2. Begrüßungskomitee
Zweites Kapitel ❤️ ich hoffe, es geht euch gut, ansonsten habe ich ein offenes Ohr für jeden von euch, zu jeder Zeit!
And time is frozen
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Pov Harry
Zugfahrten, insbesondere lange Fahrten, waren eine Angelegenheit, bei der sich meine Meinung darüber in zwei spaltete.
Die Erste der beiden war, dass ich unheimlich gerne im Zug saß, aus dem Fenster blickte und meiner Fantasie freien Lauf ließ. Ich schmiedete Pläne, ich schwebte in Tagträumen, ich war einfach nicht mehr im Hier und Jetzt. Das Einzige, was hierbei störte, war die Tatsache, dass ich irgendwann irgendwo aussteigen musste, wenn die Fahrt zu Ende ging.
Auf der anderen Seite allerdings bestand eine Zugfahrt nicht nur aus Träumerein. Man war ja schließlich nicht allein auf der Welt - im Zug beschränkte sich meine auf den Waggon und die Abteile - und genau das war mein Problem. Ich spürte stundenlang das mächtige Summen der Menschen um mich herum, die Lautstärke natürlich, aber auch die reine Präsens einer Masse aus Individuen. Hier drin waren so viele Menschen auf so engem Raum und manchmal wurde die Luft knapp, auch wenn nur ich das zu bemerken schien.
Die Musik auf meinen Ohren half natürlich. Aber auch so fühlte ich mich unwohl, denn so konnte man die Welt um sich herum nicht mehr wahrnehmen, wie man es sonst tat und das gefiel mir wiederum auch nicht sonderlich. Aber so konnte ich zumindest die Stimmen der anderen Passagiere ausblenden.
Als der Zug einfuhr und Kings Cross auf der Anzeigetafel erschien, kämpfte ich mich aus meinem Sitz heraus und gleichzeitig mit den gemischten Gefühlen. Die Wiedersehensfreude und die Chance, hier rauszukommen ließen alles in mir blubbern und tanzen, aber gleichzeitig wusste ich, dass ich hier grade schon wieder einen völlig neuen, völlig andersartigen Lebensabschnitt begann. Und auch wenn ich mich unheimlich auf mein Studium freute, so machte mir die Aussicht auf all die Veränderungen doch Angst. Das würde wohl nie vergehen.
Ich hievte meinen Koffer aus der Gepäckablage - eigentlich ließ ich ihn nur runterfallen, weil das Teil einfach zu schwer war - und trat dann mit all den anderen Menschen in den Gang hinaus. Unwillkürlich hielt ich die Luft an und vermied die Blicke auf die Masse um mich herum. Ich starrte auf meine Schuhspitzen und umklammerte meinen Koffer fester, als es nötig war.
Mit einem lauten Zischen kam der Zug ruckartig zum Stehen und ich federte auf meinen Füßen mit, um nicht umzufallen. Das würde mir jetzt noch fehlen. Die Türen des Waggons öffneten sich klappernd und ganz kurz dachte ich daran, wie ich letztes Jahr mit ebenso einem Zug in Manchester angekommen war. Da war nicht halb so viel los gewesen und da hatte ich nicht mal den Ausgang aus dem Bahnhof gefunden. Ich hatte niemanden in Manchester gekannt. Und doch hatte ich es geschafft, mich mit meiner Mitbewohnerin und meinen Kollegen anzufreunden, ich hatte mir mein Leben aufgebaut.
Zu sagen, dass ich einfach nur stolz wäre, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts. Dass ich es geschafft hatte, in einer fremden Umgebung alleine zurecht zu kommen und sogar einige Kontakte zu knüpfen, erfüllte mich mit mehr als nur ein wenig Stolz. Ich hatte viel zu lange nicht daran geglaubt, dass ich überhaupt so selbstständig sein könnte und irgendwie hatte ich mich dieses Jahr über immer wieder selbst überrascht.
Außerdem hatte mir meine Arbeit in Manchester nicht nur gezeigt, dass meine Träume erfüllbar waren, sondern jetzt wusste ich auch mit absolut 100%iger Sicherheit, dass ich mir das richtige Studium ausgesucht hatte.
