Kapitel 17 - Lia (ü)
Immer noch etwas atemlos hilft Jay mir auf die Beine, und als ich in sein Gesicht blicke wird mir klar, dass es ihm genauso geht wie mir.
Wir schweigen uns einige Sekunden lang an, mit dem Klang des Meeres im Hintergrund. Ich bin glücklich, dass er mich hierhergebracht hat, und nicht nach Hause, obwohl ich geschlafen habe.
Jays Finger verschränken sich automatisch mit meinen, und wortlos zieht er mich sanft durch den Sand hinter sich her. Er meinte ja eben noch, er hätte eine Überraschung für mich.
Wir kämpfen uns tonlos einen kleinen Hang hinauf, bis wir vor einer hell erleuchteten Bar stehen. Sofort erinnere ich mich wieder, und ich beisse mir schnell auf die Lippe, um nicht sentimental loszuheulen.
„Hast du etwa dafür gesorgt, dass die für uns aufschliessen?" frage ich mit zittriger Stimme, und Jay drückt meine Hand.
Gerade als ich ihn umarmen will, kommt eine grosse Gestalt aus der Bar und nähert sich uns. Zuerst gehe ich einen Schritt zurück, doch dann erkenne ich die Person.
Sofort lasse ich Jay los und falle Liam um den Hals.
„He, nicht so stürmisch" lacht Liam, während er seine Arme um mich schlingt. Hinter uns höre ich das warme Lachen von Jay, und irgendwann steht er neben uns.
Nach gut einer Minute lasse ich Liam los, und er stellt mich wieder auf den Boden. Ich wische mir mit dem Handrücken über die Augen, dann schaue ich Jay an.
„Hast du das organisiert?" frage ich mit belegter Stimme, und er nickt. Ich nehme automatisch seine Hand, und Liam schaut uns vielsagend an.
„Na, was ist denn zwischen euch passiert?" fragt er, als wir ihm nach drinnen folgen. „Viel, Liam. Sehr viel" sagt Jay, und Liam nickt. „Ich habe nur mitbekommen, dass Lia irgendwann weg war. Aber jetzt bist du ja wieder da" sagt er, und wendet sich zu mir.
Ich lächle ihn im hellen Licht der Bar an, dann klopft er auf die Barhocker. „Los, setzt euch" befiehlt er beinahe, und wir folgen der Aufforderung. Liam selbst verschwindet hinter der Bar und holt irgendwas hervor.
„Wie hast du das geschafft?" frage ich Jay, und er zuckt mit den Schultern. „Wenn man seine Kontakte hat ist es gar nicht so schwer" antwortet er, und ich vermute mal, er meint Liam.
Dieser taucht auch gerade wieder auf, mit zwei Eisbechern bewaffnet. Einen stellt er mir hin, den anderen Jay.
Es sind unsere Lieblingseisbecher.
Meiner besteht aus sehr viel Zitroneneis mit noch mehr Schlagrahm, Jays Becher besteht aus Schokoladeneis mit Schlagrahm und Schokoladensauce drüber. Ich könnte so viel Schokolade nie im Leben essen, doch Jay freut sich wie ein kleiner Junge über den Eisbecher.
Auch ich freue mich sehr, ich habe es wirklich vermisst, hier mit den Kellnern, wie Liam, und Jay rumzualbern und dabei einen Eisbecher oder heissen Kakao zu verdrücken.
Es waren so unbeschwerte Zeiten, keiner hat sich über die Zukunft Gedanken gemacht. Für uns zählte nur das Hier und Jetzt, und ich erlaube mir für diesen Abend, wieder in diese unbeschwerte Zeit zurückzukehren.
Nicht über morgen nachzudenken, sondern den jetzigen Moment in vollen Zügen zu geniessen.
Plötzlich zeigt Jay hinter Liam an die Wand, in der ein kleiner Riss prangt. „Die Bar hier wurde vor einem Jahr renoviert, doch den Riss wollten sie unbedingt behalten. Ich erinnere mich noch sehr lebhaft daran, wie du den verursacht hast."
