Kapitel 2 // fear

Gemeinsam mit dem kleinen Schmetterling schlich Gnu in den düsteren Wald. „Da ist nichts, komm schon Gnu. Du hast doch keine Angst vor so nem kleinen Wald", murmelte sie zu sich selbst. Natürlich hatte sie große Angst, hinter diesen riesigen Bäumen mit ihren knorrigen Ästen könnte sich alles verbergen, Mörder, Vergewaltiger, Serienkiller, ein fies grinsender, furchteinflößender Clown. Ihr fielen genug Dinge ein, die ihr Angst machen könnten

„Komm schon Gnu, denk an was Schönes. Lamas oder Katzenbabys. Alles ist gut, du hast keine Angst", doch was sie sich auch einredete, es half nichts. Gnu hatte Angst. Wahnsinnige Angst, Panik vor dem was in der Dunkelheit lauerte. Da war jemand, das wusste sie, sie hatte es gehört. Wieder knackte es, diesmal lauter, näher. Ein erschreckter Schrei entfuhr ihr. Sofort presste sie sich die Hand auf den Mund. Jetzt wussten die Mörder, dass sie da war. 

Nun war es sowieso zu spät. „Wer ist da?", schrie sie den angsteinflößenden Bäumen entgegen. Bildete sie sich das ein oder hatten sie sich zu schaurigen, unförmigen Kreaturen verwandelt? Sie hätte schwören können, dass sie bei einer dieser monströsen Wesen ein fieses Grinsen aufblitzen sah. „Wer ist da?", fragte sie erneut in die Dunkelheit, diesmal ängstlicher, mit erstickter Stimme. Und auch jetzt bekam sie keine Antwort, nur ein erneutes Knacken. Direkt neben ihr. 

„Hey", hörte sie eine helle Stimme neben sich flüstern. Erneut schrie Gnu auf und fuhr dann zu der Stimme herum. 

„Mein Gott, erschreck mich doch nicht so." Die Stimme kicherte. Es war das gleiche, fröhliche, unbeschwerte Lachen, das ihr schon so oft Herzklopfen bereitet hatte. Gnu konnte nicht anders, als in das Lachen einzusteigen. „Angst?", fragte Jessy verschmitzt, sie hatte dieses erwartungsvolle Funkel in ihren braunen Augen. Gnu hätte sich stundenlang darin verlieren können. „Nein, natürlich nicht. Meine Sinne haben mir nur einen Streich gespielt" Während sie das sagte, beobachtete sie skeptisch die Umgebung. Die furchteinflößenden Kreaturen waren verschwunden und ihr kam es vor, als sähe auch der Wald ein wenig heller und einladender aus.

„Wenn du solche Angst hattest, dann bleibe ich wohl lieber bei dir, nicht dass du noch an einem Herzinfarkt stirbst", sie lächelte Gnu an, „kommst du?" Sie hielt streckte ihre Hand aus und als Gnu nach danach Griff, zog Jessy sie tiefer in den Wald. „Ey, was soll das?", protestierte Gnu lautstark, „Wenn du nicht willst, dass ich einen Herzinfarkt bekomme, dann sollten wir verdammt noch mal aus diesem Wald raus. Nicht tiefer hinein." Doch Gnu hatte keine Wahl, Jessy hielt ihre Hand fest umschlossen und es sah nicht aus, als würde sie überhaupt daran denken, sie los zu lassen. Gnu seufzte, wenn sie schon gezwungen war in diesen Wald zu gehen, dann konnte sie es wenigstens genießen Jessys Hand zu halten.

Es fühlte sich an, als hätte der kleine Schmetterling sich in ihr Herz gesetzt, so sehr kribbelte es in ihren Körper, wenn sie ihre Augen schloss und an Jessys Hand dachte, die mit ihrer verschlungen war. Immer tiefer rannten sie in den Wald, doch Gnu nahm sich vor, nicht daran zu denken, was in der Dunkelheit lauerte. Sie dachte an Jessys Nähe, an ihren Geruch, der sie ein bisschen an eine Mischung aus Orangenlimonade und Rosen erinnerte. Sie dachte an die weiche Haut, die sie an ihrer Hand spürte und ihr Lachen, was die ganze dunkle Welt bunter werden ließ.

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