So verrückt es auch klang, ich wollte Jura studieren. Jura hatte klare Grenzen und Regeln, Vorschriften, Gesetzte, Richtlinien. Es gab keine Unsicherheit, man musste bloß die Wahrheit sehen und danach handeln. Für alles gab es vorgeschriebene Maßnahmen! Und das Recht war die Basis von allem, sie besiegte Chaos und vor allem natürlich die Ungerechtigkeit. Vieles im Leben war ungerecht, nicht alles fair und dabei mitzuwirken, diese Tatsache zu verbessern, war eine Vorstellung, die mich nicht mehr losließ, seit ich bei einer Berufsberatung vor Jahren auf diesen Studiengang gestoßen worden war. Außerdem waren die Rechte eines Menschen ebenso wertvoll wie seine Gesundheit, sie zu vertreten und einzufordern würde bedeuteten, diesen Menschen aktiv zu helfen - etwas, was ich schon immer hatte machen wollen. Gesetzte und damit die Gerechtigkeit zu verteidigen, Menschen, die im Recht waren zu unterstützten und ihr Leben zu verbessern, stand ganz oben in meiner langen Liste von Gründen, wieso ich Rechtswissenschaften studieren wollte. Mal ganz davon abgesehen, dass man nebenbei auch noch lernte, wie unser Rechtsstaat überhaupt aufgebaut war und wie die Gesetzte alle zusammenhingen und die Grundlage des gesellschaftlichen Zusammenlebens bildeten.
Ich wollte mit meinem Leben etwas anfangen. Ich wollte Menschen helfen und ich wollte, dass nicht immer die Starken, die Großen, gewannen und die Kleinen mit den Füßen getreten wurden. Ich wollte Gerechtigkeit und ich wollte, dass Menschen, die gegen die Regeln der Gesellschaft verstießen und dabei andere Menschen verletzten dafür belangt wurden. Ich wollte etwas dazu beitragen, dass jeder sicherer und gleichberechtigter war.
Große Ziele, ja. Vielleicht würde ich sie nie verwirklichen können, vielleicht waren das idealistische, utopische Träume, aber ich wollte es versuchen. Und ich brannte für die Rechtswissenschaften mehr als für jedes andere Studienfach, dass in meinen Überlegungen vorgekommen war. Ich wollte Rechtsanwalt werden, vielleicht irgendwann sogar Richter, selbst wenn das sehr unwahrscheinlich war. Ich wollte Gerechtigkeit.
Irgendjemand schubste mich von hinten und ich taumelte zur Seite, bevor mir klar wurde, dass ich längst hätte aussteigen können. Die größte Wolke an Menschen verflüchtigte sich schon auf dem Bahnsteig und blinzelte, um meine Träumereien zu verbannen, bevor ich nach den Griffen an der Tür tastete, um aus dem Waggon zu hüpfen. Meinen Koffer zerrte ich dann hinter mir aus der Öffnung und das unhandliche Ding prallte ächzend auf den steinernen Boden. Irgendwann würde ich es zerstört haben. Ganz bestimmt.
Als ich den Blick von meinen Füßen hob, blickte ich mich unsicher um. Hier war es noch lauter und wuseliger als im Zug.
Zayn hatte gesagt, er würde mich abholen, aber ich kannte Londons Verkehr und ich kannte Zayns Fahrstil. Es könnte gut sein, dass er irgendwo an einer Ampel stand und fluchend den Fahrer vor ihm beleidigte. Das Bild brachte mich zum Lächeln. Ich hatte zu oft miterlebt, wie genau das passiert war, um es auszuschließen.
Als ich zwischen den Menschen plötzlich Franzi ausmachte, war ich für einen Moment ziemlich überrascht und blinzelte, aber das rothaarige Mädchen in zehn Meter Entfernung war unverkennbar meine beste Freundin. Und neben ihr standen Liam und Emma, alle drei starrten konzentriert auf eine Tür eines anderen Waggons, aus der noch immer munter Menschen auf den Bahnsteig hüpften. Was machten die denn hier?
Die Überraschung wich nach wenigen Sekunden der heißen Freude und ich zerrte meinen Koffer weiter vorwärts, um zu ihnen zu gelangen. Zayn musste dem Rest meine verfrühte Anreise verkündet haben und dass Liam, Emma und Franzi hier waren, besiegte den letzten Rest Angst in meinen Knochen und die Freude wurde mit jedem Schritt größer und größer. Ich war wieder bei meinen Freunden, wieder zuhause! Ich grinste breiter als je zuvor, zumindest fühlte es sich so an und ich hätte am Liebsten laut nach ihnen gerufen, aber das traute ich mich in dem von Menschen überlaufenen Bahnhof dann doch nicht. Und sie von hinten zu überraschen war sowieso viel witziger.
Mein Plan ging allerdings etwas schief, als sich Liam genau in dem Moment umdrehte, als ich meinen Koffer zwei Schritte hinter ihnen fallen ließ, um sie umarmen zu können. Liams Augen trafen meine und seine weiteten sich kurz verwundert, dann öffnete er die Arme und strahlte.