Sofort steigt mir die Röte ins Gesicht. „Daran erinnerst du dich noch?" frage ich leise, und Jay nickt lachend.
„Oh ja. Du warst ausser dir, wegen Anina. So sehr, dass du als Drohung in die Wand geschlagen hast, den Riss geschaffen hast und Anina dann endlich zurückgewichen ist, als du meintest, du würdest sie fertigmachen, wenn sie... wenn sie uns, deine Freunde, nochmal beleidigt."
Bei der Erinnerung daran, wie unglaublich wütend ich auf Anina war, weil sie Lars, Amelie, Nico und Jay eine „chaotische, unfähige Gang" genannt hat, muss ich sofort anfangen zu grinsen.
Jay legt mir seine grosse Hand auf meine schmale Schulter und grinst mich zufrieden an, während ich meinen Eisbecher verdrücke.
„Waf ift denn?" nuschle ich, und Jay schüttelt vergnügt den Kopf. „Man könnte meinen du hättest tagelang nichts mehr gegessen."
Ich grinse nun auch, und Liam grinst eh schon die ganze Zeit. Ich merke, dass ich mich nach all dieser Zeit wieder mal so richtig wohlfühle. Ich bin in wunderbarer Gesellschaft, in einem Land, das ich über alles liebe, und irgendwie habe ich was am laufen mit einem verdammt heissen Typen. Der sitzt gerade neben mir und isst glücklich seinen Eisbecher.
Plötzlich höre ich eine vertraute Stimme hinter mir, und als ich mich umdrehe, steht Lars da – mit Yamina im Arm.
„Na, na, na, was esst ihr hier einfach ohne uns einen Eisbecher!"
Lars versucht beleidigt zu klingen, doch er grinst vom einen Ohr zum anderen.
„Lars, Yamina! Was macht ihr denn hier?" fragt Jay, und Lars zeigt auf Liam. „Der Typ hat uns auch eingeladen, natürlich ohne euer Wissen. Schliesslich muss die Gruppe hier schon komplett sein."
Jay und ich grinsen Liam an, der hinter der Theke hervorkommt, um zuerst Yamina und dann Lars zu umarmen.
Liam und Lars haben sich immer unglaublich gut verstanden, man könnte fast meinen, sie wären Brüder.
Ich rutsche ebenfalls von meinem Barhocker um Yamina zu umarmen. Sie ist die beste Freundin von Lars, und die beiden verstehen sich wirklich einwandfrei. Sie passen einfach perfekt.
Yamina erwidert die Umarmung, und so stehen wir da – ich natürlich mal wieder den Tränen nahe.
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Den Rest des Abends verbringen wir damit, viel zu lachen und uns lange zu unterhalten, die meisten interessieren sich brennend dafür, was Lars und ich so getrieben haben. Wir erzählen ihnen alles – auch die negativen Sachen, bei denen Yamina schwört, nach Berlin zu kommen um den Pfosten der Reihe nach eine zu verpassen –, und alle hören uns gebannt zu.
Uns interessiert es natürlich auch, was mit Liam und Yamina so passiert ist. Ehe wir uns versehen ist es halb zwölf, und Jay drängt langsam zum Aufbruch, da er morgen Frühschicht hat, und er nicht schon wieder Nico seinen Morgen versauen will.
Mit der Hand auf meinem Rücken verabschieden wir uns von den anderen, Lars bleibt auch noch etwas. Er meint, dass er vielleicht sogar bei Yamina übernachtet, sie wollen noch feiern gehen.
Mit hochgezogenen Augenbrauen sind Jay und ich dann gegangen.
Feiern?
Lars?
Was hat der bitte genommen?
