《33》


„Wenn wir in den Palast eindringen wollen, brauchen wir einen Plan", schlussfolgerte Lina, die auf ihrem Stuhl, an dem runden Esstisch, saß.

Avan hatte gegenüber von ihr Platz genommen und der andere Assassine lehnte im Türrahmen. Die Hände hatte er lässig verschränkt, doch seine Kapuze hatte er ebenso wenig abgenommen, wie Avan. Lina hatte das anfangs irritiert, doch sobald der andere Assassine fort war, hatte Avan ihr erklärt, dass Assassinen lieber im Verborgenen blieben.

Auch, wenn der Mann sich als Erik vorgestellt hatte, glaubte Avan ihn nicht ansatzweise, dass dies sein echter Name war. Aber verübeln konnte er es ihm nicht, schließlich glaubte Lina immer noch, dass sein Name Gerald sein sollte.

Avan holte eine Karte von dem Palast hervor. Vor ein paar Stunden war er über den Markt geschlendert und hatte die ein oder anderen Sachen mitgehen lassen. Mit seinen Händen breitete er die Karte auf dem Tisch aus und Lina legte ein Küchenmesser, als Beschwerer darauf. Vielleicht nicht unbedingt die beste Wahl bei zwei Assassinen im Raum, doch Avan versuchte die vermeintliche Waffe aus seinen Gedanken zu verdrängen. Er erhob sich von seinen Stuhl und Erik und Lina kamen neben ihm, um eine bessere Sicht auf den Plan zu haben. Avan deutete mit dem Finger auf die Zeichnung des Palastes.

„Der Palast besteht aus fünf Hauptteilen. Er ist ähnlich aufgeteilt, wie bei einer Kirche. Der größte Teil ist der Eingang. Dieser besteht aus einem großen Gang, der mit dem Thronsaal endet. Dahinter liegen die Privatgemächer des Kaisers und nur adelige aus der Familie oder Verwandte des Kaisers haben dort Zugang. Wenn, man zurück in den Thronsaal kehrt führen von dort aus zwei Gänge ab, einer nach links, einer nach rechts. Der Palast ist im Grunde wie ein Kreuz aufgebaut. Der rechte Gang ist für den Hof gedacht. Dort werden die Adeligen hingebracht, um sich zu vergnügen oder wichtige Besprechungen zu führen. Auf der anderen Seite sind die Ställe, der Tiere und die Räume für die Bediensteten".

Avan fuhr mit seinem Finger weiter nach außen und deutete auf den Kreis, der um den Palast gemalt war: „ Um den ganzen Palast befinden sich die Mauer. Sie ist ähnlich aufgebaut, wie ein Wehrgang und hat insgesamt vier Eingänge".

„Also hat jeder Flügel einen Eingang, bis auf die Privatgemächer des Königs", grübelte Lina.

Avan nickte. „Genau. Unser Ziel ist es deine Eltern zu befreien. Die Zellen sind hier nicht vermerkt aber...", weiter kam er nicht, den Erik hatte ihn unterbrochen.

Mit seinem Kopf wies er auf den linken Flügel der Zeichnung. „Die Zellen befinden sich im linken Flügel, im Keller".

Überrascht drehten sich Avan und Lina zu Erik um, doch Erik deutete auf die Mauer. „Ich kann noch drei weitere Assassinen auftreiben. Wenn wir zu fünft sind, kann jeder einen Flügel übernehmen".

„Ey was ist mit mir? Ich will auch mitmachen", protestierte Lina hinter ihnen.

„Du bist weder Assassine noch kannst du mit Waffen umgehen", sagte Avan.

Lina zog eine Grimasse. „Aber es ist doch viel schlauer, wenn ich mich als Adelige verkleide und mich in den rechten Flügel einschleichen kann. Dann kann ich dort die Wachen am Eingang ausschalten und ihr könnt in den Palast".

„Du würdest doch niemals, als Adelige durchkommen, Höchstens noch als Dienstbote", stritt Avan es ab und Lina zog schmollend die Unterlippe vor.

Erik schien plötzlich ein Licht aufzugehen. „Das Mädchen hat gar keine so schlechte Idee. Sie könnte sich als Dienstbotin einschleichen. Zusammen mit einem von uns, zum Beispiel, als Vater könnten wir uns in den Palast schmuggeln".

Avan legte zweifelnd seinen Kopf schief. „Ist das nicht ein bisschen zu gewagt?"

„Wenn zwei gut gebaute Männer in den Palast wollen, könnte es schwierig werden, außerdem wäre keiner bereit von uns, alle seine Waffen abzulegen. Wenn allerdings ein Mädchen mit einem von uns geht, könnten wir es schaffen und uns als Vater und Tochter ausgeben", überlegte Erik.

Avan sah zu Lina die hämisch grinste. „Siehst du Gerald, ich kann auch zu etwas nutze sein".

Avan hob anklagend die Augenbrauen: „ Seit wann bist du so wild darauf uns zu helfen?"

Lina sah ihn verteidigend an. „Es geht schließlich, um meine Eltern. Da will ich mich auch beteiligen!"

Avan hob abwehrend die Hände: „ Schon gut, ich hab nur gefragt". Die beiden wandten sich von einander ab und starrten auf die Karte des Palastes.