,,Harry!"
Sein Ruf ließ auch Emma und Franzi herumwirbeln und bevor ich auch nur einen Piep von mir geben konnte, hatten die drei mich schon in eine Gruppenumarmung gezogen. Plötzlich hatte ich ein paar Haare im Gesicht, einen zerquetschten Brustkorb und spürte warmen Atmen an meinem linken Ohr, aber alles, was ich tun konnte, war zu strahlen. Es fühlte sich so vertraut an. So familiär. Und auch, wenn mir die Menge an Menschen um uns herum bewusst war, ignorierte ich jedes Gefühl in diese Richtung und drückte mich noch ein wenig näher an meine Freunde.
,,Darf ich mich anschließen?", hörte ich plötzlich Niall fragen und ich spürte einen weiteren Schuss pures Glücks durch meinen Körper zucken. Vielleicht waren sie alle gekommen? Liam, Emma und Franzi lösten sich breit lächelnd von mir und kurz konnte ich sie nur überwältigt anstarren, dann wandte ich den Kopf und fand Nialls warmen Blick. Ich drückte auch den Blonden in eine Umarmung und dieses mal war er derjenige mit dem zerquetschten Brustkorb.
,,Hab dich auch vermisst, Harry.", kicherte er und drückte mich kurz an sich, bevor er sich von mir löste und einen Moment inne hielt, um mich zu betrachten.
,,Deine Haare sind länger geworden, oder? Irgendwie hat man das bei den Telefonaten gar nicht so gesehen." Ich nickte, unsicher, wie er das fand. Mir persönlich gefiel es, dass die Locken beinahe auf meine Schultern fielen, aber was wusste ich schon, wie meine Freunde das fanden? Ellen hatte es nicht interessiert, wie ich meine Haare trug. Andererseits...Niall vermutlich auch nicht.
,,Sieht gut aus.", unterbrach Emma meinen Gedankengang und Franzi nickte zustimmend, was mich ein kleines bisschen aufatmen ließ. Auch,wenn sie sowieso nichts anderes gesagt hätten.
Als mich jemand von hinten antippte, wusste ich instinktiv, dass das nun Zayn war. Als ich herumfuhr, entdeckte ich auch Nils neben ihm, der mein breites Grinsen erwiderte und Zayn kommentarlos beiseite schob, um mich zuerst in die Arme zu schließen. Ich lehnte mich an ihn und lauschte für ein paar Sekunden seinem Herzschlag, während alles in mir glücklich übersprudelte. Nils war gewachsen, sollte ich mich nicht täuschen.
,,Warst viel zu lange Weg, H."
,,Du hast mir gefehlt, Nilsi.", entgegnete ich und wir lösten uns voneinander, nur um gleichzeitig drauf loszulachen. Der Spitzname war so alt, dass er nur schön war.
,,Kriege ich jetzt auch mal ein bisschen Beachtung?", beschwerte sich ein schmunzelnder Zayn und ich schlüpfte als Antwort auch in seine Arme. Ich spürte Zayn kichern und drückte noch ein wenig fester zu, damit auch er dem Trupp der Typen mit zerquetschten Brustkorb beitrat, bevor ich ihn wieder losließ. Zayn grinste und ich bewunderte kurz seine definitiv neu hinzugekommen Tattoos, die in Echt ganz anders aussahen als auf den Bildern, bevor ich mich umdrehte und meine Freunde musterte. Wo war Louis?
Kurz spürte ich die Unsicherheit in mir aufsteigen. Vielleicht war er nicht gekommen. Vielleicht hatte ich seine Nachrichten gestern Abend falsch verstanden und er freute sich doch nicht auf mich. Ich biss mir auf die Unterlippe und verfluchte meine rasenden Gedanken. Wahrscheinlich musste er bloß Arbeiten oder so.
,,Suchst du jemanden?", riss mich eine laute Stimme aus meinen sich überschlagenden Gedanken und ich zog überrumpelt die Luft ein, bevor ich tatsächlich Louis erkannte, der hinter Nils die letzten Schritte zu uns zurücklegte. Ich blinzelte kurz, nur um sicher zu gehen, dann breitete sich langsam ein breites Lächeln auf meinen Lippen aus und eine weitere Welle des Glücks überrollte mich. Sie spülte jeden Zweifel hinfort und ich überbrückte die letzten Meter zwischen meinem besten Freund und mir und zog auch ihn in eine kräftige Umarmung.
