《59》
Als Avan die Augen aufschlug war es still. Verwundert spähte er vor seine Zellentür, nur um festzustellen, dass die Wachen davor verschwunden waren. Verwundert sah er sich um, bis er bemerkte, dass irgendetwas anders war, als die letzten Tage.
Fenja hatte sich zwar noch immer nicht gerührt und langsam beschlich ihn die Erkenntnis, dass Fenja vielleicht nicht mehr am Leben war. Nein. Schnell schüttelte er den Kopf. Was dachte er den da? Er wandte sich von seiner benachbarten Zelle ab und spähte in das Dämmerlicht. Hatten die Wachen ihre Stellung abgezogen oder war es Schichtwechsel? Aber wieso brauchten sie dann so lange ? Avan legte den Kopf schief und grübelte. Doch schon bald wurde ihm leider bewusst, dass er es eh nie erfahren würde. Wütend rammte er seine Faust gegen die Wand. Die Ketten klirrten und seine Knöchel schmerzten, doch die Schmerzen lenkten ihn von seinen eigentlichen Problemen und Sorgen ab. Die Ketten klirrten und durch die schnelle Bewegung spannte sich die Haut zwischen den Ketten, doch Avan achtete nicht darauf. Grimmig starrte er auf das Blut, dass an seinem Knöcheln entlang lief. Er ballte die Hand zur Faust und öffnete sie wieder, ehe er sich beruhigte.
Er streckte sein angewinkeltes Knie aus, als er es hörte. Es war nur ein leises Geräusch, doch Avan war an die Stille gewöhnt, sodass er sofort das Geräusch wahrnahm. Kamen die Soldaten zurück? War es Lina oder der Kaiser?
Er schüttelte den Kopf, als er es wieder hörte. Es klang, wie, wie ein Klirren. Aber nicht, wie die eines Schlüssels. Eher wie... Wie eine Waffe.
Sofort war er hellwach. Sein Herz pochte schneller und er versuchte so leise, wie Möglich zu sein, damit er nichts von den Geräusche verpasste. Mit gespitzten Ohren verharrte er an Ort und Stelle und lauschte den Geräuschen. Jetzt, wo er sich darauf konzentrierte konnte er es tatsächlich hören. Es wäre, als prallten mehrere Waffe aufeinander. Avan wusste besser als jeder andere, wie es sich anhörte. Gerne wäre er dem Geräusch näher auf die Spur gegangen, doch er konnte nichts anderes machen als da zu sitzen und zu lauschen.
Also konzentrierte er sich und verharrte.
Nach einer Weile schien es ihm so, als, ob die Geräusche näher kamen. Dann plötzlich verstummten sie. Avan runzelte die Stirn und strengte sich mehr an. Was war nun los? Er wünschte sich, er könnte näher an die Geräusche heran, doch zugleich wusste er, dass es unmöglich war. Dann plötzlich Schritte.
Mehrere Schritte ertönten auf dem Gang. Erstaunt stellte Avan fest, dass sie rannten. Moment sie rannten. Warum sollten Soldaten hier unten rennen?
Er wollte ich grade nach vorne lehnen, als er sie erkannte. Es waren nur schemenhafte Gestalten doch Avan bemerkte sofort, dass es sich nicht um Soldaten handelte.
„Wen sucht ihr?", rief er in die Gänge hinein und die Schritte stoppten. Füße wurden über den Boden geschoben und plötzlich tauchte einer der Gestalten an seiner Zellentür auf. Durch das Dämmerlicht konnte er nur erkennen, dass es sich um einen muskulösen Mann handelte.
„Eine junge Frau. Fast noch ein Mädchen. Sie ist...", flüsterte die Gestalt und anhand seiner Stimme erkannte Avan, dass es sich um einen jungen Mann handelte. Er deutete bloß mit seinem Kopf in die benachbarte Zelle. Er konnte sich es zwar nur vorstellen, doch vielleicht waren dies ja diese Leute von denen Fenja erzählt hatte. Auch, wenn er sich fragte, wie sie vom Erd ins Feuerreich gekommen sein sollten. Der Mann wandte sich ab und sein Gesicht huschte zu Fenja. Einen Moment, vielleicht länger als normal, verweilte sein Blick auf ihr, dann stieß er einen unmissverständlichen Laut aus und eine andere Gestalt kam herbei geeilt.
Der Man deutete auf sie dann auf ihn. Der andere folgte seinen Blick dann nickte er und drückte ihm etwas in die Hand, das aussah wie ein Schlüssel. Sofort machte der Mann sich am Schloss zu schaffen.
Mit schiefgelegen Kopf beobachtete Avan den Mann dabei wie er sich Fenja näherte und sich vor ihr ins Stroh hockte. Fast schon behutsam strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und betrachtete sie. Schließlich legte er ihr eine Hand an den Rücken und die Knie und hob sie hoch. Mit schnellen Schritten war er bei der Tür und verließ die Zelle. In seinen Händen sah Fenja so verletzlich aus.
