《40》
Als ich endlich wieder, leider in Sahids Haus, ankam war ich heilfroh, dass Sahid sich in der Küche verabschiedet hatte. Auch, wenn die Tür hinter ihm zugefallen war und er schon längst nicht mehr im Raum war, meinte ich zu spüren, wie sein Blick sich in meinen Rücken bohrte. Magrett, die mir den Rücken zugewandt hatte drehte sich blitzschnell zu mir um und packte mich am Handgelenk. „Wo sind meine Zutaten, die du mir holen solltest?" Normalerweise hätte ich mich auf die Diskussion eingelassen, doch Sahids Blick brannte noch immer in meinem Gedächtnis und mir war nicht ganz wohl bei der Sache. Sollte ich mich wirklich der Truppe anschließen?
Sahid hatte mir zwar die Ränge erklärt, doch ich hatte noch immer keine Ahnung wie es in dieser ach so tollen Organisation zuging. „Wie hat Sahid es wohl zum cricnem geschafft?", überlegte ich laut und war erstaunt darüber, dass mir das Wort des Anführers eingefallen war.
Magrett hatte mit solch einer Antwort wohl nicht gerechnet und keuchte laut auf. „Woher weißt du davon?" Erst jetzt schien ihr klarzuwerden, dass irgendwas auf der Straße passiert sein musste und sie starrte mir in mein erbleichtes Gesicht.
„Was ist passiert?" Ich winkte ab und wollte in mein Zimmer taumeln, doch sie hielt mich zurück. „Hiergeblieben, erzähl mir woher du davon weißt", fragte sie mit einem erstaunlich scharfe Tonfall.
Überrascht glitt mein Blick zu ihr. „Du weißt auch davon? Gehörst du seiner Sekte etwa auch an?" „Ja aber ich bin nur eine crelemhe, eine Spionin, da ich mich nicht an vorderster Front in den Kampf stürzen will", winkte sie ab und zog mich gegenüber von ihr auf einen Stuhl.
Ich seufzte und merkte, dass es nichts bringen würde, ihr die Wahrheit zu verschweigen, also fing ich an ihr die gesamte Geschichte zu erzählen.
Als ich endete, seufzte Magrett auf und stütze mit ihrer Handfläche ihren Kopf ab.
„Es bringt nichts mehr es dir zu verschweigen. Die königlichen Lakaien müssen bemerkt haben, dass du keine normale Bürgerin bist. Ob du jetzt zu uns gehörst oder einfach nicht von hier stammst sie haben auf jeden Fall ein Auge auf dich geworfen, sonst hätten sie keinen Söldner auf dich angesetzt." Ich stöhnte auf. „Was soll ich jetzt tun?" Magrett zuckte mit den Schultern. „Schließe dich doch uns wirklich an. Du könntest wieder auf den neuesten Stand kommen und könntest dich gegen die Assassinen das nächste Mal verteidigen."
Ich zog nur eine Grimasse und erhob mich vom Tisch. „Ich werde darüber nachdenken."
Als es Abend wurde und ich mich grade schlafen legen wollte, bemerkte ich einen Schatten, nahe meines Fensters und ich war sofort auf den Beinen. Auf nackten Füßen schlich ich mich zu der Fensteröffnung und stellte mich neben das Fenster. Regungslos verharrte ich dort und suchte fieberhaft nach einen brauchbaren Gegenstand, den ich zu meiner Verteidigung benutzen hätten können. Ich fand nichts besseres als mein Handspiegel aber immerhin gab er mir halt und ich fühlte mich damit wohler, als völlig unbewaffnet.
Regungslos verharrte ich neben meinem Fenster und wartete lautlos. Meine Hände zitterten leicht und mein Atem ging flach, doch ich bewegte mich nicht von der Stelle. Wer auch immer da vor meinen Fenster in der Dunkelheit lauerte konnte sich auf etwas gefasst machen.
Der Schatten huschte ein Stück zur Seite und mein Herz pochte so laut, dass ich hoffte mein gegenüber würde es nicht hören.
Ich lauschte noch einen Moment bevor ich mir einen Ruck gab und dem Spiegelbild entschlossen zunickte.
Von der Gestalt kam kein Geräusch mehr und ich war mir nicht mehr sicher, ob sie noch an der selben Stelle verharrte. Egal. Das war meine Chance. Mit einem Ruck wirbelte ich aus meinem sicheren Versteck hervor und stieß einen Kriegsschrei aus. Ich hob meine Hand, war bereit den Spiegel auf die andere Gestalt niedersausen zu lassen, doch plötzlich packte mich eine große Pranke und drehte meinen Arm um. Ich stieß einen Schmerzenslaut von mir und versuchte mich zu befreien, doch die andere Gestalt war zu stark für mich. Wütend knurrte ich und versuchte meinen Gegner in der Dunkelheit zu erkennen, doch er hatte sich, wie so viele hier, einen dunklen Umhang umgeworfen und ich konnte nichts weiter, als eine Silhouette in der Dunkelheit ausmachen.
„Lass mich los, du Mistkerl", schrie ich und unternahm einen halbherzigen Versuch ihn mit meiner anderen Hand einen Schlag zu verpassen, doch mühelos wehrte er sie ab.
