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Die Kutsche holperte über den gepflasterten Boden und Avan wurde ziemlich umher geschleudert. An dem Fenster huschten Häuser und Gärten vorbei und verwandelte sich zu verschwommenen Formen.
Avan, der langsam seinen Halt wiederfand, hob seinen Kopf von dem Fenster und nutze seine Chance, um seinen Befreier kennenzulernen. Der Mann wirkte weder muskulös noch schlaksig. Seine langen Haare hatte er sich zu einem unordentlichen Zopf gebunden. Mit einem grimmigen Ausdruck in den braunen Augen starrte er Löcher in die Luft.
Sie alle waren von dem Endsprint erschöpft und keiner war auf eine Diskussion hinaus. Avans Blick schweifte zu dem anderen Mann, der Fenja bis jetzt die ganze Zeit getragen hatte. Er hatte sie auf die Bank neben sie gelegt und betrachtete sie mit nachdenklichen Blick aus seinen gefährlich, grünen, aufblitzenden Augen. Seine dunkelbraunen Haare waren kürzer, als die des Mannes neben ihm, doch ein paar Strähnen hatten sich aus seiner Frisur gelöst und hingen ihn nun ins Gesicht. Doch dies schien ihn nicht weiter zu kümmern. Sein Blick war nachdenklich, als grübelte er über etwas nach. In diesem Moment hob er seinen Kopf und sein klarer Blick richtete sich auf Avan.
Ein Bürger wäre unter dem Blick eingeknickt, doch Avan nicht. Er erwiderte den Blick des Mannes und lehnte sich an die Rückenlehne. Er wusste, dass sie nicht die ganze Zeit schweigen konnten. Mit einem fast schon lautlosen Seufzer erhob er schließlich das Wort.
„Und ? Wollt ihr mich einweihen?" Die Blicke seines Befreiers hefteten sich auf ihn, doch Avan machte keine Anstalten zurückzuweichen. Die beiden Männer tauschten einen vielseitigen Blick, bevor sein Befreier das Wort erhob und ihm zu Avans Erstaunen die Hand hinhielt.
„Mein Name ist Sahid, cricnem, oberster Leiter der Geheimorganisation die Rebellen. Freut mich, dass wir uns nun kennenlernen". Avan studierte die Haltung des Mannes.
Er hielt nicht viel von Rängen, um ehrlich zu sein war im das total egal, doch der Mann machte nicht die Anstalten ihn reinzulegen, also ergriff er die Hand des Mannes. Normalerweise wäre dies unmöglich gewesen, denn unter seinem Umhang, versteckt unter seinem Ärmel, hätte seine altvertraute Vorrichtung gesessen, aus der er jederzeit ein Messer hervor schnellen konnte. Doch leider trug er noch immer das abgewetzte Hemd und keine einzige Waffe. Fast hätte Avan gelacht, doch er behielt seine Gedanken für sich. Er wusste nicht wer diese Männer waren, er wollte ihnen so wenig wie Möglich über sich erzählen.
Sahid nickte ihm einmal zu bevor er sich zu seinem Begleiter wandte. „Das ist Lian." Der Mann hob seinen Blick von Fenja und wandte sich zu zu Avan. „Hattet Fenja und du Kontakt?" Avan zog die Augenbraue hoch und musterte Lian. Fenja hatte ihn erwähnt, doch er hätte nicht gedacht, dass er so aussehen würde.
„Sie hat mir von dir erzählt", erwiderte er abweisend. Sahid musterte ihn unverhohlen und Avan spürte seinen Blick auf seinem Gesicht, doch er ließ sich nichts anmerken.
„Was hat sie erzählt?", fragte Lian neugierig, doch Sahid hielt ihn zurück. „Lian, lass gut sein. Du kannst sie fragen, wenn sie wieder aufwacht." Lian spannte seine Kiefermuskeln an, doch er protestierte nicht.
Sahid wandte sich wieder zu Avan. „Nun denn, wir haben unsere Namen genannt. Wer bist du und wie kommst du in den Kerker des Kaisers?" Avan überlegte, ob er es den Männern erzählen sollte, doch er sah keinen Sinn den Männern seine Lebensgeschichte zu erzählen, deshalb erwiderte er bloß: „ Avan, Assassine. Wurde gefangen genommen." Zu seiner Überraschung nickte Sahid bloß und hakte nicht weiter nach.