„Aber wo sollen den deine Eltern eigentlich hin, wenn wir sie aus dem Palast befreit haben?", fragte Avan plötzlich und zerstörte somit die kurze Stille.

Erik kratze sich am Kinn. „Du hast Recht. Sie können nicht in dieses Haus zurück, dort würde man sie ja als erstes suchen".

Lina legte nachdenklich den Kopf schief. „Wir können zu meinen Großeltern gehen. Dort könnten wir ein Weilchen leben und wenn die Suche nach ihnen abklingt können wir aus der Stadt hinausfahren".

Überrascht hoben beide Assassinen den Kopf. „Du hast Großeltern?", fragte Avan. Lina sah ihn an: „ Ja, stell dir vor die hab ich".

Zum Glück, bevor eine weitere Diskussion ausbrechen konnte, stellte sich Erik zwischen die beiden. „ Wann brechen wir auf? Ich brauche mindestens noch zwei Tage, um die anderen aufzutreiben."

„Zwei Tage?", fragte Avan.

Erik nickte.

„So viel Zeit haben wir nicht".

Erik hob die Hände. „Tut mir leid, aber es ist nicht gerade einfach andere Assassinen auf die eigene Seite zu ziehen. Außerdem halten sie sich eher im Westen der Stadt auf".

Avan gab nach.Er wusste, dass Erik Recht hatte.

„Dann in zwei Tagen, nachts, hier im Haus. Von hier brechen wir auf".

Erik nickte und die drei sahen sich einen Augenblick lang an. „Ich zähle auf euch", sagte Avan mit einen Seitenblick auf Lina und Erik. Lina nickte entschlossen. „Wir schaffen das!".

Die drei Sachen sich einen Augenblick lang an dann nickte Erik ihnen zu.

„Bis in zwei Tagen".



Avan hätte nicht gedacht, dass zwei Tage sich so endlos ziehen würden. Die meiste Zeit verbrachten sie unruhig in Linas Elternhaus und Avan juckte es in den Fingern, dass er währen dieser Zeit nichts unternehmen konnte.

Lina stattdessen schien ruhiger geworden zu sein und kochte in aller Ruhe einen Tee nach dem anderen. Avan fragte sich wie Lina so ruhig bleiben konnte, während in der Zwischenzeit ihre Eltern irgendwo im Palast gefoltert wurden. Schnell schob er den Gedanken beiseite.

Unruhig sah er alle zwei Minuten auf die Uhr und trommelte mit seinen Fingern auf die Tischplatte. Draußen hatte der Himmel bereits einen blau, rosa Farbton angenommen. Er hoffte das diese Nacht alles glatt laufen würde. Würde Erik sein Versprechen halten und rechtzeitig mit den anderen hier auftauchen? Bei einem Assassinen war er sich nie so sicher...

Lina kam zu ihn und reichte ihm eine Tasse Tee. Avan sah dankbar zu ihr und nahm die Tasse entgegen.

„Bist du denn gar nicht aufgeregt?", fragte er sie.

Lina sah zu ihm hoch. „Doch, ähh, natürlich".

Avan runzelte bloß die Stirn: „ Sieht aber nicht so aus".

Lina seufzte. „Die Vorstellung meine Eltern bald wieder zu sehen macht mich irgendwie ruhiger und ich weiß, dass wir es schaffen werden".

Avan betrachtete sie einen Moment lang dann nickte er. „Bald müssten sie kommen".

Als es wenig später an der Tür klopfte wäre Avan fast gegen den Tisch gestoßen, so eilig war er aufgesprungen und zur Tür gehastet. Mit einem Ruck riss er die Tür auf. Vor ihm standen drei dunkle, in Kapuzen verhüllte Gestalten. Der Mann ganz links trug einen grünen Umhang, und hielt einen Bogen in seiner Hand. Ein Köcher mit Pfeilen hing ihm über die Schulter. Der Mann in der Mitte, hatte einen braunen Mantel um geschlungen unter dem eine Vielzahl an Messern und Dolchen steckte. Der andere hatte sich lässig eine Axt über die Schulter gelegt und sah Avan aus seinen funkelnden, grünen Augen an. Dahinter stand Erik mit grimmiger Miene.

Avan nickte allen vier zu und öffnete die Tür, als Zeichen das sie eintreten konnten.

Als Lina die drei anderen, bis auf die Zähne bewaffneten Assassinen sah, schlotterten ihr die Knie, doch sie hielt sich wacker und schenkte allen Tee ein. Keiner der Männer rührte die Flüssigkeit an, doch das schien ihr egal zu sein. Der Bogenschütze unter ihnen stellte sich als Merin vor, der mit der Axt, Avan fand ihm am bedrohlichsten, hieß anscheinend Tom und der letzte im Bunde nannte sich Kerios. Kurz besprachen sie alle Einzelheiten des Planes bevor sie bereit waren. Avan ließ seinen Blick an seinen Kameraden umherschweifen.

Nie hätte er einmal gedacht, dass es so weit kommen würde. Er, der Schatten machte eine gemeinsame Sache mit anderen Assassinen. Dazu griffen sie auch noch den Palast an. Er schloss kurz die Augen und sammelte sich. Als er sie wieder öffnete blickte in entschlossene Gesichter und nickte ihnen zu.

„Wir brechen jetzt auf!"

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