„Sei leise, oder du bist tot", zischte die Gestalt und ich verstummte. Regungslos verharrte ich und zu meiner Überraschung ließ die Gestalt von mir ab und lehnte sich einen Schritt entfernt von mir an den Schornstein. Es dauerte ein Weilchen bis sich meine Augen an die dunkle Umgebung gewöhnt hatten und, als ich meinen Blick zu dem Mann wandte erschrak ich. Es war derselbe, der mich auf der Straße angegriffen hatte. Ich kniff die Augen leicht zusammen und machte sicherheitshalber einen Schritt zurück.
„Bist du jetzt gekommen, um mich zu töten?", fragte ich und hob den Kopf, doch meine leicht, zittrige Stimme verriet mich. Der Mann richtete seinen Blick zu mir und ich meinte seine blauen Augen unter der Kapuze glühen zu sehen.
„Ursprünglich hatte ich das vor, doch ich habe mich entschlossen dich zu warnen", entgegnete der Mann. Bei dem Klang seiner bedrohlichen Stimme schauderte ich , doch ich hielt mich aufrecht.
„Was meinst du damit? Mich warnen. Wovor?" Der Mann verschränkte die Arme vor der Brust und ich konnte einen Gegenstand an seinem Arm aufblitzen sehen. Zweifelslos eine Waffe. Ich biss die Zähne aufeinander und versuchte die kalte Luft, die missliche Lage um mich herum auszublenden. Ein kalter Windstoß durch zauste meine Haare und ich bekam Gänsehaut.
Ich dachte schon der Mann würde gar nicht mehr antworten, als er sich aus dem Schatten des Schornsteins erhob. Auch, wenn wir uns auf dem Dach befanden und ich hoffte, nicht bei dem nächsten Windstoß den Halt zu verlieren, schien das den Mann nicht zu stören. Mit sicheren Schritten balancierte er über die Dachkante, bis er fast vor mir stand. Er war so groß. Er überragte mich mindestens zwei Köpfe und ich wollte lieber gar nicht wissen, wie er unter seinem Mantel aussah. Ich schluckte einmal, wandte mich aber nicht von seinem Blick ab. Seine Augen glühten in der Dunkelheit und verliehen ihm einen kriegerischen Ausdruck. „Und was ist jetzt?", blaffte ich ihn zu ihm hoch.
Er wandte seinen Blick zu mir hinunter und ich schauderte: „ Hör zu, ich habe nicht sehr viel Zeit. Du denkst bestimmt ich bin ein Assassine, doch ich unterstehe der königlichen Majestät. Mein Ziel ist es, das fremde Mädchen, das aus dem Wasserreich stammt zu beseitigen. Ich bin gekommen, um dich zu warnen. Der König hat ein Auge auf dich geworfen. Wenn, ich dich nicht bald an ihn ausliefere wird er mehr, als nur einen Krieger auf die Jagd nach dir machen."
Als er endete, sah ich ihn schockiert an.
„Mich? Wieso ich?"
„Ich rate dir, Mädchen, blieb die nächste Zeit in deinem Haus und verlasse es nicht ohne Verkleidung. Ich werde ihm eine Leiche bringen und er wird zufrieden sein. Er wird sich anderen Dingen zu wenden, doch du musst auf dich und deine Freunde Acht geben. Ich habe von dieser Organisation einiges mitbekommen. Ich rate dir, schließe dich ihnen ruhig an, doch du musst aufpassen wer der wahre Feind wirklich ist. Nicht alles was sie dir erzählen wird auch wahr sein."
Ich runzelte die Stirn. „Woher weißt du davon?"
„Die königliche Majestät hat ihre Augen überall. Du musst dich gefasst machen, Mädchen, dass sie eines Tages kommen werden und dir alles nehmen, was dir lieb und teuer ist. Also vertraue niemanden und passe auf dich selbst auf. Und am allerwichtigsten lerne dich zu verteidigen, ansonsten bist du zu leichte Beute."
Verwirrt blickte ich ihn an. „Was meintest du gerade mit der Organisation? Soll ich mich jetzt ihnen anschließen oder nicht und was heißt , wer der wahre Feind hier wirklich ist?"
In diesem Moment fluchte der Mann auf und verharrte regungslos. „Sie haben mich bereits entdeckt, es ist zu spät für all diese Fragen. Hör auf meinen Rat und bleib im Haus. Versuche unterzutauchen, bis der König dich aus den Augen hat. Denk an meine Worte."
Er sah mir prüfend in die Augen, bevor er sich einfach rücklings von der Dachkante fallen ließ. Ich stieß einen unterdrückten Schrei aus und versuchte übers Dach nach unten zu lugen, doch es war bereits keine Spur mehr von ihm zu sehen.
Ich sammelte alle meine Kräfte und kroch vorsichtig zurück zu meinem Fenster. Was meinte er damit? Was sollten die ganzen Warnungen? Lauter Fragen schwirrten mir im Kopf herum, als ich das Fenster schloss und mich in mein Bett zurücksinken ließ.
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