Gerade, als er an ihm vorbei ging ergriff Avan schnell das Wort bevor es zu spät wurde.
„Ey, nehmt mich mit." Avan wusste, dass es verzweifelt klang, doch welche andere Wahl hatte er schon ?
Der Mann drehte sich zu ihm um und musterte ihn. „Was bist du? Ein Bauer, ein Soldat?" Avan zog wütend eine Augenbraue hoch. Sah er wirklich so armselig aus?
„Assassine", entgegnete er und musterte den anderen Mann. Dieser starrte ihn an und wechselte einen Blick mit dem anderen Mann. Avan hasste es, dass sie sein Gesicht sehen konnten aber er nicht ihre.
Doch zu Avans Überraschung rief der Mann etwas und eine andere Gestalt kam heran geeilt. Er deutete auf Avan, dann schritt er mit Fenja auf den Armen davon.
Avan wollte ihn etwas hinterher rufen, doch die andere Gestalt war schon verschwunden.
Also konzentrierte er sich auf die andere Gestalt und beobachtete ihn dabei wie er einen Schlüsselbund aus seiner Verkleidung zog. Die Schlüssel klirrten, als er die verrostete Tür aufzog. Mit einem Satz war er bei Avan angekommen und machte sich an seinen Ketten zu schaffen.
„Verratet mir euren Namen", bat die Gestalt, doch Avan winkte ab. „Ein Name würde euch nichts sagen." Er konnte das Missfallen des Mannes spüren, doch dafür hatte er keine Zeit. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte der Mann ihn endlich von den ätzenden Ketten befreit und Avan ließ dankbar seine Arme kreisen.
Schnell beeilte er sich hinter seinem Befreier herzukommen. Zu zweit hasteten sie durch die dunklen Gänge, vorbei an den vielen Zellen, bis sie um die Ecke bogen und auf ein paar andere Männer trafen. Es war nur ein kleines Grüppchen aus sieben bis acht Leuten, doch alle hatten sich dunkle Umhänge umgeworfen und Avan konnte Schwerter aufblitzen sehen. Der Mann mit Fenja auf den Armen kam auf sie zu.
„Die anderen halten uns den Weg frei. Wir müssen uns beeilen, wenn wir es noch hier raus schaffen wollen."
Avans Befreier nickte ihm zu und auch Avan, der keine Ahnung hatte was das werden sollte, nickte bloß. Hauptsache er würde endlich hier rauskommen. Fenja war in Sicherheit und er könnte bald wieder in seinem Stadtviertel zurück.
Er betrachtete Fenja, die auf den Armen des Mannes lag.
„Los!", brüllte der Mann und die anderen Männer stimmten in das Gebrüll mit ein. Avan hatte keine Ahnung was das Ziel der Mission war, doch, als die Männer losrannten und sich den Soldaten entgegen schmissen, vergaß er alle seine Zweifel. Auch wenn er keine Waffe hatte, war Avan durchaus im Stande sich zu verteidigen. Zusammen mit den anderen Männern stürze er sich auf die Soldaten. Er wich dem Schwerthieb eines Mannes aus und rammte ihn die Faust ins Gesicht. Der Schmerz, den er empfand überrannte seine Faust, doch Avan versuchte es zu vergessen.
Er wusste, dass dies sein Element war. Niemand konnte ihn mehr aufhalten. Zumindest fühlte es sich so an. Das Adrealin schoss durch ihn und ließ ihn all den Schmerz und die Erschpfung vergessen. Er warf den nächsten Soldaten auf den Boden und wirbelte herum, um den anderen Männern zu folgen. Avan nahm die Abkürzung über das Treppengeländer und spürte einen Luftzug neben sich. Sofort wich er zur Seite aus und rollte sich an dem Boden ab, was seine Schulter mit einem stehenden Schmerz quittierte. Über ihn hinweg sauste ein Pfeil. Doch Avan konnte sich keine Zeit lassen, um sich darüber zu freuen, dass der Pfeil ihn verschont hatte, denn im nächsten Augenblick stürzten weitere Soldaten zu ihnen. Doch nicht nur dass, sondern auch weitere Männer, allesamt in Umhänge gehüllt kamen herbeigeeilt und hielten ihnen den Weg frei. Gerne hätte Avan sich ihnen dazu gesellt, doch er wusste, dass sie nicht zum kämpfen hier waren. Schnell folgte er den Männern und duckte sich vor Pfeilen, die um sie herum sausten. Je mehr sie liefen, desto mehr spürte Avan die starke Sehnsucht nach Freiheit. Sie durchquerten die großen Hallen und Flure und der ordentlich, angelegte Garten zog an ihnen vorbei. Avan huschten Erinnerungsfetzen an seinen Augen vorbei. Hier war er mit Lina langgelaufen.... Was wohl aus ihren Eltern geworden war? Was war mit den anderen Assassinen passiert? Hatte sich Erik und die anderen retten können? Schnell verdrängte er die lästigen Gedanken.