,,Lou!", jauchzte ich.
,,Hazza.", entgegnete er leise und drückte mich an sich. Ich genoss seinen vertrauten Geruch und die sanfte Wärme, die er ausstrahlte und spürte selbst, dass ich mich ein wenig zu stark an ihn klammerte, aber die Erleichterung war fast so groß wie die Freude. Was auch immer ich mir eben gedacht hatte fiel als Felsbrocken nun von meinem Herzen ab.
Dann ließ ich Louis wieder atmen und betrachtete ihn. Wie in den Videocalls schon sah er viel erwachsener aus als letztes Jahr. Ich konnte nicht festlegen, woran das lag, aber er war älter geworden. Seine ozeanblauen Augen leuchteten nicht weniger schön und das Grinsen kannte ich auch, das hatte sich schonmal nicht verändert.
,,Es ist so schön dich zu sehen, Haz.", sprach Franzi mir aus der Seele und ganz kurz glaubte ich in ihren Augen eine kleine Träne zu erkennen, dann grinste sie aber auch schon wieder und hüpfte an meine Seite. Ihr Strahlen ließ meines noch breiter werden und die anderen sahen auch nicht besser aus. Wir waren alle Supernovas, wie es aussah.
,,Wollen wir deine Kisten abholen, damit du dich in deinem neuen Zimmer direkt einrichten kannst, Harry?", fragte Zayn und ich nickte glücklich. Mein neues Zuhause. Ich freute mich tierisch, dass Zayn und sein Mitbewohner mir das Zimmer angeboten hatten und ehrlich gesagt war ich auch extrem erleichtert, dass ich zumindest Zayn schon kannte. Der erste Monat in Ellens Wohnung in Manchester war die Hölle gewesen - so unwohl hatte ich mich lange nicht mehr gefühlt. Diese komische Anfangsphase würde ich jetzt hoffentlich einfach umgehen können. Und jetzt sofort mit all meinem Kram einziehen zu können war ein Traum. Auch wenn ich dafür quer durch London musste.
,,Ihr seid natürlich alle eingeladen. Luke ist heute Nacht bei seiner Freundin.", fügte Zayn dann noch an die anderen gewandt hinzu und ich wusste, dass ich keinen besseren Start in meinem neues Lebenskapitel hätte haben können als diesen. Auch wenn ich ein wenig aufgewühlt und erschöpft war - den Abend mit all meinem Freunden in meinem neuen Zuhause ausklingen zu lassen, war eine wunderschöne Vorstellung.
Meine Freunde sahen das ähnlich.
,,Also wir sind dabei, ein paar Helfer mehr beim Tragen sind ja eh nicht verkehrt.", beschloss Nils und nicht nur Emma, sondern auch Niall, Liam und Franzi nickten zustimmend. Louis zwinkerte mir zu und schloss sich uns ebenfalls an, aber nicht ohne eine Bedingung aufzustellen.
,,Solange Zayn was im Kühlschrank hat...ich sterbe vor Hunger!"
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Es war nicht ganz so leicht wie angenommen, meine Habseligkeiten in den zweiten Stock des roten Backsteingebäudes zu befördern. Zwar waren wir reichlich Leute für nur wenige Kisten, aber die schmale Eingangstür und das verwinkelte Treppenhaus machten es uns nicht grade zum Kinderspiel, in die Wohnung zu gelangen.
Zayn, Luke und ich wohnten nördlich der Themse, dafür aber sehr viel zentraler als wir früher gelebt hatten. Und ehrlich gesagt war es ein kleines Wunder, dass ich in Zukunft tatsächlich in Whitechapel leben würde. Ich liebte dieses Viertel, aber wie könnte man das auch nicht? Die Themse war zu Fuß zu erreichen, alles, was man zum Leben benötigte quasi ständig um die Ecke und obwohl das University College of London samt Bentham House, meine zukünftige Uni, nicht unbedingt nahe an meinem neuen Zuhause lag, freute ich mich unbändig, dass ich hier einziehen konnte.
,,Du warst ja schon hier, aber ich hoffe, ich hab genug aufgeräumt.", wisperte Zayn mir zu, als er den Schlüssel im Schloss umdrehte und sich dann nach der Kiste mit Büchern bückte, die er für mich hierher geschleppt hatte. Ich wuchtete meinen bescheuerten Koffer hinter ihm her über die Türschwelle und trat in den kleinen Wohnungsflur.
