entstand. Dann brüllten wir erneut vor Lachen los.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top