Auf dem Weg zum Auto greift Jay wieder nach meiner Hand, und ich merke, dass ich seine Jacke immer noch trage. Sie gibt mir warm, und ich frage mich, wann Jay mir sie eigentlich angezogen hat.
Jay hält mir die Beifahrertüre auf, und ich setze mich hin. Ich drehe das Radio auf, als ich den Song „Change my life" von Ashes Remain höre. Jay wirft mir immer wieder einen Seitenblick zu, und ich grinse nur vor mich hin.
Ashes Remain war schon immer eine meiner Lieblingsbands, auch schon vor zwei Jahren. Daran wird Jay sich wohl gerade wieder erinnern, und an seinem Gesichtsausdruck kann ich entnehmen, dass er immer noch kein so grosser Fan von ihnen ist.
Trotzdem lässt er das Radio auf der Lautstärke, und bei dem Refrain legt er mir die Hand auf den Oberschenkel. Sofort kribbelt mein Körper wieder, und die Stelle, an der Jay mich berührt, fühlt sich an als würde sie bald abbrennen.
Was zur Hölle macht er mit mir?!
Mein Blick bleibt an Jays Hand hängen, bis wir zu Hause angekommen sind. Als er sie wegzieht um auszusteigen, kann ich gerade noch den Impuls unterdrücken, seine Hand zu packen und wieder auf meinem Bein zu platzieren.
Als ich immer noch nicht aussteige, öffnet Jay mir fragend die Türe.
„Sorry, war in Gedanken" murmle ich, und Jay grinst. Im Lift drückt Jay den dritten Stock, und ich umarme ihn von hinten.
„Alles okay?" fragt Jay, und ich nicke. „Danke. Heute war bei weitem einer meiner besten Abende, die ich seit langer Zeit verbracht habe."
Jay legt seine Hände auf meine, die sich an seinem Bauch treffen. „Das habe ich gerne gemacht, Lia. Ausserdem wäre der Abend bei weitem nicht so toll geworden, wenn du nicht da gewesen wärst."
Ich lächle in Jays Hemd hinein, dann öffnen sich die Lifttüren. „Kommst du noch rein?" frage ich Jay, als er keine Anstalten macht, nach oben zu gehen. Er nickt und folgt mir mit einem Grinsen, das mir sofort einen Schauer über den Rücken jagt.
Ich schliesse die Türe und hänge Jays Lederjacke auf, während Jay in meiner Wohnung auf und ab läuft.
„Was ist denn?" frage ich ihn, und als sein Blick mich trifft, halte ich kurz die Luft an.
„Ich versuche gerade meinen Verstand zu verbannen, der sagt, ich sollte jetzt hochgehen, weil ich dich sonst küssen würde."
Kurz schaue ich Jay an, dann laufe ich auf ihn zu, nehme sein Gesicht in beide Hände und drücke meine Lippen auf seine. Jay reagiert leicht verwirrt, und ich schaue ihm direkt in die Augen.
„Lia..." flüstert er, und ich höre in seiner Stimme, wie sehr er gerade kämpft, also küsse ich ihn wieder.
Nach gut einer Sekunde reagiert Jay, indem er mich an der Hüfte packt und gegen die nächstbeste Wand drängt. Ich stütze meine Ellbogen auf seinen Schultern und spüre, wie er seine Lippen öffnet. Unsere Zungen tanzen perfekt miteinander, und ich spüre, wie Jays Herz an meine Brust trommelt.
Er packt mich an den Oberschenkeln und hebt mich hoch, und ich schlinge instinktiv die Beine um seine Hüften, dabei spüre ich, wie verrückt Jay nach mir sein muss, denn seine Küsse werden verlangender.
Ich fahre mit den Händen durch seine Haare und über seine Arme, die mich halten. Während Jay mich wieder an die Wand drückt, fährt er mit beiden Händen unter mein Kleid bis zu meinen Hüften, wo er mich wieder so stark packt, wie eben.
