Kapitel 13
Der restliche Schultag verging kaum: Wieso kam mir die Zeit, in der wir Mathematik hatten, immer so ewig lange vor, während Stunden wie Religion oder Informatik viel zu schnell verstrichen? Informatik war für uns ohnehin eher eine Doppelstunde frei, statt hartem Unterricht: Unser Lehrer setzte sich größtenteils in die Klasse und erzählte auf die sympathischste Art und Weise von seinen Erlebnissen und was ihn gerade interessierte, während wir Schüler nebenbei zuhörten, die einen mehr, die anderen weniger, und unsere im Informatiksaal eigentlich streng verbotenen Getränke tranken. Wenn dann unser Informatiklehrer, es war ein Folipurba, dann doch mit dem Erzählen fertig war, konnten wir zu einem Thema, meist über das, wovon er davor so begeistert geredet hatte, ein "Word-Dokument" erstellen und fertig war unsere Portfolio-Arbeit. Er selbst machte sich in der Vergangenheit damit bei den anderen Lehrern eher unbeliebt, da er eben mit dieser Unterrichtsmethode zu wenig für unser Abitur beitragen solle, doch er machte Sehr wohl auch den Stoff mit uns, den wir eben dafür benötigten, nur eben auf seine eigene und erstaunlich gute Art, weshalb er bei uns Schülern sehr beliebt war.
Der Unterricht war also endlich beendet und wir konnten endlich nach Hause ins Wochenende. Und je näher die nächste Woche heranrückte, desto nervöser wurde ich, da meine Eltern sich für nächste Woche mit diesem Pokemon aus der Höhle verabredet hatten. Was sollte ich sagen, falls ich erwischt werden würde? Doch so weit wollte ich garnicht denken. Den Gedanken, dass das wohl eine sehr dumme Idee war, verdrängte ich bewusst, denn meine Neugier gewann in den meisten Fällen einfach die Oberhand.
Das Wochenende verging wie im Fluge: Ich selbst beschäftigte mich die Zeit über größtenteils mit Lea, und je näher der Montag anbrach, desto mehr konnte ich bei meinen Eltern erkennen, dass sie immer nervöser wurden. Was konnte denn so besonders sein? Einen weiteren positiven Grund, wieso ich die nächste Woche wohl schwänzen sollte, war auch folgender, dass ich am Montag eigentlich einen Geschichtetest hatte, diesen aber so zumindest etwas umgehen konnte. Immerhin hatte ich noch absolut garnichts gelernt, weil ich den Test einfach vergessen hatte. Manchmal hasste ich mich wirklich für meine Vergesslichkeit! Und nun war es endlich so weit: Der Tag, den die meisten Schüler hassten.
Es war also wieder Montag und ich hatte eigentlich angenommen, von meiner Mutter wie gewohnt geweckt zu werden, doch mit dieser Annahme lag ich falsch: Ich wachte von selbst auf, ging vor die Höhle, nach meinen Eltern Ausschau haltend, und bemerkte, dass die Sonne viel zu hoch stand. Die Kälte der Früh und der Tau in den Wiesen wurde zu einem recht warmen Tag mit bereits trockenem Gras. Na super. Ich hatte verschlafen!
Es war also bereits Vormittag und ich wurde nicht geweckt. Erst jetzt bemerkte ich, wie sehr ich auf meine Mutter als Wecker angewiesen war. Und auch wenn ich heute sowieso nicht vorhatte, in die Schule zu gehen, da ich ja eigentlich meinen Eltern folgen wollte, traf mich immer deutlicher die Erkenntnis, dass beide wohl bereits gegangen waren und in ihrer Eile vergessen hatten, mich zu wecken. Ich sah nun verzweifelt auf unseren Frühstückstisch und bemerkte, dass mir einige Beeren hinterlassen wurden, was wohl mein Frühstück sein sollte. Dies war für mich nun der Beweis, dass sie einfach zu früh losgegangen sind und mich daher noch nicht wecken wollten. Nun stand ich also da, ohne irgendein Wissen über das, was die beiden vorhatten. Das ging ja super los.
Ganz planlos war ich jedoch nicht: Mir kam ein Gedanke, dass sie vielleicht zu dem Wasserfall aufgebrochen waren, an dem ich sie mit diesem fremden Pokemon reden gehört hatte. Vielleicht trafen sie sich am derselben Stelle. Da es mein einziger Hinweis war, beschloss ich, meine Schulsachen aus meiner Tasche zu räumen und stattdessen die Beeren hineinzupacken. Immerhin wusste ich nicht, wie lange diese Reise dauern würde und ich wusste, dass ich recht schnell hungrig werden konnte, weshalb ich dann diese kleine mit Beeren gefüllte Tasche nahm und eilig Richtung Wasserfall rannte.
