《4》
Es war mitten in der Nacht und die übliche Ruhe hatte sich wie ein Schleier über das Lazarett gelegt. Ich blickte zu meinem neuen Nachbarn. Er hatte von irgendwoher eine Decke bekommen und hatte sich daran eingekuschelt. Wie unfair. Ich wollte auch eine Decke. Obwohl es eh kein Unterschied machen würde, ich würde eh nichts fühlen.
Tja, die Gelähmtheit hatte wohl doch auch was Gutes an sich. Gelangweilt hob ich meinen rechten Arm und kratzte mich an meinem Kopf. Vielleicht sollte ich den Mann neben mir doch ansprechen? Er war vielleicht unhöflich aber immerhin hatte ich dann jemanden der mich über die neueste Lage in Kenntnis setzten konnte.
Ich blinzelte einmal. Ich hob meine Hand und kratzte mich erneut. Dann erst fiel es mir auf. Wieso konnte ich meinen Arm bewegen?
Und auch meinen Kopf konnte ich schon seit längerer Zeit leicht anheben. Das hatte vor ein paar Wochen noch nicht funktioniert. Vorsichtig blickte ich zu meinem rechten Arm und starrte ihn an. Dann in Zeitlupe hob ich ihn an und ließ ihn über meinem Kopf schweben. Ich blinzelte. Tatsächlich. Seit wann funktionierte das denn?
Vielleicht war es eine Zwischenzeitliche Heilung und ich würde mich schon bald wieder bewegen können ? Ich hatte gar nicht gemerkt, wie sich ein Lächeln auf mein Gesicht gestohlen hatte. Hoffnungsvoll grinste ich vor mich hin.
Ich hatte im Krieg, an vorderster Front, gekämpft, war in der Schlacht gefallen und lag nun hier und freute mich. Ich lag unter hundert anderen Verletzten und freute mich.
Ich konnte mein Lachen nicht mehr verbergen und schüttelte ungläubig den Kopf. Ich hatte noch nie von jemanden gehört, der gelähmt war und sich später wieder bewegen hatte können.
Zufrieden lag ich da und starrte die grüne Decke über meinen Kopf an, die auf einmal nicht mehr dreckig hinunter hing sondern grün leuchtete. Komisch, wieso war mir das früher nie aufgefallen ?
Nach einer Weile drehte ich meinen Kopf zur Seite und starrte direkt in das Gesicht des Mannes neben mir. Sofort verschwand mein Lächeln und ich stöhnte auf.
„Das hätte ich mir ja auch denken können", murmelte ich und wandte mich ab. Ich spürte seinen Blick an meinem Hinterkopf und drehte meinen Kopf wieder zu ihm um.
„Was ist los?", fragte ich genervt? Er hob betont langsam die Augenbrauen und hob abwehrend die Hände. „Darf man dich nicht kurz begutachten?".
Ich schnaubte verächtlich: „ Nein". „Er zog die rechte Augenbraue hoch. „Als ob du noch nie einen Blick auf mich riskiert hast". Herausfordernd sah er mich an. Ich verdrehte die Augen und ließ mich wieder auf meinen Kopf sinken.
Es herrschte eine unangenehme Pause und ich hoffte er würde mich nicht nochmal ansprechen. Ich schloss die Augen und tat so als würde ich schlafen. Ich hatte nicht die geringste Lust mich jetzt mit ihm zu Streiten.
„Wie lange liegst du eigentlich schon hier?", fragte er plötzlich mitten in die Stille hinein. Seine Stimme war erstaunlich sanft geworden und ich wäre fast zusammengezuckt, wäre es möglich gewesen. Ich öffnete die Augen und drehte meinen Kopf erneut zu ihm. Es war komisch ihn richtig anzusehen. Seine grünen Augen starrten genau mich an und sein intensiver Blick ließ mich schaudern.
„Seit dem ich hierher gekommen bin liegst du da und bewegst dich nicht. Hast du eine schlimme Verletzung, dass du deinen Körper nicht mehr bewegen kannst?", fragte er vorsichtig mit einer so klaren Stimme, die mich schaudern ließ. „Du hast mich also doch beobachtet", stellte ich mit rauer Stimme fest.
„Wäre das so schlimm?". Mein Gesichtsausdruck musste wohl meine Antwort verraten haben denn zugleich legte sich ein nachdenklicher Ausdruck über sein Gesicht. Als ob ihn das sosehr getroffen hätte.
„Und selbst wenn es so wäre, was geht dich das an?", fragte ich scharf, um wieder auf das alte Thema zurückzukommen, denn irgendwie hatte er meine Neugier entdeckt.
Sein Blick huschte verwundert zu mir zurück, als hätte er nicht mit einer Antwort gerechnet. „Nun ja, vielleicht interessiert es mich ja was mit der Frau ist die, die ganze Zeit neben mir liegt und mich gekonnt ignoriert aber mich immer dann ansieht, wenn sie denkt ich würde es nicht bemerken", antwortete er gekonnt.
Mir schoss die Röte ins Gesicht. Das hatte er bemerkt? Ich hatte doch bloß ein paar Male zu ihm hinüber gelugt, um zu schauen was er so trieb. Als ob ich mir noch Sorgen um ihn machen würde. Er bemerkte wohl, dass er mich so aus der Bahn geworfen hatte und grinste siegessicher. Ich presste die Lippen aufeinander. Dieser verfluchte Mistkerl.
Er setzte sich in seiner Liege auf, wobei diese ein quietschendes Geräusch von sich gab. Ich schluckte. Jetzt, wo er saß fiel mir erst auf, wie groß er war. Und wie klein und schwach ich jetzt wirken musste. Während ich die Wochen hier gelegen hatte, hatte ich nichts gegessen und musste dementsprechend auch den Umständen passend so aussehen. Ich setzte schnell eine entschlossene Miene auf. Er sollte auf keinen Fall meine wahren Gefühle erkennen.
Er sah auf mich hinab aber seine Miene blieb verschlossen. Einerseits war ich dankbar. Ich wollte nicht wissen was er gerade über mich dachte. Wie schwach ich auf ihn wirken musste. Jetzt, wo er sich das erste Mal richtig aufgerichtet hatte, konnte ich seine Wunden begutachten. Anscheinend waren es nur oberflächliche Schnitte gewesen, denn die Verbände waren bis auf den Oberschenkel bereits entfernt worden und statt des zerfledderten Hemdes trug er ein neues.
Wann hatte er sich bitte umgezogen? Ich schluckte schwer. Ich musste jetzt schnell etwas sagen, damit er mich nicht noch länger anstarrte. Diese Augen, auf mir, machten mich ganz unruhig.
Gerade, als ich mich zu einer schlagfertigen Antwort rüsten wollte, richtete er sich auf und drehte mir seinen Rücken zu.
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