31. 𝒦𝒶𝓅𝒾𝓉ℯ𝓁
"Weißt du Kleine, was Ava und ich haben, ist was ganz besonderes", hörte ich Jake flüstern und ich horchte auf. Was sollte bitte an dem 'was wir haben' (was auch immer das war) besonders sein?
"Also liebst du sie?", stellte Ella erneut die Frage von vor ein paar Minuten.
"Ich würde es eher eine Art Freundschaft mit Liebespotenzial nennen.", erklärte der Fuckboy weiter, während mir die Kinnlade herunter klappte. Ich war also eine Freundschaft mit Liebespotenzial für ihn, na danke auch. Ich lauschte jedoch aufmerksam weiter, mal sehen was er noch so über mich sagte.
"Aber ihr habt euch doch schon auf den Mund geküsst", bemerkte das Mädchen. Sie hatte schon recht, aber ob sie wusste, dass das bei Jake nichts besonderes war? Diese Frage klärte sich jedoch in der nächsten Sekunde, denn sie fuhr fort: " Mum und Dad küssen sich doch auch auf den Mund und das heißt immer, dass man sich liebt." Ich wünschte es wäre wirklich so, dass man sich küsste, wenn man sich liebte, anstatt es als Spiel zusehen für eine Nacht.
Jake war still gewesen. Kein einziges schnippisches Wort, keine Bemerkung, kein schmutziger Kommentar, nicht mal ein Räuspern ertönte aus seiner Kehle. Scheinbar war er überfragt. Nach knapp fünf Minuten fasste er sich jedoch. "Hör mal Elli, du hast recht, ich habe Ava geküsst, aber wenn man in meinem Alter ist, bekommt küssen eine andere Bedeutung. Man macht es um sich gut zu fühlen, sich zu entspannen und einfach Spaß zu haben." Super Erklärung Fuckboy, ECHT SUPER.
"Aber Cally hat es genossen. Sie hatte die ganze Zeit die Augen zu und wollte einfach nur bei dir sein, glaube ich. Wenn du mich fragst, liebt sich dich, auch wenn du es nicht siehst." Jetzt war ich vollkommen überrascht und Jake schien es auch so zugehen, denn er schwieg. Ich schmulte ein wenig um die Ecke und sah eine zufrieden grinsende Ella und ihren Bruder, dessen Gesichtsausdruck ich nicht sehen konnte, da er mit dem Rücken zu mir saß. Bevor das Gespräch weiter gehen konnte, lief ich wieder ins Zimmer und warf mich aufs Sofa.
"Und, hab ich was verpasst?", fragte ich und versuchte so unwissend wir möglich auszusehen, doch die beiden anderen schüttelten nur ihre Köpfe. Ich lehnte mich zurück und streifte aus Versehen den Arm des Players. "Sorry", meinte ich nur flüchtig und sah ihn eine Sekunde lang an. Sein Blick war konzentriert und er musterte mich genau. Ich wandte mich ab, spürte jedoch immer noch, wie er mich ansah. Ich ging davon aus, dass ihm genauso Ellas Worte im Kopf stecken blieben, wie mir. Um vom Thema abzulenken warf ich einen Blick auf die Uhr.
"Guck, es ist schon 19:00 Uhr, wir sollte langsam mal los Elli.", ich nahm das kleine Mädchen an die Hand und half ihr die Schuhe anzuziehen. Jake erhob sich auch vom Sofa und legte seine Lederjacke um die Schultern und hielt seinen Helm bereit unter seinem Arm.
"Also sehen wir uns in einer Stunde in der Lionstreet?", fragte ich an Jake gewandt und er blickte auf. "Selbstverständlich meine Schöne." Ich verdrehte dich Augen und drückte Ella, bevor ich sie an die Hand nahm und mit ihr das Haus verließ, während ihr Bruder die Tür hinter uns abschloss. Gemeinsam liefen wir los und Jake fuhr mit seinem Motorrad an uns vorbei und in Richtung Kyles Haus.
Ella und ich gingen zuerst zu den Nachbarn und fragten nach Süßes oder Saures. Natürlich waren auch noch andere Kinder unterwegs, die um die Häuser zogen. Ein Haus nach dem anderen klapperten wir ab.
"Süßes oder Saures!", rief meine kleine Hexe fröhlich, sobald die Tür geöffnet wurde. Hingerissen von Ellas Gestalt und Kostüm durfte sie sich immer zwei Hände voll Süßes nehmen. Außer bei einer Frau, die ihr einen Haufen Äpfel in den Korb warf. "Das ist besser für deine Zähne", meinte sie nur, bevor sie dir Tür zuknallte, vermutlich um noch mehr Äpfel für die nächsten Kinder zu holen.
Wir gingen weiter und jedes Mal bekamen wir soviel Süßes, wie ich noch nie in meinem gesamten Leben gesehen hatte. Ich trug mittlerweile schon einen voll gestopften Korb, während Ella schon ihren zweiten Korb fast voll hatte. "Wir sind schon in der Lionstreet, danach gehen wir wieder nach Hause, okay?", gab ich dem Hexlein Bescheid, da mein rechter Arm fast ab fiel. "Na gut", meinte sie nur und hüpfte glücklich zum nächsten Haus, dessen Halloween Deko schon fast an ein Kunstwerk grenzte. Auf den Treppen und Fenstersimsen standen ausgeschnitzte Kürbisse jeder Größe, Kunstspinnenweben klebten an der Hausfassade und Skelette standen überall herum.
Während Ella schon mal zur Hausklingel eilte, suchte ich mit meinen Augen nach einem bestimmten Motorrad, denn Jake war immer noch nicht da. Ich folgte meiner Hexe und versuchte den Gedanken zu verdrängen, dass er vielleicht doch nur gelogen hatte. Ich lächelte meine Theorie weg und widmete mich dem nächsten: "Süßes oder Saures!" Die Tür wurde geöffnet und ein älterer Herr öffnete die Tür. Ich lächelte ihn an und auch Ella strahlte förmlich.
"Na, was möchtet ihr denn gerne?", fragte er und lächelte ein wenig, auch wenn es ganz klar nicht zu seiner Stimmung passte. Er sah einsam und allein aus, auch wenn seine Dekoration etwas anderes ausdrückte. Ella schien es auch zu bemerken, wusste aber auch schon, wie sie sich zu helfen hatte. Sie nahm einen Schokoriegel aus ihrem Korb und reichte sie dem Opa. "Das ist mein Lieblingsriegel, er ist gefüllt mit Karamell und wenn sie die Augen zu machen und sich nur auf den Geschmack fokussieren, dann spüren Sie, wie alles Böse Sie verlässt. Ich esse die ständig, wenn es mir schlecht geht. " Sie drückte ihm den Riegel in die Hand und drückte ihn fest. Ich musste mir eine kleine Träne verdrücken und auch der ältere Mann schien von der kleinen Geste gerührt.
"Danke schön, kleine Hexe.", er lächelte sie an, doch Ella schlug den Dank ab. "Jeder sollte doch glücklich sein an Halloween, oder?" Der Mann nickte leicht und lächelte immer mehr. Diesmal war es ein echtes Lächeln. Man hatte mir einen Engel zum Aufpassen geschenkt.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top