Eine Zeit lang herrschte Stille und sie alle hingen ihren eigenen Gedanken nach. Die großen Räder der Kutsche donnerten auf dem asphaltierten Weg und die Pferde preschten im vollen Galopp die Straße entlang. Avan blickte durch die Scheibe und sah Häuser und Straßen an ihnen vorbei ziehen. Er runzelte die Stirn, aber schwieg weiterhin. Die Fachwerkhäuser wurden verschwommener und Avan sah vertraute Häuser an ihm vorbei ziehen. Er ballte seine Hand zur Faust, doch innerlich wusste er, dass er nicht mehr zurückkehren würde. Er war nun überall bekannt und er bezweifelte, dass irgendjemand ihm noch Aufträge geben würde. Doch dies war nicht sein größtes Problem. Er hatte genug Geld. Genug Geld, um davon sein ganzes Leben lang zu leben ,doch, dass war nicht was er wollte. Doch selbst, wenn er zurückkehren würde. Er wollte nicht wieder in irgendwelchen abgelegenen Orten übernachten und darüber spekulieren, ob sie ihn erkennen würden. Er wusste, dass er nicht im Feuerreich bleibe konnte.
„Wo hin fährt die Kutsche?", fragte er.
Sahid blickte auf. „Ins Luftreich."
„Warum ins Luftreich?"
„Das Land hat die größte Fläche. Es gibt endlose Tundren aber auch schneebedeckte Wälder. Es ist der perfekte Ort, um unterzutauchen."
Avan überlegte. Er war noch nie im Luftreich gewesen. Er könnte jetzt noch aussteigen. Noch könnte er dem bevorstehenden den Rücken zuwenden. Doch er konnte auch nicht hierbleiben und so tun, als ob nichts vorgefallen wäre.
Er seufzte und nickte. „Auch wenn ich mitkomme, das bedeutet nicht, dass ich mich eurer Organisation anschließen werde."
Sahid lächelte und nickte zufrieden. „Die Kutsche bringt uns aus dem Feuerreich. Ab da müssen wir auf unser Glück hoffen und Ausschau nach einer Mitfahrtgelegenheit halten." Avan runzelte die Stirn: „Warum nehmen wir keine Pferde?"
Sahid blickte zu ihm auf. „Es würde zu sehr auffallen, wenn drei Männer mit einem Mädchen dort aufkreuzen würden.. Das Luftreich liegt neben dem Wasserreich, wir können eine Abkürzung nehmen und mitten durch die Tundra reiten, allerdings ist dort nichts und, wenn man uns dort erwischt...."
Avan überlegte. „Aber wir können es uns nicht leisten per Anhalter durch die Städte zu kriechen. Kutschen fahren nur in der Stadt und es wird auffälliger sein, als wenn wir uns Pferde besorgen und querfeldein reiten." Sahid seufzte und stütze seinen Kopf auf seine Hand. „Was sagst du dazu Lian?"
Lian, der sich bis jetzt aus dem Gespräch herausgehalten hatte, blickte auf. „Avan hat Recht. Wir können es uns nicht leisten ewig ins Luftreich zu brauchen. Die anderen warten dort auf uns." Sahids Gesicht wurde finster.
„Warum fragt ihr nicht eure Leute aus dem Luftreich?", fragte Avan. Sahid hob seinen Kopf. „Das kann ich nicht von ihnen verlangen. Ein Großteil meiner Leute ist schon bei der Befreiungsaktion drauf gegangen. Wenn, ich jetzt Hilfe anfordern würde...." Er schüttelte den Kopf: „ Ich bin zwar der Leiter, dieser Organisation aber wir haben unsere Stützpunkte in allen Nationen und ich müsste die Entscheidungen eigentlich erst mit allen absprechen.Das würde viel zu lange dauern." Avan seufzte. „Dann also die Pferde?"
Die drei Männer sahen sich an bevor sie nickten.
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