Es stimmte, ich kannte Zayns Wohnung, seit er kurz nachdem er seine Work-and-Travel Zeit beendet hatte hergezogen war. Zwar war ich nur ein paar Wochen später für meine Stelle in einer Kanzlei nach Manchester gegangen, aber ich kannte das etwas wildzusammengewürfelte Heim meines Freundes. Die einerschalenfarbenen Wände und die mit neuen Tattooentwürfen beklebten Fenster, die das Sonnenlicht dämpften. Die Regale im kleinen Wohnzimmer, die bis auf den letzten Zentimeter mit Büchern, DVDs, CDs und so viel Kleinkram zugestopft waren, dass man nach Stunden auf dem zersessenen Sofa nicht wusste, ob man alles gesehen hatte. Und das Meiste davon war Lukes Zeug, wenn man Zayn Glauben schenkte.
Luke hatte ich bisher nur einmal getroffen, dafür aber einige Male mit ihm telefoniert. Und er war einer dieser Menschen, die jedem irgendwie ein bisschen neben der Spur vorkamen, aber definitv sympathisch waren. Er passte zu Zayn und er teilte meinen Humor und meine Liebe zu Superheldenfilmen - da konnte man in London schlechtere Mitbewohner finden, wenn man eine Wg suchte. So beängstigend es auch klingen konnte, jemand fastfremden so zu vertrauen, dass man sich mit ihm eine Wohnung teilte...eine eigene Wohnung konnte ich mir definitiv nicht leisten, mein Stipendium deckte grade so meine Unikosten ab. Für das hier hatte ich in Manchester gearbeitet und genau das würde ich auch weiterhin tun. Außerdem hatte ich auch Ellen überlebt...und sie war eine grausame Mitbewohnerin gewesen - zu Beginn.
,,Immer rein in die gute Stube!", rief Zayn und lief durch den mit Bildern, Postern und ausgerissenen Bücherseiten sowie Zeitungsartikeln gekleisterten Flur gleich durch ins Wohnzimmer. Ich bugsierte den Koffer hinter mir her an den sauber aufgereihten Schuhpaaren vorbei und machte so dem Rest Platz, ebenfalls die kleine Wohnung zu betreten.
,,Wir bringen dein Zeug besser direkt in dein Zimmer.", beschloss Zayn.
Vom kleinen Wohnzimmer aus ging ein kurzer Flur ab, der die Küche direkt neben dem Eingang offenbarte, das Bad auf der linken Seite erreichte und durch drei weitere Türen auch die Schlafzimmer mit dem Wohnzimmer verband. Zayn öffnete die Tür neben der Bad mit dem Ellbogen und wuchtete die Kiste mit einer fast anmutigen Bewegung auf das Bett, welches dort schon auf mich wartete. Das war eine Sache, die ich eher weniger aus Manchester hatte mitbringen können, das alte Bett meiner Vermieters reichte mir da definitiv.
,,Stellt einfach alles ab, ich kümmer mich später drum.", sagte ich und schob meinen unhandlichen Koffer näher ans der Tür gegenüberliegende Fenster, um dann einen Blick hinaus zu werfen. Von hier aus konnte man nicht nur die Straße entlang blicken, sondern auch ein winziges Stück des bekannten Marktes sehen, der hier quasi ständig stattfand. Ich lächelte. Hier würde ich mich wohlfühlen.
,,Uff, fast wäre mein Rücken durchgebrochen.", jammerte Nils, als er eine der Kisten neben den Kleiderschrank stellte, den ich ebenfalls vom Vorbesitzer übernehmen würde. Nur einen Schreibtisch musste ich noch irgendwo auftreiben, aber das würde mir schon noch gelingen. Mein erster Studientag war aus irgendeinem Grund erst übernächste Woche.
,,Stell dich nicht so an, bisschen Krafttraining ist nie verkehrt.", machte sich Franzi über ihren Bruder lustig und ich grinste. Geschwisterliebe.
Kurz musste ich an Nick denken, dann vertrieb ich den Gedanken mit aller Kraft, die ich hatte. Das musste jetzt nicht sein.
,,Wer hat Lust auf was zu Trinken?", schlug Zayn vor und der einstimmige Laut der Begeisterung war eindeutig. Meine Freunde verließen einer nach dem anderen mein Zimmer und ich ließ nur schnell einen letzten Blick über die hellen Wände, den etwas zerkratzen Holzboden und meinen gesamten Besitz gleiten, dann folgte ich den anderen ins Wohnzimmer.
Das Gefühl, an einem Ort angekommen zu sein, an den ich gehörte, wurde ich auch den Rest des Abends nicht mehr los.
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So viel zur Wiedervereinigung (:
Was haltet ihr von Harry und Jura?
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