Als seine Hände meine Hüften berühren, sauge ich scharf die Luft ein, und Jay schaut mich vielsagend an. Ich grinse frech zurück, und wieder mal fängt er an, diese empfindliche Stelle unter meinem Kiefer mit seiner Zunge zu liebkosen. Als er auch noch daran saugt nehme ich an, er verpasst mir einen Knutschfleck.
Mir entfährt fast gleichzeitig mit Jay ein Stöhnen, und ich wünsche mir, Jay würde für immer so weitermachen. Ich spüre, wie Jay mich irgendwo hinträgt, und plötzlich lässt er mich los. Vor Schreck quietsche ich auf, und gleichzeitig lande ich auf etwas Weichem – mein Bett.
Jay zieht sich das Hemd über den Kopf und stützt sich dann über mich, und plötzlich küsst er mich ganz sanft. So sanft, dass ich durchdrehen könnte.
In diesem einen Kuss ist so viel verborgen, dass ich gar nicht alles aufzählen kann. Es ist ein Kuss, in dem man sich wortwörtlich verlieren kann.
Mit linkischen Bewegungen hat Jay mir unbemerkt das Kleid über den Kopf gezogen, und nun liege ich in Unterwäsche vor ihm. Mein erster Instinkt ist, mich sofort zu verdecken, doch Jay hält meine Arme neben meinem Kopf.
„Lia, du bist wunderschön. Du musst dich nicht verstecken."
Seine raue Stimme jagt mir einen Schauer nach dem anderen über den Rücken, und das Kribbeln in meinem Bauch verstärkt sich. Ich nicke, und Jay fängt an, meinen Hals zu küssen. Bei jedem Kuss atme ich scharf ein, und je mehr er sich meiner unteren Mitte nähert, umso schneller atme ich.
Jay hat meine Handgelenke immer noch nicht losgelassen, sondern fährt jetzt mit beiden Händen in meine Handflächen hinein, und verschränkt seine Finger mit meinen. Jay erreicht den Bund meines Höschens, als er aufhört und mir so ein Wimmern entlockt.
„Willst du das wirklich?" fragt er mich mit seiner rauen Stimme, und ich nicke. „Ja, will ich."
Jay nickt und grinst, dann geht er wieder runter. Eine Hand löst sich von meiner, und ich kralle mich sofort ins Bettlaken, als er meinen Slip beiseiteschiebt und diese eine empfindliche Stelle mit seiner Zunge berührt.
„Fuck" zische ich, als Jay loslegt.
Innerhalb weniger Minuten hat er mich so weit, dass ich eigentlich nur noch Sternchen sehe und unkontrolliert stöhne. Beide schwer atmend schauen wir uns an, und ich glaube, ich habe noch nie so viel in einem Moment empfunden.
„Jay?" flüstere ich, und er schaut mich fragend an.
„Ich will dich" flüstere ich beinahe tonlos, doch Jay hat es genau verstanden.
„Sicher?" fragt er mich, und ich nicke bestimmt.
Meine Finger nesteln an Jays Hosenbund, und er hilft mir, wobei er seine Boxershorts gleich mitzieht. Ich höre kurz etwas rascheln, wahrscheinlich zieht Jay sich gerade ein Kondom über. Dann spüre ich, wie er meinen Slip entfernt, und dann ist Jay auch schon wieder über mir.
„Versprich mir eines, Lia" sagt er, und ich nicke.
„Hass mich morgen nicht dafür."
Gleichzeitig mit diesen Worten dringt er in mich ein, und ich ziehe Jay als Antwort zu mir und küsse ihn mit allem, was ich jetzt habe.
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"Hass mich morgen nicht dafür"... irgendwie fand ich das gerade so passend, wenn man beachtet, dass die beiden mehr oder weniger eine Art On-Off- "Beziehung" haben. Mal schreien sie sich an, mal lieben sie sich. Ich weiss nicht wieso, aber ich liebe solche Geschichten xD
- Xo, Zebisthoughts
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