Er wich einen Schwerthieb aus, der von irgendeiner Seite gekommen war und rammte seinen Gegner die Faust in dessen Eingeweiden. Von den anderen Männern erntete er anerkennende Blicke, doch es blieb keine Zeit um sich darum zu freuen.
Sie rannten weiter und Avan, der langsam die Geduld verlor, deutete nach vorne ,als das große Eingangstor vor ihnen auftauchte. Der Mann mit Fenja auf den Armen schrie etwas, was unter dem Geschreie von weiteren Soldaten unterging. Avan war sich nicht sicher, wann er zuletzt, oder ob er überhaupt jemals solch eine Menge an Soldaten gesehen hatte.
Mehrere dutzend feindliche Männer kamen auf sie zugerannt, doch zwei der Männer lösten sich aus ihrer Gruppe und stellten sich den Angreifern entgegen. Auch Avan wollte sich dazu gesellen, doch sein Befreier packte ihm beim Arm.
„Komm erstmals mit uns!", schrie er und beschleunigte, um seinen Kollegen einzuholen. Avan war es ein Rätsel, wie zwei Männer mehrere Dutzend Soldaten aufhalten sollten, doch er nickte bloß und folgte den beiden Männern. Zu seiner Überraschung rannten sie einfach mitten in das Kampfgeschehen hinein. Avan schrie eine Warnung, doch keiner der beiden Männer sah die Lanze kommen, also stürzte er sich davor. Der Speer schrammte seinen Arm, doch glücklicherweise war die Wunde nur oberflächlich.
Während er die Soldaten hinter ihnen aufhielt und dabei versuchte den Anschluss nicht zu verlieren, waren die zwei anderen Männer schon weiter voraus gerannt. Avan beeilte sich zu den anderen aufzuholen. Die meisten Soldaten hatten ihre Aufmerksamkeit den zwei Kämpfern zugewandt und nur wenige stellten sich ihnen in die Quere. Die drei Männer rannten in einem zackenartigen Lauf, um die Soldaten herum und langsam aber sicher kam tauchte das Eingangstor vor ihnen auf. Sein Befreier schrie etwas und sie sprinteten drauf los. Avan dem langsam die Puste ausging hechtete hinterher. Auch seinen zwei Begleitern schien es ähnlich zu gehen. Sie ließen die Soldaten hinter sich und unter dem großen Eingangstor hinaus. Das helle Licht empfing sie und Avan hätte am liebsten aufgeschrien. Freiheit. Er war in Freiheit. Wie oft hatte er sich diesen Moment vorgestellt? Wie oft hatte er sich diesen Augenblick vor die Augen gerufen?
Mit schnellen Schritten überquerten sie den Innenhof und Avan wusste, dass es nicht mehr weit wäre. Nur noch um die Mauer und er könnte sich auf das nächste Dach flüchten. Sie hatten schon fast das Außentor erreicht, an dem Lina und er seine Ausweise vorgezeigt hatten, als er es hörte. Im Rennen drehte er sich nach hinten um und sah Lina auf der Terrasse über dem Tor stehen. In seinen Augen flackerte etwas auf. Lina hielt eine Schusswaffe in der Hand, doch als Avan ihrem Blick begegnete, zögerte sie.
Anhand ihren Augen konnte Avan keine Reaktion ablesen, doch er wusste, dass sie es nicht übers Herz bringen würde, ihn zu erschießen. Er wusste ganz genau, dass er ihr immer noch etwas bedeutete, wenn auch anders, als die letzten Wochen vor seinem Kerkeraufenthalt. Ihre Blicke trafen sich einen Augenblick lang und Lina ließ ihre Waffe fallen. Ihre Hände zitterten. Avan verweilt einen Moment lang auf ihrem hübschen Gesicht dann drehte er sich um und spurtete schweren Herzens aus dem Palast. Er wusste, dass es wahrscheinlich das letzte Mal gewesen war, dass sie sich so sahen.
Schnell schüttelte er seinen Kopf und folgte den Männern. Jetzt erst fiel es ihm auf.
Er war draußen. Er war in Freiheit.
Ein Lächeln stahl sich auf seine Züge und er suchte mit seinen Augen schon nach dem besten Hausdach, als er am Arm gepackt wurde. Avan wirbelte herum, war bereit zuzuschlagen, doch es war nur der andere Mann.
„Komm mit uns", bat er ihn und sah ihn ernst an. Avan wollte schon ablehnen, als er hinter sich Schritte hörte. Sie wirbelten herum und sahen weitere Soldaten, die aus dem Kaisergelände rannten. In ihren Händen lagen Schusswaffen und sein Befreier fluchte. Hektisch sahen sie sich nach einem Versteck um, bis Avan eine Kutsche ins Auge fiel. Er deutete darauf und sie sprinteten darauf zu.
Die beiden Männer rissen die Tür auf und stolperte hinein. Avan, hechtete ohne zu Überlegen nach und huschte ins Innere. Sofort fiel die Tür hinter ihnen zu und die Kutsche raste los.
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