《25》
Kurze Zeit später saß Avan auf seinem neuen behelfsmäßigen Bett. Lina hatte ihm schon vor einer ganzen Weile sein Zimmer gezeigt. Es lag im zweiten Stock und befand sich genau zwischen den Zimmer von Lina und ihren Eltern.
Es würde schwer werden sich in der Nacht hinaus zu schleichen. Aber wollte er das überhaupt noch? Außerdem konnte er nicht ewig bei Lina bleiben. Eine Weile lang konnte er vielleicht hier leben, doch wie lange würde es dauern bis die Wachen vor der Haustür aufkreuzen würden? Er wollte Linas Familie da nicht mit reinziehen auch, wenn er befürchtete, dass er das schon getan hatte.
Sein Blick fiel auf seine alte Kleidung, die er vorhin zusammen mit seinen Waffen und seinem restlichen Zeug geholt hatte. Was sollte er jetzt damit machen, wo er sie erstmal nicht mehr tragen konnte?
Suchend ließ er seinen Blick umherwandern, bis er an dem großen, alten Holzschrank auf der linken Seite stoppte. Es könnte sein, dass einer der Familienmitglieder darauf stoßen würde, doch es wäre immer noch ein besseres Versteck, als es mitten im Raum liegen zu lassen. Schnell klaubte er seine wenigen Sachen zusammen und stopfte sie ganz nach unten in den Schrank. Er betrachtete seine Waffen. Langsam hob er sein langes, gebogenes Schwert auf. Es fühlte sich so vertraut an und der lederne Griff schmiegte sich an seine Hand. Er zog eine Grimasse, dann verstaute er auch seine restlichen Waffen in den Schrank, achtete aber genau darauf, sie nicht mit der spitzen Seite nach oben zu legen, damit man sich nicht daran die Hand schneiden könnte. Er seufzte. Die nächsten Tage müsste er wohl mit ein paar Messern und Dolchen auskommen. Er betastete vorsichtig seine Hose, um sicherzustellen, dass seine Waffen noch da waren. In der Hosentasche hatte er zusätzlich ein paar kleine Wurfmesser. Das würde wohl kaum reichen, um sich zu verteidigen, doch zur Not müsste er mit den Händen und Beinen kämpfen.
Wenig später brüllte Linas Mutter, die sich übrigens mit Brigitte vorgestellt hatte, durchs ganze Haus, das das Abendessen fertig sei. Avan wusste nicht, ob er runtergehen sollte, doch als Lina an seiner Zimmertür klopfte und ihn zum runterkommen aufforderte, hatte er gar keine andere Wahl mehr. Zusammen liefen sie die Treppe hinunter und trafen in die belebte Küche ein. Dort, an dem kleinen, runden Tisch saß bereits eine ältere Version des Mannes, den Avan von den Fotos schon kannte. Brigitte stellte gerade eine gebackene Gans auf den Tisch. Als Avan dieses Festmahl sah lief ihm das Wasser im Mund zusammen. Wann hatte er zuletzt eine warme Mahlzeit gegessen?
Lina setzte sich an den Tisch und deute auf den freien Platz neben sich. Dankbar nickte Avan und setzte sich neben sie. Jetzt wo er dem Mann gegenüber saß, fiel ihm erst die Ähnlichkeit zwischen Tochter und Vater auf. Lina hatte die selben warmen Gesichtszüge und an den Wangen zeichneten sich leicht ein paar Grübchen ab. Sie hatte zwar im Gegensatz zu ihrem Vater blaue Augen, doch das braune Haar war bei beiden gleich, mit der Ausnahme, dass Lina ihre Haare in einem Flechtezopf über die Schulter geflochten hatte.
„Berndt", stellte sich Linas Vater vor und reichte ihm über dem Tisch die Hand. Vorsichtig schüttelte Avan seine Hand und hoffte seine Tarnung würde nicht auffliegen. Schon seine Hand war ein eindeutiges Zeichen, mit den vielen Schwielen und Kratzern, doch vielleicht konnte man das auch auf das Training der angeblichen Leibgarde, in der er trainierte, zurückführen.
„ Gerald", beeilte er sich die Frage ihres Vaters zu beantworten. Berndt nickte ihm zu, er hatte einen erstaunlichen festen Handdruck. Schließlich setzte sich Brigitte an den Tisch.
„Weil wir heute Gerald bei uns aufgenommen haben, sollten wir das feiern", sagte sie.
Avan hätte nicht gedacht, sich in seinem Leben so satt zu fühlen. Nachdem sie gegessen hatten, schüttete Brigitte allen etwas Wein in ihre Gläser ein. Avan bemühte sich nicht all zu viel zu trinken, er musste aufpassen, dass er sich nicht betrank und alle seine Geheimnisse ausplauderte. Er hatte erst selten getrunken und die wenigen Male hatte er noch deutlich vor Augen. Doch seine Sorgen verschwanden genauso schnell wie alle Skepsis. Schon bald herrschte eine angenehme, fröhliche Stimmung und Avan hatte zum ersten mal das Gefühl er würde hier irgendwie dazu gehören. Es wurde viel gescherzt und gelacht und schließlich erhob Berndt das Wort zu Avan.
„Wie iss es den so, als Soldat?", fragte er und auch wenn es als scherzhafte Frage gemeint war wurde die Stimmung etwas ernster. Avan schwieg und längere Zeit. Was sollte er sagen? Irgendeine Lüge? Wäre das nicht zu offensichtlich? Zum Glück erhob Lina das Wort und rettet ihn aus seiner misslichen Lage.
„Vater, so was kannst du ihn doch nicht fragen. Er muss sich doch an die Schweigepflicht halten". „Ach Quatsch, das ist doch Schnee von gestern. Wozu soll die ganze Geheimtuerei den gut sein?", fragte Berndt und wedelte mit seiner Hand in der Luft herum.
„Wozu das gut sein soll? Das fragst du noch? Falls ein Spion oder Feind hier sitzen würde, würde Gerald die ganzen Geheimnisse und Pläne des Kaisers verraten" , sagte Lina sichtlich empört. Sie hatte anscheinend auch nicht viel getrunken, denn dafür wirkte sie viel zu ernst.
Berndt winkte ab. „Als ob hier ein Feind sitzen würde. Oder zweifelst du an deinen Eltern? ", sagte er anklagend an Lina gewandt.
Entschuldigend neigte sie den Kopf. „Es tut mir leid Vater". „Ach was", winkte ihr Vater ab. „Vergessen wir das einfach".
Avan saß schweigend daneben und ihm wurde wieder bewusst, dass er ja eigentlich der Feind war.
In diesem Moment wandte sich Berndt wieder zu Avan zu. „Morgen kommst du mit in den Wald, mein Junge. Wollen wir mal sehen wie viele Bäume du schaffst".
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top