Und so war ich schließlich keuchend bei dem Wasserfall angekommen, doch es fehlte erneut jede Spur von ihnen. Etwas deprimiert entschied ich mich dazu, zum Anfang der Höhle hinter dem Wasserfall zu gehen und dort noch schnell nachzusehen, wo ich doch schon hier war. Ich ging also den felsigen Weg, bis ich zu dem kleinen Versteck kam, wo man den Gang bis zur Höhle hinter dem Wasserfall folgen konnte. Der Gang wurde immer schmäler und am Steinboden unter mir waren einige Pfützen, in denen ich mir meine Pfoten nass machen musste. Nun war ich hinter dem Wasserfall angekommen und sah schon einige Meter weiter die dunkle Höhle. Doch vor dieser Höhle bestand der Boden noch etwas aus Erde, nicht aus Felsen. Und in dieser Erde sah ich sie: Es waren eindeutig die Pfotenabdrücke meiner Eltern. Man sah sogar einen Abdruck einer der Bänder meiner Mutter. Vermutlich war sie versehentlich auf eines ihrer Bänder getreten und hatte so diesen Abdruck hinterlassen. Meine Eltern mussten also diesen Weg gegangen sein! Nun hatte ich jedoch das Problem, dass ich in dieser Höhle nichts sehen konnte. Dennoch redete ich mir ein, dass es meine Eltern doch auch irgendwie geschafft haben mussten, ohne eine Lichtquelle hier durchzuwandern. Doch nun erinnerte ich mich an den Tag, an dem Lea und mich eine Kreatur mit roten Augen durch diese Gänge gejagt hatte. Ich hatte Angst, diesem Wesen noch einmal zu begegnen, doch ich fasste meinen Mut zusammen und ging so vorsichtig den Weg in die Höhle. In der Erde sah ich zudem noch die Fußabdrücke eines fremden Pokemon, vermutlich genau von dem, das ich letztens mit ihnen zusammen hier gesehen hatte. Meine Sicht verschlechterte sich mit jedem Schritt und schließlich war ich nur noch auf die Wand neben mir, an der ich meinen Schweif durchgehend streifte, um nicht komplett die Orientierung zu verlieren, angewiesen. Es gefiel mir überhaupt nicht, hier hindurchzugehen. Schließlich fühlte ich an der Wand neben mir, dass sie einen rechten Winkel bildete, also eine Ecke wurde, und nun erinnerte ich mich daran, dass es ja mehrere Gänge gab und diese Höhle ein einziges Labyrinth war. Ich entschied mich ängstlich noch ein bisschen den Weg nach rechts zu gehen und falls ich nichts auffälliges sah, umzukehren. Mit diesen Lichtverhältnissen hatte die Suche keinen Sinn. Schließlich gab ich die Suche endgültig auf, drehte mich deprimiert um und erschrak heftig, als ich direkt hinter mir erneut diese roten Augen sah, die mich ernst ansahen. Ich schrie vor Schreck auf und stolperte einige Schritte zurück in die endlose Dunkelheit, bis ich stolperte und schließlich am Boden lag. Doch nun begann diese Kreatur mit mir zu reden:"Du traust dich ein zweites Mal hierher? Bist du eigentlich dumm oder einfach nur lebensmüde?" Ich stotterte etwas, als ich antwortete:"V-Vermutlich beides"
Diese Antwort schien der mir noch unbekannten Kreatur zu gefallen, da ich ein leises, kurzes Lachen hören konnte. "Hast du keine Angst?" fragte sie, es war eine weibliche Stimme, weiter. Ich wusste nicht genau, was ich darauf antworten sollte, immerhin hatte ich so offensichtliche Angst, dass ich nicht einmal deutlich reden konnte. Das Pokemon seufzte kurz und meinte dann:" Keine Sorge... Ich tu meinen Artgenossen nichts" Mit diesen Worten leuchtete plötzlich ein gelber Ring auf ihrer Stirn auf und auch an ihrem Schweif sowie an der Seite ihrer schlanken Beine und ihren Ohren strahlte plötzlich gelbes, ringförmiges Licht hervor. Und jetzt erst erkannte ich, dass es meine Unlicht-Weiterentwicklung, ein Nachtara, war.
"Na gut, dann sag schon... Warum bist du erneut gekommen...?"
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